Eine interessante Studie behandelt die unterschiedlichen beruflichen Interessen von Männern und Frauen:
Vocational interests predict educational and career choices, job performance, and career success (Rounds & Su, 2014). Although sex differences in vocational interests have long been observed (Thorndike,
1911), an appropriate overall measure has been lacking from the literature. Using a cross-sectional sample of United States residents aged 14 to 63 who completed the Strong Interest Inventory assessment between 2005 and 2014 (N 1,283,110), I examined sex, age, ethnicity, and year effects on work related interest levels using both multivariate and univariate effect size estimates of individual dimensions (Holland’s Realistic, Investigative, Artistic, Social, Enterprising, and Conventional). Men scored higher on Realistic (d 1.14), Investigative (d .32), Enterprising (d .22), and Conventional (d .23), while women scored higher on Artistic (d .19) and Social (d .38), mostly replicating previous univariate findings. Multivariate, overall sex differences were very large (disattenuated Mahalanobis’ D 1.61; 27% overlap). Interest levels were slightly lower and overall sex differences larger in younger samples. Overall sex differences have narrowed slightly for 18-22 year-olds in more recent samples. Generally very small ethnicity effects included relatively higher Investigative and Enterprising scores for Asians, Indians, and Middle Easterners, lower Realistic scores for Blacks and Native Americans, higher Realistic, Artistic, and Social scores for Pacific Islanders, and lower Conventional scores for Whites. Using Prediger’s (1982) model, women were more interested in people (d 1.01) and ideas (d .18), while men were more interested in things and data. These results, consistent with previous reviews showing large sex differences and small year effects, suggest that large sex differences in work related interests will continue to be observed for decades.Quelle: Vocational Interests in the United States: Sex, Age, Ethnicity,
and Year Effects
Zur besseren Übersicht noch einmal etwas anders geordnet:
Zunächst eine Übersicht, was die unterschiedlichen Kategorien bedeuten, nach dem RIASEC-Modell:
-
Realistische Orientierung: Personen dieses Typus sollen aktiv und forsch (bis aggressiv), motorisch befähigt und „männlich“ in ihren Interessen (physische Aktivität, konkrete Gegebenheiten statt abstrakte Probleme) und Werten (eher konventionelle politische und ökonomische Werthaltungen) sein. Bei der Berufswahl tendieren sie vermehrt zu handwerklichen, technischen oder zu land- und forstwirtschaftlichen Berufen (denkbar auch z.B. Schutzdienstleister).
-
Investigative bzw. forschende Orientierung (manchmal auch „intellektuelle“ ~): Dieser Typus soll aufgabenorientiert sein und versuchen, Probleme vorrangig auf intellektueller Ebene zu bewältigen. Er hat ein starkes Bedürfnis, Zusammenhänge zu verstehen und besitzt eher unkonventionelle Wertvorstellungen und Einstellungen. Personen dieser Orientierung sollen sich vor allem in naturwissenschaftlichen und mathematischen Berufen oder auch in der Medizin finden.
-
Artistic (künstlerische) Orientierung: künstlerisch orientierte Menschen ähneln intellektuell Orientierten hinsichtlich ihrer „intrazeptiven“ Ausrichtung (Bezug auf sich selbst und den eigenen Geist). Sie sollen ein großes Bedürfnis nach Selbst-Ausdruck mit Hilfe künstlerischer Medien aufweisen und hochgradig strukturierte Probleme und Aufgaben meiden, falls grobmotorische Fertigkeiten erforderlich sind. Menschen dieser Art sollen eine geringere Ichstärke haben, eher feminin sein und häufiger unter emotionalen Störungen leiden. Sie sollen natürlich vor allem zu künstlerischen oder mit dem Kultur- und Kunstleben befassten Berufen tendieren.
-
Soziale Orientierung: Menschen dieses Typus fühlen sich sozial verantwortlich, darüber hinaus sollen sie von einem starken Bedürfnis nach Beachtung und sozialer Interaktion charakterisiert sein. Sie zeichnen sich durch gute verbale und soziale Fähigkeiten aus, tendieren aber dazu, Probleme weniger intellektuell als emotional oder durch soziale Aktivität zu bewältigen. Typische Berufe: pädagogische und sonderpädagogische Berufe, Sozialarbeiter, klinischer Psychologe, Berufsberater, Gemeinnützige Arbeiten.
