Warum sind die meisten Spitzenköche männlich?

In einem Blogbeitrag auf dem Blog „Köchinnen“ geht es um ebendiese und auch darum, warum so wenig Frauen Sterne-Köche sind.

Natürlich ist mir klar, dass es (noch immer) weniger Frauen als Männer in der professionellen (Spitzen-)Küche gibt, aber als Meinungsgestalter ist es eben auch Dollases Arbeit, die praktizierenden Köchinnen ins rechte Licht zu rücken und zu besprechen – und zwar kontinuierlich. Mit einer einmaligen Veranstaltung ist es nicht abgetan!

Der Rest des Interviews beschäftigt sich mit mehr oder weniger typischen Standardfragen zu Köchinnen: Wie macht man das mit Beruf und Familie (Warum ist das eigentlich eine Frauenfrage)? Ist Köchinnen Karriere wichtig? (Nee, die machen das nur zum Spaß und verdienen gerne weniger.) Wo ist der Unterschied zwischen kochenden Männern und Frauen? (Vielleicht sollte man mal die Gäste fragen, von wem wohl das jeweilige Gericht gekocht wurde…) Ist Kochen nicht zu körperlich anstrengend? (Hmmm, das sollten wir jetzt aber auch mal schnell unser Pflegepersonal befragen – sind ja meist Frauen.) Auch das Thema der Emotionalität von Frauen wurde nicht ausgespart, war aber immerhin keine Interviewfrage wert. Schade, dass eigentlich nur solch vorhersehbare Fragen gestellt wurden – und dass hier nicht einfach mal eine der vorgestellten Köchinnen befragt wurde! Stattdessen durfte mal wieder ein „alter weißer Mann“ von seiner Meinung und seinen Eindrücken berichten.

Tatsächlich ist das etwas, was eigentlich mit sozialen Geschlechterrollen schwer zu erklären ist. Denn Frauen und Küche, das ist wohl eher der Bereich in dem die Geschlechterrolle Frauen geradezu dazu ermutigt, sich damit zu beschäftigen.

Aus meiner Sicht ist es durchaus verständlich, denn es ist ein Job, der viele Elemente enthält, die typischerweise auf Jobs zutreffen, die eher von Männern ausgeübt werden:

  • Es ist eher ein arbeiten mit Dingen als mit Menschen. Beim stressigen Kochen in einer Spitzengastronomie kann man sich nicht viel unterhalten, alles ist darauf ausgerichtet, dass man seine Arbeit gut erledigt und alles zeitlich zusammenspielt. Die Gäste sieht man nicht, man arbeitet insofern vielleicht mit Leuten in einer Küche, aber hat dabei nichts mit Leuten zu tun
  • Die Arbeitszeiten sind absolut schwierig mit Kindererziehung zu vereinbaren. Der Spitzenkoch muss eben immer da sein und die Aufsicht führen, damit alles perfekt ist. Dabei kommen sehr schnell sehr viele Arbeitstunden zusammen.  Gearbeitet wird insbesondere dann, wenn andere nicht arbeiten, also insbesondere abends und am Wochenende.
  • Das Klima in einer Küche ist oft sehr rau. Weil alles passend fertig sein muss, nichts kalt werden darf oder zu lange auf etwas warten darf und alles perfekt sein muss, wird gerne angeschrien, rumgemeckert und Leistung verlangt. Es ist insofern eine sehr kompetitive Umgebung mit viel Stress.
  • Dazu werden viele Köche für den Stress noch relativ schlecht bezahlt und der Weg an die Spitze ist recht risikoreich, bringt aber, wenn es gelingt, viel Status, allerdings eben erkauft durch sehr viel harte persönliche Arbeit.

Der Anteil von Frauen, für den dies attraktiv ist, ist vergleichsweise gering.