#nohatespeech und der Sexismus

Gefördert vom Bund startet auch in Deutschland eine von der EU angedachte Kampagne gegen Hatespeech, die „No Hate Speech“-Kampagne. (Homepage / Twitter)  In Deutschland folgt diese anscheinend stark den klassischen Theorien aus den intersektionalen Theorien und richtet sich strikt gegen „Hass“, der sich gegen „diskriminierte Gruppen“ richtet und die anderen Gruppen innerhalb der gleichen Theorie als „Unterdrücker“ ansieht, die sich diskriminiert sein können und daher mehr oder weniger der „Feind“ sind.

Auf ihrer Seite findet sich dazu unter „Wissen – Was ist Hatespeech“ das Folgende:

 

Hate Speech ist, wenn man Worte und Bilder als Waffe einsetzt, bewusst, gezielt und voll auf die Zwölf. Wenn Menschen abgewertet, angegriffen oder wenn gegen sie zu Hass oder Gewalt aufgerufen wird, dann nennt man es Hate Speech. Oft sind es rassistische, antisemitische oder sexistische Kommentare, die bestimmte Menschen oder Gruppen als Zielscheibe haben.Die Online-Hetze richtet sich im Moment insbesondere gegen geflüchtete Menschen, Sinti*ze und Rom*nija, Menschen mit Behinderungen oder Homo- und Transpersonen. In der Zukunft sind es vielleicht Dän*innen, weiße Männer oder Facebook-User*innen.Definitionen von Hate Speech
Es gibt keine einheitliche Definition von Hate Speech, weder in Deutschland noch international. Im Gesetzbuch wird Hate Speech (noch) nicht spezifisch erwähnt – verurteilt werden Beleidigungen oder Volksverhetzung. Das heißt aber im Umkehrschluss nicht, dass online haten erlaubt ist…, falls jemand auf die Idee käme.EuroparatDer Europarat, der das No Hate Speech Movement ins Leben gerufen hat, fasst den Begriff sehr weit.
Amadeu Antonio Stiftung

Die Amadeu Antonio Stiftung beschreibt Hate Speech aus politischer und sprachwissenschaftlicher Sicht; und erklärt hier die rechtliche Einordnung von Hate Speech.
Wie groß ist das Problem eigentlich?

Es ist schwierig, das genau zu sagen. Denn Hate Speech hat viele verschiedene Facetten und nicht alles kann dokumentiert werden. Drei ausgewählte Beispiele zeigen, wie häufig Hasskommentare sind und wer davon betroffen ist.

2015 hat der Europarat (Abteilung Jugend) eine Online-Meinungsumfrage gemacht: 83% der Befragten gaben an, dass sie online Erfahrungen mit Hate Speech gemacht haben. LGBTI-Jugendliche, Muslim*innen und Frauen waren die drei Haupt-Zielgruppen der Hasskommentare.

Rechtsextreme nutzen das Internet und Soziale Medien, um ihre Propaganda zu verbreiten und Anhänger*innen für ihre Ideologie zu gewinnen. Jugendschutz.net beobachtet diese Strategie und veröffentlicht die Ergebnisse jährlich im Bericht „Rechtsextremismus online“.

Die britische Zeitung The Guardian hat 70 Millionen Kommentare untersuchen lassen, die seit 2006 auf ihrer Website hinterlassen wurden. Das Ergebnis: Von den zehn am stärksten von Hate Speech betroffenen Autor*innen waren acht Frauen und nur zwei Männer, sie sind beide schwarz.

Die Definition des Europarats ist, wenn ich sie dem langen Text richtig entnommen habe:

Hate speech for the purpose of the Recommendation entails the use of one or more particular forms of expression – namely, the advocacy, promotion or incitement of the denigration, hatred or vilification of a person or group of persons, as well any harassment, insult, negative stereotyping, stigmatization or threat of such person or persons and any justification of all these forms of expression – that is based on a non-exhaustive list of personal characteristics or status that includes “race”, colour, language, religion or belief, nationality or national or ethnic origin, as well as descent, age, disability, sex, gender, gender identity and sexual orientation.

Das ist in der Tat eine sehr weitgehende Definition, die allerdings Männer unproblematisch miterfasst und negative Abwertungen von Männern oder ihre Darstellung als „Die Bösen“ ablehnt.

Es geht allerdings auch noch weiter, es werden ein paar Ausnahmen genannt:

At the same time, the Recommendation specifically excludes from the definition of hate speech any form of expression – such as satire or objectively based news reporting and analysis – that merely offends, hurts or distresses. In doing so, the Recommendation reflects the protection for such expression which the European Court of Human Rights has found is required under Article 10 of the European Convention on Human Rights12
.
Nonetheless, it is recalled that the European Court has also recognised that incitement to hatred can result from insulting, holding up to ridicule or slandering specific groups of the population where such forms of expression are exercised in an irresponsible manner – which might entail being unnecessarily offensive, advocating discrimination or using of vexatious or humiliating language or might involve an unavoidable imposition on the audience13 – and these forms would also come within the scope of the
Recommendation’s definition.

Die Amadeu Antonio Stiftung beruft sich auf einen Text von Anatol Stefanowitsch, der ähnliches anführt, und Privilegien nur kurz erwähnt. Er zitiert als Ausgangspunkt im Endeffekt eine sehr ähnliche Definition.

Der Verweis auf die Studie des Guardian ist interessant, weil dort nicht erwähnt wird, dass die Artikel, die sehr kontroverse Meinungen erhalten haben, eben beispielsweise solche von Jessica Valenti waren, die sich über Männer auslässt oder die sonst sehr beleidigende Positionen hatten. Unter dem Artikel ist ein „Test“ bei dem man abgleichen kann, ob man bestimmte Kommentare durchgehen hätte lassen. Unter denen, die als „Hate“ in die Statistik eingehen ist beispielsweise:

“THERE IS NO GENDER PAY GAP! Just more feminist crap portraying women as victims and men as perpetrators. Even worse is the lie we live in a rape culture with one in five women raped over a lifetime. Sure if you re-define what constitutes a rape including a drunk girl gives consent but regrets it next day.”

