Makeapp – Frauen ohne Makeup bzw Schminke

Gerade ein großes Thema, welches auch hier schon in den Kommentaren behandelt worden ist: Makeapp, eine App, die aus den Bildern geschminkter Frauen das Makeup „wegrechnet“.

Hier ein paar Bilder:

Zum Vergleich auch noch einmal die Bilder aus der „Nomakeupbewegung„:

 

Alicia Keys

Alicia Keys

Alicia Keys ohne Makeup

Alicia Keys ohne Makeup

Interessant wäre dabei aus meiner Sicht, was Schminke überhaupt macht. Einer der wichtigsten Aspekte scheint mir das Betonen der Augen zu sein, die durch auffälliger werden und mehr betont werden. Der zweite wichtige Aspekt dürften häufig die Lippen sein und der dritte eine gleichmäßigere Haut mit weiteren Konturen.

Dazu finde ich Übersichten von Schminkseiten wie diesen ganz interessant:

Der Grundsatz ist, dass man alles, was man dunkler macht kleiner wirken lässt, während alles, was heller gemacht wird, besonders hervortritt.

In der Bilderserie auf dem zweiten Contourbild sieht man gut, dass ihre Nasenflügel dadurch schmaler wirken und überhaupt das Gesicht insgesamt schmaler wirkt.

Das Betonen der Augen düfte diese sowohl größer wirken lassen als auch den Rest des Gesichtes dann noch schmaler machen.

Mich würde mal ein Ansatz interessieren, der genau darlegt, was mit den jeweiligen Techniken jeweils erreicht wird und warum dies auf uns attraktiver wirkt.

Ich hatte schon einmal in einem Artikel ausgeführt, warum sexuelle Selektion gerade im Bereich Schönheit Raum für Manipulationen und Verbesserungen lässt:

Ein solches Merkmal erfordert aber, dass die Weibchen Vorlieben für Männer mit schönem Pfauenschwanz eingespeichert haben und diese vererben, da ansonsten der notwendige Prozess zur Entstehung des Pfauenschwanzes nicht entstehen kann. Der Prozess wird nicht nur die natürliche Selektion gesteuert, sondern allein durch das Auswahlverhalten der Weibchen (bzw. bei einem Merkmal, das Weibchen betrifft, durch das Auswahlverhalten von Männchen).

Dabei kann das Merkmal, dass durch sexuelle Selektion entsteht, sogar nachteilig für andere Fähigkeiten sein, also einer „natürlichen Selektion“ gerade entgegenstehen. Ein Pfauenmännchen ohne langen auffälligen Schwanz würde bessere Chancen in nahezu jedem Bereich haben, abgesehen von den Chancen beim anderen Geschlecht. Da aber Gene über die Fortpflanzung weitergegeben werden, bringen diese Vorteile wenig, wenn die Gene der Tiere ohne auffälligen Schwanz nicht weitergegeben werden. Oft stellt der Nachteil hier gerade den Wert des Merkmals für die Partnerwahl dar, da es eine bessere Aussage über die Angepasstheit ermöglicht (vgl. Handicap-Prinzip und Costly Signaling).