-
Enterprising (unternehmerische) Orientierung: Menschen dieser Art verstehen sich selbst als starke, männliche Führerpersönlichkeiten. Charakteristisch sind ausgeprägte verbale Fertigkeiten, kommunikative Kompetenzen und Freude an Konkurrenzsituationen. Dennoch sollen sie klar definierte verbale Situationen sowie Aufgaben, die einen längeren, angestrengten intellektuellen Einsatz erfordern, meiden. Die beruflichen Präferenzen liegen im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit, des Geschäftsleben und des Verkaufs (Hotelier, Unternehmer, Industrieberater, Immobilienhändler, Wahlkampfmanager, Versicherungsvertreter usw.).
-
Conventional (traditionelle) Orientierung: Charakteristisch ist die Bevorzugung von weitgehend strukturierter (verbale/ numerische) Aufgaben und von Untergebenenrollen (Identifikation mit Machtpositionen, konformistische Einstellungen). Dazu gehört auch, dass Personen dieses Typus materiellen Besitz und Status hochschätzen und unklare Situationen oder Probleme, die soziale Aktivität oder ausgeprägte physische Fähigkeiten erfordern, meiden. Berufswahl: Büroarbeit (Buchhalter, Rechnungsprüfer, Bankangestellter, Statistiker, EDV-Operator) oder Servicebereich.
Men scored higher on
- Realistic (d 1.14),
- Investigative (d .32),
- Enterprising (d .22)
- Conventional (d .23),
while women scored higher on
- Artistic (d .19)
- Social (d .38)
- people (d 1.01) and ideas (d .18)
Hier muss man bedenken, dass sich die Bereiche verstärken können:
Wer merkt, dass er sich weitaus weniger für das Arbeiten mit Dingen interessiert, auch weniger handwerklich oder mit Stoffen arbeiten will als andere, und wesentlich lieber mit Leuten und helfend arbeiten würde, der wird eben statt Ingenieur oder Programmierer eben lieber Arzt oder Sozialarbeiter.
Interessanterweise ist „Mutter sein“ auch etwas helfendes mit Leuten. Was vielleicht auch erklärt, warum viele Frauen eher bereit sind aus dem Beruf in diesen Bereich zu wechseln.
„Interessanterweise ist „Mutter sein“ auch etwas helfendes mit Leuten. Was vielleicht auch erklärt, warum viele Frauen eher bereit sind aus dem Beruf in diesen Bereich zu wechseln.“
Vielleicht auch nur besser als eichtige Arbeit.
Denke eher viele wollen nicht den ganzen Tag weg sein und irgemdwas machen, um Geld zu haben.
Ich bin ja doch beeindruckt, mit welcher Schlagzahl hier Studien zitiert werden, die dem gefeuerten Google-Mitarbeiter Recht geben. Zumindest mit Guerilla-Taktik läßt sich dann ein wenig Boden in der Debatte gewinnen: Blogartikel erstellen, die Studien zitieren und auf die man dann verweisen kann.
Nur… es bringt nichts.
Es ist egal, wie stark der Konsens unter Wissenschaftlern ist und es ist egal, wie viele Studien es gibt.
Kuck dir nur die Linkliste unter Petersons Interview mit Damore an:
Das ist alles „bekannt“.
Aber weil es außer dem „Studien“ aus den Genderstudies gibt, in denen eine Vordiplomandin durch Befragung von 10 ihrer Kommilitoninnen („Glaubst du, Männer sind besser als du? Glaubst du, Männer glauben, besser als du zu sein?“) herausgefunden hat, dass Unterschiede zwischen Geschlechtern nur sozial konstruiert sind, deswegen muss niemand die Ergebnisse der seriösen Wissenschaft (und den Erkenntnissen durch simple subjektive Beobachtung) glauben oder auch nur Ernst und zur Kenntnis nehmen.
Und dieses „Niemand“ schließt alle derzeit regierenden Politiker ein.
Danke für die Studie.
„while women scored higher on
Artistic (d .19)
Social (d .38)
people (d 1.01) and ideas (d .18)
“
Was bedeuten die d-Angaben in den Klammern? Wie muss man das interpretieren?
Also ich schätze mal, je höher desto mehr, aber was bedeutet eine 1.01 bezogen das auf die Gesamtheit der Frauen? Die Wahrscheinlichkeit kann es ja nicht sein.
Das sind Cohen’s D-Werte. Die geben bei einem signifikanten Unterschied der Mittelwerte zweier Populationen (eine rein qualitative Aussage) auch die Effektgrösse (also eine quantitative Aussage) an.