Finde ich nicht als „Hass“, sondern als sehr berechtigten Kommentar. Wenn die Artikel der Schwarzen zB „Black Life Matter“ betrafen und Hass auf Weiße gepredigt haben, dann finde ich das auch wenig verwunderlich, dass dort Kritik zurück kam.

Eine andere interessante Studie wird dort nicht erwähnt:

A new Demos social media study has mapped the thousands of aggressive and abusive tweets being sent from UK Twitter accounts – by both men and women.

The study, which specifically monitored the use of the words ‘slut’ and ‘whore’ by UK Twitter users over a three-week period, found 6,500 unique users were targeted by 10,000 explicitly aggressive and misogynistic tweets.(…)

The study builds on Demos’ previous research in 2014, which found that ‘slut’ and ‘whore’ dominate misogynistic language on Twitter, and that both male and female users are responsible for the abuse. In this 2016 research, 50 per cent of the propagators were found to be women.

Wobei man zu dieser Studie noch anführen muss, dass bei der Suche nach „Slut“ und „Whore“ Hate GEGEN Männer auch kaum feststellbar ist.

Die Kampagne empfiehlt zu „kontern“ und führt dazu aus:

Counter Speech (engl. für Gegenrede) ist, wenn User*innen mit der Tastatur und ihren Gedanken etwas gegen Hass und Hetze im Netz tun. Viele Menschen wollen die Diskriminierungen, die Generalisierungen und die Herabwürdigungen nicht einfach ertragen und benennen das auch laut und deutlich. Oft reagieren sie auf Hasskommentare nicht mit Hass, sondern mit Argumenten, mit Humor und mit Geschichten aus einer anderen, oft überraschenden Perspektive.

Counter Speech ist ein wichtiges Signal. Denn sie setzt ein Gegengewicht zu Hass und Hetze im Netz. Sie zeigt Betroffenen, dass sie nicht allein sind. Und sie bietet eine andere Sicht auf die Dinge für all diejenigen, die schweigen und die sonst nur die Hasskommentare lesen oder hören würden.

Counter Speech gibt es in vielen Formen, zum Beispiel hat der Verein Mensch Mensch Mensch e.V. im Projekt „Search racism. Find truth.“ in Videos mit Statements von Geflüchteten gezeigt, wie Vorurteile widerlegt werden.

#organisierteliebe ist eine Initiative gegen Hetze, die das Positive im Netz zelebriert. Sie fordert uns auf, die Kommentarspalten zu fluten und Danke zu sagen. Wir alle sollen zeigen, dass Liebe uns näher ist, als Hass.

Wer laut und deutlich seine Meinung kundtut, muss aber mit Gegenwind rechnen. Counter Speech kann die Hetze kurzzeitig verstärken und man sieht sich einem Shitstorm ausgesetzt. Wenn das der Fall ist, weiß man allerdings, dass die Counter Speech genau ins Schwarze getroffen hat!

Das ist auch eine sehr simple Sicht:

Wenn man sich aufregt und Hass kontert und der andere kontert dann auch, dann ist das der Beweis, dass man Recht hatte

Warum das eine sehr simple Betrachtung ist, wird man dort wohl nicht verstehen, weil Hass aus deren Sicht entgegen des obenstehenden eben nur anhand der üblichen Linien verlaufen kann.

Zum Kontern werden dann Memes bereit gestellt, die schon für einiges an Kritik gesorgt haben. Ich will die aus dem Bereich des Sexismus einfach mal durchgehen:

 

nohatespeech_sexismus-weltgendern

„Die Welt“ muss aus meiner Sicht erst einmal gar nichts. Es hat aber etwas ironisches bei dem Hinweis darauf, dass sich die „Welt gendern“ muss ein Symbol mit einer binären Geschlechterzusammensetzung zu verwenden. Ich verweise insofern hier einfach nur auf meine beiden Übersichtsartikel zur Biologie der Geschlechter 1, 2 und auf meinen Artikel zu Geschlechterrollen

nohatespeech_sexismus-stillfabulous

Als Witz und eine „mir doch egal“-Haltung okay.

 

nohatespeech_sexismus-slowclap

Auch jetzt nicht in irgend einer Form besonders.

nohatespeech_sexismus-selber

Das passt gut zu meinem Artikel „Beleidigungen und evolutionärer Partnerwert„. Die Gleichsetzung eines Kritikers mit einem kleinen Kind, welches noch von der Mutter die Sachen herausgelegt bekommt und nichts kann, also noch kein selbständiger Mann ist.

nohatespeech_sexismus-privileg

Das ist klassische feministische Privilegientheorie. Hat irgendwer eigentlich das Bild schon mit einer Frau gemacht? Ich finde es immer wieder erstaunlich, dass man gleichzeitig behaupten kann, dass derjenige, der Privilegien hat, sich dieser nicht bewußt ist und gleichzeitig als Feministin für Frauen kategorisch auszuschließen, dass man in vielen Bereichen Privilegien hat.

nohatespeech_sexismus-mensrights

Dieses Bild ist wohl das mit umstrittenste Bild der Sammlung, es wurden auf Twitter schon erhebliche Diskussionen mit „nohatespeech“ dazu geführt. Ich verlinke mal eine von mir:

Die Aussage „Es geht um Macht“ macht auch deutlich, dass sie da die klassischen Theorien vertreten: Männer haben die Macht, weil Vorstandsposten. Also können sie nicht diskriminiert werden, also ist das Einsetzen für Männerrechte bizarr, allenfalls eine Verteidigung von Privilegien und damit eine Beeinträchtigung der Rechte der Frau. Immerhin wurde angekündigt, sich das noch mal anzuschauen, aber ich vermute es wird schlicht dabei bleiben.

nohatespeech_sexismus-kitchen

Als konter gegen eine tatsächliche Aussage, dass Frauen in die Küche sollen, würde ich es sogar noch okay finden. Ansonsten ist es natürlich etwas, was man auch ansonsten auf der Gegenseite nicht wirklich gut finden würde. Was wäre da wohl ein „Gegenbild“? Etwas, wo sie zB eine finanzielle Versorgung anfordert und er lieber das Geld für sich ausgibt?

nohatespeech_sexismus-inthesnow

Hat einen gewissen Humor.

nohatespeech_sexismus-hername2

Klassischer Antihumor mit dem „Anti Joke Chicken

 

nohatespeech_sexismus-hername

Auch vollkommen okay als Reaktion auf „Slutshaming“

nohatespeech_sexismus-Haters-gonna-hate-chloe-moretz

Eine recht belanglose Reaktion

nohatespeech_sexismus-hatersgonnahate

Ebenso

nohatespeech_sexismus-genderequality

Auch eher in Richtung Ideologie, aber je nach dem, was der andere sagt, durchaus passend.

