Südländerin und Ich sind im Urlaub mit ein paar Freunden aus. Eine Bar mit DJ, es wird getrunken, getanzt und geflirtet. Wir haben uns mit einigen Freundinnen von Südländerin verabredet, die teilweise Single sind und sich da etwas umschauen wollen.
Das Barpublikum ist schick, Studenten vielleicht. Um mich herum wogt die Menge, es flirt geflirtet und getanzt, es werden Freunde getroffen und auch unsere Mädels werden immer wieder mal von Jungs angesprochen, die sie kennen oder nicht kennen.
Ich beobachte das Geschehen etwas. Ich verstehe nichts, es ist auch zu laut in der Bar. Aber man sieht trotzdem die einzelnen Muster, der coole Kerl, der der Mittelpunkt der Gruppe ist, bestimmte Mädchen, die etwas lauter über seine Witze lachen als andere, wie sein Interesse auch auf bestimmte Personen gerichtet ist, wie andere in der Gruppe dennoch die Aufmerksamkeit wieder auf sich lenken wollen. Man sieht, wie neue hübsche Mädels, die die Bar betreten, kritisch geprüft werden und Interesse auf sich ziehen. Kontaktversuche werden unternommen und scheitern, man fängt sich wieder und geht erst einmal mit den Freunden einen trinken. Eine Gruppe von Mädels schirmt sich gegen den Rest ab und tanzt für sich, anscheinend feiern sie etwas. Die Masse wandert um einen herum, in verschiedensten Konstellationen und mit verschiedensten Beschäftigungen.
Vermisse ich das? Dieses in einer Bar sein und mit Frauen flirten? Natürlich finde ich die bezaubernde sportliche 22jährige mit ihrem kurzen Partykleid ansprechend und hätte nichts dagegen mit einer wie ihr zu schlafen. So viel Ehrlichkeit muss sein. Aber ich bin viel zu satt dafür, ich müsste an diesem Ort meine Stimmung, mein Energielevel um 100% nach oben drehen, damit es bei einer für mich interessanten Aussicht auf Erfolg hat und ich bräuchte immer noch erhebliches Glück. Mich in diese Partymenge zu mischen und etwas erreichen zu wollen, es wäre schlicht Arbeit, auf die ich keine Lust hätte. Es wäre mir den Aufwand nicht wert.
Ich möchte lieber hier noch etwas bleiben, ein paar Gespräche mit Freunden in einer ruhigeren Ecke führen, den Leuten zuschauen. Und mich dann nicht zu spät mit Südländerin auf den Weg zurück machen und das Feld den Singles überlassen. Vielleicht schauen wir noch vor dem Schlafengehen etwas in die Wiederholung von irgendeiner Show rein und werden morgens wie immer zusammen aufwachen.
Eine wunderschöne Frau nehme ich in jedem Fall mit nach Hause und auch noch eine, mit der ich mich wohlfühle und für die ich keine Show machen muss. Und in dieser Beständigkeit fühle ich mich wohl.
Ich lege den Arm um Südländerin und ziehe sie zu mir ran. Wir küssen uns. Und ich bin glücklich.
Du wirst alt 😁
Zweifellos, die Abenteuerlust lässt mit zunehmendem Alter nach. Die Ironie liegt darin, dass gleichzeitig die Chancen steigen.
Die Chancen auf was?
@Adrian: Der wichtigste Satz ist der letzte.
@Christian: Schöner Artikel. Kann ich so komplett unterschreiben.
Glücklich sein? Kenn ich nicht.
Was man nicht kennt, kann man nicht vermissen 🙂
Hoffe trotzdem für Dich, dass das ein Scherz war.
Vollkommen richtig. Ist gar nicht so schlecht 😉
Es geht.
Ich wünsche mir ein Lagerfeuer nachts mit Freunden und Freundinnen, wo wir gemütlich über Gott und die Welt reden, vielleicht mein Hund der gestreichelt werden will, die freie Natur um uns herum.
Erinnert mich an die Pfadfinder 🙂
Die Abgeklärtheit des Alters hat zweifellos Vorteile. Nicht mehr (spät-)abends in die Disco oder in die Kneipe gehen müssen, um „die Frau“ kennenzulernen, mit der man entweder die Nacht oder das Leben teilen möchte. Der Testosteronspiegel ist gesunken, der Bauch verdeckt beim Herunterschauen nicht nur die Füße, sondern auch ein Körperteil, das früher wichtiger war. Die ergrauten, schütteren Haare müssen einer leichten „Platte“ Platz machen, das Knacken und Knirschen der Gelenke zeugt vom Verschleiß, der zunehmend trübe Blick fällt durch die Brillengläser, deren (teure) Gleitsichtfähigkeit nun auch altersbedingte Nahsichtunschärfe ausgleichen muss. Die Gesichtsfalten, die mir der Blick in den Spiegel zeigt, sind die Landkarte des bereits zurückgelegten Lebensweges, die überwundenen Berge, die manchmal auf diesem Weg zu besteigen waren, möchte ich im Rückblick nicht missen. Und der Blick fällt auf die Fotos, Conny, Gabi, Christine… und wie sie alle hießen. Es ist tröstlich: auch sie sind älter geworden. Die Rente ist nah, noch 4 Jahre, 11 Monate und eine Woche, danach kommt das Leben, das wahre Leben vor dem Tod!
