Wem vor Hitze noch was einfällt: Der Selbermach-Mittwoch ist da!
Tag: 21. Juni 2017
„Wenn ihr Frauen gegen den Feminismus seid, dann geht zurück in die Küche und wählen dürft ihr auch nicht mehr“
Wenn eine Frau sich gegen den heutigen Feminismus ausspricht, dann kann man fast sicher sein, dass ihr vorgehalten wird, dass sie dem Feminismus zu verdanken hat, dass sie überhaupt so frei sprechen kann bzw dass sie eine höhere Position hat. Es wird angeführt, dass sie wenn sie gegen den Feminismus ist, doch bitte konsequent sein soll und dann auch nicht mehr wählen sollte und überhaupt in die Küche gehen sollte, denn da wäre ja der Platz einer Frau, die den Feminismus ablehnt.
Es ist insofern ein recht simples Argument, dass versucht den Feminismus gegen Kritik zu immunisieren: Wer gegen den heutigen Feminismus ist, der müsse damit auch gegen alle anderen Errungenschaften sein, die dem Feminismus zugerechnet werden und diese dann aufgeben.
Insofern ist es zum Teil eine falsche Dichotomie:
Es wird so getan als könne man
a) Gleichberechtigung nur unter dem Feminismus haben („wenn du den heutigen Feminismus ablehnst, dann bist du gegen Gleichberechtigung“)
b) entweder alles befürworten, was unter dem Label Feminismus läuft oder man müsse alles aufgeben, was jemals an positiven dem Label des Feminismus zugerechnet wird. („Wer den heutigen Feminismus ablehnt, der muss als Frau auch wieder in die Küche und darf nicht wählen“).
Beides ist nicht der Fall.
a) Hat der Feminismus ein Monopol auf Gleichberechtigung
Der Feminismus tut gerne so als habe er ein Monopol auf Gleichberechtigungsforderungen, aber natürlich kann man für Gleichberechtigung von Mann und Frau sein ohne auf feministische Theorie zurück zu greifen. Gerade weil die Basis des Feminismus üblicherweise ist, dass Frauen unterdrückt werden und sich aus dieser Unterdrückung befreien müssen und weil er zudem auf ein Modell aufbaut, wo alle Unterschiede Ergebnis einer sozialen Konstruktion sind, die üblicherweise darauf aufbaut, dass Männer Strukturen errichtet haben, die Frauen schaden, kann das sogar sehr leicht zu besseren Ergebnissen kommen, da eben ein Sozialkonstruktivismus mit wissenschaftlichen Ergebnissen nicht mehr in Einklang zu bringen ist.
Gleichberechtigung kann unter vielen Fahnen laufen und vieles, was darunter läuft würden Feministinnen eben auch nicht als Feminismus ansehen, etwa die Ansätze von Warren Farrell oder auch nur die Ansätze von Christina Hoff-Sommers. Um zu einem fairen Verhältnis zwischen den Geschlechtern zu finden sollte man zudem auch die Geschlechterunterschiede im Schnitt mit einbeziehen und nicht vorschnell Unterdrückung sehen, wo keine ist.
b) Kann man bestimmte Elemente, die auch der Feminismus vertritt, gut finden und andere ablehnen?
Es erscheint wirklich recht absurd, eine solche Frage überhaupt zu stellen: Jedem ist eigentlich klar, dass das recht problemlos möglich ist, gerade wenn es sich um das Ergebnis gesellschaftlicher Prozesse handelt, die inzwischen allgemein akzeptiert werden.
Niemand würde sagen
„Ah, du bist also als Frau gegen Weltkriege, dann darfst du auch nicht mehr wählen, denn die Nachkriegszeit hat entscheidend dazu beigetragen, dass Frauen emanzipiert worden sind“
oder
„Ah, du bist gegen das Patriarchat, dann darfst du alle technischen Entwicklungen, die von Männern gemacht worden sind, nicht mehr nutzen“
Ebenso ist es natürlich sehr einfach für Gleichberechtigung zu sein, aber dagegen alle Menschen nach Hausfarbe, Geschlecht, sexueller Orientierung und vielen weiteren Kategorien in „ausschließlich in dieser Kategorie privilegiert und daher irgendwie schon böse, wenn er nicht Buße tut “ und „ausschließlich in dieser Kategorie benachteiligt und daher Opfer“ einzuteilen und von diesem Weltbild sein Leben bestimmen zu lassen.
Und man kann dafür sein, dass Frauen wählen können und gleichzeitig davon ausgehen, dass Männer und Frauen im Schnitt verschieden sind, weil sie das Ergebnis einer ganz verschiedenen natürlichen und sexuellen Selektion sind, die ihnen andere Vorlieben und andere Interessen und Fähigkeitsausprägungen im Schnitt gegeben hat, so dass es kein Wunder ist, wenn sich mehr Männer in bestimmten Bereichen einfinden, und mehr Frauen in anderen Bereichen.
Man könnte sogar meinen, dass der Platz der Frau in der Küche ist und dennoch die Auffassung vertreten, dass Frauen wählen können sollten.
Zwei Bilder stellen das auch noch einmal ganz gut dar:
vgl. auch:
- „Wer gegen Feminismus ist, ist gegen Gleichberechtigung“ als falsches Dilemma
- „Feminismus geht es um Gleichberechtigung“ (Schadensbegrenzung im Feminismus)
- „Ihr habt nur Angst vor Gleichberechtigung“
- „Im Wörterbuch steht doch, dass Feminismus für Gleichberechtigung ist, also ist das richtig“
- „Du bist für Gleichberechtigung? Dann bist du Feminist!“
- Gleichberechtigung vs. Gleichstellung
- „Fast zwei Drittel aller Männer in Deutschland finden, dass es mit der Gleichberechtigung mittlerweile reicht“