Selbermach Samstag 232 (01.04.2017)

Welche Themen interessieren euch, welche Studien fandet ihr besonders interessant in der Woche, welche Neuigkeiten gibt es, die interessant für eine Diskussion wären und was beschäftigt euch gerade?

Welche interessanten Artikel gibt es auf euren Blogs? (Schamlose Eigenwerbung ist gerne gesehen!)

Welche Artikel fandet ihr in anderen Blogs besonders lesenswert?

Welches Thema sollte noch im Blog diskutiert werden?

Für das Flüchtlingsthema gibt es andere Blogs

Ich erinnere auch noch mal an Alles Evolution auf Twitter und auf Facebook.

Es wäre nett, wenn ihr Artikel auf den sozialen Netzwerken verbreiten würdet.

Stevie Schmiedel von Pinkstinks soll den Werberat kontrollieren

Pinkstinks ist eine Vereinigung, die sich gegen „Sexismus in der Werbung“ einsetzt. Dabei sind sie nach meiner Sicht im schlechten Sinne radikal, weil sie bereits jede Darstellung einer Geschlechterrolle als Sexismus sehen.

Ich hatte bereits einmal auf ihre Petition hingewiesen, mit der sie es erleichtern wollen nach ihrer Sicht sexistische Werbung zu senden:

Andererseits scheint Pinkstinks ihr Werbeverbot auch gar nicht neutral fassen zu wollen. Ihr momentaner Vorschlag für eine Gesetzesänderung sieht wie bereits auch schon einmal, aber nur sehr kurz, angesprochen wie folgt aus:

„§ 7a UWG Diskriminierende Werbung
(1) Eine geschäftliche Handlung, durch die Marktteilnehmende in diskriminierender Weise angesprochen werden, ist unzulässig, wenn nicht gewichtige verfassungsrechtlich geschützte Interessen ausnahmsweise überwiegen. Die Diskriminierung kann sich aus der Aussage einer Werbung, ihrem Gesamteindruck oder der Gesamtheit der einzelnen Teile einer Werbekampagne ergeben.
(2) Werbung ist geschlechtsdiskriminierend, wenn sie Geschlechtsrollenstereotype in Form von Bildern oder Texten wiedergibt oder sich in sonstiger Weise ein geschlechtsbezogenes Über-/Unterordnungsverhältnis zwischen den Personen in der Werbung oder im Verhältnis zu den von der Werbung adressierten Personen ergibt. Werbung ist insbesondere geschlechtsdiskriminierend, wenn sie
1. Menschen aufgrund ihres Geschlechts Eigenschaften, Fähigkeiten und soziale Rollen in Familie und Beruf zuordnet oder
2. sexuelle Anziehung als ausschließlichen Wert von Frauen darstellt oder
3. Frauen auf einen Gegenstand zum sexuellen Gebrauch reduziert, insbesondere indem weibliche Körper oder Körperteile ohne Produktbezug als Blickfang eingesetzt werden oder der Eindruck vermittelt wird, die abgebildete Frau sei wie das Produkt käuflich.“

Es ist erstaunlich, dass sie noch nicht einmal versuchen, das Gesetz durchgehend geschlechtsneutral zu formulieren, was ja heute gang und gäbe ist. So hat die Norm aus meiner Sicht aber immerhin keine Chance umgesetzt zu werden:

Eine Werbung soll bereits dann geschlechtsdiskriminierend sein, wenn sie Geschlechtsstereotype wiedergibt? Also immer dann, wenn eine Frau mit Waschmittel oder Kochen in Verbindung gebracht wird oder ein Mann Versorger irgendwas mit Versorgung zu tun hat? Ich vermute, dass wohl 90% aller Werbung, die Menschen zeigt darunter fallen würde, weil Werbetreibende nun einmal ihre Hauptkäufergruppe ansprechen wollen.

Es ist geradezu bizarr: Bei Pinkstinks ist die Abbildung einer Frau, die die Wäsche wäscht und kocht oder Kinder betreut und eines Mannes, der arbeiten geht, etwas, was sie verbieten wollen. Das Kind soll also etwas nicht in der Werbung sehen dürfen, was es beständig um sich herum hat. Weil klassische Rollen sexistisch sind. Pinkstinks ist anscheinend kein Anhänger des „Choice-Feminism“ und empfindet den Anblick einer Frau, die beispielsweise beruflich aussetzt um Kinder zu betreuen als unerhörte Beeinträchtigung des Kindes.

