Eine in der Diskussion um die Quote gerne verwendete Vorgehensweise bzw Pseudoargumentation ist die Behauptung, dass eine Quote, die für Frauen 30% vorsieht, unmöglich benachteiligen kann, weil diese dann ja immer noch 70% haben.
Das verkennt den Unterschied zwischen der Gruppenebene und der Individualebene und ist selbst innerhalb der Gruppenebene falsch.
1. Individualebene
Auf der Individualebene hat ein Mann nichts davon, dass schon andere Männer weiter oben sind.
Er selbst möchte gerne, dass seine Arbeit anerkannt wird und sich auszahlt. Er arbeitet in 60 Stunden Wochen, wann immer irgendwo ein wichtiges Projekt ist, meldet er sich freiwillig und bringt es gut zu Ende. Alle Wissen, dass er derjenige ist, auf den man bauen kann und der es verdient hat. Der Boss ist kurz vor 65. In 1 Jahr geht er in den Ruhestand. jedem ist klar, dass er Nachfolger wird. Er macht jetzt schon die Vertretungen.
Dann kommt die Mitteilung: Man muss die Frauenquote erhöhen um politisch besser dazustehen. Und das in den nächsten 5 Jahren. In dieser Zeit werden aber nur 5 Führungsstellen frei, so dass man diese alle an Frauen vergeben muss um überhaupt etwas Erfolg vorweisen zu können. Für die Stelle seines Chefs hat man gerade einen Headhunter beauftragt, der wird extern irgendwo eine Frau finden. Aber in 6 Jahren, da könne man schauen, ob man nicht wieder eine Stelle mit einem Mann besetzen kann.
Wie wird sich das auf seine Motivation auswirken und wie auf die Motivation desjenigen, der ihn ersetzen sollte?
Sprich: Für Männer, die gute Arbeit geleistet haben, entsteht plötzlich ein Beförderungsstau. Sie müssen Ambitionen und Träume von entsprechender Karriere hinten anstellen und zusehen, wie Frauen aufgrund ihres Geschlechts vorgezogen werden
Sofern noch Posten mit Männern zu besetzen sind ist zudem der Konkurrenzkampf deutlich größer. Es streiten sich dann viele Männer um die verfügbare Stelle, während wie etwa neulich bei den Grünen bei anderen Stellen, die mit einer Frau besetzt werden sollen man häufig froh ist überhaupt eine zu finden.
2. Gruppenebene
Auf der Gruppenebene wird so getan als wollten gleich viele Männer und Frauen Karriere machen, seien bereit dafür das gleiche zu leisten und entsprechende Einschränkungen bezüglich Freizeit und Familie hinnehmen, seien gleich interessiert an Status und sehr hohen Gehalt und als seien die Bereiche, in denen üblicherweise Karriere gemacht wird, in der Ausbildung gleich stark mit Männern und Frauen besetzt.
Das ist aber nicht der Fall. Das war schon häufiger Thema hier, daher erst einmal ein paar Links:
Recht aussagekräftige Grafiken dazu sind die Folgenden:
Hierher:

Arbeitsstunden Bereitschaft idealer Job
Selbst in einem idealen Job und selbst in den vergleichsweise niedrigen Stundenzahlen sind Frauen nicht bereit so viel Stunden zu investieren wie Männer.
Die größten Unterschiede zeigen sich im Bereich Gehalt, Risikobereitschaft, Bezahlung nach Leistung und herausfordernden Tätigkeiten auf der einen Seite und dem nicht überschreiten von bestimmten Arbeitsstunden pro Woche, sauberen Arbeitsbedingungen, einer stressfreien und sauberen Umgebung und Flexibilität in den Arbeitzeiten.

Männer stimmen Aussagen zu, die sich darauf beziehen, dass ihre Leistungen wichtig sind und anerkannt werden und das sie sich auch gegen Widerstand durchsetzen. Frauen betonen eher den Ausgleichsgleichsgedanken und wollen etwas für die Gemeinschaft und das Wohl aller tun. Sie wollen Verantwortung lieber teilen und auch deren Folgen.
Und hierher:

Selbst ohne Kinder wollen Frauen wesentlich weniger Stunden arbeiten als Männer
Frauen sind weitaus häufiger bereit ihre Arbeitstunden zu reduzieren und Einkommensverluste hinzunehmen, wenn Kinder da sind. Wie wird sich da ein Paar von einem Mann und einer Frau wohl entscheiden, wer eher aussetzt?
Zuletzt noch die Dreiteilung von Hakim:
Als Resultat zweier repräsentativer Bevölkerungsstudien in Großbritannien und Spanien ließen sich drei weibliche Präferenzen unterscheiden:
- Die erste Gruppe lege ihre Priorität auf Familie und Haushalt (home-centered). Ihr Anteil betrage im Mittel ca. 20 Prozent.
- Eine zweite Gruppe lege ihren Schwerpunkt auf den Beruf (work-centered). Ihr Anteil betrage im Mittel ca. 20 Prozent.
- Eine weitere Gruppe versuche, beide Modelle zu kombinieren, z. B. mittels Teilzeitarbeit (adaptive) . Ihr Anteil betrage im Mittel ca. 60 Prozent.[1]
Bei Männern dürfte die Gruppe die ihren Schwerpunkt auf den Beruf legt und demzufolge Vollzeit arbeiten möchte eher bei über 90% liegen.
Diesen stehen 20% bei den Frauen gegenüber.
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