 

nohatespeech_sexismus-feminism

Ah. ein feministischer Klassiker. Auch gut im Antifeminismus zu verwenden. Denn die meisten Feministen wissen anscheinend tatsächlich nicht, dass es nicht mehr mit „Gleichberechtigung“ gleichzusetzen ist. Üblicherweise wird einem da dann die Definition aus einem Wörterbuch entgegengehalten, ich hatte hier schon mal einen Artikel dazu. Und noch einen, weil es ein häufiger Einwurf ist.

Die beste Erwiderung in Bildform ist aus meiner Sicht dieses Bild:

Da ist aus meiner Sicht gut erklärt, was man eigentlich kritisiert.

 

nohatespeech_sexismus-careerwoman

Die Aussagen, die mit „I need Feminism“ beginnen sind in der Regel wenig durchdacht. Hier ist es eigentlich auch eine recht klassische Position, die ebenfalls darunter leidet. Denn zum einen gibt es durchaus den Karrieremann, zum anderen liegt die Unterscheidung darin, dass Männern die Position des Hausmanns und ein echtes Wahlrecht zwischen Kinderbetreuung und Karriere oder Abstufungen davon quasi entzogen ist: Ein Mann muss berufstätig sein, eine Frau kann es sich hingegen eher auch anders ausrichten. Ein Mann ohne passenden Beruf gilt hingegen als Versager, jedenfalls als jemand, der suspekt ist, auch wenn er die Kinder versorgt.

nohatespeech_sexismus-batman

Eine vollkommen veraltete Aussage, gekontert mit im wesentlichen Blödsinn.

nohatespeech_sexismus-awkward

Ah, da wird es schon wieder interessanter – ein Bekenntnis zur Privilegientheorie. Ist aber eigentlich ganz einfach zu verstehen: Alles was Männer irgendwie Vorteile bringt ist Privileg, weil sie die Macht haben (alle Männer, auch die Bettler, weil sie zur Gruppe der Männer gehören). Alles was Männern Nachteile bringt, ist auch irgendwie Privileg der Männer, denn damit erhalten sich zumindest bestimmte Männer ihre Privilegien. Allen was Frauen Vorteile bringt ist aber kein Privileg, es ist nur wohlwollender Sexismus, mit dem sie von Männern unterdrückt werden. Alles, was Frauen Nachteile bringt ist hingegen Privileg der Männer. Und bei der Frage, wer die Macht hat, darf man immer nur an die Spitze schauen, aber auch das nur in bestimmten Bereichen, also nicht etwa „Macht über Kinder“ oder „Macht in der Beziehung“ oder „Verfügungsmacht über das Haushaltseinkommen“.

Dazu auch:

Generell finde ich diese Art über Memes ohne echte Argumente zu diskutieren, die man ja im Feminismus gern antrifft, eher reichlich bescheuert. Gerade Bilder wie das letzte gehen einfach davon aus, dass man Recht hat und die eigene Theorie gut ist, obwohl sie eigentlich keine rationale Basis hat. Man kann so natürlich gut überspielen, dass man keine Argumente hat und Diskussionen ins lächerliche ziehen. Aber das hat aus meiner Sicht nichts damit zu tun, dass man etwas gegen Hate Speech macht. Eher provoziert man und zeigt sich absolutistisch und diktatorisch und mit dem Bekenntnis zur intersektionalen Gruppentheorie macht man letztendlich deutlich, dass man nicht gegen Hate Speech ist, sondern einen Gruppenkampf Männer gegen Frauen führt, in dem man die Männer als die Unterdrücker ansieht.

Das ist wohl demnach auch der häufigste Vorwurf, der gegen diese Art der Kampagne erhoben wird: Sie stellt sich nicht gegen Hass, sie verbreitet ihn mit ihrer einseitigen Positionierung selbst. Sie kann damit keine befriedende oder aufklärerische Wirkung haben und damit auch wenig erreichen.

Dog’n’Cat hat auch einen guten Comic dazu:

#nohatespeech

#nohatespeech

Sie werden es wahrscheinlich eher so darstellen, dass die Kritik an ihnen zeigt, dass sie dringend benötigt werden. Wir werden sehen, ob Kritik etwas bewirkt oder zumindest Leute darauf aufmerksam macht, dass da etwas schief läuft.

vgl. auch:

162 Gedanken zu “#nohatespeech und der Sexismus

  1. Ja-ja, diese Art von Feministen ist nur die kreischende, radikale, Minderheit. Das sind nicht die, die den Feminismus wirklich vertreten und die spielen daher keine Rolle. „Aber bitte lassen Sie uns diese Diskussion nicht von vorn führen. Tausend Dank im voraus!“

  2. Zum Thema Feminismusdefinition im Wörterbuch mal was zum Schmunzeln:
    Im Duden aus meiner Schulzeit (Ausgabe Leipzig, 1979) heißt es:
    „Feminismus: Überbetonung des Weiblichen, weibische Art; Verweiblichung bei Männern.“

      • Die Erfahrung habe ich auch gemacht. Ein sehr schlechtes Zeichen für unsere westliche Gesellschaft. DDR und realer Kommunismus sind für mich eine echte Katastrophe aber unser europäisches Bildungssystem muss sich wohl neu erfinden ….. Pisa hin oder her …

  3. Ich finde die Antwort „Da geht es um Macht“ ja richtig schön… Filterbubble,

    Mit dem Cat n Dog Comic ist zu dem Thema alles gesagt.
    Hier soll eine Einheitsmeinung verbreitet werden und jeder der eine andere Meinung hat ist ein Hater

      • 1) Dann solltest Du dieser Frau einmal an deinem Beispiel aufzeigen (AllesEvolution) wie man/frau mit Hatespeech umgeht.

