Wie neutral sollte die Presse sein?

Mal eine offene Frage:

Wie neutral sollte eurer Meinung nach die Presse sein?

Was wäre für euch ein Zeichen für Qualitätsjournalismus, wie sollten Meinungen gekennzeichnet sein, wie sehr darf eine Zeitung einer bestimmten Richtung zuneigen, eben weil sie Leser aus dieser ansprechen will und wie sollte sie Themen darstellen, die nicht ihrer Meinung entsprechen?

Sollten Zeitungen, die einer bestimmten Seite zuneigen zumindest einen „Advocatus Diaboli“ haben, der die andere Seite darstellt?

Welche Zeitung ist aus eurer Sicht gegenwärtig noch relativ neutral und wie machen sie das?

Oder kann sich echte Neutralität nur ergeben, wenn der Leser in vielen verschiedenen Publikationen liest, um sich eine Meinung zu bilden, was ja einer der großen Vorteile des Internets ist?

Würdet ihr selbst Zeitungen lesen, die immer wieder auch kritische Artikel bringen, die eurer Meinung nicht entsprechen oder eben lieber eine, die euch in eurer Meinung bestärkt?

Was sind die Auswirkungen des Internets und der theoretischen Informationsfülle? Fördern sie eher die Sachlichkeit, weil ja alles verlinkt werden kann und kommentiert werden kann oder führen sie zu mehr Ideologie, weil Leute eher auswählen können, was sie lesen und wo sie sich informieren?

35 Gedanken zu “Wie neutral sollte die Presse sein?

  1. Zu den Qualitätskriterien, die mir wichtig sind:
    a) Richtigkeit

    Das heisst, man möchte sich der objektiven Wahrheit so gut wie möglich annähern. Das heisst auch, man sollte möglichst alle relevanten Quellen einbeziehen. Quellen sollten auf ihre Glaubwürdigkeit geprüft und Informationen gegengeprüft werden, indem eben alle relevanten Quellen angezapft werden.

    b) Relevanz

    Man kann nie die gesamte Realität abbilden, deshalb muss man auswählen und das Relevante vom weniger Relevanten herausfiltern.

    c) Transparenz
    Hier geht es darum, dass man Herkunft und Qualität der Informationen bzw. Quellen reflektiert und eben transparent macht.

    d) Vielfalt
    Einbezug einer grossen Bandbreite von Quellen, Akteuren und Meinungen.

    e) Unabhängigkeit

    Dazu gibt es m.E. einen treffenden Aphorismus: „Einen guten Journalisten erkennt man daran, dass er sich nicht gemein macht mit einer Sache, auch nicht mit einer guten.“

    f) Achtung der Persönlichkeit
    Bezieht sich auf den Persönlichkeitsschutz der betroffenen Personen, über die man berichtet.
    Dann sollte man unterscheiden bei Medien: Es gibt ja unterschiedlichste Textsorten wie:

    • Tatsachenbetonte Textsorten
    • Nachricht
    • Bericht
    • Feature
    • Magazinstory
    • Erzählende Textsorten
    • Interview
    • Porträt
    • Reportage
    • Meinungsbetonte Textsorten
    • Kommentar
    • Kolumne
    • Feuilleton
    • Kritik
    • Betrachtung

    Bei einer Zeitung hätte ich gerne alle Textsorten und zwar so, dass insbesondere die tatsachenbetonten Textsorten ca. 60% ausmachen. Dann noch 30% erzählende Textsorten und 10% meinungsbetonte Textsorten. Was ich überhaupt nicht mag, wenn man 60% meinungsbetonte Textsorten drin findet.
    Und dann hätte ich schon gerne, dass die Zeitung eben eine grosse Vielfalt von Meinungen und Themen abbildet: also eben nicht nur Feminismus, sondern auch feminismuskritische Beiträge. Nicht nur Themen des Feminismus, sondern eben auch Themen von männerpolitischen Initiativen.
    Also: Der Wettbewerb der Ideen, Argumente und Meinungen sollte in einer Zeitung abgebildet werden und vor allem ein Diskurs und zwar ein argumentativer Diskurs und nicht einer, der vor allem auf Rabulistik, Rhetorik und Polemik abzielt.

