John Cleese zu Extremismus und der Vorteil eines deutlichen Feindbildes

John Cleese hat etwas sehr passendes zu Extremismus gesagt:

The biggest advantage of extremism is that it makes you feel GOOD because it provides you with enemies. Let me explain. The great thing about having enemies is that you can pretend that all the badness in the whole world is in your enemies, and all the goodness in the whole world is in YOU.  Attractive, isn’t it?

So, if you have a lot of anger and resentment in you anyway and you therefore enjoy abusing people, then you can pretend that you’re only doing it because these enemies of yours are such very bad persons!

And if it wasn’t for them, you’d actually be good natured, and courteous, and rational all the time. So, if you want to FEEL GOOD, become an extremist. You can strut around, abusing people, and telling them you could eat them for breakfast and still think of yourself as a champion of the truth. A fighter for the greater good. And not the rather sad paranoid schizoid that you really are.

Das ist glaube ich in der Tat der Vorteil extremer Positionen die ein klares Feindbild haben: Wenn die anderen ganz klar die Bösen sind, dann ist der, der dagegen kämpft der Gute. Um so klarer das Feindbild, um so besser ist man auch selbst.

 

39 Gedanken zu “John Cleese zu Extremismus und der Vorteil eines deutlichen Feindbildes

  1. So, if you have a lot of anger and resentment in you anyway and you therefore enjoy abusing people, then you can pretend that you’re only doing it because these enemies of yours are such very bad persons!

    Feminismus auf den Punkt gebracht. So „extrem“ muss der „Extremismus“ nicht sein, um dem Schema zu verfallen.

  2. „Das ist glaube ich in der Tat der Vorteil extremer Positionen die ein klares Feindbild haben: Wenn die anderen ganz klar die Bösen sind, dann ist der, der dagegen kämpft der Gute. Um so klarer das Feindbild, um so besser ist man auch selbst.“

    Ja, der Mechanismus steckt tief in uns und wird höchstens kulturell abgemildert.

    Man kann die „extremen Positionen“ übrigens daran erkennen, dass sie eine Diskussion verweigern, weil das ihr Selbst- und Weltbild stören könnte.

    • Ja, nicht nur Gewalt, das trifft auf sämtliches menschliches Verhalten zu, vom Seitensprung bis zur Omerta, von Korruption bis zur Bücherverbrennung. Selbst wenn man jemandem Süßigkeiten wegfuttert, kann man sich das (vor sich selbst) rechtfertigen 🙂

      Deshalb sind die vulgären Poststrukturalisten ja auch so gefährlich, die verklären jede Relativierung ihres eigenen Standpunktes, sogar wenn das wissenschaftlich geschieht, als „subjektiv“ und damit feindlich gesonnen. Und die kommen auch noch überwiegend aus klassisch intellektuellem Universitätsmilieu, was es umso tragischer macht, weil sie sich allen anderen überlegen wähnen und selbst aber noch keinerlei Lebenserfahrung haben.

      • „kann man sich das (vor sich selbst) rechtfertigen“

        Da gibt es zwei Gedanken:
        – Handlungen laufen weitgehend intuitiv ab und der Verstand ist nur dafür da, sie hinterher zu rechtfertigen.
        – Das Prinzip des geringeren Übels rechtfertigt auch VOR dem Handeln ein Verstoß gegen moralische Prinzipien.

        Du meinst ersteres.

        Ich meine so was wie die Amerikanische Unabhängigkeitserklärung. Die amerikanischen Staaten haben nicht versehentlich England den Krieg erklärt und haben sich hinterher überlegt, ob das auch gerechtfertigt gewesen sei.
        Sondern eher: „Aus unserem Weltbild heraus bleibt uns gar nichts anderes übrig, als so zu handeln“

        Es ist die selbe Denkweise (wenn auch nicht die selbe Plausibilität), mit der so manche Frau ihren Mann durch die Scheidungsgerichte zerrt. „Mir bleibt ja gar nichts anderes übrig, das ist gerecht, was ich hier mache.“

        • Meinst Du die Sache damals, als Amerika noch Kolonie war?
          Das war ein wenig anders. Soweit ich mich entsinne, hat jedenfalls keiner Irgendjemandem den Krieg erklärt.
          Erst nach der Unabhängigkeitserklärung führten die beiden Staaten Krieg.