        2) Diese Leute sollten verstehen lernen, dass ein Teil dieser „HateSpeech“ Teil einer Internetkultur ist, die sogar mit Bots arbeitet, bewusst provoziert, und sich selbst als eine Art Kunst versteht. Die echten Trolle tun das schon seit Jahrzehnten und die Regel heißt „never feed a troll“.

        3) Diese Leute sollten lernen Hatespeech von Diskussion zu unterscheiden.

        Falls Du einen Draht zu diesen Leuten hast, könntest Du denen dies bitte mitteilen (für uns, in unserem Namen und im Namen der Rationalität)? Die Welt scheint ja aktuell regelrecht aus den Fugen zu geraten, weil wieder einmal einige wenige Psychopathen die Welt verbessern wollen und wieder einmal massenweise Leute dazu bewegen schwerste Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu begehen.

      • Der nohatespeech-account ist jedenfalls ein hervorragendes Beispiel, was an Frauen, die meinen Macht zu haben und dominant sein wollen, so unerträglich ist. Es ist schwer zu beschreiben, was das wirklich ausmacht. Die schon dumm zu nennende Empathiefreiheit gehört jedenfalls dazu. Frauen, die so drauf sind, sollte man allesamt und restlos aus dem eigenen Leben verbannen.

  4. „Die Gleichsetzung eines Kritikers mit einem kleinen Kind, welches noch von der Mutter die Sachen herausgelegt bekommt und nichts kann, also noch kein selbständiger Mann ist“ so ein Müll. Das ist doch toll für die Kerle. Frauen wissen NICHT was geil aussieht. Die denken auch man kann mit Hotpants Celulite kombinieren.
    Was garnicht geht, ist wenn meine Helden Batman und John L. Sullivan in den Dreck gezogen werden.

  5. Auf FB und Twitter würde ich darauf hinweisen, dass Deutschland jetzt ein Ministerium für Liebe hat und Orwell ganz entzückt wäre. One Counter-Meme to catch them all.

    • In meiner Umgebung gibt es kaum jemanden, der das Buch gut genug kennt, um die Anspielung zu verstehen.
      Das müsste schon visuell unterlegt sein mit Schwesigs Konterfei auf dem Bildschirm in Apples 1984 Spot, um eingeordnet zu werden.

    • Ich finde diese Ausweitung des Begriffs „Liebe“ auch sehr seltsam, fast fremdschämend. Diese NoHateSpeaker sind ja alle so voll mit Liebe und alle total nett…

      Gruselig. Liebe ist eigentlich eine sehr starke menschliche Emotion, die sich auf Verwandte (intergenerational) und auf dauerhafte Sexualpartner (intragenerational) erstreckt.

      Wir lieben keine Burger. Wir lieben auch keine Schuhe. Wir essen sie gern. Wir mögen Schuhe.

      Werbung greift hier lediglich ein Defizit in der Gesellschaft auf um zu emotionalisieren. Menschen haben das Bedürfnis zu lieben. Werbetreibende stillen dieses Bedürfnis. Mit Burgern….wie armselig eigentlich….

      Heute ist hier übrigens der CSD. Und wieder werden die Love-Transparente hochgehalten und alle werden sich lieben.

      Dabei meint man eigentlich ficken…

      Organisierte Liebe eben. Wahnsinnig technisch und letztlich nur eine Chimäre. Die Nohatespeaker wissen doch gar nicht was Liebe ist. Sie machens genauso wie die Werbetreibende. Füllen ein Defizit das sie gar nicht ausfüllen können um sich selbst zu verkaufen. Und jetzt alle gemeinsam weinen am Rednerpult weinen. Organisierte Liebe…

      • Love Peace and Freedom und was ist das Resultat? Diese AllesBesserWisserKönner (-Lieber, -Ficker, -Friedensstifter, -Klimaretter, -Tofupriester) nerven wie Sau ….. und erst die neuen SocialJusticeASSHOLES (Zitat)

      • Sehr guter Punkt!

        Man muß aber doch einen Aspekt berücksichtigen: Dieser ganze Diskurs ist stark nordamerikanisch geprägt. Und die Amies reden von „love“ in einem erweiterten Sinn. Für den Amie hat es überhaupt nichts anrüchiges, wenn ich sage: „I love my brother!“ Dort würde niemand auf den Gedanken kommen: Wie, Du fickst Deinen Bruder – krass, Alter.

        Insofern ist „diese Ausweitung des Begriffs „Liebe““ eben auch der Tatsache geschuldet, daß wir in Europa diesen Diskurs aus Nordamerika übernommen haben.

        Ich denke, Dein wesentlicher Punkt bleibt dennoch bestehen.

    • „“..Die britische Zeitung The Guardian hat 70 Millionen Kommentare untersuchen lassen, die seit 2006 auf ihrer Website hinterlassen wurden. Das Ergebnis: Von den zehn am stärksten von Hate Speech betroffenen Autor*innen waren acht Frauen und nur zwei Männer, sie sind beide schwarz..““

      Wie glaubwürdig ist eine solche Aussage und wie glaubwürdig ist das präsentierte und behauptete Resultat? 70 Millionen Kommentare untersucht? Aber ich glaub ja alles, was so im Internet steht …

      Die haben möglicherweise ein Computerprogramm laufen lassen, das nach gewissen Schimpfwörtern sucht, womit sich dann das vorgezeigte Ergebnis einstellt, denn wer nennt einen Mann „Fotze“? Oder einen Weissen „Nigger“? Das ist die angepriesene Untersuchung, so würde ich vermuten.

