In diesem Tweet fand ich die dort enthaltende Grafik sehr interessant.
Die Daten zu der Grafik stammen aus der folgenden Studie:
Abstract
This study examines the effects of socioeconomic status and parental occupation on choice of college major, with special attention directed toward female and male differences. The study uses multinomial logit analysis and data from the National Center for Education Statistics (NCES) 1990 Survey of Beginning Postsecondary Students (BPS). Having a father in a professional or executive occupation has a larger effect on female students than does having a mother in a similar occupation. The opposite holds for males. Women from families with high socioeconomic status are less likely to major in business; the opposite holds for males. Students who believe that being very well off financially is very important are more likely to major in business than are other students.
Quelle: The Impact of Parental Occupation and Socioeconomic Status on Choice of College Major (Volltext via Scihub)
SES, also die X-Achse, ist der Sozioöoknomische Status (im englischen Socio-econmic Status):
Der sozioökonomische Status (SoS) ist ein Begriff aus den Sozialwissenschaften und bezeichnet ein Bündel von Merkmalen menschlicher Lebensumstände. Dazu gehören beispielsweise:
- formale Bildung und Schulabschluss
- Ausbildung und Studium
- Beruf und Einkommen
- Besitz von Kulturgütern (häufig erfasst über den Besitz von Büchern)
- kulturelle Praxis: Besuche in Theatern und Museen
- Wohnort und Eigentumsverhältnisse
- Liquidität und Kreditwürdigkeit
Businessstudiengänge werden relativ unabhängig von dem Status gewählt. Ganz anders sieht es hingegen bei den „klassischen Frauenfächern“ und den „klassischen Männerfächern“ aus.
Frauen aus höheren Schichten wählen deutlich eher die klassischen Frauenfächer und (dementsprechend) weitaus seltener die klassischen Männerfächer.
Bei Männern tritt der umgekehrte Effekt auf, nur wesentlich schwächer. Um so höher ihr Status, um so eher studieren sie STEM und nicht soziale Berufe.
Natürlich sind hier verschiedene Erklärungen denkbar:
- Die eine ist, das finanziell abgesicherte Personen eher ihren Neigungen folgen und finanziell nicht abgesicherte Personen eher doch den Studiengang wählen, der ihnen eine eigene Option auf einen höheren Status bietet. Das würde gut dazu passen, dass auch Frauen aus ärmeren Ländern eher als Frauen aus reicheren Ländern STEM-Fächer belegen. Es könnte sich also hier gerade die höhere Freiheit auswirken.
- Die Gegenthese wäre wohl, dass Frauen aus den oberen Schichten noch eher die Geschlechterrollen verinnerlicht haben als Frauen aus anderen Schichten. Warum das der Fall sein sollte, wenn sie ansonsten eher privilegiert sind wäre interessant.
Geht man davon aus, dass ein höherer sozioökonomischer Faktor (der bei Studenten auch teilweise von den Eltern abgeleitet sein wird) auch mit im Schnitt höherer Intelligenz (siehe auch 1, 2 (die dann auch eher von Eltern mit hohem Status vererbt wird) auch mit höherer Intelligenz einhergeht, dann hätte das sogar einen zweiten Effekt:
Wenn die intelligenteren Frauen eher in die sozialen Berufe abgehen, die intelligenteren Männer aber eher in die STEM-Bereiche, dann würde das die Schere im Spitzenbereich sogar noch weiter auseinandergehen lassen.
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