Tag: 21. Juli 2017
Argumente aus der Geschlechterrolle nicht aus Überzeugung, sondern um die eigene Position zu stärken
Pluvia schrieb in einem Kommentar zu Vorhalten des Mannes, dass die Frau als Frau beruflich zureckstecken müsste, wenn es um die Frage geht, wer die Kinder betreut:
Wenn Sprüche wie oben in der Situation von einem Mann kommen, dann wohl primär, um in den Verhandlungen die eigene Position zu stärken. Ein behaupteter Default, dass die Frau zurücksteckt, weil das schließlich traditionell so sei, ist vielleicht kein gutes Argument, aber es ist eben eines, das man auch mal ausprobieren kann um den (Verhandlungs-)Partner zu der Rollen- und Aufgabenaufteilung zu bringen, die man selbst am liebsten hätte.
Gilt übrigens prinzipiell geschlechtsunabhängig auch andersrum. Hat zufällig mal ein Mann bei funktionierender Beziehung erlebt, dass die Frau unbedingt mit den Kindern zu Hause bleiben wollte und seine Elternzeit oder sonstiges Familienengagement damit abgewehrt hat, weil ein richtiger Mann schließlich das Geld nach Hause bringt und so für seine Familie sorgt?
Das ist ein Gedanke, der denke ich häufiger zutrifft. Man muss in einer Diskussion nicht nur die Argumente bringen, die man teilt, es kann effektiver sein, Positionen zu vertreten, bei denen man davon ausgeht, dass sie die Gegenseite dazu bewegen, die eigene Position anzuerkennen. Wenn man da an Geschlechterrollen appelliert, dann kann das sehr effektiv sein.
Ein Beispiel wäre, dass eine Frau meint, dass auch ihre weiblichen Kollegen durchaus einen Schrank in den Keller tragen könnten. Sie verwendet aber lieber ein „Wir brauchen hier mal ein paar starke Männer“, weil sie weiß, dass es eine gewisse Falle für Männer aufstellt, den Schrank zu tragen, die effektiv ist, weil sie eben sowohl nicht als schwach gelten wollen, noch als jemand, der arme Frauen sich abmühen lässt.
Das gleiche gilt auch für sexistische Sprüche: Wenn man weiß, dass die Kontrahentin an die Decke geht und dann wütend aus dem Raum stürmt, wenn man anführt, dass sie als Frau zu doof ist, irgendwas technisches zu machen, dann kann das der gewünschte Erfolg sein. Aus dem gleichen Grund dürften häufig Vergewaltigungsdrohungen das Mittel des Trolls sein.
Man nutzt, was effektiv ist. Und das ist gerade dann, wenn man nur das Geschlecht des anderen kennt häufig in den Stereotypen zu erkennen, die man gegen den anderen nutzt.
Beleidigungen oder sexuell werden