  6. Diese an regressiver Dummheit schwer zu überbietende Kampagne ist offensichtlich ein Schritt in Richtung Abschaffung der Meinungsfreiheit – und wahrscheinlich werden weitere Schritte folgen.

    Die neoliberalen ökonomischen Eliten und ihre gekauften politischen Handlanger in den Parteien nutzen eben die postmoderne Political Correctness um zu versuchen mit ihrer Hilfe längerfristig einen autoritären Staat aufzubauen. Ist der Aufbau einer Diktatur dann erfolgt, würden die regressiv-linken PC-Spinner nicht mehr als nützliche Idioten gebraucht und entsorgt werden.

    • Dass Neoliberalismus, zunehmende Kluft zwischen Eliten und Bevölkerung und political correctness ein Phänomen wie Donald Trump erst so richtig stark macht, wird wohl noch nicht überall gesehen: Der folgende Artikel geht ein bisschen in diese Richtung, wenn er schreibt:

      „Trump verspricht Ehrlichkeit. Die Wähler hassen die Political Correctness von all diesen sauber gestylten Promi-Kandidatenfamilien, den Clintons und den Bushs, vorgeführt zu bekommen. Sie haben es satt, dass jede Kritik an Schwarzen, Muslimen, Mexikanern und Chinesen reflexhaft als rassistisch gebrandmarkt, wird, dass Kritik an Frauen als Machotum grundsätzlich unstatthaft ist, dass man Parteifreunde nicht kritisieren darf und die Medien natürlich auch nicht.“

      „Trump hat die politische Marktlücke erkannt und sich positioniert. Die Marktlücke des Klartext-Sprechers, des Selbstbewussten, dessen, der keine Angst hat, des Tabubrechers, des Machers.“
      http://www.heise.de/tp/news/Wer-hat-Angst-vor-Donald-Trump-3151972.html

    • Wobei man dem Kapitalismus zu Gute halten muss, dass der autoritäre Staat nur darum und dort notwendig wird, wo der Kapitalismus aufgrund seiner Krisenhaftigkeit die Integrationsfähigkeit einbüßt. Solange die Leute Aussicht auf Wohlstandmehrung haben, werden sie dadurch ausreichend diszipliniert und kontrolliert, weitere „Maßnahmen“ zur Aufrechterhaltung der gesellschaftlichen Ordnung sind dann nicht nötig. Aber wo der Kapitalismus diese integrativen Aussichten nicht mehr bietet, da wird es nötig die Machtstrukturen anders zu schützen.

      Die Krisenhaftigkeit ist dem Kapitalismus freilich immanent. Trotzdem muss man sich angesichts des Problems fragen, ob den Kapitalismus überwinden zu wollen die richtige Lösung ist um die Krisenhaftigkeit und ihre Folgen loszuwerden. Vielleicht (und die gemäßigten linken sind ja historisch durchaus zu diesem Ergebnis gekommen) wäre es besser, den Kapitalismus durch die Veränderung der Bedingungen seines Arbeitens zu einem besseren Funktionieren zu bringen. Ökonomische Ansätze gibt es dafür durchaus, z.B. hat Minsky einige Ansätze dazu gedacht. Der Schlüssel dürfte sein, sich der Grenzen des Funktionsprinzips Markt sehr gut bewusst zu sein und den Markt nur dort einzusetzen, wo er tatsächlich gut funktioniert und im Übrigen auf marktfremde, also insbesondere durch den Staat gelenkte Mechanismen zu setzen.

      • Jetzt auch noch mit dem passenden Zitat:

        The neoclassical model is a weak intellectual and logical reed to lean on in explaining the behavior of and in formulating policy for our economy. Too much is either ignored or posited out of consideration. The neoclassical theory, as well as the neoclassical synthesis thats build upon it, does have one important and valid contribution to make to economic policy: The demonstration, albeit under strict conditions, that a competitive market mechanism can do the job of guiding production to conform to consumer’s demands means that, for those subsystems of the economy where conditions are apt, the market can be relied upon, particularly if the market is not relied upon for (1) the overall stability of the economy, (2) the determination of the pace and even the direction of investment, (3) income distribution, and (4) the determination of prices and outputs in those sectors that use large amounts of capital assets per unit of output or per worker.

        Minsky, Stabilizing an Unstable Economy, S. 115

      • @lh:

        Vielleicht sehen Leszek und crumar das anders, aber ich würde eine Kritik des Neoliberalismus noch nicht mit einer Abschaffung des Kapitalismus gleichsetzen. Denn wer den Begriff der menschlichen Freiheit ernst meint, muss m. E. auch einen bestimmten Grad an Freiheit zum marktwirtschaftlichen Unternehmertum mit einschließen, inklusive Profiterzielungsabsicht. Ein funktionierendes und faires System bekommen wir nicht dadurch, dass wir binär zwischen Staatsgläubigkeit und Marktgläubigkeit hin- und herschalten, sondern durch intelligente »checks and balances« zwischen beiden Prinzipien, die man immer wieder neu einjustieren und nachregulieren muss.

        Davon abgesehen glaube ich auch, dass es möglich sein müsste, für liberale, linke und wahrscheinlich auch konservative Utopien der Gesellschaft einen Konvergenzpunkt zu definieren, an dem das »Zeitalter der Ideologien« tatsächlich an sein Ende zu kommen vermag.

        • @djadmoros

          Es ist m.E. schwer, „den“ Neoliberalismus wirklich dingfest zu machen, ohne genau auf die Kapitalfraktionen zu schauen, die in den einzelnen kapitalistischen Ländern dominieren.
          Ich schlage allen vor, die 20 größten Unternehmen in den USA, GB und D miteinander zu vergleichen, um die *Differenzen* zu sehen.
          Ich würde die Ideologie *des* Neoliberalismus strikt von dem trennen, was Neoliberalismus *ist*; der sogenannte „militärisch-industrielle-Komplex“ ist nichts anderes als „Kriegs-Keynesianismus“ in meinen Augen.