Die Klausel unter Absatz 2, Nr 3 soll wohl in dem ersten Beispiel die Ausformulierung der obigen Kampagne sein, auch hier wird man aus meiner Sicht kaum begründen können, warum es auf weibliche Körper beschränkt ist. Das zweite Beispiel existiert wohl auch nur in der Phantasie von Pinkstinks: Welcher Werbungschauende nimmt denn an, dass eine Frau käuflich ist? Und warum wäre es okay einen mann zum sexuellen Gebrauch abzubilden aber nicht eine Frau?

Man beachte, dass es sich in dem Gesetzesentwurf um eine „Ist-Vorschrift“-handelt, wenn eines der dortigen Kriterien vorliegt, dann spricht das also nicht nur dafür, dass die Werbung geschlechtsdiskriminierend ist, es steht kein Ermessen zu, es ist keine weitere Abwägung möglich (dann müsste man Formulierungen wie: „liegt üblicherweise vor“ oder „kann insbesondere geschlechtsdiskriminierend sein“ verwenden), sie ist per Definition sexistisch. Das würde im übrigen bedeuten, dass alle Frauenzeitschriften ihre Titelbilder komplett umgestalten müssten und das „Titelbild-Mädchen“ auf so gut wie allen Zeitschriften irgendwie besonders gerechtfertigt werden muss. Die Werbung im Fernsehen zwischen einer Liebesschnulze oder einem Aktionfilm dürfte im Prinzip keine Szene zeigen, wie sie danach im Film unproblematisch gezeigt werden dürfte. Werbung für einen Film würde sogar den gleichen Regeln unterliegen und dürfte daher überwiegend nicht gezeigt werden.

Ich bitte darum, mir in den Kommentaren mal ein paar Werbungen zu verlinken, die Menschen beeinhalten und die nicht nach dieser Norm verboten wären. Man könnte sogar diskutieren, ob die obige BH-Werbung den Anforderungen genügen würde, denn der Produktbezug „BH“ erfordert wohl kaum, dass man eine Frau in dieser Weise einblendet, ihre Beine als Körperteile haben keinen Produktbezug und sind dennoch nackt. Sie schaut zudem schüchtern nach unten, als wäre sie devot, also haben wir ein Geschlechterstereotyp und ein potentielles Unterordnungsverhältnis. Zudem wird hier auch die sexuelle Anziehungskraft von lediglich Frauen betont. Aber das wären Feinheiten.

Ich bezweifele bereits, dass das Gesetz in dieser strikten Form überhaupt verfassungsgemäß wäre. Geschlechterrollen in Werbung absolut zu verbieten hat erkennbar keinen Sinn, wenn sie ansonsten bestehen bleiben. Das Gesetz ist daher bereits zur Umsetzung des beabsichtigen Zweckes nicht geeignet.

Im Vorstand des Vereins sitzt Frau Schmiedel:

Dr. Stevie Meriel Schmiedel, Deutsch-Britin, ist promovierte Dozentin für Genderforschung und lehrte zuletzt an der Universität Hamburg und der Hochschule für Soziale Arbeit (Rauhes Haus). Sie hat zwei Töchter und ist 1. Vorstandsvorsitzende, Geschäftsführerin und Pressesprecherin bei Pinkstinks. Sie finanziert ihre Vollzeitarbeit für den Verein über Publikationen und Vorträge.

Und just diese soll nunmehr den Werberat kontrollieren:

Die deutsche Werbewirtschaft wird sich künftig wohl auf deutlich mehr Widerstand einstellen müssen, wenn es um sexistische Werbung geht. Die deutsche Genderforscherin und Feministin Stevie Schmiedel wurde von der Regierung engagiert, um die Kontrollore – den Werberat – zu kontrollieren. Bis dahin stellt sie sexistische Kampagnen wie gehabt online an den Pranger – auch österreichische Delinquenten sind dabei.

In Interviews nennt Schmiedel gern Beispiele für ihre Arbeit. Wenn sie für ihre Töchter nach einem Geschenk suche und im Kaufhaus bei den Spielzeugküchen das Schild „Für Mutti“ hänge, sagt sie, sehe sie gleich einmal Rot. Auf der Homepage von Schmiedels NGO Pinkstinks finden sich weitere drastische Beispiele, etwa Plakatmotive von Speiseeisherstellern, die Oralverkehr nachstellen, und Waschanleitungen, die sich gezielt nur an Frauen richten. Die Zeiten von „Mad Men“ scheinen noch gar nicht so weit zurückzuliegen.