  2. Ich lese kaum noch Zeitungen die meiner Meinung nicht entsprechen, weil ich festgestellt habe dass diese dann eher tendenziös sind. Wenn ich Artikel lese die nicht meinem Weltbild entsprechen prüfe ich ob mein Weltbild richtig ist, passiert das in einer Zeitung öfter das dort nur noch Kampagne gemacht wird, dann wechsel ich das Blatt. Sind es ab und an mal andere Sichtweisen finde ich das jedoch OK, denn sonst kann man seine Meinung nicht prüfen…

    Aktuell lese ich FAZ, die haben zwar auch Genderpopender, aber immer auch vernünftige Beiträge…

    • ch lese kaum noch Zeitungen die meiner Meinung nicht entsprechen, weil ich festgestellt habe dass diese dann eher tendenziös sind.

      Wenn etwas deiner Meinung entspricht, bedeutet das nicht, dass es nicht tendenziös ist. Es bedeutet höchstens, dass es dich nicht stört.

  3. Zur Information, ich konsumiere keinen Mainstream mehr.
    Also weder Fernsehen, noch Radio und auch keine Zeitungen.
    Meine Mediennutzung findet zu 100% online und zu 100% auf „alternativen“ Kanälen statt.
    Was die Presse angeht, die sollte zuallererst neutral einfach die Fakten rüberbringen, ohne vorgefertigte Meinung, weil Jeder das Recht hat, sich seine Meinung selber zu bilden.
    Wenn die Fakten neutral rübergebracht werden, ist das möglich, ansonsten eben leider nicht mehr.
    Da die Reporter und Schreiber auch ein Recht haben, Ihre Meinung kundzutun, sollte es dafür eine separate Meinungsrubrik geben, wo klar ersichtlich ist, dass ein Reporter oder Schreiber jetzt seine Meinung zu dem Thema schreibt.
    Ich kannte mal eine lokale Zeitung, aus meiner ehemaligen Heimatstadt, die das echt so gemacht hat.

  4. Relativ neutral in den Nachrichten und ausgewogen in den Kommentaren = in der Summe die Präsenz relativ verschiedener Meinungen aus diversen politischen Richtungen sind nach meiner Wahrnehmung insbesondere die (nur) regional verbreiteten Tageszeitungen. Hier steht das politisch-ideologische Sendungsbewusstsein noch noch nicht so im Vordergrund.
    Meine Meinungsbildung findet – leider – zunehmend über alternative Formen der Öffentlichkeit statt, etwa über Don Alphonso. Als nicht regressiver Linker/Linksliberaler finde ich leider keine adäquaten Mainstream-Medien mehr. Ganz früher war das mal die Frankfurter Rundschau. Ich schaue gerne moch bei Zeit Online rein, das zwar auch extrem pro-feministisch ist – sehr nervig und penetrant – aber immerhin eine recht liberale Veröffentlichungspraxis bei den Leserkommentaren hat. Die „Neutralität“ wird hier durch die häufig inhaltlich qualifizierte(re)n Leserkommentare hergestellt, die manchmal besser und informativer sind als der kommentierte Beitrag.

  5. Echte Neutralität kann es gar nicht geben. Aber zwischen der unvermeidlichen Subjektivität und einer Propaganda-Kampagne ist es noch ein weites Feld. Ich achte dabei nicht so sehr darauf, welche Meinung vertreten wird, sondern mit welchen Mitteln das passiert. Kampagnenjournalismus manipuliert, indem z.B. einfachste Gegenargumente weggelassen werden und so ein falsches Bild der Debatte erzeugt wird oder indem bestimmte in der Regel unbewiesene oder unbegründete Behauptungen wie beiläufig ständig wiederholt werden. Diese Kampagnen-Techniken sollte man als mündiger Zeitungsleser erkennen lernen.

    Meine Meinung finde ich zu den wenigsten Themen jemals in einer großen Zeitung, aber das bedeutet wahrscheinlich nur, dass ich aus deren Meinungsmonopol schon vor 20 Jahren ausgebrochen bin. Andere Meinungen zu lesen halte ich auch nicht für ein Problem. Das Problem mit unserer Medienlandschaft ist – manche halten das für beabsichtigt -, dass das Spektrum der zulässigen Meinungen viel zu eng ist. Das Prinzip dahinter ist, innerhalb enger Grenzen eine möglichst freie Debatte zu haben, die aber letztlich vor allem der Ablenkung davon dient, was jenseits dieser engen Grenzen ist.

