Einen interessanten Gedanken zur Tradition, den Namen des Mannes als Familiennamen zu übernehmen, fand ich auf Twitter:
Der Gedanke wäre insofern, dass die Mutter sicher ist und damit eher kulturelle Praktiken entwickelt werden müssen, die dem Vater die Zugehörigkeit erleichtern. Denn wenn er sich in evolutionär relevanten Zeiten nicht verantwortlich gefühlt hat, dann konnte er die Unterstützung leichter abbrechen.
Das Thema hatte ich hier im Blog schon einmal. Ich schrieb damals:
Ich würde hier die folgenden Gründe sehen:
- zum einen hat die Tradition sicherlich einen patriarchischen Hintergrund. Frauen galten über lange Zeit als Besitz des Mannes und über den Namenswechsel gingen sie aus der Verantwortung des Vaters in die Verantwortung des Ehemannes über. Es markierte insofern schon einen Besitz und diente innerhalb der intrasexuellen Konkurrenz unter Männern auch als entsprechende Abschreckung.
- beim Menschen verliess nach archäologischen befunden eher die Frau ihre Familie (virilokal), Die Frau dann der bereits vorhandenen Familie zuzuordnen erleichert sicherlich ein In-Grouping
- Die Zuordnung zum Mann betont die Zusammengehörigkeit und seine Verantwortung für Kinder und Familie.
- Ruhm und Status ist für Männer ein klassisches Attraktivitätsmerkmal. Die Beibebehaltung seines Names erlaubt eine kontinuierlichere Betrachtung dieses Mannes und ist insofern für ihn und Leute, die ihn bewerten wollen, wichtiger.
- Männerbeziehungen sind häufiger auf eine große Gruppe ausgerichtet, Frauenbeziehungen eher persönlicher. In einer großen Gruppe sind Zugehörigkeiten wichtiger und es ist bedeutsamer solche Informationen zu erlangen als in persönlicheren Beziehungen, die eher auch nur über einen Vornahmen laufen können.
Mit dem Gedanken der Zugehörigkeit hatte ich diese Idee auch schon aufgegriffen, aber noch nicht so klar auf die Vaterunsicherheit bezogen. Ich könnte mir vorstellen, dass dies neben dem Umstand, dass es innerhalb des Mate Guarding durch den Mann und dem damit verbundenen „Besitzanzeigen“, welches letztendlich aus den gleichen Gründen erfolgt, zu der Entwicklung der insoweit verbreiteten Tradition beigetragen hat.
Interessanterweise hat sich die Tradition inzwischen in einigen Bereichen und bezogen auf Deutschland verändert. Wenn Eltern nicht verheiratet sind oder beide ihren Namen behalten haben, dann ist es sehr üblich, dass das Kind den Nachnamen der Mutter bekommt. Vielleicht durchaus aus dem obigen Gedanken, dass sie eben das Kind ausgetragen hat und häufiger eine gewisse Zeit aussetzt oder auch nur, weil man meint, dass es für den Fall einer potentiellen Trennung eher zur Mutter kommt. Vielleicht spielt auch hinein, dass Frauen sich da dann schlicht eher durchsetzen als der Mann. Kommt es zu einem gemeinsamen Ehenamen wird dennoch nach wie vor häufiger der Name des Mannes angenommen.