Ein schöner, runder Text, gut geschrieben. Respekt 🙂
Du willst mit der Geschichte wahrscheinlich vor allem deutlich machen, dass das alles ja ganz einfach, entspannt und schön ist. Dagegen habe ich nichts.
Aber Du hättest Deine Südländerin immerhin durch das Flirten mit anderen ein bisschen eifersüchtig machen können, damit sie zu hause über Dich herfällt und sie nicht schlafen kann, ohne an Deinem Schwanz gelutscht zu haben. So schlecht ist das nicht.
Über das Stadium sind wir hinaus, dass ich so etwas so offensichtlich machen muss.
Wir können auch einfach entspannt an nächsten Morgen Sex haben.
Das Stadium kommt noch.
https://allesevolution.wordpress.com/2011/01/03/sex-und-ehe-warum-frauen-in-der-ehe-die-lust-am-sex-verlieren/
Warum bis zum nächsten Morgen warten?
Weil man am Abend müde ist. Ich habe das nie verstanden, warum Leute die ganze Nacht durchzechen und dann noch halbbetrunken eine Nummer schieben wollen. Da kommt doch nichts rechtes raus dabei.
Och, ein bisschen Löffeln geht auch trotz Müdigkeit.
Aber du hast schon recht, auf das Durchzechen sollte man dann besser verzichten.
@breakpoint
Natürlich wie es gefällt. Ich sehe nur keinen Sinn darin, da lhs Vorschlag zu folgen. Entweder man hat noch Lust oder nicht. Aber müder Sex muss ja auch nicht optimal sein. Es ist ja nicht so, dass der Sex wegläuft
Hab mich nur ein wenig gewundert.
Morgensex läuft übrigens auch nicht weg, wenn man vorher noch Abend- (oder Nacht-)Sex hat.
Mein Kommentar richtete sich nicht geben Uhrzeiten, sondern dagegen, dass ich mit anderen flirten muss um meine Freundin dazu zu bringen, dass sie mir an den Abend noch einen bläst.
Das ist schlicht nicht die Basis, auf die ich meine Beziehung stelle.
Es ging mir eigentlich nur um den Hinweis, dass man der Lust der Frau an der Stelle auch recht leicht ein wenig auf die Sprünge helfen kann.
Ich persönlich kann übrigens Morgensex nichts abgewinnen. Vor Kaffee, Nikotin und Dusche habe ich keine Lust und danach macht es keinen rechten Sinn.
Den Spieß kann man auch umdrehen.
Es gibt doch nichts Schöneres, als mit Morgensex aufzuwachen.
Ziemlich unevolutionärer Text/Erzählung. Bzw. z.B. postevolutionär erzählbar als: Die größere Trägheit nach dem sexual-trieblichen Energie-Gipfel. Wenn die Triebe nicht mehr oder nicht mehr primär auf Gene weitergeben ausgerichtet sind.
Warum sollte ich mit südländerin meine Gene nicht weitergeben können?
Nach meiner Interpretation der (wie alle anderen Erzählungen partikularen und unvollständigen) Evolutionserzählung (EvoDevo ist vielleicht diesbezüglich wieder anders erzählt):
Potenzieller Genaustausch nur noch mit einer Frau statt, wie in der Evolutionserzählung für (heterosexuelle) Männchen, an vom Trieb her potenziell alle genetisch passenden Weibchen und so viele wie möglich.
„Das Alter“ als evolutionär für: nicht mehr so vom Sexualtrieb dominiert sein (mehr oder weniger, u.a. nach Geschlecht abstrakt unterscheidbar). Ist ja aus evolutionsnarrativer Sicht überschüssiger Bonus. Die nicht vom Sexualtrieb auf ein Ziel ausgerichtete Zeit ist fortpflanzungs-biologisch („für die Evolution“) unproduktive Freizeit. Nach dem sexualbiologischen Pflichtprogramm bzw. nach dem einzigen ’natürlichen Zweck‘ der Sache.
Dieses Glück ist ein evolutionär entstandenes Gefühl, das einem unbewusst mitteilt: „Lass es, der Aufwand, _noch_ eine tolle Frau abzugreifen, steht in keinem gescheiten Verhältnis dazu, wie toll die jetzige ist, und selbst der Versuch würde dazu führen, dass Deine jetzige Dich sitzen lässt.“
Alles Evolution eben. 😉
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