Ein Ausschnitt:
Camille Paglia explains why women's and gender studies departments should be defunded pic.twitter.com/LZyb3aJC1q
— Yeyo (@YeyoZa) October 16, 2017
Ein Ausschnitt:
Julian Dörr schreibt in der Süddeutschen, warum man gerade jetzt noch feministischer werden muss:
Was heißt das nun für die Kulturprobleme der sexuellen Diskriminierung und der sexuellen Belästigung? Ganz einfach: Wenn wir die Weinsteins dieser Welt loswerden wollen, dann müssen wir dringend verändern, wie wir als Gesellschaft über die halbabsorbierte Gegenkultur des Feminismus sprechen. Oder etwas überspitzt: Wer die Weinsteins dieser Welt loswerden will, der muss endlich aufhören, über das Binnen-I zu witzeln. Frauenfeindliche Strukturen lassen sich nur dann auflösen, wenn ihnen Stück für Stück der Platz in der Gesellschaft genommen wird. Wenn die Rückzugsorte sexueller Diskriminierung und Belästigung ausgeräuchert werden. Um das zu erreichen, braucht es eine starke Gegenkultur. Eine Gegenkultur, die auch von Männern getragen werden muss. Von Männern, die sich nicht vom Label Feminismus abschrecken lassen dürfen. Im Fall Weinstein dauerte es Tage, bis sich die ersten männlichen Schauspieler zu Wort meldeten.
Es ist dieser naive Glaube, dass man Leute mit Binnen-Is umerziehen kann. Und das Binnen-Is etwas daran ändern, dass Leute Macht mißbrauchen.
Warum sollte es für Weinstein weniger interessant sein, mit Frauen schlafen zu wollen, wenn er Binnen-Is verwendet? Warum sollte es für Frauen, die etwas davon wussten, nicht mehr gefährlich sein, einen mächtigen Mann zum Feind zu haben, wenn sie überall Binnen-Is sehen.
Der Feminismus kann dabei nichts erreichen, weil er zu verrückt ist. Es ist eine Ideologie, die man nur mit einigen Verrenkungen vertreten kann, weil sie schlicht nicht mit der Wirklichkeit übereinstimmt. Und deswegen interessiert sie auch einen Großteil der Menschen nicht und wenn man ihnen mehr darüber beibringt, dann fällt ihnen das eher noch mehr auf. Die Unwissenheit darüber, was der radikale Feminismus vertritt, ist für diesen mit das wichtigste um nicht unterzugehen.
Im Fall Weinstein dauerte es nicht nur Tage, bis sich männliche Schauspieler zu Wort meldeten, es dauerte insbesondere Jahre bis sich Frauen, die bereits voller Feminismus waren, wie etwa Jennifer Lawrence, die gerade noch für gleiche Löhne kämpfte, zu Wort meldete.
Der gegenwärtige Feminismus kann keine Gegenbewegung sein, weil er zu Hasserfüllt ist und zu sehr in Lager spaltet. Er ist zudem zu unpraktisch um umgesetzt zu werden.
Wer die Unterdrückung, die Diskriminierung und den Missbrauch von Frauen durch Männer wie Weinstein verhindern will, der muss aufhören, die manche Facetten der Debatte um Gleichberechtigung als kleinlich und ein bisschen übertrieben wegzulächeln. Der muss aufhören, dem Feminismus dogmatische Umerziehung zu unterstellen, wie es Claus Kleber im Gespräch mit Maria Furtwängler getan hat, als die ihre Studie über die Rolle der Frau im deutschen Film und Fernsehen vorstellte (wenig überraschendes Ergebnis: Frauen sind unterrepräsentiert).
Ich denke er muss es gerade machen und es wäre besser, wenn es möglichst viele machen. Denn zum einen muss was wahr ist auch wahr bleiben, zum anderen ändern diese Vorhalte nicht und der Feminismus behindert sogar eher erfolgsversprechende Gegenmaßnahmen.
Wer sexuelle Übergriffe verhindern will, der braucht Geschlechtergerechtigkeit, der braucht das Binnen-I, der braucht die Quote, der braucht gleichen Lohn für gleiche Arbeit. Der Weg dorthin verlangt kleinliche, langwierige und frustrierende Arbeit. Aber sie ist notwendig. Diskriminierung und sexuelle Übergriffe werden nicht von selbst mit den jetzigen alten weißen Männern verschwinden. Diese Probleme sind strukturell. Und sie reproduzieren sich. Frauenfeindlichkeit hört nur dann auf, wenn sich die Kultur ändert. Mit anderen Worten: Frauenfeindlichkeit hört nur dann auf, wenn Männer damit aufhören.
Da ist er schon wieder, der Hinweis auf die Hautfarbe, eine rassistische Struktur im Feminismus. Als hätte es Vorwürfe gegen Bill Cosby, R. Kelly, CeeLo Green, Kobe Bryant, Myke Tyson oder Tupac Shakur nicht gegeben.
Sexuelle Belästigung hört schlicht nie auf. Weil der Markt nicht einfach verschwindet, der es für die Handelnden interessant macht. Es wird immer Leute geben, die Macht einsetzen um andere Ziele zu erreichen. Und Leute werden auch immer dazu schweigen, wenn es ihnen selbst Vorteile bringt. Shaming oder Belehrungen ändern daran nichts, weil es ja von vorneherein darauf ausgelegt ist, im Dunklen zu bleiben.
Das wäre die wesentlichste Einsicht, die man haben müsste, und genau die behindert der Feminismus mit seinen falschen Theorien.
Wenn man etwas machen wollte, dann müsste man die Vorstellung, dass man Leute wie Weinstein nur in eine Seminar für Binnen-Is stecken muss und sie ändern sich, aufgeben. Sie wären dann vielleicht etwas vorsichtiger oder würden noch nachhaltiger die Leute einschüchtern, aber ansonsten blieben die Motivationen bestehen.
Wenn man etwas produktives machen wollte, dann kann man nur Gelegenheiten nehmen und Vorbeugen bzw. die Gefahren eines Nachweises erhöhen.
Ein Verein für weibliche Schauspieler beispielsweise, der Gerüchte anonym sammelt und Produzenten Gefahrenstufen zuweist und deren Mitglieder dann grundsätzlich eine Freundin mitbringen, wenn sie mit ihm in Kontakt treten, wäre wohl effektiver.
Und genau das passiert ja auch: Jeder in Hollywood wusste davon, dass Weinstein jemand ist, mit dem man als Frau besser nicht allein ist. Es gibt entsprechende Gerüchte, man sichert sich ab, kann so sogar mit ihm zusammen arbeiten. Man könnte das ausbauen, aber es unnötig machen, das wird nie gelingen.