„Menstruationsurlaub“ und „dass Frauen meist benachteiligte Arbeitnehmer sind, liegt nicht am Fehlverhalten der Frauen“

Es geht gerade durch die Medien, dass in Italien über ein Gesetz beraten werden soll, welches es Frauen erlaubt, wegen Regelbeschwerden bis zu drei Tage im Monat zuhause zu bleiben.

Ich vermute mal, dass dieses Gesetz nicht beschlossen werden wird, es dürfte eher des guten Anscheins wegen eingebracht worden sein, aber ich fand einen dazu veröffentlichen Artikel ganz interessant, weil er klassische feministische Argumente aufgreift:

Geht’s noch? Frauen gegen Frauen.
Beim Thema Menstruation gilt: Hat jede, kennt jede. Trotzdem knallen momentan in diversen Artikeln Journalistinnen anderen Frauen plötzlich die fadenscheinigsten Gegenargumente an den Kopf. Der „Menstruationsurlaub“ würde weibliche Stereotype stärken, wäre antifeministisch und würde die Menstruation tabuisieren. Frauen würden dann nur noch mehr unter Sexismus leiden, weil man ihnen den Zusatzurlaub als Schwäche auslegen würde.

Müssen sich also Frauen mit extremen Schmerzen braveheart-mäßig zur Arbeit schleppen, nur um Sexisten ein Argument weniger zu liefern? Feminismus heißt, dass man selbstbewusst vertritt, wer man ist. Und wenn es bereits am weiblichen Selbstbewusstsein rüttelt, dass man wegen starker Schmerzen nicht aus dem Haus gehen will, dann ist das ziemlich antifeministisch. Andere geben noch zu bedenken, dass die Tabuisierung der Menstruation mit solchen Extrawurst-Regelungen ja nie ein Ende fände. Möglich – aber Menstruieren wird nicht weniger ein Tabu, indem man es ignoriert.

Es ist immer schwer etwas zu einem Gesetz aus einem fremden Land zu sagen, bei dem man den Text und die Einordnung in das Rechtssystem nicht kennt. Aber die Argumentation hier scheint mir an der Sache vorbei zu gehen. Denn hier geht es ja eher darum, dass hier eine gewisse generelle Arbeitsunfähigkeit während der Tage unterstellt wird, so dass man diese eben gerade nicht mehr nachweisen muss. Und genug Frauen haben eben auch keine Probleme während ihrer Tage, die sie am arbeiten hindern. Dagegen wird dann das Beispiel der Frau gestellt, die sich zur Arbeit schleppen muss, obwohl sie starke Schmerzen hat (die sich im übrigen auch krank schreiben lassen könnte, aber auch weiß, dass es nicht gut ankommt, wenn sie häufig drei zusätzliche Tage fehlt)

Menstruationsurlaub: die perfekte Ausrede für ungleichen Lohn.
Zur Angst vor Sexismus gesellt sich auch noch die Angst vor mehr Ungleichbehandlung im Arbeitsleben. Chefs würden dann seltener Frauen einstellen, weil sie – neben einer möglichen Schwangerschaft – auch noch während der Menstruation fehlen würden. Und bei Gehaltsverhandlungen wäre der zusätzliche Urlaub ein weiteres Argument für ungleiche Bezahlung.

Vielleicht sollten wir zur Sicherheit nur noch den halben Lohn verlangen, keine Kinder bekommen und nie krank sein. Dann würde Sexismus sicher sofort aufhören. Nicht.

Dass Frauen meist benachteiligte Arbeitnehmer sind, liegt nicht am Fehlverhalten der Frauen. Sondern daran, dass Unternehmen sich das ungestraft leisten können. Und Frauen sich das gefallen lassen. Das Problem ist nicht, eine Frau zu sein, die ihre Tage hat und schwanger werden könnte. Für Fehlzeiten kann man andere Lösungen finden – wenn man will. Das Problem ist, dass das „Frau-sein“ als fadenscheinige Ausrede für Ungleichheiten hergenommen wird.

Es ist nicht die Aufgabe von Frauen durch besonders starkes oder unauffälliges Verhalten Sexismus zu beenden. Sexismus ist im Grundsatz falsch. Und es hilft sicherlich nicht, wenn sich Frauen aus Angst vor noch mehr Sexismus wegducken und damit andere Frauen belasten. Noch dazu solche, die jeden Monat leiden. Wenn ein „Sonderurlaub“ für einige Frauen Entlastung bedeutet, sollten wir gesammelt dahinter stehen.

Feministische Argumentation in Reinkultur. Das Argument, dass dadurch Frauen eben unrentabler werden wird schlicht damit beiseite gewischt, dass der Arbeitgeber eben damit klar kommen muss, weil alles andere Sexismus ist. Dass auch weibliche Arbeitgeber dafür wenig Verständnis hätten oder das der Sexismusvorwurf nichts, aber auch rein gar nichts daran ändert, dass Männer dann tatsächlich rentabler sind, dass hier also die eigentliche Frage schlicht ignoriert worden ist, das geht dabei vollkommen unter.

Die Rentabilitätsbetrachtung wird damit als Argument entwertet, dass man diese gar nicht anstellen dürfte und sich dafür schämen sollte. Eine äußerst naive Betrachtung, die auch schlicht die Realität ausblendet. Wiede wiede witt, Sexismus ist böse, ihr dürft gar nicht berücksichtigen, dass ihr für das gleiche Geld mehr Arbeit bekommt! So und jetzt in die Ecke und schämen!