Die Unschuldsvermutung für richtig zu halten ist bereits Rape Culture

Ein interessanter Artikel einer Feministin, die ich hier schon zitiert habe, und die erneut darlegt, ab wann man bereits ein Unterstützer der Rape Culture ist. Sie führt zunächst an, dass sie selbst vergewaltigt worden ist und schildert dann, dass ihr Sohn, dem sie das wohl nicht erzählt hat, sich mit ihr über diverse Fälle unterhält, in denen es um eine Falschbeschuldigung geht. Schließlich kommt es hierzu:

The final straw came when my son asked me recently if I had heard about “that girl at some college” (Columbia, for the record) who carried a mattress everywhere she went to protest what she alleged was the university’s mishandling of her rape by a fellow student. My son was only slightly interested in the idea that she had been raped; it was only when her accused rapist sued the school for allowing her to engage in her protest against him that the case really piqued his interest. “Her accusations ruined his life,” he said. “He should be able to sue the school. He was innocent until proven guilty.”

To say that my entire parenting career flashed before my eyes in that moment is an understatement. As he continued to speak, rattling off every apologist argument I’ve ever heard—spewing like spittle from the mouth of an anonymous Internet troll—I was faced with a deeply unsettling truth: I had raised a rape apologist.

Die simple Feststellung, dass er ein faires Verfahren habe sollte, indem er als unschuldig anzusehen ist, bis ihm eine Schuld bewiesen werden kann, ist da schon der Nachweis, dass er Vergewaltigungen entschuldigt

 

Strategien zur besseren Wahrnehmung von Problemen von Jungen und Männern (Gastartikel)

Dies ist ein Gastartikel von Mark Smith

Strategien, damit Problemlagen und Benachteiligungen von Jungen und Männern vermehrt in Politik und Medien wahrgenommen werden und somit gesellschaftliche Akzeptanz finden!

Es herrscht offenbar vielfach eine Kluft zwischen öffentlicher und veröffentlichter Meinung, wenn es um die Problemlagen und Benachteiligungen von Jungen und Männern geht. Dieser Artikel geht der Frage nach, mit welchen Strategien diese Kluft ein Stück weit geschlossen werden könnte.

Kluft zwischen öffentlicher und veröffentlichter Meinung

Vor zwei, drei Wochen gab es auch in der Schweiz einen sogenannten Schweizer-Aufschrei, der also Sexismus und sexuelle Belästigung etc. von Männern gegenüber Frauen thematisierte. Dabei ist mir aufgefallen, dass die Schweizer Medien zahlreich über diesen Hashtag – meist wohlwollend und positiv –  informierten bzw. das Anliegen diskutierten. Das heisst, wenn Frauen in den Social Media einen „Aufschrei“ über Sexismus lancieren, wird dieser von den etablierten Mainstream-Medien quasi kritiklos und wohlwollend rezipiert. Anders sah die Sache bei den Online-Medien und ihren Kommentarspalten aus: Bei etlichen Online-Medien wurde der Aufschrei – von zahlreichen Männern, aber auch Frauen –  aus unterschiedlichsten Gründen kritisiert (vielfach, weil Frauen nur als Opfer und Männer nur als Täter dargestellt wurden). Das heisst: zwischen den Medien und ihren Rezipienten gab es eine grosse Kluft (Hiatus). Das heisst zusätzlich: Die etablierten Medien sind vermutlich nicht repräsentativ für die öffentliche Meinung, sondern höchstens für die veröffentlichte Meinung. Das heisst ebenfalls: Es ist anzunehmen, dass viele Männer, aber teilweise auch Frauen, für Benachteiligungen von Männern ein offenes Ohr haben.

Mit welchen Strategien kann diese Kluft geschlossen werden?

Vor diesem Hintergrund habe ich mich gefragt, was man machen könnte, damit die Problemlagen und Benachteiligungen von Jungen und Männern in Politik und Medien vermehrt wahrgenommen werden und schlussendlich breite(re) Akzeptanz finden und schlussendlich auch Massnahmen dagegen ergriffen werden. Wie ich auf Genderama erst kürzlich gelesen habe, gab es offenbar bereits eine Diskussion darüber, wie man die Leute zu mehr als „nur“ zum Bloggen und Kommentieren motivieren könnte – Arne Hoffmann schreibt diesbezüglich auf Genderama:

„Versuche, die Leute zu mehr als zum Bloggen und Kommentieren zu motivieren, wurden als Angriff auf Blogger missverstanden und führte zu regelrechten Wutanfällen. Andererseits entstehen durch den Männerkongress und die Interessensgemeinschaft Jungen, Männer und Väter derzeit genau solche Bewegungen, die über das Internet hinausgehen und den direkten Kontakt mit der Politik suchen – wenn auch deren Hauptlast wieder von einigen wenigen Einzelnen getragen wird und anders als etwa in Großbritannien hierzulande keine wirklich öffentlichkeitswirksamen Aktionen stattfinden. Es ist so, wie es ist, und mehr kann man derzeit meiner Einschätzung nach nicht erreichen. Gleichberechtigung für Männer zu erreichen ist offenbar ein sehr zäher Prozess.“