Alles grösser 0,8 ist ein sehr starker Effekt.
https://de.wikipedia.org/wiki/Effektst%C3%A4rke
http://staff.bath.ac.uk/pssiw/stats2/page2/page14/page14.html
0,8 ist ein sehr starker Effekt.
und 38?
Ich habe ein geniales deutsches Video dazu gefunden:
Ungefähr 10min lang, lohnt sich, sehr einfach und gut erklärt.
Laut Video bezeichnet ein d=0,5 eine Verschiebung der Kurve um 0,5 * Standardabweichung der Kurve.
Eine 38 wäre demzufolge die selbe Normalverteilungskurve um 38 * Standardabweichung verschoben.
Bezogen auf obige Daten wurde vermutlich eine Normalverteilungskurve z.B. über „soziale Interessen“ erstellt und dann gemessen, wie sehr sich die entsprechende Kurve verschiebt, wenn man nur ein Geschlecht betrachtet.
Das würde auch bedeuten, dass die d-Größen für „sozial“ bei Männern entsprechend negativ würden. Stimmt ihr mir zu, oder sehe ich das falsch?
.38 = 0.38
Ahh, vielen Dank!
https://de.wikipedia.org/wiki/Effektst%C3%A4rke#Cohens_d
Grob gesagt bedeutet d=1.01, dass sich die Mittelwerte der Gruppen der männlichen und weiblichen auf der betrachteten Skala (people) um ungefähr eine Standardabweichung unterscheiden. Das ist ein ziemlich großer Effekt. Auch hier: das bedeutet nicht, dass innerhalb der Gruppen nicht trotzdem noch eine breite Streuung vorhanden ist, aber der „Überlapp“ ist bei dieser Effektstärke eben kleiner.
Ich bin eine komische Mischung, aber definitiv nicht: eine unternehmerische Persönlichkeit oder konventionell.
Ich schwanke zwischen forschend und realistisch, mit künstlerischen Randinteressen. Sozial bin ich nur bezogen auf die Familie. Wobei ich das auch kann, in dem Pflegeheim, in dem ich Zivildienst machte, war ich recht beliebt, aber das ist mir zu unbefriedigend und anstrengend.
Jeder ist eine komische MIschung bis hin zu den Grundtypen wie Diktator, Wahnsinniger, Psychokiller, Einstein usw…..
Mhmm, vermutlich schon. Allerdings ist es bei mir schon so, dass ich mich ein bisschen zerrissen fühle und immer von einem zum anderen wechsle. Ich kann z.B. nicht die Finger vom Garten lassen (obwohl nur ein blödes und fast nutzloses Hobby, was mich viel Zeit kostet), ich bin auch gerne Informatiker und analysiere und systematisiere gern, aber den Kollegen, die das mit wirklicher und ständiger Leidenschaft tun, bin ich immer hinterher. Als dritter Leidensfaktor kommt dann die Familie dazu, für die ich wesentlich mehr Zeit aufwende, als viele Kollegen und trotzdem immer ein schlechtes Gewissen habe. Ich bin definitiv multifunktional und passe nicht so richtig in unsere Spezialisierungszeit 🙂
Aber wahrscheinlich geht das anderen ähnlich, nur mit anderen Sachen.
Seit die Mächenförderung massenweise weibliche Mathematikerinnen hervorgebracht hat, frage ich mich, wieso Frauen den Männern bei den wichtigen menschlichen Fortschritten immer Jahre bis Jahrzehnte hinterherhinken.
Jemand sagte ja kürzlich, wer mehr Talent hat, sich mehr anstrengen wird, positive Rückkoppelung.
Es gibt Bereiche wo das nicht der Fall ist. Zum Beispill Nerds, die keine Freunde haben und einfach nur programmieren, weil sie dazu niemanden brauchen.
Nun ist es aber so, dass auf den fortschrittlichsten Gebieten, wo Intelligenz, Kreativität, zum Teil ein gutes Erinnerungsvermögen, zum Teil Hyperkonzentration gefragt sind, immer die Männer vorne liegen. Das mag an Prioritäten oder an Talent liegen. Ich kann es nicht erklären. In der Musik weiss ich dass Rockgitarristengenies zu 99,9% aus Männern bestehen und vielleicht ein motorisch-rythmisches Talent bei Männern vorliegt. Sieht man sich aber bei den Geigern um gibt es da sehr viele Frauen und auch in Gesangstalentshows liegen Frauen vorne. Allein ihre Singsangstimme steht im starken Kontrast zum männlichen Gebrumme. Ich bin zu 100% überzeugt dass Frauen musikalisch deutlich mehr Begabung aufweisen als Männer. Wieso nicht in der Rockmusik?