          Einen „bestimmten Grad an Freiheit zum marktwirtschaftlichen Unternehmertum mit ein(zu)schließen, inklusive Profiterzielungsabsicht“ wäre auch in meiner angedachten Post-kapitalistischen Gesellschaft möglich.
          Neben einer Reihe weiterer Formen von Eigentum -genossenschaftlichem bspw.

          Noch einmal zu deinem Einwand, dass „wir binär zwischen Staatsgläubigkeit und Marktgläubigkeit hin- und herschalten“: Wir haben es als Linke wohl verdient, dieser Staatsgläubigkeit zugeschlagen zu werden.

          Aber das war nicht der Ausgangspunkt einer linken Einschätzung des Staates, denn „Der Staat ist (…) vielmehr ein Produkt der Gesellschaft auf bestimmter Entwicklungsstufe; er ist Eingeständnis, daß diese Gesellschaft sich in einem unauflösbaren Widerspruch mit sich selbst verwickelt, sich in unversöhnliche Gegensätze gespalten hat, die zu bannen sie ohnmächtig ist.“ (MEW 21, 165)

          Die Utopie: „Die Gesellschaft, die die Produktion auf der Grundlage freier und gleicher Assoziation der Produzenten neu organisiert, versetzt die ganze Staatsmaschine dahin, wohin sie dann gehören wird: ins Museum der Altertümer, neben das Spinnrad und die bronzene Axt.“ (a.a.O., S. 168)

          Das notwendig (!) von Friedrich Engels unterschätzte Problem besteht darin, dass die „Erringung der Staatsmacht“, der „Marsch durch die Institutionen“ usw. wiederum Akteure schafft, deren soziale und ökonomische Existenz auf der Existenz der „Staatsmaschine“ beruhen. Und die *keinerlei* Interesse an der Abschaffung dieser haben.

          Die dann auch gerne *wollen*, wir mögen gedanklich „binär zwischen Staatsgläubigkeit und Marktgläubigkeit hin- und herschalten“, denn so lange wir in DIESEN Binaritäten denken, denken wir im Grunde alternativlos.

          Gruß, crumar

        • „Davon abgesehen glaube ich auch, dass es möglich sein müsste, für liberale, linke und wahrscheinlich auch konservative Utopien der Gesellschaft einen Konvergenzpunkt zu definieren, an dem das »Zeitalter der Ideologien« tatsächlich an sein Ende zu kommen vermag.“

          Dieser Konvergenzpunkt würde mich mal interessieren. Das Ende der Geschichte?

        • @JC Denton

          Falls es dir entgangen sein sollte, djad denkt aus der Perspektive einer *unabgegoltenen* der Aufklärung.
          Und aus *diesem Denken* ist es möglich „liberale, linke und wahrscheinlich auch konservative Utopien der Gesellschaft“ zu/an einem Konvergenzpunkt zu vereinigen.

          Weil er glaubt – womit er aus einer marxistischen Perspektive nicht unrecht hat – dass auf diesem Punkt BEZOGEN, uns vom Denken mehr vereint, als uns von der Politik her trennt.

          Oder anders herum: Wo sich unser (politischer) GEGNER befindet, ist das Projekt GEGENAUFKLÄRUNG.

          An diesem Projekt sind eben die *politischen Gegner* nicht so sortiert, wie wir das (aus der Geschichte heraus) erwarten würden.

          Was er formuliert, ist also eine Hoffnung, die Bezug nimmt auf die aktuelle Konstellation der politischen Kräfte.

          Gruß crumar

        • @ crumar

          Danke für deine Erklärung. Ich weiß aber leider immer noch nicht, wie dieser Konvergenzpunkt (Sieg der Aufklärung über die Ideologien?), diese Vereinigung der linken, liberalen und evtl. auch konservativen Utopien konkret aussehen und bedeuten soll. Das Ende der großen politischen Meinungsverschiedenheiten? Die Herrschaft der reinen, aufgeklärten, wissenschaftlichen Vernunft? Oder einfach des Pragmatismus? Hört sich ein bisschen nach unpolitischer Technokratie an, auch wenn ich mir ziemlich sicher bin, dass djadmoros das nicht meint. Aber was meint er jetzt tatsächlich?

          Und wer vertritt jetzt nochmal das Projekt Gegenaufklärung (Religionen mal außen vor gelassen)? Sieht sich heutzutage nicht jeder als Vertreter der „wahren“ Aufklärung an? Oder ist damit einfach nur der Kampf gegen populäre Irrtümer und interessengeleitete Lügen gemeint?

        • „Ich weiß aber leider immer noch nicht, wie dieser Konvergenzpunkt … diese Vereinigung der linken, liberalen und evtl. auch konservativen Utopien konkret aussehen…“

          Merkel verkörpert diesen konturlosen Brei in idealer Weise. Sogar Feminismus kann man da noch mit hineinstopfen. Ja, das Ende der Geschichte.

      • „Trotzdem muss man sich angesichts des Problems fragen, ob den Kapitalismus überwinden zu wollen die richtige Lösung ist um die Krisenhaftigkeit und ihre Folgen loszuwerden. Vielleicht (und die gemäßigten linken sind ja historisch durchaus zu diesem Ergebnis gekommen) wäre es besser, den Kapitalismus durch die Veränderung der Bedingungen seines Arbeitens zu einem besseren Funktionieren zu bringen.“

        Das war die Position der ursprünglichen Neoliberalen wie Röpke und Rüstow. Das waren nämlich gerade keine „marktgläubigen“ Laisser-faire-Anhänger.

        „Der Schlüssel dürfte sein, sich der Grenzen des Funktionsprinzips Markt sehr gut bewusst zu sein und den Markt nur dort einzusetzen, wo er tatsächlich gut funktioniert und im Übrigen auf marktfremde, also insbesondere durch den Staat gelenkte Mechanismen zu setzen.“

        https://de.wikipedia.org/wiki/Marktversagen
        https://de.wikipedia.org/wiki/Staatsversagen

        Wirtschaftslenkung ist ein Bereich, in dem der Staat eher nichts zu suchen hat.

