Tag: 6. Oktober 2016
Antwort des Landes Sachsen-Anhalt zum niedrigeren Gender Pay Gap im Osten
Ich hatte auf Twitter nach meinem Artikel zum geringeren Gender Pay Gap im Osten mal nachgefragt, worauf das zurückgeführt wird und unter anderem auch das Land Sachen-Anhalt angetwittert.
Diese haben die Anfrage an die passende Stelle weitergeleitet und mir deren Antwort dann per Email übersendet.
Hier mal die Antwort:
Sehr geehrter Herr Schmidt,
via Twitter haben Sie uns folgende Frage gestellt:
Aus dem Fachressort erreichte uns nun nachfolgende Antwort, die ich Ihnen hiermit gern weiterleite:
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Sehr geehrter Herr Schmidt,
Sie fragen, warum der Gender Pay Gap in den neuen Bundesländern wesentlich kleiner ist (als in den alten Bundesländern). Dazu ist folgendes zu bemerken: bei der von Ihnen übersandten Tabelle handelt es sich um eine Übersicht zum sogenannten unbereinigten Gender Pay Gap (was auch im letzten Absatz auf der Seite, auf der die Tabelle veröffentlicht ist, erwähnt wird). Das bedeutet, dass der durchschnittliche Bruttostundenlohn aller Männer mit dem Pendant aller Frauen verglichen wird, unabhängig von Alter, Ausbildung, vergleichbarer Tätigkeit, usw.. Beim statistisch bereinigten Gender Pay Gap hingegen werden die strukturellen Unterschiede herausgerechnet. Der übrig bleibende unerklärte Rest des Verdienstunterschieds erlaubt Aussagen zur Höhe des Unterschieds im Bruttostundenverdienst von Frauen und Männern mit vergleichbaren Eigenschaften. 2010 lag der bereinigte Gender Pay Gap für Deutschland bei 7 % (zum Vergleich: der unbereinigte Gender Pay Gap betrug 22 %). Zwei Drittel des Verdienstabstandes konnten also mithilfe der berücksichtigten Einflussfaktoren erklärt werden. Im Vergleich zum unbereinigten Gender Pay Gap nähern sich die Werte für Ost- und Westdeutschland beim bereinigten Gender Pay Gap an; das Ergebnis für Westdeutschland sinkt auf knapp 7 %, während sich in den neuen Bundesländer der Gender Pay Gap durch die Bereinigung auf 9 % erhöht. Das bedeutet, dass in Ostdeutschland beschäftigte Frauen verglichen mit Männern in der Summe über Eigenschaften verfügen, die eigentlich einen höheren durchschnittlichen Bruttostundenverdienst als den der Männer rechtfertigen würden. Weiterführende Informationen hierzu finden Sie auf der Homepage des Statistischen Bundesamtes beispielsweise unter https://www.destatis.de/DE/Publikationen/STATmagazin/VerdiensteArbeitskosten/2013_03/2013_03Verdienstunterschiede.html (Frauenverdienste – Männerverdienste: Wie groß ist der Abstand wirklich?, Statistisches Bundesamt, 19.03.2013)
Zusammenfassend kann also gesagt werden, dass beim Vergleich von Arbeitskräften mit gleicher Qualifizierung, gleichem Beruf, gleicher Führungsspanne, gleichem Beschäftigungsumfang usw. der Verdienstunterschied zwischen Männern und Frauen in Ost und West annähernd gleich groß ist mit einer leichten Tendenz, im Osten etwas größer auszufallen.
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Ich hoffe, wir konnten Ihnen damit weiterhelfen.
Mit freundlichen Grüßen
Christiane Stenzel
Referentin Presse- und Informationsamt
Die Hervorhebung im Text ist von mir. Ein Klicken auf den Link ergab auch, dass von dort wohl der wesentliche Text übernommen worden ist.
Dort heißt es:
In den neuen Bundesländern war der unbereinigte Gender Pay Gap im Jahr 2010 mit 7 % um einiges niedriger als im früheren Bundesgebiet, dort betrug er 24 %. Dieses Ergebnis relativiert sich, wenn man bedenkt, dass auch die Verdienste der Männer im Osten erheblich niedriger als im Westen sind. Zudem arbeiten Frauen in Ostdeutschland häufiger in Vollzeit und haben einen niedrigeren Anteil an geringfügig Beschäftigten als die Arbeitnehmerinnen im Westen.
Tabelle: Gender Pay Gap nach Bundesländern 2012
Im Vergleich zum unbereinigten Gender Pay Gap näherten sich die Werte für Ost- und Westdeutschland durch die Bereinigung an. Das Ergebnis für Westdeutschland sank auf knapp sieben Prozent. In den neuen Bundesländern hingegen vergrößerte sich der Gender Pay Gap durch die Bereinigung auf neun Prozent. Das heißt, dass in Ostdeutschland beschäftigte Frauen verglichen mit Männern in der Summe über Eigenschaften verfügen, die eigentlich einen höheren durchschnittlichen Bruttostundenverdienst als den der Männer rechtfertigen würden.
Auf der gleichen Seite heißt es:
Der unbereinigte Gender Pay Gap betrachtet den geschlechtsspezifischen Verdienstunterschied in allgemeiner Form. Auf diese Weise wird auch der Teil des Lohnabstands erfasst, der durch unterschiedliche Zugangschancen beider Geschlechtergruppen auf bestimmte Tätigkeitsfelder oder Leistungsgruppen verursacht wird. Beim statistisch bereinigtenGender Pay Gap hingegen werden diese strukturellen Unterschiede herausgerechnet. Der übrig bleibende unerklärte Rest des Verdienstunterschieds erlaubt Aussagen zur Höhe des Unterschieds im Bruttostundenverdienst von Frauen und Männern mit vergleichbaren Eigenschaften.
Jetzt ist es für mich erst einmal schwer verständlich, wie man aus einem Wert etwas herausrechnen kann und er wird dadurch größer als der reale Unterschied.
Auch warum das wie oben angeführt einen höheren Bruttostundendienst als den der Männer rechtfertigen sollte erschließt sich mir nicht.
Vielleicht kann es ja einer der Kommentatoren aufschlüsseln?