    Das Internet ist in dem Zusammenhang sowohl Segen als auch Fluch. Denn jede „alternative Meinungsrichtung“ bietet zunächst an der Oberfläche fürchterlich uninformierten Quatsch, der die Leute erstmal trotzdem überzeugt, weil er so revolutionär ist und da „irgendwas ist“. Erst wenn man die Möglichkeiten des Internets nutzt um sich wirklich zu informieren und man recht viel an weitergehenden Informationen und alternativen Meinungen aufgenommen hat, kommt man irgendwann zu einem tatsächlich besseren Verständnisgrad.

    Was die großen Zeitungen/Medien in Deutschland angeht, denke ich nicht auch nur von einer Zeitung sagen zu können, dass ich da insgesamt mehr informiert als desinformiert werde. Tatsächlich hat aber jede Zeitung bestimmte Themen, bei denen sie gut ist und andere, bei denen nur Kampagne gemacht wird. Die Kunst ist gewissermaßen von jeder Zeitung zu wissen, wo die jeweiligen Propaganda-Schwerpunkte liegen und wo diskursive Freiheit herrscht.

  6. Die Voreingenommenheit der Medien beginnt schon mit der Themenauswahl.
    Einseitig und selektiv wird über einzelne Themen ausführlichst berichtet, während andere unerwünschte Themen einfach ausgefiltert werden und überhaupt keinen Raum bekommen.
    Als normaler Konsument (der nicht täglich Stunden mit eigener Recherche verbringen will) kann ich überhaupt nicht mehr beurteilen, wie ausgewogen eine einzelne Zeitung ihre Themen bestimmt.

    Es ist meist noch nicht einmal das Bemühen um eine neutral-sachliche und objektive Darstellung vorhanden. Meinungsjournalismus ist leider längst zum Default geworden, statt sich auf nüchterne Berichterstattung und Informationsvermittlung zu beschränken.

    • „Es ist meist noch nicht einmal das Bemühen um eine neutral-sachliche und objektive Darstellung vorhanden. Meinungsjournalismus ist leider längst zum Default geworden, statt sich auf nüchterne Berichterstattung und Informationsvermittlung zu beschränken.“

      Entspricht genau meiner Erfahrung.

  7. Wahrscheinlich kennt jeder inzwischen den Ausschnitt, für’s Archiv aber gehört er hier her:

    Das aber einer so tut als sei er im Besitz der Wahrheit und sagt er sei ganz „objektiv“, was er aber in Wirklichkeit macht ist, dass er in schlimmster Werbemanier seine persönlichen politischen Ansichten verkauft … Es ist widerwärtig, es ist wirklich widerwärtig

  8. Mir fehlt da ein wichtiger Punkt: Es geht ja nicht nur um Nachrichten und Meinungen, sondern auch um Diskussion, Debatte, Streitgespräch.

    Wo findet das heute statt? Gibt es da überhaupt eine Alternative zum Internet? Guckt heute noch jemand Bundestagsdebatten? Kann man Talkshows als Debattenplattform ernstnehmen? Gibt es in Zeitungen echte Debatten?

  9. Neutrale Medien gibt es nicht. Vorgebliche Neutralität verschleiert nur Ideologie, die nicht mehr bewußt ist.
    Ich habe kein Problem mit damit, wenn ein Medium eine klare politische Agenda mit entsprechender Themenauswahl verfolgt – solange diese kommuniziert wird. Was allerdings wichtig ist, daß zu den Themen alle relevanten Informationen gebracht werden, konsistent und logisch argumentiert wird. Wenn nach stringenter Argumentation das Ergebnis kommt, daß der Kommunismus aufgebaut werden sollte, dann ist das ok.

    Nichts regt mich an einem Artikel mehr auf, wenn darin logische Lücken erkennbar sind.

    • „Neutrale Medien gibt es nicht.“

      Wichtigste Kernaussage!

      „Vorgebliche Neutralität verschleiert nur Ideologie, die nicht mehr bewußt ist.“

      Das würde ich nicht so krass formulieren, auch wenn es tendenziell stimmt.

      Ich bürste gleich vollkommen gegen den Strich und lese gern – wenn auch nicht oft – das Novo-Magazin.
      Es ist eine Plattform, auf der verschiedene hochqulifizierte Leute ihre Meinung kundtun dürfen, also eher nicht den Anspruch erheben, „objektiv“ zu informieren.
      Die Meinung muss ich nicht teilen, manches widerspricht auch sehr meiner Moral, aber ich kann mich mit ihr auseinandersetzen. Und da meist auch Quellenangaben mitgeliefert werden, werde ich befähigt, selbst zu recherchieren.
      Am wichtigsten ist mir aber, dass ich nicht das Gefühl habe, manipuliert zu werden.

