Normalverteilungen, Unterschiede im Schnitt und das fehlende Verständnis dafür

Inzwischen wurde der Ersteller des Manifestos von Google gefeuert. Aber es gibt auch immerhin eine vollständige Version seines Manifests, hier auch in deutscher Übersetzung, in der diesmal die Grafiken enthalten sind. Sie ist hier abgebildet:

Ich finde es unglaublich, dass eine solche Grafik, die ganz deutlich macht, dass er nicht von absoluten Unterschieden ausgeht, herausgenommen worden ist. Natürlich: Mit dieser Grafik wäre ein Entstellen seiner Meinung noch schwieriger gewesen. Viel Text wird vielleicht nicht gelesen, aber eine solche Grafik fällt sofort ins Auge.

Es ist erschreckend, wie verzerrt die Darstellung in den Medien ist. Die meisten der Journalisten scheinen nur Artikel über das Manifest gelesen zu haben. Sie lesen noch nicht einmal eine leicht zugängliche Primärquelle oder recherchieren etwas, warum jemand so etwas schreiben könnte und ob das in der Wissenschaft vertreten wird.

Sehr gut macht das der direkte Vergleich eines Textes über den Text mit dem Text selbst deutlich:

Auch die Süddeutsche führt an, dass er Frauen Fähigkeiten abspricht, während im Orignaltext eine Grafik verlinkt war, die das genaue Gegenteil deutlich macht: Er meint, dass sowohl bestimmte Männer als auch bestimmte Frauen geringere Fähigkeitsausprägungen in bestimmten Bereichen haben, aber etwas mehr Frauen als Männer, während durchaus viele Männer und Frauen hinreichend hohe Fähigkeitsausprägungen in dem Bereich haben, aber eben mehr Männer, da er eben von Normalverteilungen ausgeht, die sich teilweise überlappen, aber verschobene Mittelwerte haben.

Was einen auch zu dem alten Problem bringt, dass „im Schnitt“ anscheinend etwas ist, was sehr schwer zugänglich ist.

Ich hatte schon Artikel dazu:

Wenn den Leuten klar werden würde, was in diesem Sinne „im Schnitt“ bedeutet, insbesondere bei einer Normalverteilung, dann wäre viel gewonnen.

Der Doktorant tweetet dazu

Es ist interessant, dass uns dieses Denken so schwer fällt. Unser Gehirn scheint eher darauf ausgerichtet zu sein, generelle Eigenschaften abzuspeichern und persönliche konkreten Personen zuzuordnen als sich eine solche Verteilung vorzustellen.