„5 Radikale Wege wie Leute Nicht-Monogam leben, die du kennen solltest“

Die Grafiken von „Everyday Feminism“ finde ich immer wieder klasse:

Nichtmonogam

 

 

Nichtmonogam

Nichtmonogam

 

Nichtmonogam

Nichtmonogam

 

Finde ich ein gutes Beispiel für den „Nicht gut genug“-Aktivismus:

„Es ist ja ganz nett für den Anfang, dass ihr wenigstens nicht monogam lebt und damit die bestehende Gesellschaft stützt, aber macht euch bewußt, dass eure Form des Protests noch sehr privilegiert ist und andere es noch viel schlechter haben, deswegen dürft ihr nicht eure Beziehung darstellen, sondern müsst jedem gleich erklären, dass alles noch viel besser und revolutionärer geht, damit endlich diese miese Vorherrschaft der Monogamie aufhört“

vgl auch:

Warum der intersektionale Feminismus niemals eine Diskriminierung von Männern anerkennen wird

Um zu verstehen, warum der intersektionale Feminismus so vehement daran festhält, in allen Punkten, in denen es um Kategorien der Unterdrückung geht, zwei streng binäre Gruppen zu bilden, von denen eine Privilegien aufgrund von struktureller Macht hat und die andere diese vorenthalten werden, sie also unterdrückt werden muss man sich bewusst machen, was innerhalb dieses totalitären Systems passieren würde, wenn sie von dieser binären Einteilung abweichen würden und eine differenzierte Betrachtung zulassen würden.

Ich hatte das schon einmal hier ausgeführt:

Eine Folge des Annehmens lediglich weiblicher Privilegien ist meiner Meinung nach dieser Beitrag von Franza Drechsel im Streit-Wert Blog:

Die Männerrechtler stellen eine – sicherlich nicht untypische – Gegenbewegung zu feministischen Bewegungen dar, die meines Erachtens zu beobachten, aber nicht zu ernst zu nehmen ist. (…)

Gerade dieser Punkt macht deutlich, dass (grünen) Männern oft erst noch stärker bewusst werden muss, dass sie privilegiert sind. Wie so oft in Bezug auf Diskriminierungen und Privilegierungen ist es auch hier so, dass die Diskriminierten eher als die Privilegierten die Strukturen erkennen und bekämpfen. Eine „Normalität“ zu erkennen ist schwerer, als zu erkennen, keinen Zutritt dazu zu haben.

Bei einer fairen Betrachtung, in der beide Geschlechter privilegiert sein können, müsste sie eigentlich darauf abstellen, dass Männer für ihren Diskriminierungsbereich die Strukturen besser erkennen und bekämpfen könnten, was also dazu führen müsste, dass sie als Privilegierte für diesen Bereich die Sorgen ernst nehmen müsste, wenn sie ihrer Theorie treu bleibt. Feminist ist aber eben kein neutraler Begriff und Frauenbenachteiligung die Norm von der nicht abgewichen werden darf.

In der intersektionalen Theorie folgt daraus, dass der eine Privilegien hat und der andere unterdrückt wird einiges an Macht für den Unterdrückten:

  • Die Unterdrückung des Unterdrückten ist nur von diesem zu bestimmen, dieser ist der Einzige, der sie wirklich erfassen kann, dessen Perspektive absolut anzuerkennen ist und der eine Form der Definitonsmacht hat, was ihn genau betrifft
  • Der Privilegierte muss seine Privilegien von sich aus bekämpfen und hinterfragen. Er ist der der Böse, der dafür sorgen muss, dass seine unberechtigten Privilegien abgebaut werden.
  • Der Benachteiligte muss sich nicht erklären, er muss nicht freundlich sein, er hat das Recht ärgerlich zu sein, er muss keine Kekse dafür verteilen, dass der andere seine Privilegien abbaut, er kann das erwarten
  • Der Benachteiligte hat wenn es um Positionen geht, die seine Unterdrückung/Benachteiligung betreffen nicht die Pflicht, den anderen zu belehren, er hat aber das Recht dazu und man muss seiner Stimme Gehör verschaffen, ihm Raum geben und seinen eigenen Raum als Privilegierter nicht zu groß werden lassen.