      Ein extrem interessanter Beitrag vor einigen Jahren befasste sich mal mit Geburtenrate und Bevölkerungsentwicklung. Der Autor kritisierte die derzeitige Entwicklungshilfe als wirkungslos, weil sie gegebene kulturelle Einflüsse nicht berücksichtigt. Als extrem wirkungsvoll dagegen belegte er den Einfluss von Telenovelas auf das Selbstbild von Frauen. Wo Frauen viel Zeit vor dem TV verbringen und die heile Welt der Zweikinder-Familie kennenlernen, da senken sie auch ihren eigenen Kinderwunsch.
      In Graphiken konnte belegt werden, dass die Geburtenrate negativ mit der Zahl der TV korreliert.

      Arne Hoffmann und Katharina Rutschky waren dort auch schon Autoren.

  10. Was mich sehr nervt, sind Wertungen und Schlussfolgerungen , bei denen mir nicht Informationen und Definitionen geliefert werden, aufgrund derer ich die Schlussfolgerung nachprüfen könnte.
    Wenn Journalisten zudem noch nicht einmal eine Inhaltsangabe der Positionen, die ihren eigenen politischen Moralvorstellungen zuwiderlaufen, fehlerfrei produzieren können, frage ich mich nach dem journalistischem Mehrwert mancher Publikation.
    Nicht folgerichtig umgesetzte Wertentscheidungen halte ich darüberhinaus für weit verbreitet.
    Journalismus folgt häufig dem Prinzip: „Kann ich das glauben?“ bei zustimmunswilligen Inhalten und „Muss ich das glauben ?“ bei ablehnender Meinung.

    • „… Wertungen und Schlussfolgerungen , bei denen mir nicht Informationen und Definitionen geliefert werden, aufgrund derer ich die Schlussfolgerung nachprüfen könnte.“

      Wichtiger Punkt!

  11. Eine gute Presse würde nicht tausende von Artikeln zu einem Thema heraushauen, sondern die Artikel nachvollziehbar und sauber aufgearbeitet updaten.

    Im Grunde sollte den Medien ein GamerGate passieren.

    Ein Hoch auf Andrew Breitbart.

  12. Früher gab es hier zwei Lokalzeitungen, der Name der einen wurde in rot, der der anderen in blau geschrieben, damit man wusste, welches politische Lager bedient wurde.

    Richtig neutral wäre Gleichgültigkeit, und damit kriegt man keine Zeitung voll.

  13. Eigentlich müsste man sich wissenschaftliche Fachdiskussionen zum Vorbild nehmen. Wenn es ums Inhaltliche geht.

    Allerdings gibt es nun mal das menschliche Bedürfnis, „Charakter“ zu zeigen (Tugendhaftigkeit, Solidarität, Offenheit für Neues, Kampfgeist, Toleranz, Schlagfertigkeit, was weiß ich). Das läuft dann nach anderen Gesetzmäßigkeiten.

    Man kann auf letzteres nicht einfach verzichten.

  14. @Christian:
    Wir neutral sollte die Presse sein“

    Soll bestimmt „Wie“ heißen, oder?

    Ich bin nicht der Meinung, dass Medien ruhig ideologisch sein sollten. Vielleicht weil ich es teilweise noch anders erlebt und empfunden habe.

    „Einen guten Journalisten erkennt man daran, dass er sich nicht gemein macht mit einer Sache, auch nicht mit einer guten Sache; dass er überall dabei ist, aber nirgendwo dazugehört.“
    https://de.wikipedia.org/wiki/Hanns_Joachim_Friedrichs

    Außerdem: dass er sich den Kommentaren und Fragen stellt, ordentlich recherchiert (insbesondere wenn Schaden droht) und auch mal einen Fehler eingesteht.

    In unserer verdammten korrupten Welt ist das nicht möglich. Es wäre noch eher möglich, wenn man Journalisten daraufhin trainieren würde und ihnen vor allem organisatorisch den Rücken frei halten. Und wenn nicht ausgerechnet die dümmsten Nüsse in diese Fächer strömen und dann auch noch unter Klarnamen veröffentlichen. Unsere Medienszene ist total degeneriert!