Bei abstraktem, philosophischem und politischem Denken, bin ich überzeugt, dass Männner vorne liegen, vor allem auf dem Gebiet der Logik scheint sich ein Abgrund aufzutun zwischen den Geschlechtern.
Ich denke, ein Großteil liegt an dem Auswahlverhalten Geschlechter bei der Partnerwahl. Frauen wählen nach Status/Einkommen, so dass Männer einen größeren Druck haben, nach Status und Einkommen zu streben. Einem Mann bringt es hingegen wenig, bei Frau nach Status und Einkommen zu selektieren, da Frauen einen gewöhnlich daran ohnehin nicht teilhaben lassen und einen eher als zu schwach aussortieren würden, wenn sie den Partner miternähren müssten.
Männern ist es hingegen relativ egal (oder sogar sehr genehm), wenn die Frau „schwach“ ist und zum Mann hochschaut, so dass Männer daher auch eher bereit sind, die Partnerin mitzufinanzieren. (Nur) Frauen haben daher immer die Alternative bzw. Exitszenario, sich auch vom Partner mitfinanzieren zu lassen. Und der Mensch ist nun einmal ein recht bequemes Lebewesen. Wenn es anstrengend wird (= Streben nach Erfolg) und er eine angenehme Alternative hat (Mitfinanzierung durch Partner), dann ist die Verlockung halt sehr nahe, die weiteren Anstrengungen nicht mehr auf sich zu nehmen und sich für die weniger anstrengendere Alternative zu entscheiden.
Ich gehe davon aus, dass Männer genauso entscheiden würden, wenn diese die Chancen hätten. Haben Sie aber nicht, da schwache erfolglose Männer ihren Marktwert vernichten und Frauen nicht bereit sind, Männern eine angenehme Exitmöglichkeit zu eröffnen.
Und so lässt sich dann meiner Meinung nach auch erklären, dass Frauen selbst in den Gebieten nicht an die Spitze gelangen, in denen es durchaus denkbar wäre (z.B. Schach, Pokern, Gründung von Kommuinikationsunternehmen wie Facebook, Whatsapp, … deren Bereich eigentlich typische Frauenbereiche sein müssten).
Frauen setzten Männer unter Druck und treiben diese somit zu Höchstleistungen (und bei Misserfolg halt auch zu mehr Selbstmorden, geringerer Lebenserwartung, höheren Arbeitsunfällen, …).
Männer setzten Frauen diesbezüglich hingegen nicht unter Druck, so dass Frauen auch keinen Druck haben, erfolgreich sein zu müssen und damit auch weniger bereit sind, Anstrengungen, Risiken, … auf sich zu nehmen.
Bei Rockmusik ist es das Temperament, die Wildheit, die hormonbedingt, eher Männer anzieht. Frauen hätten vielleicht auch Talent dafür, wollen es aber halt weniger.
Pingback: „Studien, die die Aussagen von James Damore im Google Memo stützen“ (nach Jordan Peterson) | Alles Evolution
Pingback: Scrabble und spielen um zu gewinnen | Alles Evolution
Pingback: Gründe, aus denen Frauen nicht in die Finanzbranche wollen | Alles Evolution
Pingback: Das Gender Equality Paradox in den Naturwissenschaften, Technology und den Ingenieurwissenschaften sowie der Mathematik | Alles Evolution
Pingback: Geschlechterunterschiede in der Persönlichkeit | Alles Evolution
Pingback: Weitere Studie bestätigt: Persönlichkeitsunterschiede zwischen den Geschlechtern sind im Schnitt in Ländern mit mehr Gleichberechtigung größer | Alles Evolution
Pingback: Geschlechterunterschiede und ihr Verhältnis zu ökonomischen Unterschieden und Gleichberechtigungslevel in verschiedenen Ländern | Alles Evolution
Pingback: Gender Equality Paradox: Das Patriarchat oder die Sozialisation bewirken nicht die Geschlechterunterschiede | Alles Evolution
Pingback: Zum Gender Equality Paradox: Mehr Gendergleichheit verstärkt Geschlechterklischees in den Köpfen | Alles Evolution
Pingback: Frauen wollen Pädagogik studieren, Männer etwas technisches | Alles Evolution
Pingback: Interessenunterschiede im Bereich Politik zwischen den Geschlechtern | Alles Evolution
Pingback: „Sechs Thesen, wie der Feminismus von morgen sein muss.“ | Alles Evolution