        • „Da gibt es zwei Gedanken“

          Ja, du hast recht, es gibt zwei Qualitäten. Die eine die nachträglich rechtfertigt, weil sie sich dem bequemen Weg gefügt hat und die, die aus Überzeugung handelt, obwohl es ihr vielleicht sogar unangenehm ist.

          Was beim Sezessionskrieg der USA war, kann ich nicht beurteilen und wird der Süden vermutlich anders sehen, als der Norden 🙂

      • Deshalb sind die vulgären Poststrukturalisten ja auch so gefährlich, die verklären jede Relativierung ihres eigenen Standpunktes, sogar wenn das wissenschaftlich geschieht, als „subjektiv“ und damit feindlich gesonnen.

        Die Gefahr, wenn alles nur subjektiv ist und es gemäss der Ideologie keine objektive Realität gibt, die man zwar nicht vollumfänglich erkennen, aber der man sich zumindest nähern kann, dann reduziert sich alles auf die Machtfrage. Recht hat derjenige, der seine subjektive Wahrnehmung als „gültige Wahrheit“ gesellschaftlich etablieren kann, der die Macht hat, seine „Wirklichkeitskonzeption“ als allgemeingültig in der Gesellschaft etabliert. Das ist der Kern des Faschismus.

        • Pjotr schrieb:

          „Die Gefahr, wenn alles nur subjektiv ist und es gemäss der Ideologie keine objektive Realität gibt, die man zwar nicht vollumfänglich erkennen, aber der man sich zumindest nähern kann, dann reduziert sich alles auf die Machtfrage. Recht hat derjenige, der seine subjektive Wahrnehmung als „gültige Wahrheit“ gesellschaftlich etablieren kann, der die Macht hat, seine „Wirklichkeitskonzeption“ als allgemeingültig in der Gesellschaft etabliert.“

          Pjotr hat diesen Aspekt des politisch korrekten Postmodernismus im Laufe der Jahre immer wieder mal in guten Kommentaren kritisch thematisiert.
          Seine Analyse diesbezüglich ist zutreffend und ich möchte sie an dieser Stelle zusätzlich durch ein Zitat des Politikwissenschaftlers Mathias Hildebrandt aus dessen lesenswertem wissenschaftlichen Standardwerk zur Entstehung der postmodernen Political Correctnes in den USA „Multikulturalismus und Political Correctness in den USA“ zusätzlich stützen.

          Mathias Hildebrandt beschreibt im 3. und 4. Kapitel ausführlich, wie aus Versatzstücken aus verschiedenen Quellen – Nietzsche, Heidegger, Wittgenstein, französischer Strukturalismus: u.a. Ferdinand de Saussure und Claude Levi Strauss, französischer Poststrukturalismus: u.a. Michel Foucault, Jaques Derrida und Jean Francois Lyotard sowie aus der als Sapir-Whorf-Hypothese

          https://de.wikipedia.org/wiki/Sapir-Whorf-Hypothese

          bekanntgewordenen Sprachtheorie des US-amerikanischen Linguisten Benjamin Whorf und des Linguisten und Kulturanthropologen Edward Sapir – seitens der US-amerikanischen Postmodernisten ein spezifischer extremer konstruktivistischer erkenntnistheoretischer Ansatz ausgearbeitet wurde, den Mathias Hildebrandt in seinem Buch mit dem Begriff „sozio-linguistischer Konstruktivismus“ bezeichnet.

          Dieser extreme konstruktivistische Ansatz beinhaltet u.a., dass das Denken stets wesentlich durch die Sprache bestimmt werde, dass die Bedeutung von Begriffen/Zeichen nicht primär durch ihren Bezug auf einen Referenten in der Realität sondern durch die Bedeutungsdifferenz zu anderen Begriffen/Zeichen sowie durch den jeweiligen Kontext festgelegt werde, dass sich durch Bedeutungsverschiebungen von Begriffen Wahrnehmung und Denken signifikant verändern könnten und dass aufgrund der Abhängigkeit des Denkens von der Sprache und des Umstandes, dass die Festlegung von Bedeutung sich immer primär als sprach-internes Ereignis durch die Differenz zu anderen Zeichen sowie durch Kontextualisierungen vollzieht, das Denken stets wesentlich durch Interpretation geprägt sei und ein direkter Zugang zur Wirklichkeit daher nicht möglich sei.

          Die Sprache spiegele die Wirklichkeit nicht einfach wieder, sondern erzeuge erst wesentlich unsere Wahrnehmung der Wirklichkeit.