Diese Diskussion, wie kann man die Leute vermehrt zu weiteren Aktivitäten motivieren als „nur“ zum Bloggen und Kommentieren, wurde somit bereits geführt, und es macht insofern keinen Sinn, diese Diskussion zu wiederholen. Meine Intention war von Anfang an auch nicht auf diesen Aspekt (wie motiviere ich die Leute) gerichtet, sondern, welche Strategien könnten erfolgreich sein, damit eben Problemlagen und Benachteiligungen von Jungen und Männern vermehrt in der Gesellschaft wahrgenommen werden, damit gesellschaftlich bzw. gesellschaftspolitisch mit entsprechenden Massnahmen darauf reagiert wird.

In diesem ersten Teil (ev. gibt es auch noch einen zweiten Teil) werde ich nachfolgend ein paar Strategien vorstellen, die m.E. notwendig und zwingend sind, es fehlen jedoch auch noch Strategien, wie man z.B. mit staatlichen Institutionen/Organisationen oder zivilgesellschaftlichen Institutionen/Organisationen etc. umgeht (Parteien, Gewerkschaften, Verbände, Vereine, NGO etc.).

Interessant für eine Diskussion wäre für mich demzufolge: welche Strategien findet ihr sinnvoll, welche überhaupt nicht, was für Strategien fallen Euch sonst noch ein?

(1) Mitwirkung in Organisationen bzw. Institutionen, die sich für Problemlagen und Benachteiligungen von Jungen und Männern einsetzen:

  • Eintritt in Organisationen bzw. Institutionen, die sich für Problemlagen und Benachteiligungen von Jungen und Männern engagieren;
  • aktiv mitarbeiten in Organisationen bzw. Institutionen, die sich für Jungen und Männern engagieren;
  • finanzielle Unterstützung (Spenden) für Organisationen bzw. Institutionen, die sich für Problemlagen und Benachteiligungen von Jungen und Männern einsetzen;
  • Öffentlichkeitsarbeit (Werbung) machen für solche Organisationen bzw. Institutionen bei Verwandten, Bekannten, Freunden, Kollegen, Parteien, NGO’s, staatlichen Institutionen, auf Social Media Kanälen (Facebook, Twitter, Blogs, Verlinkungen etc.).

(2) Medien:

Ausgangslage:

  • Der feministische Diskurs ist sogenannt hegemonial in den (Leit-)Medien (Radio, TV. Print, Online).
  • Es herrscht somit vielfach ein verzerrtes Bild in den Medien über Benachteiligungen und Problemlagen von Jungen und Männern.
  • Wer sich für Problemlagen und Benachteiligungen von Jungen und Männern einsetzt, wird vielfach diskreditiert, diffamiert, als Feind (Erzeugung von Feindbilder) betrachtet, ausgegrenzt, marginalisiert, stigmatisiert etc.
  • Es gibt nur sehr wenige Journalisten, die es wagen, sich für Benachteiligungen und Problemlagen von Männern einzusetzen.

Mir selbst kommen im deutschen Raum so spontan nur gerade folgende Personen in den Sinn, die es regelmässig auch in die Leitmedien schaffen:

  • Thomas Fischer
  • Birgit Kelle
  • Harald Martenstein
  • Don Alfonso

 Strategien:

  • Hier könnte es sinnvoll sein, dass man diese Personen, die es schaffen, regelmässig in den Leitmedien zu publizieren, immer wieder mal ermuntert, Ihnen Mut zuspricht, sie bestätigt, dass sie auch mitbekommen, dass man ihre Medienarbeit für wichtig und wertvoll findet.
  • Es ist m.E. wichtig, dass man die Medien, die vielfach ein verzerrtes Bild zeichnen, immer wieder darauf aufmerksam macht und kritisiert. Das heisst, dass man einzelne Artikel oder eine Serie von Artikeln, Sendungen, Beiträge etc. immer wieder mal analysiert und auf Lücken, Fehlstellen, Widersprüche, Fehler, tendenziöse Berichterstattung, Unausgewogenheit, Moralisierung, Emotionalisierung, Skandalisierung, Einseitigkeiten, fehlende Ausgewogenheit, Empörungsbewirtschaftung, Bauchstalinismus, Feindbilder, Stereotypien, Diffamierungen, Diskreditierungen, Stigmatisierungen etc. abklopft und diese darlegt und online publiziert.
  • Dies kann auf Blogs geschehen, dies kann auf Kommentarspalten geschehen, man könnte jedoch auch direkt die Journalisten direkt und persönlich per E-Mail kontaktieren und sie auf die entsprechenden Stellungnahmen hinweisen oder direkt in der E-Mail gerade darauf hinweisen, was man gut findet und was nicht.
  • Eine zusätzliche Möglichkeit wäre, dass man nicht nur den betreffenden Journalisten kontaktiert, sondern ev. auch die gesamte Redaktion oder die Chefredaktoren, sodass es in der Hierarchie auch ein bisschen aufwärts geht.
  • Möglichkeit wäre natürlich auch, wenn man eine Programmbeschwerde (Aufsichtsbeschwerde) einreicht, wenn gewisse Sendungen beim Hörfunk oder TV vollständig jenseits von Gut und Böse sind.
  • Sinnvoll könnte auch sein, dass man bei den etablierten Medien anfragt, ob man ev. mal einen Gastbeitrag einbringen oder sogar regelmässig einen Gastbeitrag publizieren dürfte.
  • Das Gleiche gilt für weniger etablierte Medien wie z.B. Telepolis, Novo Argumente, Cicero etc.

