„Popular Vote“ vs. „Electoral college vote“

Erneut gibt es eine Diskussion über das amerikanische Wahlsystem und den Unterschied zwischen dem absoluten Stimmanteil und den erlangten Wahlmännerstimmen.

Die USA haben ein System, welches schon immer auf wesentlich mehr Unabhängigkeit der einzelnen Teile ausgerichtet war als Deutschland. Die „kleinen Staaten“ hatten demnach die Sorge, dass ihre Interessen aufgrund der geringeren Bevölkerungszahl keine Rolle spielen bei der Wahl des Präsidenten, was zur Einführung des Elektorensystems führte, in dem der einzelne Bundesstaat bei kleinerer Einwohnerzahl ein höheres Gewicht hat.

Das führt dann beispielsweise zu folgenden Unterschieden:

The average electoral vote represents 436,000 people, but that number rises and falls per state depending on that state’s population over 18 years of age. (The map above shows the population 18 years and older per electoral vote by state.) The states with the fewest people per electoral vote, and therefore the highest “vote power,” are Wyoming, Vermont, and North Dakota. In Wyoming, there are 143,000 people for each of its three electoral votes. The states with the weakest votes are New York, Florida, and California. These states each have around 500,000 people for each electoral vote.

In other words, one Wyoming voter has roughly the same vote power as four New York voters.

Wir haben das gleiche Prinzip beispielsweise im Bundesrat: Nordrheinwestfalen hat mit 17,5 Millionen Einwohnern 6 Stimmen, also 2,9 Millionen Einwohner pro Stimme, das Saarland hat mit 990.000 Einwohnern 3 Stimmen, braucht also nur 0,33 Millionen Einwohner pro Stimme.

Nun kommt das Argument, dass Hillary Clinton die Mehrheit der Stimmen erhalten hat (andere behaupten, dass Trump die Mehrheit hat) und das die Wahlmänner und -Frauen sie daher zur Präsidentin wählen sollten.

Das macht aus meiner Sicht allerdings wenig Sinn, weil man eine Wahl, die nach bestimmten Kriterien durchgeführt wird, nicht in eine Wahl nach anderen Kriterien umrechnen kann.

Das ist an einem Beispiel leicht verständlich: Wenn ein Hürdenlauf durchgeführt wird und als Siegbedingung ausgegeben ist, das der gewinnt, der zuerst durch Überspringen der Hürden ins Ziel kommt, dann wäre eine Änderung der Siegbedingung dahingehend, dass man pro cm in der Höhe beim Überspringen einer Hürde eine bestimmte Zeiteinheit abgezogen bekommt, und so der Schnellste ermittelt wird, ein ganz anderes Rennen. Zurecht würde der schneller sagen, dass er in diesem Wettbewerb gar nicht angetreten ist und daher auch dort die erreichbaren Punkte nicht gemacht hat.

Ähnlich ist es bei der Präsidentenwahl:

Der Präsident der Vereinigten Staaten wird nicht direkt vom Volk, sondern durch eine Wahlmännerversammlung, das Electoral College, gewählt. Jeder Bundesstaat entsendet eine bestimmte Anzahl von Wahlmännern in das Electoral College. Wie viele Wahlmänner ein Staat entsendet, ist von der Größe seiner Bevölkerung abhängig. Entscheidend ist, dass die Partei des Kandidaten, der die einfache Mehrheit der Wählerstimmen in einem Bundesstaat bekommt, immer alle Wahlmänner des Staates stellt. Das bedeutet auch, dass die Wählerstimmen für den unterlegenen Kandidaten der Gegenpartei unter den Tisch fallen (winner-takes-all-Prinzip -engl. für: Der Gewinner bekommt alles). Einzige Ausnahmen sind hier Nebraska undMaine, die einen Teil ihrer Wahlmänner in einzelnen Wahlbezirken wählen. In einigen Staaten scheint das Ergebnis von vornherein klar: Zum Beispiel können die Republikaner seit den 1960er Jahren praktisch immer die eher konservativen Staaten im Süden wie Georgia oder Texas und die meisten der dünn besiedelten Staaten des mittleren Westens für sich verbuchen, während die Demokraten davon ausgehen können, dass die liberaleren Staaten der Westküste wie Kalifornien oder Washington sowie die dicht besiedelten Staaten an der Nordostküste für sie stimmen werden, was in allen diesen Fällen bedeutet, dass sie alle Wahlmännerstimmen dieser Bundesstaaten bekommen. Dies sind keine Swing States (manchmal findet man für diese Staaten die Bezeichnung „safe states“ – sichere Staaten).

Lässt man nun das Elektorensystem und damit auch das „Winner takes all Prinzip“ weg, dann ergeben sich ganz andere Bedingungen, die auch die Entscheidung zu wählen entsprechend verändern können.

  • Für Demokraten würde es sich plötzlich wesentlich mehr lohnen in Staaten wie Georgia und Texas zu wählen, da ihre Stimmen dort nicht mehr unter dem Tisch fallen
  • Für Republikaner würde es sich lohnen in den dicht besiedelten Staaten wie Kalifornien oder Texas zu wählen, da ihre Stimmen dort nicht mehr unter den Tisch fallen

Allein dadurch würde sich das Ergebnis erheblich verändern, plötzlich zählt jede Stimme und Bürger können nicht mehr darauf vertrauen, dass ihr Staat eh eine sichere Mehrheit in eine Richtung hat.