          Daraus resultiert dann ein erkenntnistheoretischer Relativismus, dieser wird von Mathias Hildebrandt in Kapitel 5.2. und 5.3 des Buches dargestellt (und im Folgenden kritisch analysiert).

          In Verbindung mit einer (allerdings fehlinterpretierten) Aneignung des Machtbegriffs von Foucault (der wiederum aus dem Machtbegriff von Friedrich Nietzsche abgeleitet ist) ergibt sich dann im US-amerikanischen Postmodernismus eben jene Problematik, die Pjotr beschrieben hat.

          Mathias Hildebrandt thematisiert dies kritisch in folgendem Absatz:

          „Die Entscheidung darüber, welche der umstrittenen und umkämpften Sprachspiele mit ihren Bedeutungen, Symbolen, Wissen und Normen sich durchsetzen kann, hängt alleine von der Macht der sie vertretenen Gruppen ab. Die Entscheidung zwischen konkurrierenden Wissens-, Wahrheits- und Herrschaftsansprüchen kann im Rahmen des sozio-linguistischen Konstruktivismus nicht durch eine am Gemeinwohl orientierte rationale Auseinandersetzung getroffen werden, sondern die Entscheidung erfolgt nach dem sophistischen Machtprinzip: wahr und richtig ist, was dem Stärkeren nutzt. Stanley Fish ist wohl der einzige oder einer der wenigen Vertreter des Multikulturalismus (bzw. des US-amerikanischen Postmodernismus), der sich dieser sophistischen Konsequenz des sozio-linguistischen Konstruktivismus bewusst ist und sie auch explizit formuliert: „Does might make right?“, fragt er rhetorisch und antwortet: „In a sense the answer I must give is yes, since in the absence of a perspective independent of interpretation some interpretative perspectice will always rule by virtue of having won out over ist competitors“ (Fish 1989a: 10). Ein rationales Kriterium zur Beilegung von Konflikten kann in dieser Konzeption nicht existieren.“

          (aus: Mathias Hildebrandt – Multikulturalismus und Political Correctness in den USA, VS Verlag, 2005, S. 191)

          Stanley Fish, der US-amerikanische Postmodernist, den Hildebrandt in seiner kritischen Analyse zitierte, vertritt nicht die Ansicht, es sei in Ordnung Andersdenkende niederzuschreien oder ihnen den Mund zu verbieten, er vertritt, dass man aufgrund der Unmöglichkeit wahre Aussagen zu machen, Andersdenkende nur überreden könne, aber nicht überzeugen.

          Wichtig: Das bedeutet nicht, dass die von den US-amerikanischen Postmodernisten verwendeten Quellen dieser Konstruktion auch so zugestimmt hätten. Z.B. haben Foucault und Derrida explizit Ansätze für eine Ethik der Diskussion entwickelt, die mit einem „Sozialdarwinismus auf Diskursebene“ nicht vereinbar sind und Lyotard war der Ansicht, in Diskussionen solle es darum gehen zu überzeugen und nicht nur zu überreden, aber der US-amerikanische Postmodernismus hat tatsächlich die beschriebenen theoretischen Grundlagen.

          Und leider begünstigt diese Verbindung von sozio-linguistischem Konstruktivismus und einer Fehlinterpretation von Foucaults Macht- und Diskurstheorie – wie sich immer wieder deutlich gezeigt hat – insbesondere im Zusammenhang mit Anti-Diskriminierungsthemen die Hervorbringung autoritärer Mentalitäten, mit dem Resultat, dass Andersdenkende niedergeschrienen werden und ihnen der Mund verboten wird.
          Der postmoderne Relativismus schlägt hier um in Dogmatismus, der postmoderne Pluralismus schlägt hier um in Totalitarismus.

        • „Recht hat derjenige, der seine subjektive Wahrnehmung als „gültige Wahrheit“ gesellschaftlich etablieren kann, der die Macht hat, seine „Wirklichkeitskonzeption“ als allgemeingültig in der Gesellschaft etabliert. Das ist der Kern des Faschismus.“

          Das Dumme ist, daß diese Vorstufe zum Faschismus ( im allerweitesten Sinne, ich halte nicht jeden für einen Nazi, nur weil er seine Filterblase als die garantiert allein seligmachende verkauft und damit viele Leute erreicht ) hier und heute schon wieder supergut funktioniert.
          Noch ( nur ) in Form harter Polarisierung, aber das Prinzip ist m.E. schon recht deutlich an Laufen. Insofern ist die übliche Spaltpolitik ( Divide et impera ) vordergründig sogar als „Gegenkraft“ zu betrachten, allerdings wird ja gezielt dafür gesorgt, daß auch die so geschaffenen Untergruppen stets in Schwarz- u.- Weißdenker zerteilt werden.

