Selbermach Samstag 252 (26.08.2017)

Welche Themen interessieren euch, welche Studien fandet ihr besonders interessant in der Woche, welche Neuigkeiten gibt es, die interessant für eine Diskussion wären und was beschäftigt euch gerade?

Welche interessanten Artikel gibt es auf euren Blogs? (Schamlose Eigenwerbung ist gerne gesehen!)

Welche Artikel fandet ihr in anderen Blogs besonders lesenswert?

Welches Thema sollte noch im Blog diskutiert werden?

Für das Flüchtlingsthema gibt es andere Blogs

Ich erinnere auch noch mal an Alles Evolution auf Twitter und auf Facebook.

Es wäre nett, wenn ihr Artikel auf den sozialen Netzwerken verbreiten würdet.

Wer mal einen Gastartikel schreiben möchte, der ist dazu herzlich eingeladen.

„Wenn Frauen in Iran eher MINT-Fächer studieren, dann kann der Grund für Geschlechterunterschiede nicht Biologie sein“

Pjotr schreibt in einem Kommentar:

Jetzt muss ich Semikolon doch tatsächlich mal zugestehen, dass sie den Schwachpunkt der Schmidtschen Biosophie erkannt hat.
Wenn wir davon ausgehen, dass sich iranische Frauen kaum biologisch von unseren Westfrauen unterscheiden, dann ist das angesprochene Phänomen (iranische Frauen in grosser Zahl in den MINT-Fächern) der Beweis, dass die Studienwahl erheblich von den sozialen Umständen beeinflusst wird.

Nun kommt Christian mit der ad-hoc-Hypothese angerauscht (weil die Statistiken zeigen, dass es sich NICHT um eine Universalie handelt), dass die Westfrauen freier in ihrer Studienwahl seien und deshalb ihren natürlichen Neigungen folgen. Das ist und bleibt erstens eine ad-hoc-Hypothese und zweitens unbewiesen. Ich halte sie für falsch.

Frei sind unsere bürgerlich geprägten Frauen nur insofern es keine gesetzlichen Einschränkungen gibt, die ihnen die Wahl eines MINT-Fachs verbieten oder erschweren. Unsere so superemanzipierten Westfrauen des bürgerlichen Typs haben jedoch verinnerlicht, dass gemäss den tradierten Rollen der Geschlechter es der Mann ist, der PRIMÄR für die materielle Versorgung zuständig ist, während die Bürgerstochter ihre Wahl nicht in erster Linie nach den Verdienstmöglichkeiten richtet, sondern work-life-balance und Vereinbarkeit von Faulheit und Karriere in den Mittelpunkt ihrer Entscheidung stellt. So siehts aus.

Dazu ist natürlich auszuführen, dass es nicht meine These ist, dass Unfreiheit Entscheidungen beeinflusst. Die These gibt es schon länger und läuft unter „Gender Equality Paradox“ 

Lustig ist ja da schon, dass der interne Widerspruch nicht auffällt:

…iranische Frauen… Unsere so superemanzipierten Westfrauen des bürgerlichen Typs haben jedoch verinnerlicht, dass gemäss den tradierten Rollen der Geschlechter es der Mann ist, der PRIMÄR für die materielle Versorgung zuständig ist,

Im Iran dürfte der Umstand, dass der Mann die Familie ernährt, noch weitaus eher dem tradierten Bild entsprechen. Demnach müssten nach diesen Theorien Frauen im Iran noch seltener STEM-Fächer studieren.

Aber natürlich sind Entscheidungen immer von einer Vielzahl von Faktoren beeinflusst. Im Iran und in vielen anderen konservativen, gerade islamischen, Ländern beispielsweise gelten für Frauen strenge Sittengesetze und in sehr strengen Ländern dürfen sie noch nicht einmal ohne männliche Begleitung unterwegs sein.

Und das schränkt natürlich auch die Arbeit in vielen personenbezogenen Jobs, die Frauen im Westen gerne ausüben, stark ein, weil die Grundlage dieser Jobs ja gerade ist, dass man mit vielen Menschen beiderlei Geschlechts in Kontakt kommt.

Dass dies bei ihnen nicht der Fall ist, ist hingegen gerade der Vorteil von dingenbezogenen Arbeiten. Eine Informatikerin, die Software programmiert, kann leicht in einem Raum bleiben und auch kontrollieren, wer dort hineinkommt. Eine Ärztin oder eine Rechtsanwältin hingegen ist weitaus weniger kontrollierbar, man kann ihr schlecht bei jedem Krankenbesuch und jedem Mandatengespräch oder Gerichtstermin einen männlichen Aufpasser an die Seite stellen, der die „Sittsamkeit“ überwacht. Und Jobs dieser Art würden natürlich auch erfordern, dass die Frauen Männern gegenüber in einer gehobenen Stellung gegenüber treten, in der Sie die Autorität haben (der Rechtsanwalt und sein Mandant oder der Arzt und der Patient).

Viele qualifiziertere Jobs, die sonst von Frauen gerne gewählt werden, scheiden damit automatisch aus. Plötzlich haben „Dinge/Daten-Jobs“ den Vorteil, dass sie „sittsam“ sind und mit relativer Freiheit in ihnen gearbeitet werden kann. Und der Programmierer kann zwar auch eine Autorität auf seinem Gebiet haben, sie wirkt sich aber nicht so direkt aus, weil sie in der Sache und nicht gegenüber Personen ausgeübt wird.

Im Endeffekt ist das ähnlich wie mit einer Burka: Man wird nicht anführen, dass Burkas die Sicht und die Freiheit nicht einschränken können, weil Frauen in Saudi Arabien sie ja tragen. Sie tragen sie, weil sie in der Gesamtschau der Gründe die bessere Entscheidung sind. Was nicht bedeutet, dass sie mit mehr Freiheit  nicht weniger einschränkende Kleidung wählen würden.