Wichtig scheint mir dabei, dass man quasi immer auf zwei Ebenen operiert:

  • Auf der thematischen Sachebene (z.B. Gender-Pay-Gap) sowie
  • auf einer Metaebene, die quasi an die Medienqualität des Mediums oder des Journalisten appelliert (fehlende Kontextualisierung, fehlende Ausgewogenheit, fehlende Relevanz, fehlende Neutralität, fehlende Objektivität, fehlende Fakten, ungenügende Recherche, Kampagnenjournalismus, Emotionalisierung, Empörungsbewirtschaftung, Bauchstalinismus, Moralisierung, Diskreditierung, Stigmatisierung, Feindbilder etc.).
  • Die Thematisierung der Metaebene, also der Medienqualität, ist m.E. sehr wichtig: Die Medien bzw. Journalisten mögen es in der Regel nicht, wenn man ihnen Mängel hinsichtlich der Medienqualität vorwirft, weil hier kratzt man unter anderem auch an ihrem Berufsethos.

Die Artikel könnten m.E. wie folgt aufgebaut sein:

  • Leicht lesbar und verstehbar (gute Verständlichkeit, mit Bilder, Graphiken, Infokasten, Titel, Untertitel, Vorspann, Zwischentitel, Gliederung, Abschnitte): Verständlichkeit und Schwierigkeit auf das Zielpublikum zugeschnitten, aber eher weniger Fremdwörter oder Fachjargon, eher kleine Häppchen und nicht ellenlange Texte, und der Text sollte einen Küchenzuruf haben: also eine klare Botschaft (und nicht zwei), die mit höchstens zwei Sätzen auf den Punkt gebracht werden kann.
  • Verweise auf Kontext- und Hintergrundwissen: Also auf weiterführende Literatur (wissenschaftliche Studien, Bücher, Artikel, Sendungen, Institutionen, Personen, Blogs, Infoseiten etc.)
  • Wenn möglich keine Polemik, keine direkten Angriffe bzw. Wertungen auf die Person, eher Fragen stellen, sachlich argumentieren, wenn Moralisierung und Emotionalisierung, dann eher in fragender Form, also kein Kampagenjournalismus, sondern Argumentation und Fakten: eine klare Meinung kann selbstverständlich auch vertreten werden. Keine Feindbilder aufbauen: hier die Guten und dort die bösen Feministinnen, sondern sagen, dass man die Interesse aller vertritt, nicht nur die der Frauen oder Männer oder Kinder: also Menschenrechte und Benachteiligungen aller Menschen ist das eigentlich Ziel. Jedoch darauf hinweisen, dass es eine verzerrte Debatte gibt: Probleme und Benachteiligungen von Jungen und Männern würden nicht angemessen in Medien und Politik bearbeitet und wahrgenommen, weil vielfach „nur“ die Problemlagen und Benachteiligungen von Frauen und Mädchen thematisiert würden. Ziel wäre also, ein realitätsgerechtes Bild zu zeichnen.
  • Selbstverständlich kann man sich fragen, ob es nicht besser wäre, wenn man quasi mit Emotionalisierung, Skandalisierung und Moralisierung arbeiten würde, also quasi Empörungs- oder Kampagnenjournalismus betreiben sollte, wie es eben z.B. die Aufschrei-Kampagne machte. Ich bin der Auffassung, dass dies die falsche Strategie ist, weil solche Menschen, die sich quasi mittels Emotionalisierung, Moralisierung und Skandalisierung einfangen lassen, lassen sich am nächsten Tag ev. auch wieder für etwas anderes einfangen, was dem widerspricht, was noch am Vortag für sinnvoll gehalten wurde. Aber eine Möglichkeit wäre, wenn man darauf aufmerksam macht, dass man sich eben abgrenzt von solchen Kampagnen wie der Aufschrei etc. und dies auch erklärt: wieso, weshalb warum.