  3. Hmmm…
    Ich sehe den doppelt religiösen Hintergrund des Extremismus eher als das Problem ein, nämlich erstens die Vorstellung, es gäbe „das Gute“ und „das Böse“, also Merkmale eines Denkens in Dichotomien.
    Wobei die Eigengruppe selbstverständlich ersteres und die Fremdgruppe letzteres verkörpert.
    Individuell ist man gut, weil man zur guten Eigengruppe gehört und Individuen der Fremdgruppe sind aus diesem Grund böse.

    Zweitens in Paarung mit einem manichäischen Weltbild, welches zwar auf ersterem aufbaut aber wenigstens implizit zugibt, dass die Unterscheidung in der Praxis nicht ganz so einfach ist: Die Guten verkörpern das Licht, die Bösen die Finsternis, welches sich – Konzession an praktische Erfahrung – in der schlechten *Gegenwart* leider vermischt (während sie früher getrennt waren).

    Doch durch Askese und religiöse/ideologische Reinheit können die Mitglieder der (trotzdem!) guten Eigengruppe für eine Zukunft sorgen, in der Licht und Finsternis endgültig getrennt werden.
    Es herrscht dann das Licht + das Gute (TM) + die Eigengruppe für alle Zeiten.
    Amen.

    Das wiederum versorgt die Mitglieder der Eigengruppe (Feminismus) mit einem Gesellschafts- und Geschichtsbild (die Herrschaft des Patriarchat = Kräfte der Finsternis), einer Utopie (Gesellschaft des Lichts) und einem individuellen Auftrag (Askese und Reinheit) zur Erreichung des Ziels.
    By all means necessary.

    • Manichäer, danke den Begriff hatte ich letztens mal gesucht als es um den alten Christenkrieger Busch Jr. ging. Der hatte wenigstens noch die Entschuldigung dass er zuviel Jesus und zuwenig Alkohol im Blut hatte. Das bringt die Säfte durcheinander.

    • Ich sehe das grundlegende Problem im Extremismus, dass eine maximale Reduktion der Komplexität angestrebt wird, was in letzter Konsequenz nur zwei sich feindlich gesinnte Kräfte übrig lässt: Linke-Rechte, Gläubige-Ungläubige, Feminismus-Antifeminismus u.s.w. Alles ist entweder schwarz oder weiss, es gibt kein grau und jeder muss sich zu schwarz oder weiss bekennen. Der Extremist kennt kein Abwägen, seine Reduktion der Komplexität kann der komplexen Wirklichkeit nicht gerecht werden.

      • @Pjotr

        Auf der einen Seite stimme ich dir zu, dass diese maximale Reduktion der Komplexität ein Problem ist, auf der anderen Seite ist das auch das einzig existierende politische Spektrum in den meisten Ländern mit Mehrheitswahlrecht.
        Wenn man sich die meisten Texte mit einem solchen Denken anschaut, die Christian importiert, dann stammen die aus diesen Ländern und meistens existieren auch nur zwei Parteien.
        Da ist es dann tatsächlich einfach, die anderen zu „othern“, denn es gibt ja gar keine Wahl.
        Besonders die Texte aus den USA sind aber m.E. am meisten von Religiosität im oben von mir beschriebenen Sinn geprägt.

        • In den USA ist die „politische Dichotomie“ ganz besonders ausgeprägt. Zwar gibt es nebst den Republikanern und den Demokraten noch andere Parteien. Die spielen aber nur eine marginale Rolle.
          Was auch immer in den USA politisch verhandelt wird, es ist in den Mainstreammedien fast immer eine Auseinandersetzung zwischen Demokraten und Republikanern.
          Die Weinsteinaffäre zeigt das Muster deutlich. Die Demokraten haben ihr Narrativ, die Republikaner ebenso. Bei den Demokraten ist es die Geschichte der mächtigen alten weissen Männer, die ihre Macht nutzen, um Frauen sexuell zu nötigen. Bei den Republikanern ist es die Geschichte der heuchlerischen Hollywood-Liberalen, die ständig von Frauenrechten reden aber nichts unternehmen, wenn einer der ihren Frauen belästigt. Es dreht sich immer darum, wie die Fakten in ein Narrativ gegossen werden können, das der eigenen Partei nützt. Alles andere wird in der Regel völlig ausgeblendet oder, wenn es sich nicht vermeiden lässt, kurz abgehandelt. Sogar die Mainstreammedien sind im Prinzip klar parteiisch und lassen sich entweder den Reps oder den Dems zuordnen.