Jetzt übertrage man das mal auf einen konkreten Fall:

Nehmen wir mal an, dass der Feminismus anerkennen würde, dass Männer in Bezug auf Umgang, Kontakt und Zeit mit Kindern benachteiligt und Frauen privilegiert wären:
Jetzt könnte bei jeder feministischen Diskussion ein „intersektionaler Feminist“ einwenden, dass hier leider die Privilegierung der Frauen in diesem Bereich nicht hinreichend berücksichtigt wird, etwa weil die Zeiten, zu denen die Diskussion stattfindet, nicht hinreichend mit den Umgangszeiten abgestimmt werden oder Protestieren, dass man Leute (=Frauen) im Raum duldet, die ihre privilegierte Stellung ausgenutzt haben und dem Vater kein Wechselmodell ermöglicht haben. Dass der Vater das in dem Fall vielleicht gar nicht wollte würde nicht ausreichen, denn das wollte er eben nur nicht, weil die Gesellschaft ihn so erzogen hat und das hat sie ausgenutzt. Man müsste diesem Mann dann zuhören, er dürfte Forderungen stellen, er dürfte die Anwesenden auffordern, auch in ihrem Leben keine „Mikroaggressionen“ gegen Väter zu starten (etwa weil eine der Frauen berichtet, dass gerade ihre Mutter die Kinder betreut) oder weil sie ihre nichtfeministischen Verwandten nicht hinreichend darüber aufgeklärt haben, dass auch sie nicht genug machen, damit Männer gleiche Zeit mit den Kindern haben. Während dieser Zeit müssten die Feministinnen verständnisvoll nicken und Besserung geloben. Allenfalls könnten sie andere intersektionale Aspekte dagegen halten, wenn ihnen das möglich ist.
Plötzlich könnten also Männer (oder Weiße, Cis-Personen, Heterosexuelle oder wer auch immer bei einer differenzierten Betrachtung „Privilegien“ hätte) ihre eigenen Regeln gegen sie verwenden und sie müssten das dulden oder sich vorhalten lassen, ihre Privilegien nicht zu reflektieren.

Es wäre damit der Zusammenbruch aller feministischen Theorien und Praktiken, die ganze Machtstruktur innerhalb dieser Gruppen (= Männer sind die Schuldigen und müssen sich auch so verhalten) wären dahin. Das klare „Freund-Feind-Schema“ wäre nicht mehr anwendbar und damit würden sich ihre totalitären Absicherungsmittel gegen sie selbst richten.

Das kann man dort niemals zulassen. Das System kann immer nur so funktionieren, dass man ganz klar auf eine Gruppe in einer Kategorie herabblicken kann und dort der „Bessere“ ist. Wenn dieser zurückschlagen kann und einem innerhalb der gleichen Kategorie selbst vorhalte machen kann, dann gerät ein System, dass auch kleinste Verfehlungen für ursächlich und vorhaltbar hält aus den Fugen.

Der intersektionale Feminismus kann und darf daher männliche Diskriminierung nie anerkennen. Sie werden daher niemals „strukturelle Nachteile“ für Männer aufgrund von Macht von Frauen zugestehen. Allenfalls wird man anführen, dass eben alle negativen Folgen von Männern eine Folge der männlichen Strukturen ist („Das Patriarchat schadet auch Männern„), eine Nebenfolge der Unterdrückung anderer Gruppen, an der die Männer selbst schuld sind und die nie selbst, sondern nur über Bekämpfung des Hauptwiderspruchs, also die Aufgabe der männlichen Privilegien beseitigt werden kann.