    Spätestens seit der Recherche um die massive transatlantische Unterwanderung durch das CFR, müsste jedem klar sein, dass es neutrale Presse nicht geben wird, weil wir eben eine (transatlantisch) „gelenkte Demokratie“ haben:
    https://swprs.org/die-propaganda-matrix/

    Weil echte Pressefreiheit gar nicht gewollt ist, im Übrigen nie war.

    Das Internet bietet uns erstmals die Möglichkeit das Ruder selbst in die Hand zu nehmen, aber die unseligen Lügen und Halbwahrheiten des Mainstreames müssen trotzdem nich händisch ausgekehrt werden. Da kann man organisatorisch sicher noch einiges verbessern.

  15. Printjournalismus lese ich gar nicht mehr, keine Zeit. Beim Online-Journalismus missfällt mir, wie wenig mittlerweile Journalisten ein Argument entwickeln. „Das ist so, weil es so ist, oder weil Studie XY gezeigt hat“.

    Insbesondere bei den kampagnenanfälligen Themen (Gender, Armut, Rassismus ect.) fällt das auf.

    Aber das ist im Online-Journalismus immanent. Die müssen die Artikel innerhalb von Stunden abliefern. Die Websites müssen gefüllt werden. Und das geht am besten mit wenig austarierten Artikeln, die teilweise ja auch zur Provokation angelegt werden. Clickbait.

  16. Sämtliche Kontrolle über Veröffentlichungen ist an mich zu übertragen. Ich werde dafür sorgen, dass maskulistische Wahrheiten verbreitet und feministische Lügen unterdrückt werden. Ganz neutral!

  17. Der sekundäre Gewaltenausgleich (Ausgleich der Energie, Muster, etc., je nach Heuristik), findet so oder so statt. Es ist eine Geschmacksfrage, welche Verhältnisse (intensive Ideologien oder Ideologie der Distinguiertheit etc.) man bevorzugt. Und eine Stilfrage, welche ‚Meta-Ideologie’/Ideologie gegenüber dem allgemein-menschlichen Ideologiemuster man ’selbst‘ (als Ich-Konstruktion etc.) ‚praktiziert‘.

  18. Ich denke nicht, dass es wirklich neutrale Medien gibt bzw. geben kann. Es gibt ein paar Zeitungen, die zumindest klar markieren, wann es sich um einen Tatsachen- und wann es sich um einen Meinungsartikel handelt (z.B. die FAZ). Tatsachenartikel sind aber verdammt langweilig zu lesen, da man eigentlich keinerlei Schlussfolgerungen ziehen kann.

    Die Zeit bemüht sich zumindest redlich verschiedene Perspektiven zu Themen aufzuzeigen. Trotzdem würde ich ihr allein nicht vertrauen, mir ein sinnvolles Gesamtbild zu vermitteln.

    Ich denke, die einzige sinnvolle Variante besteht darin viele verschiedene Zeitungen zu abonnieren (ich benutze Feedly) und so ein ausgewogenes Bild an Artikeln zu bekommen. Auch internationale Zeitschriften zu abonnieren ist sinnvoll, um der Themenfilterblase zu entgehen.

    Ich habe eine Mischung aus: Die Zeit, FAZ, derStandard, Al Jazeera, dekoder, Novo, Netzpolitik, South China Morning Post, futurezone und dem News-Aggregator Hacker News (news.ycombinator.com)

    Dazu kommen noch eine ganze Reihe verschiedener Blogs. Das deckt auch noch nicht alles ab, aber man kann sich zumindest häufig über verschiedene Standpunkte ein Bild machen.

      • Ja richtig, auch die andere Seite lesen, selbst wenn es noch so doof ist. Wenn man seine Meinung bestätigt bekommt um so besser, man sollte aber auch selbstkritisch genug sein, zu erkennen wo man selbst falsche Vorstellungen hat und diese korrigieren.

        Alles richtig was hier gesagt wurde. Was mir noch fehlt ist der Hinweis auf die Primitivität vieler, auch Qualitätsmedien, die mangelnde Eindringtiefe in das Thema. Wobei die diese Oberflächlichkeit aber nicht nur mangelnder geistiger Kapazität geschuldet sein muss. Oft ist es auch so, daß man weiß oder ahnt, daß man bei gründlicher Recherche auf Zusammenhänge stoßen würde, die dem eigenen Weltbild oder dem das man dem Leser vermitteln will widersprechen, also lässt man es lieber.
        Bezeichnend dafür ist oft, welche Fragen, obwohl sich geradezu aufdrängend, nie gestellt werden, der sprichwörtliche Elefant im Zimmer, über den niemand redet.

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