„Weihnachten ist ein Fest für weiße Männer der Mittelschicht, die rückwärts gewandten Utopien nachhängen“

Das Verhältnis des Feminismus zu Weihnachten ist seit jeher gespalten – nicht verwunderlich, bei einem christlichen, also westlichen Fest, in der ein alter vermutlich heterosexueller (?) weißer Mann Geschenke bringt und der Geburtstag eines anderen Mannes, allerdings wahrscheinlich nicht weiß, da aus dem nahen Osten, dafür aber heterosexuell, gefeiert wird. Der Weihnachtsmann ist zwar zumindestens fettleibig, aber er bringt armen weniger als reichen Kindern und allgemein Spielzeuge aus dem Kapitalismus, so dass hier die Ablehnung wohl überwiegen muss.

Natürlich ist es für viele Frauen auch ein stressiges Fest, weil ein Großteil der Vorbereitung, vom Festmahl bis zum Geschenkekaufen, auch an ihnen hängen bleibt.

Hier ein wunderbarer Weihnachtsverriss:

ich  hasse Weihnachten, weil es nicht hält, was es verspricht. Groß angekündigt als Fest der Familie ist es nämlich hier und heute vor allem eines: ein Fest für die Trumps dieser Welt und alle, die es sein wollen. Ein Fest für weiße Männer der Mittelschicht, die rückwärts gewandten Utopien nachhängen und im Punschduft leise vor sich hin säuseln: „Früher war alles besser, so soll es wieder werden“. Nicht umsonst erfreut sich der Slogan „Make America great again“ großer Beliebtheit – jetzt kann man ruhig auch sagen: „Make Weihnachten great again“. Und in diesem Kontext bekommt auch der Ausdruck „weiße Weihnachten“ eine neue Bedeutung. Aber zurück zum Thema Weihnachten ….

Dem Fest, das alte tradierte Rollenmuster festigt: Die Frau und Mutter, die mit ihrer  (am besten blonden und blauäugigen) Kinderschar Kekse bäckt, sich das Weihnachtsessen überlegt, einkauft, zubereitet und die Wohnung putzt. Ein Lobgesang auf die 50er und ihre verbohrten Ansichten über Frauen am Herd, die heute noch düstere Schatten werfen. Nicht umsonst feiern wir die Geburt eines Kindes, das aus einer angeblich unbefleckten Empfängnis hervorgegangen ist. Und auch hier steht nicht die Mutter im Vordergrund, sondern der, der es gemacht hat: Gott. Es ist sein Sohn. Kenn ich irgendwie. Auch der hasigste Ehemann von allen ist fest davon überzeugt, die Kinder habe primär er gemacht. Mein Beitrag war da aus seiner Sicht eher gering. Meint er. Ein Fest, das – zumindest bei mir – keine rührselige Stimmung aufkommen lässt, sondern mich mürbe macht. Mit Mürbteig und Rührkuchen.

Ein Fest, für das ICH allein die Geschenke überlegen, besorgen und natürlich einpacken muss. Für Opa, Oma, Neffen, Kinder und Freunde. Wieso? Weil der Mann an meiner Seite mir da unverbindlich aus dem Weg geht. Wahrscheinlich lässt er mir hier meinen Freiraum. Vielleicht hat er aber auch weder Zeit noch Lust dazu. Und wundert sich dann, warum sein beliebtestes Nicht-Nur-an-Weihnachten-Geschenk – „Make Penis great again“ – wohl gerade aus ist. Wohl Lieferschwierigkeiten wegen Weihnachtsstress und so …

So so, Make Penis great again muss leider ausfallen. Und überhaupt ist Weihnachten viel zu weiß. Schreckliches Fest!