          • „Es dreht sich immer darum, wie die Fakten in ein Narrativ gegossen werden können, das der eigenen Partei nützt. Alles andere wird in der Regel völlig ausgeblendet oder, wenn es sich nicht vermeiden lässt, kurz abgehandelt.“

            Full Ack – es kann die Polarisierung der US-Gesellschaft von daher nicht verwundern, sie ist integraler Bestandteil des politischen Systems.
            Was zusätzlich angeheizt wird durch das Mehrheitswahlrecht, das wiederum die „the winner takes it all“-Mentalität fördert und dessen Basis ist.
            Dadurch wird wiederum die Fähigkeit zum politischen Kompromiss geradezu abtrainiert.

            Bei uns hat die Erosion der „Volksparteien“, bzw. die Zustimmung der Bürger zu diesen viel früher eingesetzt und das Wahlrecht hat diese Differenzierung begünstigt. Während eine Differenzierung in den USA aus diesem Grund gar nicht stattfinden kann.

            „Sogar die Mainstreammedien sind im Prinzip klar parteiisch und lassen sich entweder den Reps oder den Dems zuordnen.“

            Die sozialen Medien wiederum spiegeln genau das wieder und zugleich befeuern sie die Entstehung von Filterblasen, indem man nie mit einer abweichenden Meinung konfrontiert wird und auch nie gezwungen, seine Meinung in Frage stellen zu lassen.
            Wenn man dann noch die Mainstreammedien nach den Parteipräferenzen sortiert, gelingt es tatsächlich, sich 24 Stunden in seiner eigenen politischen Komfortzone zu bewegen.
            Das jeweils andere politische Lager lebt dann tatsächlich in einem Paraleluniversum. 😉

        • @crumar

          ist das auch das einzig existierende politische Spektrum in den meisten Ländern mit Mehrheitswahlrecht.

          und meistens existieren auch nur zwei Parteien.

          Die Situation in den USA ist nicht auf andere Länder mit Mehrheitswahlrecht übertragbar. In Großbritannien sind im Unterhaus derzeit Abgeordnete aus 9 (!) Parteien vertreten. In Kanada z.B. sind 5 Parteien vertreten. Auch in Deutschland werden die Hälfte der Abgeordneten des Bundestages (Direktmandate ohne Ausgleichsmandate) per Mehrheitswahlrecht bestimmt. Und hier haben wir mit CDU, SPD, CSU, AFD, Linke und Grüne 6 Parteien, die Direktmandate stellen.

          Der größte Fehler ist meiner Meinung nach, von der Anzahl der Parteien auf Vielfalt im politischen Spektrum zu schließen. Bestes Beispiel ist doch, dass kritische Positionen zum Feminismus weltweit innerhalb der politischen Systeme praktisch nicht existieren. Anderes Beispiel ist die „Agenda 2010“, die von den (pseudo-)linken Parteien SPD und Grüne beschlossen wurde. Was hast du davon, vermeintlich linke Parteien wählen zu können, wenn diese Parteien eine Politik durchsetzen, die selbst rechte Parteien sich nicht getraut haben?

          Parteien täuschen nur Demokratie vor. Echte Demokratie funktioniert man nur in Form von direkter bzw. sachunmittelbarer Demokratie.

          Das Mehrheitswahlrecht ist nebenbei relativ immun gegen Frauenquoten. Im Verhältniswahlrecht lassen sich dagegen sehr einfach Quoten vorschreiben. Deshalb reagiere ich mittlerweile ein wenig allergisch, wenn es um dieses Thema geht, denn die Abschaffung des Direktmandates erleichtert ungemein die Einführung der Frauenquote.

          • „Parteien täuschen nur Demokratie vor. Echte Demokratie funktioniert man nur in Form von direkter bzw. sachunmittelbarer Demokratie.“

            Direkte (Basis-)Demokratie kann bei „Wahlen“ in Zigmillionenstaaten nicht funktonieren.
            Derartiges klappt idealerweise bei Gruppengrößen von 30 – 150 Mitglieder, ab ca. 600 ist endgültig Schluss. Da müssen dann Metagruppierungen o.ä. eingerichtet werden.
            Wenn sich das dann noch Demokratie nennen soll, muß es so gestaltet werden, daß von ganz unten bis ganz oben freie Abstimmungen möglich sind. Also keine Fraktionszwänge, keine Entweder-Oder-Wahlen, keine Überhangmandate, Listengedudel und was es noch so an antidemokratischem Schrott gibt.
            Ergo: die hiesige Pseudodemokratiekasperei ist ein zynischer Witz, nix weiter.