Dazu verändert sich natürlich auch das Verhalten der Politiker: Plötzlich lohnt es sich weitaus weniger, sich auf kleine „Swingstates“ zu fokussieren, sondern die Staaten mit der höchsten Einwohnerdichte und die großen Städte werden plötzlich wesentlich interessanter, weil man dort mit einer Veranstaltung auch mehr Leute erreichen kann und mehr Stimmen erobern kann. Der Wahlkampf hätte sich also weniger in  Florida, New Hampshire, North Carolina und Pennsylvania, als Swing states abgespielt, sondern vielleicht eher in New York, Texas oder Californien.

Wenn aber gerade in den bevölkerungsreichsten Gegenden die Vergabe der Elektoren für zB Clinton sicher war, dann lohnte sich der Wahlkampf dort nicht und es lohnte sich auch nicht für Republikaner dort zu wählen, weil ihre Stimme eh unter den Tisch fällt.

Die „popular vote“ hat damit, weil sie nicht zur Wahl stand, auch nur eine geringe Aussagekraft. Einfach weil Wähler ihre Stimmausgabe gar nicht danach ausgerichtet haben und es vielleicht zu einem gänzlich anderen Ergebnis gekommen wäre, wenn sie das gemacht hätten.

 

Heute: „Red Pill“-Premiere für Deutschland in Berlin, 20:00 Uhr

Heute ist die Deutschlandpremiere in Berlin. Wer noch nichts vorhat und in der Nähe ist, der kann wohl auch noch Karten bekommen:

Am 14. November 2016 um 20 Uhr läuft der Dokumentarfilm „The Red Pill“ im CineMotion Berlin-Hohenschönhausen erstmals mit deutschen Untertiteln in einem deutschen Kino. Möglich wurde das durch eine Crowdfunding-Kampagne bei Kickstarter.

Wer was dazu zu berichten hat kann es gerne in den Kommentaren machen.

Feminismus und Emanzipation

Feminismus und das Emanzipation werden gerne gerade von Feministinnen gleichgesetzt. Aus meiner Sicht würde es einer tatsächlich emanzipierten Frau eher schwer fallen, dem modernen Feminisus und seinem Opferkult anzuhängen, in dem die Frau im wesentlichen fremdbestimmt ist und ein Spielball gesellschaftlicher Mächte ist.

Interessantes dazu auch aus der Wikipedia:

Emanzipation stammt von dem lateinischen emancipatio, was „Entlassung aus der väterlichen Gewalt“ oder auch die „Freilassung eines Sklaven“ bedeutet.

Im 17./18. Jahrhundert erfolgte eine Bedeutungsverschiebung: Aus dem Akt des Gewährens von Selbstständigkeit wurde eine Aktion gesellschaftlicher und insbesondere politischer Selbstbefreiung (siehe auch Mündigkeit (Philosophie)). Neben die äußere tritt die innere Emanzipation: als Befreiung aus eigener Unmündigkeit und den Fesseln von Tradition, gesellschaftlichen Normen und vorgegebener Weltanschauung. Ziel emanzipatorischen Bestrebens ist ein Zugewinn an Freiheit oder Gleichheit, meist durch Kritik an Diskriminierung oder hegemonialen z. B. paternalistischen Strukturen, oder auch die Verringerung von z. B. seelischer, ökonomischer Abhängigkeit, etwa von den Eltern. Heutzutage steht der Begriff häufig synonym für die Frauenemanzipation.

Oft bezeichnet Emanzipation die Befreiung von Gruppen, die aufgrund ihrer Rasse, Ethnizität, Geschlecht, Klassenzugehörigkeit usw. diskriminiert und von politischen Entscheidungsprozessen ausgeschlossen waren (z. B. Judenemanzipation – siehe unten – oder Katholikenemanzipation). Für diesen weiteren Begriff politischer Emanzipation hat sich im US-amerikanischen Sprachgebrauch auch die Bezeichnung empowerment (wörtl. „Ermächtigung“) durchgesetzt.

Danach wäre Emanzipation das Ziel des Feminismus, dass sie sich aber im wesentlichen erschwert, weil sie die Unterdrückung selbst herbei fantasiert. Tatsächlich aber ist im Feminismus der Begriff der Unterdrückung so weit gefasst, dass eine Emanzipation niemals eintreten kann.

Weiter heißt es in der Wikipedia:

Die geglückte Emanzipation ergibt sich aus verschiedenen Bedingungen – z. B. aus der

  • Fähigkeit, seine gesellschaftlichen Funktionen und Positionen zu definieren, zu gestalten und auch zu verändern

  • Fähigkeit, soziale Beziehungen aufzubauen und sie zu pflegen sowie aus dem souveränen Kontakt mit sozialen Partnern Profit zu ziehen

  • Fähigkeit, eine eigenständige, individuelle Lebensperspektive zu entwickeln, die diesem Leben einen Sinn oder eine Rechtfertigung gibt

  • Fähigkeit, am kulturellen Leben einer sozialen Gemeinschaft teilzunehmen und davon zu profitieren sowie das kulturelle Leben der Gemeinschaft mitzugestalten

  • Fähigkeit, seine Bedürfnisse zu befriedigen und weiter zu differenzieren, und damit seine eigene Existenz zu sichern.

Eine echte Emanzipation scheint mir innerhalb des Feminismus schwierig. Denn jeder Lebensentwurf, der nicht dem feministischen Ideal entspricht, wird dort nicht als selbstbestimmt angesehen, sondern entweder als Zeichen einer Unterdrückung oder aber als Zeichen einer internalisierten Frauenfeindlichkeit oder sonstigen Feindseligkeit gegen die eigene Gruppe. Im Feminismus gibt es keinen Individualismus, es gibt nur die falsche und die richtige Lebensweise und alles ist politisch.