Ein weiterer stabilisierender Faktor entstammt der „Sexy Son Theorie“ (die bei umgekehrter Wahl eine „Sexy Daughter Theorie“, die Namensgebung beruht darauf, dass Weibchen im Tierreich ganz überwiegend wählen und daher Zeichen sexueller Selektion weitaus häufiger bei Männchen zu finden sind). Die Theorie erläutert, warum es so schwer ist, sich von einer einmal in Gang gekommenen sexuellen Selektion wieder zu lösen: Eine Pfauenhenne, die den Trend bricht und lieber ein Männchen aussucht, das keinen hochwertigen Pfauenschwanz hat, dafür aber ein leichteres Leben, mischt dessen Gene mit den eigenen und hat daher eine hohe Chance, Söhne zu bekommen, die keinen schönen Pfauenschwanz haben. Diese werden dann aber von den anderen Hennen als unattraktiv bewertet werden. Mit der Wahl eines unattraktiven Partners produziert man damit weniger Nachkommen (sofern der Trend sich nicht allgemein umkehrt), so dass eine Überhöhung des Merkmals und eine Beibehaltung auch für die Weibchen sinnvoll ist. Die Geschlechter produzieren eben einander, die Gene des einen können sich jederzeit in einem Phänotyp des anderen wiederfinden, was genetische Optimierung für beide Geschlechter notwendig macht. Demnach kann sexuelle Selektion ein Merkmal wie den Pfauenschwanz fördern, obwohl dieser so gesehen für das Überleben nachteilhaft ist. Da sich die Pfauenmännchen untereinander in einem Wettrüsten um die Kunst der Weibchen befinden muss jede Generation bei Beachtung nur der sexuellen Selektion ein prächtigers Rad entwickeln um mit den positiven Mutationen innerhalb der Spezies mitzuhalten (Red Queen Race). Irgendwann würden dann aber das Pfauenrad so schwer und Kosten aufwendig werden, dass die Männchen diese Last nicht mehr tragen können und sie entweder zu schwach sind, um sich hinreichend zu ernähren oder nicht mehr vor Feinden fliehen können. Die natürliche Selektion begrenzt hier also irgendwann die sexuelle Selektion.

Die natürliche Selektion hat aber nicht zwangsläufig feste Grenzen. In Gegenden oder Zeiten mit hohem Nahrungsangebot und geringen Beutegreifern können Gene für größere Pfauenschwänze erfolgreich sein als ine Gegenden oder zu Zeiten, in denen ein niedriges Nahrungsangebot oder viele Beutegreifer bestehen. Dies macht Nischenbildung (Gene für schlechte oder sehr schlechte Zeiten bzw. Gene für gute oder sehr gute Zeiten möglich). Dadurch kommt es gerade bei Merkmalen, die auf sexueller Selektion beruhen zu schwankungen. Das bedeutet aber nicht, dass ein bestimmtes Merkmal nicht aus biologischen Gründen von der Mehrzahl als attraktiv angesehen wird.

Auf den Menschen übertragen bedeutet dies, dass beispielsweise große Augen aufgrund einer Übertragung der Schutzbedürftigkeit aus dem Kindchenschema heraus gewisse Vorteile boten und dies im Wege der sexuellen Selektion zu einem Attrkativitätsmerkmal wurde, dass Gene für große Augen förderte. Gleichzeitig steht dem aber die natürliche Selektion entgegen, die Augen auf klares Sehen hin optimiert, sie vielleicht zur Vermeidung einer zu leichten Verwundbarkeit eigentlich kleiner produzieren würde. Das durch sexuelle Selektion bestimmte Maß an Augengröße kann damit von dem durch natürliche Selektion bestimmten Maß an Augengröße abweichen. Die erzielte Größe wird dann irgendwo in der Mitte liegen. Deswegen haben kulturell geschaffene Mittel, die die Augengröße optisch dem Ideal, welches bei alleiniger sexueller Selektion bestehen würde, angleichen, einen Ansatzpunkt.

Vieles dürfte schlicht auch mit dem Stichwort „jünger“ zu erschlagen sein, etwa weniger Falten, eine glattere Haut etc.

Interessant wäre auch, warum Männer sich nicht auch im gleichen Maße schminken. Vielleicht sind ihre optischen Vorzüge schwerer zu erreichen, vielleicht liegt es daran, dass soziale Komponenten wie Status und Ressourcen wichtiger sind und daher eher gefälscht werden, vielleicht werden Täuschungen bei Männern auch eher erkannt oder führen zu einem stärkeren Abzug (Eggs are expensive, Sperm is cheap) oder waren schlicht zu schlecht mit den Tätigkeiten von Männern vereinbar. Sicherlich werden sich zu bestimmten Zeiten Adelige auch geschminkt haben, aber auch dort dürfte es zugleich ein Costly Signal gewesen, sein, dass sie sich das leisten können, weil sie nicht arbeiten müssen, genau wie feine Kleidung etc und sie hatten eh einen klaren Status durch Geburt, der damit betont wurde.