Die Mädchenmannschaft hat einen Artikel zur Präsidentenwahl in den USA und dem Sieg von Trump (via). Die weiße Frau Magda Albrecht schreibt dort:
Realitätscheck: Welche Bevölkerungsgruppen haben für Trump gestimmt?
- 63% der weißen Männer und 53% der weißen Frauen.
- 13% der Schwarzen Männer und 4% der Schwarzen Frauen.
- 33% der Latinos und 26% der Latinas. (Quelle: exit polls CNN)
Ein interessanter Aspekt der US-Wahl ist, dass hier vielleicht noch einmal einigen Politikern die deutliche Botschaft vermittelt worden ist, dass in den passenden Ländern der Großteil ihrer Wähler weiß ist. Es ist eigentlich eine sehr verblüffende und einfache Botschaft, die aber bei einigen Politikern anscheinend nicht mehr so präsent zu sein scheint, wenn sie diese pauschal beschimpfen. Ein anderer könnte sein, dass die Wählergruppe der Männer ebenfalls einen Großteil der Bevölkerung ausmacht. Wer hätte gedacht, dass diese Politiker nach ihren eigenen Interessen wählen? Magda anscheinend nicht.
Auch interessant, dass die „Geschlechterkarte“ und das schlichte Setzen auf „Frauensolidarität“ nicht gezogen hat, Frauen wollen anscheinend auch nicht eine Frau um jeden Preis, bei einer derart skandalbelasteten und recht deutlich erkennbar korrupten Politikerin wie Clinton tritt die Geschlechterzugehörigkeit zurück. Natürlich mag dabei auch eine Rolle spielen, dass Amerika im ganzen wesentlich konservativer in einigen Landstrichen ist und das Religiöse dabei auch eine deutlichere Rolle spielt. Daraus folgen dann auch andere Einstellungen, etwa zur Abtreibung etc. Andere Umfragen haben bereits gezeigt, dass Frauen teilweise strengere Regeln für die Abtreibung befürworten als Männer.
Die Wahl entschieden haben also Weiße, auch weiße Frauen. Hengameh Yaghoobifarah schreibt dazu in der taz:
„Die Aufrechterhaltung weißer Vorherrschaft war eben doch verlockender als körperliche und sexuelle Selbstbestimmung, reproduktive Rechte, Kinderbetreuung, ein soziales Auffangsystem oder ein freierer Zugang ins Gesundheitssystem.“
Es ist schon eine einfache Welt in der Leute wie Hengameh (übrigens: Mit Whitepassingprivilegien, die sich nicht reflektiert) da sehen: Der einzige Grund warum die Leute für einen weißen Mann statt einer weißen Frau stimmen ist die Aufrechterhaltung der weißen Vorherrschaft. Anscheinend wollen das auch 33% der Latinos und 13% der schwarzen Männer. Das es vielen vielleicht weit eher um Jobs ging, die Trump fördern wollte oder um Steuersenkungen, dass kann nichts damit zu tun haben. Oder das Leute gar Black lives Matter und ihren radikalen Forderungen kritisch gegenüberstehen könnten oder das Leute einfach nur die vielen Skandale und die Bestechlichkeit von Clinton abgeschreckt hat auch nicht. Das in vielen der Staaten vorher ein schwarzer Präsident mit Mehrheiten der gleichen Wähler gewählt worden ist, kommt in der Betrachtung auch nicht vor. Es wären dann vielleicht viele der Wähler von Barack Obama eigentlich heimliche Rassisten, die nur die Aufrechterhaltung der weißen Vorherrschaft interessiert.
Dieses Phänomenen, dass die Mehrheit weißer Frauen antifeministisch und rassistisch wählt, erklärt L.V. Anderson auf slate.com so (meine Übersetzung):
Weiße Frauen haben andere Frauen, ihre Land und auch sich selbst verraten. Die meisten weißen Frauen wollen nicht Teil von intersektionaler feministischer Schwesternschaft sein. Die meisten weißen Frauen wollen einfach nur „einer der Jungs“ sein. Und wir werden darunter leiden.
Das ist doch mal eine sehr positive und verständliche Nachricht, und das aus feministischer Hand: Die meisten weißen Frauen wollen keinen intersektionalen Feminismus. Sie wollen lieber „einer von den Jungs sein“. Anscheinend muss man sich entscheiden, ob man eine Frau und damit Feministin oder „einer von den Jungs“ ist. Eine geradezu bizarre Schlußfolgerung.
Ein direkter Appell kommt vom Crunk Feminist Collective (meine Übersetzung):
Weiße Leute – so genannte Liberale, Progressive, Radikale, ich wage zu sagen: „coole“ Weiße – es wird Zeit, eure verdammte Arbeit zu machen. Organisiert und mobilisiert euch und baut an Strategien mit und für eure Leute. Arbeitet daran, weiße Vorherrschaft auf eurer Arbeit, am Ort eures Gebets und am Thanksgiving-Tisch abzubauen. Bekommt euren Scheiß geregelt!
Weiße, ihr habt nur Vorteile von der weißen Vorherrschaft, baut sie deswegen sofort ab! Ein bizarrer Vorschlag eigentlich. Man könnte sagen, dass Weiße IHREN Scheiß geregelt haben.
Und es geht weiter, noch mehr Zahlen: Menschen, die in den USA bis 50.000$ Jahreseinkommen zur Verfügung haben, stimmten eher für Clinton. Die Mehrzahl der Menschen mit einem Einkommen über 50.000$ stimmte für Trump. Wer hat uns verraten? Korrekt: Die (weiße) Mittel- und Oberschicht. Der obligatorische Fingerzeig (auch vieler Linker) auf Arbeiter_innen kann also schön stecken bleiben.
Ärmere Leute stimmen sicherlich häufiger für Demokraten, weil sie eher für einen Sozialstaat steht. Und natürlich sind auch viele Angehörige von Minderheiten eher ärmer. Und Leute, die Steuern zahlen, profitieren auch eher von Steuersenkungen. Insgesamt haben aber aus allen Gruppen erheblich weniger Leute für Clinton gestimmt als seinerzeit für Obama. Clinton und Trump konnten eben die Leute nicht motivieren zu wählen, viele haben sich angesichts der Wahl entschieden, nicht zu wählen.
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