            So roundabout gilt das übrigens für so ziemlich alle sozialen Gruppenereignisse und -phänomene.
            Wird durch die seit Calhoun ( 60er Jahre – Rattenexperiment ) bis heute durchgeführten Experimente und entsprechende Kalkulationsmodelle immer wieder deutlich bestätigt.

          • „… ab ca. 600 ist endgültig Schluss.“

            Optimist.

            Die Grenze liegt vermutlich irgendwo zwischen 50 und 100 Personen. Ab dann hast Du fast sicher zwei Alpha-Tiere im Rudel, die konträre Meinungen haben und diese auch in den übelsten Grabenkämpfen gegen die Opposition in Position bringen.

            Ich schätze die Zahl der Personen, die bereit wären, sich auch politisch einzusetzen, auf 2 – 5 % der potentiell Betroffenen. Aus diesem Pool stammen auch die Alpha-Tiere. Das hieße also, dass Du bei mehr als 50 Personen in einer Basis-Demokratie fast sicher Probleme kriegst, Deine Ziele durchzusetzen.

            Ich hatte schon mal beschrieben, wie diese Basis-Demokratie beim Väteraufbruch abläuft, wenn die Mitglieder sich treffen, um einen neuen Bundesvorstand zu wählen.
            4 Stunden kannst Du allein für die Verabschiedung der Tagesordnung veranschlagen.
            Am Ende sind ein paar wütende Mitglieder ausgetreten und der Rest nickt erschöpft und müde alles ab, nur um dem Elend ein Ende zu machen.

  4. … und wenn unser Evochris diesen Spruch von Cleese nicht nur nach außen projiziert, sondern sich mal eine Weile selbstkritisch reflektierend damit befasst, hat er glatt die Chance, mal einen kleinen Schritt weiter zu kommen ….

    • Chris diskutiert, er stellt sogar ein zensurarmes Forum zur Verfügung und ist rationalen Argumenten zugänglich. Deine Anwürfe halte ich für unfair. Welche feministisch-genderistische Seite kann sich sowas leisten, ohne dadurch mit dem Kopf in ihre Widersprüche getunkt zu werden?

      Chris ist nicht extrem, er versucht zu widerlegen. Ein eindeutiges gut-böse-Feindbild erkenne ich auch nicht. Fortschritt besteht ja gerade darin, dass man von diesen subjektiv moralischen Zuordnungen wegkommt, hin zu falsch-richtig.

      • @ Androsch: von welchen Anwürfen redest Du?
        Dein Wunsch hier Chris zu verteidigen in allen Ehren, aber Du verfehlst den Punkt und erwähnst sogar noch klar, daß Du ihn gar nicht wahrnimmst:
        „Ein eindeutiges gut-böse-Feindbild erkenne ich auch nicht. „

    • … und wenn offensichtliche Schwachköpfe Ratschläge für Dinge geben, von denen sie absolut keine Ahnung haben (Selbstkritik, Reflexion), nennt man das dann „sich zum Fiete machen“?

  5. Dies zeigt den intoleranten Extremismus der ‚Gutmenschen‘, die sich mit virtue signalling ihre Feinde schaffen. Das trifft auf Feministen, Anti-Rassisten, Veganer, Trump Hasser, Feinde des alten weißen Mannes (auch Botschafter a.D. genannt) u.a. zu.

  6. John Cleese hat schon mehrfach sehr intelligente Sachen von sich gegeben.
    Unter anderem hat er zusammen mit dem Psychiater Robin Skynner https://en.wikipedia.org/wiki/Robin_Skynner ein sehr kurzweiliges Buch „… Familie sein dagegen sehr“ über das Wesen der Familie geschrieben.
    Darin beschrieben die beiden in einem Dialog auch anschaulich, warum es für Jungs schwerer ist, ins Erwachsenen zu wechseln, als für Mädchen.

    Cleese hat hier meine besondere Hochachtung für seine Weisheit und Umsicht.
    Er ist keiner, der einfach so nachplappert, was ihm vorgegeben wird.

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