    • Genau. Die Neoliberalen. Dass solche Aktionen nicht von der CDU oder der FDP lanciert werden, nicht von Monsanto und der Deutschen Bank, sondern von Linken und Linksliberalen, von Postmodernisten und Kulturmarxisten, lassen wir dann mal getrost unter den Tisch fallen. Alles was Linke an Bösem tun, war in Wirklichkeit neoliberal. Und Stalin war eigentlich auch ein Neoliberaler.

      • »Alles was Linke an Bösem tun, war in Wirklichkeit neoliberal.«

        Lieber Adrian, manchmal steht Dir Deine Lese- und Argumentationsfaulheit echt im Weg! Die Kritik lautet, dass neoliberale Marktideologie und linke PC-Ideologie miteinander kooperieren! Wenn man es sich so einfach macht wie Du und immer wieder nur Schwarz-Weiß-Denken anwendet, kann man die Pointe dieses Arguments von vornherein nicht begreifen, weil es dann nur entweder einer Kritik an der Linken oder eine Kritik am Neoliberalismus geben kann.

        Was ist so schwer verständlich an dem Gedanken, die Kritik auf beides zu beziehen?

        • „Die Kritik lautet, dass neoliberale Marktideologie und linke PC-Ideologie miteinander kooperieren!“

          Oh mei, natürlich tun sie das. Der Markt kooperiert mit allem was trendet und Gewinn verspricht. Der Markt hat die kaiserlcieh Kolonialpolitik unterstützt, Weimarer Demokraten, Nazis – er war der erste der pro Feminismus und für die Homo-Ehe war. Der Markt folgt keinen Prinzipien sondern gesellschaftlichen Trends und Stimmungslagen, weil er sich zwangsläufig daraus konstituieren muss, um Geld zu machen. Denn das was gesellschaftlich nicht trendet kann man nicht zu Geld machen.

        • ät Adrian und DJ und Leszek:

          Das Henne-und-Ei-Problem.
          Erzeugt der Kapitalismus die PC oder fördert er sie nur?

          Ich finde, Adrians Sicht ist die realistischste.

          Leszeks Sicht ist eine typisch marxistische: Der Kapitalismus ist das Grundübel. Aber wieso gfibt es dann auch in nicht-sozialistischen Systemen eine politische Korrektheit?

        • @Adrian:

          »Oh mei, natürlich tun sie das. Der Markt kooperiert mit allem was trendet und Gewinn verspricht. (…) Denn das was gesellschaftlich nicht trendet kann man nicht zu Geld machen.«

          Welchen Gewinn verspricht denn die PC? Sie verspricht keinen, und sie bringt keinen. Sie ist in ökonomischer Hinsicht reine Geldverschwendung, an nutzlose Bürokratien verschleudertes Budget. Nach Marktkriterien würde es keine zweihundert Genderforschungs-Stellen geben, weil sie wie andere Orchideenfächer auch gnadenlos kaputtgekürzt würden. Mit der PC wird genau gar nichts zu Geld gemacht, es wird vielmehr jede Menge Geld versenkt. Also führt diese These in die Irre.

          Warum also ist die PC so erfolgreich, dass sie zweihundert Genderforschungs-Posten durchsetzt und Orwellsche Kampagnen eines Bundesministeriums hervorbringt? Warum schlägt dieser Lobby nicht mal mehr von der CDU, oder zur Abwechslung mal vom BDA (der sich ja beispielsweise auch nicht scheut, unliebsame Publikationen der Bundeszentrale für politische Bildung zu attackieren), ein sattes »Fickt euch!« entgegen?

          Weil der Gewinn, den die PC abwirft, kein ökonomischer, sondern ein indirekter, ein politischer Gewinn ist: sie gewöhnt den Bürger durch ihr Trommelfeuer moralisierender Verhaltenskritik an eine permanente moralische Selbstinfragestellung, die exakt demselben Prinzip folgt wie das moralische Trommelfeuer gegen die Verlierer auf dem Arbeitsmarkt: nicht die Schule hat ein Problem, sondern der (männliche) Schüler (»Nachwuchs-Macho!«), nicht das Sorgerecht hat ein Problem, sondern der entsorgte Vater (»Deadbeat Dad!«), nicht der Arbeitsmarkt hat ein Problem, sondern der einzelne Arbeitslose (»Faule Schmarotzer-Sau!«). Das ist überall dasselbe ideologische Strickmuster. Und darum werden die Kader der PC in die herrschenden Machteliten kooptiert, denn in ideologischer Hinsicht ist das ganze rausgeschmissene Geld tatsächlich effektiv investiert.

          Dass die PC, wie Du einwendest, eine immanente linke Geschichte hat und hinsichtlich der ideengeschichtlichen Herkunft ohne den Neoliberalismus auskommt, ist ja zutreffend. Aber sie wäre gesellschaftlich ohne Einfluss und keinen Pfifferling wert, wenn sie nicht von den Eliten dankbar umarmt würde. So wird ein Schuh draus. Aber zwei einfachere zu einem komplexeren Gedanken zusammenzustöpseln ist Dir offenbar zu anstrengend. Lieber erklärst Du andere für doof und zu verkappten Stalin-Fanboys.

          Just for the Record:

          (1) Boltanski/Chiapello, Der neue Geist des Kapitalismus
          (2) Wendy Brown, Die schleichende Revolution
          (3) Butterwegge, Kritik des Neoliberalismus
          (4) Crouch, Das befremdliche Überleben des Neoliberalismus
          (5) Mirowski, Machine Dreams
          (6) Philip Mirowski, Never Let a Serious Crisis Go to Waste
          (7) Philip Mirowski, Untote leben länger (Leicht gekürzte deutsche Übersetzung von (6))
          (8) Mirowski/Plehwe, The Road From Mont Pèlerin
          (9) Wolfgang Streeck, Gekaufte Zeit
          (10) Philipp Ther, Die neue Ordnung auf dem alten Kontinent.
          (11) Gerhard Willke, Neoliberalismus

          Und eine FAZ-Rezension von (2) und (6):
          Das Gespenst der totalen Durchökonomisierung

        • „“..Das Henne-und-Ei-Problem.
          Erzeugt der Kapitalismus die PC oder fördert er sie nur?..““

          Die PC ist der Bereich, der der kastrierten Linken von den ökonomischen Eliten als „politische“ Spielwiese überlassen wird.

