Eine These ist, dass Feminismus in vielen Bereichen nicht gegen ein Patriarchat kämpft, sondern es eher um intrasexuelle Konkurrenz unter Frauen geht, bei der der Wunsch besteht, dass diese in bestimmten Bereichen vermindert wird, insbesondere im Bereich Schönheit.
Hier scheint es so als würde sich das Klima aufgrund der #MeToo Diskussion gerade wieder verschärfen. Alles, was die Darstellung schöner Frauen betrifft, steht in gewisser Weise auf dem Prüfstand. um so mehr, wenn es eine sexuelle Note hat oder unter „Frauen als Sexobjekt“ eingeordnet werden kann.
Aktuelle Beispiele sind:
a) Das Waterhouse Gemälde Hylas und die Nymphen:
Der Spiegel berichtet:
Eine Kunstgalerie in Manchester hat ein Gemälde aus dem 19. Jahrhundert wegen der Darstellung von Frauen darin aus ihrer Ausstellung entfernt – und damit viel Entrüstung ausgelöst. „Hylas and the Nymphs“ (1896) von dem englischen Maler John William Waterhouse zeigt eine Szene aus der antiken Mythologie, in der ein junger Mann von mehreren nackten Nymphen in einen Teich in den Tod gelockt wird.
Kuratorin Clare Gannaway von der Manchester Art Gallery will eigenen Aussagen zufolge damit eine Debatte auslösen, wie solche Bilder in der heutigen Zeit gezeigt werden sollten. Zensur-Vorwürfe wies sie in einer Pressemitteilung am Donnerstag zurück.
„Dieses Museum präsentiert den weiblichen Körper als entweder „passiv-dekorativ“ oder „femme fatale“. Lasst uns diese viktorianische Fantasie herausfordern!“, teilte sie mit. Das Abhängen sei Teil einer eigenständigen Kunst-Performance in der vergangenen Woche gewesen und teilweise von den derzeitigen Debatten über Debatten über Sexismus, wie unter dem Schlagwort #MeToo, inspiriert gewesen

Waterhouse Hylas und die Nymphen
Der Fall ist eigentlich besonders dreist, wenn man bedenkt, dass Hylas ein doppeltes Opfer und die Nymphen die Täter sind:
Die Wikipedia zu seiner Geschichte:
Hylas (griech. Ὕλας) ist eine Figur der griechischen Mythologie. Er war der jugendliche und sehr schöne Eromenos des Herakles, den er beständig begleitete. Hylas blieb als Waffenträger bei Herakles, als dieser sich den Argonauten anschloss. Gemeinsam suchten sie nach dem Goldenen Vlies.
Die Wege von Hylas und Herakles trennten sich in Kleinasien, an der Küste von Mysien: Beim Wasserholen zogen Nymphen Hylas in ihren Quellteich. Herakles suchte lange und erfolglos nach ihm. Weil die Argonauten nicht warten wollten, zogen sie ohne Herakles weiter. In einer anderen Version dieses Mythos verlässt Herakles die Argonauten, um nach Hylas zu suchen. In späteren Zeiten suchten die Mysier einmal jährlich nach Hylas.
Der Sage nach tötete Herakles seinen Vater und machte ihn zu seinem „Geliebten“, also eine päderastische Beziehung eines Erwachsenen Mannes mit einem minderjährigen Kind.
Dazu aus der Wikipedia:
Das Alter, in dem Knaben umworben wurden, erstreckte sich vom Beginn der Pubertät bis zum Erwachsenwerden, also etwa vom 12. bis zum 18. Lebensjahr. Zeigte der Eromenos die äußeren Anzeichen eines erwachsenen Mannes, endete der sexuell motivierte Teil der Beziehung zu einem Erastes. Zu diesen Anzeichen zählte noch nicht der erste Flaum; ein stacheliger Bartwuchs und deutliche Körperbehaarung an Beinen und Gesäß galten jedoch als Kennzeichen des Erwachsenseins.[1] Innerhalb der Beziehung galt es als unschicklich, wenn die sexuelle Begierde, die mehr oder minder ausgeprägt jeder Erastes zeigte, obgleich eine Beziehung nicht unbedingt von praktizierter Homosexualität geprägt gewesen sein muss, auch vom Eromenos an den Tag gelegt wurde. Dieser hatte vielmehr die Rolle des Duldenden, der bewundernd und mit Hochschätzung zu seinem Erastes aufblickte.[2] Um mögliche Schande von sich abzuwenden, sollte sich der Eromenos freiwillig auf den Akt einlassen, diesen aber rein passiv erleben: „Denn der Knabe teilt – anders als die Frau – mit dem Mann nicht die Wonnen des Liebesgenusses, sondern sieht nüchternen Sinnes einen von Liebe Berauschten.“[3]
Er kommt dann vom Wasserholen nicht wieder, weil er Wasser-Nymphen in die Hände fällt, die ihn in einen Teich zogen, also wohl ertränkten.
Wir wollen für ihn hoffen, dass das nur das war, was sich Herakles einredete und er in Wahrheit schlicht aus dessen Gefangenschaft (Sexsklaverei?) geflohen ist. Aber auch dann könnten ihn, der als besonders schön beschrieben wurde, natürlich die Nymphen erwischt haben. Er wird nunmehr hier unsichtbar gemacht, weil man meint, die Täterinnen seien hier das Objekt, dabei ist Hylas dies weitaus eher. Er ist ein Minderjähriger, an dem sich ein Erwachsener befriedigt hat und der als Diener gehalten wurde. Um dann von Frauen ertränkt zu werden.
Aber ungeachtet dieser Herleitung erscheint es auch schlicht recht prüde ein solches Bild abzuhängen. Es ist eine Darstellung junger, nackter und schöner Nymphen, aber auch das ist durchaus typisch für Gemälde dieser Art. Nymphen waren, gerade weil sie als sexuell frei galten, eine Form der damaligen zulässigen Pornografie.
Hinzu kommt, dass das Zensieren von Kunst eben immer einen besonderen Geschmack hat, gerade wenn sie einem zu anzüglich erscheint.
b) Walk on Dart Girls
Die „Walk on Girls“ beim Darts wurden abgeschaft:
Wenn ich es richtig verstehe, dann sind das junge und hübsche Damen, die die Spieler auf die Bühne begleiten:

Walk-on-Girls Dart
Sie wurden als nicht mehr zeitgemäß abgeschafft.
b) Grid Girls
Grid Girls sind Teil der Formel 1:
Unter einem Grid-Girl (auch Race-Queen, Pit-Babe oder Umbrella- bzw. Paddock-Girl) versteht man eine Hostess, die als fester Bestandteil des Streckenpersonals im Motorsport zu Promotionszwecken eingesetzt wird.[1] Ihre offizielle Aufgabe besteht darin, auf dem sogenannten Starting-Grid einen Schirm über den Fahrer zu halten, während an seinem Fahrzeug noch gearbeitet wird respektive unmittelbar vor dem Rennstart ein Schild mit seiner Startnummer zu präsentieren. Darüber hinaus kommen sie nach den Rennen auch bei Siegerehrungen zum Einsatz.
Ein weiterer typischer Einsatzbereich ist ihre Präsenz auf Automobil- oder Motorradausstellungen.
Die Tradition des Einsatzes von Hostessen im Boxenbereich geht auf die japanischen Teams der 1960er-Jahre zurück (z. B. Rosa Ogawa (jap. 小川 ローザ)).
Während der Einsatz von Hostessen im Boxenbereich in manchen europäischen Ländern als eher niedere Tätigkeit angesehen und sie mit pejorativen Begriffen wie „Boxenluder“ belegt werden, sind beispielsweise die japanischen race queens (レースクイーン, rēsu kuīn) hoch angesehene Helferinnen der Rennveranstalter.[2]
Das jemand im heißen Wetter einen Schirm über den Fahrer halten muss, dass macht Sinn. Dass man dafür bei einem Sport mit meist männlichen Fans gerne einen attraktive Frau nimmt, sicherlich auch.
Die Grid Girls protestieren:
Das es für die Fahrer auch interessant war, ist wenig überraschend:
Und natürlich wird betont, dass Grid Girls eigentlich eher anständig und wichtiger Teil des Teams sind.
Hier eine Diskussion zwischen Grid Girls und einer Frau, die dagegen ist:
Ich hatte allerdings auch das Argument gelesen, dass es den Sportveranstaltern weniger darum geht, dass sie feministischen Forderungen genügen, eher wollten sie sich neue Zuschauergruppen in konservativeren Ländern, insbesondere muslimischen oder anderen Gesellschaften, die gegen das Zeigen von zuviel Haut sind, erschließen. Ob das tatsächlich dahinter steckt wäre interessant.
Dass das alles nicht zusammen passt, wird häufiger angeführt:
Die Grenzlinie scheint mir dabei wie folgt innerhalb des Feminismus zu sein:
Alle Bereiche, in denen besonders hübsche, aber namenlose Frauen eingesetzt werden, die sexy gekleidet sind, werden eher als intrasexuelle Konkurrenz angesehen. Ebenso die Bereiche in denen eine Botschaft transportiert wird, dass man auf schlanke, sportliche Art gut aussieht.
Hingegen scheinen Bereiche, in denen Frauen generell „schlampig“ (=sexuell oder sexuelle Reize ausstrahlend) sein dürfen oder bei denen einzelne bestimmte Frauen „schlampig“ sein wollen gefeiert. Ein Beispiel wäre beispielsweise der Slutwalk:

slutwalk
Letztendlich ist man also insbesondere dagegen Standards oder Anforderungen zu setzen, hingegen für die Freiheit ansonsten Haut zeigen zu dürfen.
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