Für Neues und interessantes, aber auch gerne Berichte aus den Osterferien
Tag: 12. April 2017
Warum es sexistisch ist, dass Männer weibliche Orgasmen mögen
Cosmopolitan bespricht eine Studie (zu etwas sehr ähnlichen vergleiche auch diesen Artikel zu einem Artikel in Everyday Feminism:
The study gathered 810 men to read a story where they had to imagine an „attractive woman“ either did or did not orgasm during sex with them. Each man was then asked to rate their sexual esteem and the extent to which they’d feel „masculine“ after experiencing the scenario. The results are what you’d expect: Men felt more masculine and felt high self esteem when they imagined a woman orgasmed during sex with them. „These results suggest that women’s orgasms do function — at least in part — as a masculinity achievement for men,“ researchers wrote.
Let’s be clear — there’s nothing wrong with feeling good about making your partner feel good (in this case, orgasming). It’s nice to bring pleasure to your partner! But the researchers point out a sexist flaw in the masculinity boost thing.
„Despite increasing focus on women’s orgasms, research indicated that the increased attention to women’s orgasms may also serve men’s sexuality, complicating conceptualizations of women’s orgasms as women-centric,“ researchers wrote.
In a separate statement from Chadwick and van Anders, they explained why it’s a bad thing for men to gain masculinity points for bringing female partners to orgasm. „One reason is that it might pressure some heterosexual men to feel like they have to ‚give‘ women orgasms, as if orgasm is something men pulled out of a hat and presented to women,“ they wrote. „This ties into cultural ideas of women as passive recipients of whatever men give them.“
Es ist schon faszinierend, dass man aus allem etwas negatives machen muss. Männer, die schon Sex mit einer gewissen Anzahl von Frauen hatten, dürfte recht schnell bekannt sein, dass einige Frauen sehr schwer zum Orgasmus zu bringen sind und andere sehr leicht und das es jeweils von der Situation abhängt. Ihre Fähigkeit sich auf den Sex einzulassen, sich zu entspannen und sich zB auch mit jemanden, den sie noch nicht so lange kennt, wohlzufühlen, trägt dazu bei, wie viel Arbeit der Mann hat und ob es überhaupt klappt. Aber natürlich spielen auch die Fähigkeiten des Mannes eines Rolle, weswegen beispielsweise viele Frauen die Idee, mit einem „Jungmann“ zu schlafen uninteressanter finden als viele Männer. „Gut im Bett sein“ ist eine Eigenschaft, die beide Geschlechter haben können, allerdings ist es eben zumindest einfacher einen Mann zum Orgasmus zu bringen als eine Frau (was es allerdings nicht weniger wertvoll macht, wenn eine Frau ihn zu einem großartigen Orgasmus bringen kann oder der Sex an sich großartig ist).
Im übrigen tritt dieser Effekt natürlich auch umgekehrt auf: Ein Mann, der aus irgendwelchen Gründen keinen hoch bekommt, wird einige Frauen auch verunsichern, es kann sie in eine Krise stürzen, bei der es darum geht, dass er sie nicht attraktiv findet. Und einen Mann nicht zum Orgasmus bringen zu können wird auch viele Frauen verunsichern, wenn es nicht einen Grund dafür gibt.
Allerdings ist weibliche Lust und ein einfacher und häufiger weiblicher Orgasmus in der Tat etwas, was den Sex sehr gut machen kann. Ich hatte dazu schon mal etwas geschrieben:
- Die anstrengendste Variante Frau in Hinsicht Orgasmus ist die Frau, die nur auf eine ganz bestimmte recht komplizierte Art und Weise zum Orgasmus kommen kann und davon ausgeht, dass Männer, die das nicht hinbekommen können, keine Ahnung von Frauen haben und man sie herumkommandieren muss. Ich kann mir vorstellen, dass es für diese Frauen durchaus frustrierend ist, dass sie wissen, wie sie kommen und das natürlich auch erreichen wollen, aber wenn Sex erfordert, dass man detailierte Anweisungen im Befehlston umsetzen muss, dann macht er eben wenig Spaß. Nichts gegen helfende Anweisungen, jeder Mensch ist da anders und kennt sich selbst am besten, aber auch die sollten eben dem Anlass entsprechend sein (also nichts gegen ein „schneller, tiefer, nicht so tief“ aber eben kein „du musst in einer Violinschlüsselform lecken und das für X Minuten, aber nicht so, und dann in einem genauen X Takt stoßen, X takt habe ich gesagt, nun mach schon, nein genau der Takt, warum bekommen Männer das eigentlich nicht hin“). Wenn eine Frau sagt, dass Männer von Sex keine Ahnung haben, und alle schlecht ist, dann gehe ich inzwischen davon aus, dass es genau dieser Typ ist (und auch wenn es ein Shittest ist ist es eine gute Reaktion es umzudrehen „Ah, du bist eine von diesen komplizierten Frauen, die nur auf eine Weise kommen können und meinen alle Frauen sind so? Oh weh, wie anstrengend“)
- Die am wenigsten anstrengende Variante ist aus meiner Sicht die hypersensitive, überaus leicht erregbare Frau. Bei ihr ist der Vorteil, dass sie eine dünnere Haut oder/und feinere Nerven oder was auch immer hat und sie durch normale Berührungen wesentlich schneller, leichter und stärker erregt wird als andere Frauen. Sie ist schlicht ein Genuss, weil sie aufgrund der leichten Erregbarkeit schnell zu Sex zu überreden ist und sie fast alles zum Orgasmus bringt. Stimmulieren der Brüste kann sie kurz davor bringen, bei vaginalen Sex kommt sie ohne Probleme mehrmals, Analsex ist ebenfalls sehr einfach etc. Es ist mit einer solchen Frau einfach, sich als Sexgott zu fühlen.