Jetzt hat Schmiedel von der deutschen Familienministerin Manuela Schwesig den Auftrag erhalten, ab August 2017 zwei Jahre lang ein gezieltes Monitoring des deutschen Werberates – des freiwilligen Kontrollorgans der deutschen Werbewirtschaft – durchzuführen. Schmiedel und Julia Busse, die Geschäftsführerin des Werberats, diskutierten in der Vergangenheit immer wieder auf Podien über Sexismus in der Werbung. Laut dem deutschen „Handelsblatt“ kam Schmiedel dabei die Rolle der nervigen Aktivistin zu, während Busse die „besonnene Kontrollinstanz“ gegeben habe. Der Auftrag der Ministerin wertet die Position der Feministin mit ihrer Entscheidung jetzt also gezielt auf.

Geplantes Verbot
Im Vorjahr hatte der deutsche Justizminister Heiko Maas (SPD) sich für ein Verbot sexistischer Werbung ausgesprochen – und damit Lob, aber auch viel Kritik geerntet. Aus den Plänen ist bisher aber nichts geworden.

Unidozentin wird Aktivistin
Schmiedel war zuletzt Dozentin an der Universität Hamburg und der Hochschule für Soziale Arbeit. Sie arbeitete an einer Studie zu Heidi Klums Serie „Germanys Next Topmodel“ und deren Einfluss auf das Selbstbild junger Frauen, die sich laut einer „Bravo“-Studie durchwegs zu dick fanden. Als sie einen wütenden Leserbrief schrieb, wurde die „Zeit“ auf sie aufmerksam und interviewte sie. So geriet Schmiedel in die Medien und nutzte die Aufmerksamkeit.

2012 gründete Schmiedel Pinkstinks, eine NGO, die nach britischem Vorbild Genderklischees und Sexismus in den Medien anprangert. Gleich im ersten Jahr machte Pinkstinks mobil gegen eine allzu suggestive Bikini-Plakatserie, die C&A schließlich zurückzog. Pinkstinks sorgte mit seinen Protesten auch dafür, dass Ferrero die Bezeichnung „nur“ in „für Mädchen“ auf dem Überraschungsei strich.

Als Geschäftsführerin beschäftigt Schmiedel mittlerweile drei Mitarbeiterinnen und einen Mitarbeiter. Mit diesem Team will sie während der kommenden zwei Jahre eine App entwickeln, mit der sich sexistische Werbung schnell und einfach melden lässt. Spaziergängerinnen und Spaziergänger können Fotos von Plakaten machen und online stellen. So könnte auch der Werberat nachprüfen, ob Firmen die gerügten Sujets wirklich aus dem öffentlichen Raum entfernen.

Shitstorm als feministischer Hebel
Es scheint, als habe Pinkstinks Hebel in der Hand, die dem 1972 gegründeten Werberat fehlen: Eine große Facebook-Community zum Beispiel, mit deren Hilfe die Organisation wirksam zu Shitstorms gegen sexistische Produkte aufrufen kann. Der deutsche Werberat hat als freiwillige Selbstkontrollinstanz dagegen keine offizielle Handhabe, um abgemahnte Kampagnen auch effektiv zu stoppen. Kritiker werfen ihm zudem vor, an praktischen Maßnahmen teils auch gar kein Interesse zu haben.

Schmiedel ist die vollkommen falsche für ein solches Monitoring, weil ihr dafür die notwendige Distanz fehlt. Sie wäre, wenn sie die Überzeugungen vertritt, mit denen Pinkstinks wirbt, eine Extremistin, die die Darstellung von Geschlechterrollen verbieten will, bei der man also keine Hausfrau Wäsche waschen sehen dürfte ohne einen Wettbewerbsverstoß (!) zu begehen. Ich habe jedenfalls nicht gesehen, dass sie sich von diesem Plänen des Vereins, dessen Vorstand sie ist, distanziert.

Jemand, in dessen Welt die Wäsche waschende Ehefrau bereits Sexismus ist, der einen Wettbewerbsverstoß darstellt (statt einem Ansprechen des typischen Kunden) ist nicht geeignet, eine solche Überwachung durchzuführen.

Es steht dem Staat nämlich gar nicht zu, sich auf diese Weise in die Lebensweise der Menschen einzumischen und die von ihnen durchgeführte Arbeitsteilung als sexistisch abzuwerten, unabhängig davon, ob sie einem passt oder nicht.

Dass Schwesig Personen mit solch radikalen Ansichten zu Wächtern macht ist bedenklich.