Die regionalen Unterschiede im „Gender Pay Gap“ in Deutschland (im Osten verdienen Frauen teilweise mehr als Männer)

Michael Baleanu hatte darauf hingewiesen, dass es beim Gender Pay Gap erhebliche regionale Unterschiede gibt, die passend zum Tag der deutschen Einheit gerade auch West und Ost betreffen.

Dies zeigt sich in der folgenden Grafik:

Regionale Unterschiede im Gender Pay Gap Deutschland

Regionale Unterschiede im Gender Pay Gap Deutschland

Gerade im Süden von Westdeutschland findet sich damit ein deutlicher Vorteil in den Gehältern bei den Männern, wobei das so wie sich das sehe darauf zurückzuführen ist, dass es sich um Städte mit starker Industrie handelt, bei der viele Leute entweder hoch qualifiziert sind oder/und im Schichtbetrieb mit Nachtzuschlägen und Wochenendzuschlägen arbeiten. Die Frauen verdienen dort auch sehr gut, aber eben weniger. Die Städte selbst haben überdurchschnittliche Einkommen.

Anders sieht es im Osten aus: Da zeigt sich teilweise ein Gender Pay Gap zu Lasten von Männern. Es spricht für die Einseitigkeit der Debatte, dass dieser eigentlich mit 16% durchaus hohe Gender Pay Gap unter „Niedrigste“ angeführt wird, denn ein echter Pay Gap kann eben nur zu Lasten von Frauen bestehen, ein „Umgekehrter Gender Pay Gap“ erscheint in der Denkweise dann als etwas gutes.

In Teilen Ostdeutschlands ist der Gender Pay Gap also schon überwunden. Was ja eigentlich etwas ist, was man in der Debatte wunderbar verwerten kann. Ich habe daher in ein paar Tweets dazu schon einmal nachgefragt:

Ich finde es interessant, dass einem wenn man solche Zahlen in eine Diskussion wirft sofort Gründe genannt werden, warum dies so ist: Die Löhne im Osten sind allgemein günstiger und deswegen ist der Unterschied geringer, Frauen arbeiten eher im Öffentlichen Dienst und der zahlt im Osten relativ gut etc. Würde man in einer Diskussion um den „normalen Gender Pay Gap“ hingegen verlangen, dass sie ähnliche Gründe berücksichtigen (etwa: Der private Bereich zahlt im Westen besser und dort arbeiten eher Frauen), dann würde das hingegen sofort als Sexismus angesehen werden, als Abstreiten einer strukturellen Diskriminierung der Frauen. Man passt insofern seine Argumentation dem an, was man erreichen möchte.

Mit den Zahlen könnte man anführen, dass eine in bestimmen Städten im Osten das feministische Paradies vorliegt: Frauen verdienen mehr, es scheinen dort also keine Vorurteile mehr zu greifen, anscheinend gelten Frauen sogar als höherwertiger. Man könnte eine maskulistische Opferhaltung einnehmen und annehmen, dass dort offensichtlich strukturelle Diskriminierungen der Männer vorliegen.

All das hat natürlich wenig Sinn: Vielmehr sollte es die Augen öffnen für Begründungen für die Unterschiede. Und das dann eben für beide Geschlechter. Eine Diskriminierung liegt nicht vor, wenn es Lohnunterschiede zwischen den Geschlechtern gibt. Sondern nur dann, wenn einem Geschlecht ohne sachlichen Grund für die gleiche Arbeit nicht der gleiche Lohn gezahlt wird. Forscht man unter dieser Prämisse dann löst sich ein großer Teil des Gender Pay Gaps auf.