Aber zurück zum Artikel:
They also mention another sexist orgasm trope: women feeling pressured to fake orgasms in order to appease a male partner, or in their words, „to protect men’s feelings.“ For women who have sex with male partners, the pressure to orgasm is a relatable feeling. Hence all the faking that we know is going down in hetero bedrooms all over the country.
Interessant, dass sie meint, dass es nur in heterosexuellen Schlafzimmern passiert. Ich vermute auch bei lesbischen Beziehungen wird schon mal was vorgetäuscht werden.
Aber in der Tat täuschen Frauen häufig vor, damit sie den Partner nicht enttäuschen:
Women sometimes engage in such behaviors to emphasize love and care. Because men are attentive and interested in a female partner’s orgasm, women may pretend orgasm to keep their partner happy. Darling and Davidson (1986) asked participants open-ended questions regarding pretending orgasm; the primary response by 51% of women who pretended orgasm was “feel guilty, but it is important to satisfy my partner”
Ich schrieb unter dem gleichen Link dazu:
Der Umstand, dass der Partner kommt, ist eben häufig für beide wichtig. Der Mann möchte, dass die Frau kommt und es macht ihn glücklich, wenn das der Fall ist (was biologisch sowohl für Befruchtung und aufgrund der ausgeschütteten Hormone auch für die Partnerbindung (und damit auch wiederum für die Fortpflanzung, da das wiederum mehr Sex und geringere Fremdgehwahrscheinlichkeit bedeutet) interessant ist). Die Frau möchte auch, dass der Mann kommt, einmal weil es ebenfalls Partnerbindungsaspekte hat, aber mitunter eben auch, weil sie weiß, dass er versuchen wird seinen Orgasmus zu verzögern bis sie kommt, aber auch weiß, dass sie nicht kommen kann und es im Sinne der Partnerschaft besser ist, einen Orgasmus vorzuspielen, damit er dann kommen kann.
Beim Mann dürfte es ähnlich sein. Er weiß, dass die Frau ihn zum Orgasmus bringen will, aber er nicht kommen kann (Alkohol, schon zuviel Sex, zuviel Stress, was auch immer). Sie wird sich schlecht fühlen, wenn sie ihn nicht zum Orgasmus bringen kann, er hat aber einfach keine Lust mehr, es weiter zu versuchen. Der Mann hat allerdings das Problem des Ergusses, der mit dem Orgasmus verbunden wird und schwerer vorzutäuschen ist.
Sicher haben Frauen das Problem einen Orgasmus vorzutäuschen häufiger, aber Männer haben häufig das Problem, dass sie, damit die Frau nicht zu kurz kommt, nicht zu früh kommen dürfen, weswegen sie mitunter an allerlei unerotisches Denken, während sie gleichzeitig versuchen, sich nichts davon anmerken zu lassen oder dann, wenn sie sich dem Orgasmus nährt, auch zu kommen, und das eben tatsächlich.
Und beide Verhaltensweisen können sich gegenseitig bedingen. Er hält sich zurück und genießt des Sex nicht, weil er nicht zu früh kommen will, damit sie auch was davon hat. Sie spielt ihm Lust vor, damit er wenigstens Spass hat und sich gut fühlt.
Der Blick auf dass sexuelle ist hier in Studie und Besprechung also eher einfach ausgestaltet.
The researchers draw a fairly frightening conclusion from the research findings. When women’s orgasms begin to serve as a masculinity achievement for male partners, the orgasms cease to be about women’s liberation or sexual pleasure. They just become another opportunity for men to flex, or „shore up their sense of masculinity.“
„These men, therefore, were more likely to view women’s orgasms as a notch on the bedpost of their manliness,“ Chadwick and van Anders wrote in the statement. They end their note with an encouragement for men to think of orgasms less as achievements to be unlocked, and truly view them for what they are: tiny little pleasure explosions that should be enjoyed — frequently — by female partners.
Ein sehr negativer Ausblick. Natürlich kann alles schlecht sein. Aber wenn beide Lust auf Sex haben, dann ist „ich will meinem Partner so viel Lust bereiten wie möglich“ ein hervorragender Ansatz. Auch dann wenn er die Nebenfunktion hat, dass der andere einen für unglaublich gut im Bett halten soll oder man das gute Gefühl, den anderen befriedigt zu haben, auch für sich selbst braucht.