        • Das Henne-und-Ei-Problem.
          Erzeugt der Kapitalismus die PC oder fördert er sie nur?..““

          Weder noch. PC ist die Folge linker Ideen und wird von Linken an der Regierung umgesetzt.

        • ät Pjotr und AdriX:

          So kastriert sind die Linken gar nicht. Zwingen die nicht den Konzernen ihren Scheiß auf? Diversity-Frauenkram?

          Daher würde ich Adri zustimmen.
          Es gibt halt mehrere Machtbenen in unserer komplexen Welt. Es gibt deie Großkapitalisten und die Linken.

      • Linke Soziologen brauchen gefestigte, triviale Feindbilder um die inneren Widersprüche des erlebten Weltbilds zu überdecken; z.B. dass ihre eigene Ideologie massgeblich an der political Correctness Schuld ist und diese in grossen Teilen weiterhin unterstützt wird mit Verweisen von Leszek auf irgendwelche obskuren, längst ausgestorbenen „emanzipatorischen“ Bewegungen der „echten“ Linken bekämpft, die sich mutig in ihrem Keller zu zweit dem Postmodernismus in den Weg stellen.

        Wenn #nohatespeech durchkommt, dann werden ab jetzt Genderforscher, Feministinnen und Linksextremisten (i.e. Leute, die wahrscheinlich oft Sozioolgie und Gender Studies studiert oder abgebrochen habe) vom Staat dafür bezahlt werden, einzelne Leute mit nicht gefälliger Meinung zu melden und diese einzuschüchtern oder ihre Existenz durch Strafprozesse zu vernichten. Davon profitieren in der geisteskranken Parallelwelt linker Verschwürungstheoretiker aber natürlich in erster Linie die Neoliberalen, das linke Gegenstück zum ewigen Juden
        und nicht etwa die linken Staatsangestelte, die danach dafür bezahlt werden, ihre politischen Gegner zu vernichten. Macht ja auch absolut Sinn.

        Da linke Theorie nie falsch sein kann und darf, ist auch der Kommunismus ein Fehler der Nazis, Political Correctness ein Herrschaftsintsrument der Neoliberalen und der Genderfeminismus ist eigentlich rechtskonservativ. Eine solche pathologische und realitätsfremde Weltsicht in der immer andere Schuld sind, hätte ich auch gerne.

        • Korrekt. Wenn im sozialistisch regierten Venezuela nach Verstaatlichung der Betriebe das Klopapier knapp wird, ist ja auch der Kapitalismus dran schuld 😀

        • „“…Da linke Theorie nie falsch sein kann und darf, ist auch der Kommunismus ein Fehler der Nazis…““

          Seltsame Assoziation. Wenn der Kommunismus, so wie er in der Sowjetunion verwirklicht wurde, irgend jemandes Fehler war, dann;

          – der autokratischen Herrschaft der Zaren, der sich gegen fast alle Reformbewegungen stemmte
          – der Verelendung des frühindustriellen Proletariats in den Städten Russlands – also der Fehler eines hemmungslosen Manchesterkapitalismus
          – der Schwäche des Staatsapparates

          Was hier von den Linkenfressern andauernd übersehen wird ist, dass die real existierende Linke nur auf – ich nenn es mal so – kulturellem Gebiet die Diskurshoheit erlangt hat. Die Ökonomie, die materielle Grundlage, die global gültige Handelspolitik, die ist kapitalistisch, so kapitalistisch, wie sie nur sein kann. In dieser Liga der Grosskapitaleigner spielen diese SJW-Witzfiguren keinerlei Rolle.

          Der ganze Trullala um Schwulen-, Lesben-, Trans- und Fatacceptance und Rechte erfüllt eine Funktion: Die Aufrechterhaltung einer Fiktion, die da lautet: (die realexistierende) linke Politik tritt für die Marginalisierten ein. Da die Arbeitslosigkeit und die materielle Not der ökonomischen Unterschicht nicht mit Twitter-Memes beseitigt werden kann, widmet sich die kastrierte Pseudolinke eben den Genderttoiletten- und Debatten. Da sind sie in der Tat wirksam, die“linken“ Politikgestalter.

          Ist es für die herrschende Klasse nicht wunderbar, wenn sich das unzufriedene Volk über Gendertoiletten streitet und diese Lächerlichkeit als alles entscheidenden Kulturkampf inszeniert?

        • „Wenn der Kommunismus, so wie er in der Sowjetunion verwirklicht wurde, irgend jemandes Fehler war, dann;

          – der autokratischen Herrschaft der Zaren, der sich gegen fast alle Reformbewegungen stemmte
          – der Verelendung des frühindustriellen Proletariats in den Städten Russlands – also der Fehler eines hemmungslosen Manchesterkapitalismus
          – der Schwäche des Staatsapparates“

          Fassen wir mal zusammen: Der Kommunismus hat in der Sowjetunion nicht funktioniert, weil
          – der Zar bis zu deren Ende 1991 autokratisch geherrscht und fast alle Reformen verhindert hat,
          – die Menschen wegen des hemmunglosen Manchesterkapitalismus im spätfeudalen Zarenreich total verarmt waren (nach Marx die Voraussetzung für die sozialistische Revolution),
          – und der Staatsapparat der Sowjetunion zu schwach war, wie die Herrschaft des Zaren und seiner Gehilfen Lenin und Stalin beweist.
          Habe ich das so richtig verstanden?

        • „“…und der Staatsapparat der Sowjetunion zu schwach war, wie die Herrschaft des Zaren und seiner Gehilfen Lenin und Stalin beweist.
          Habe ich das so richtig verstanden?…““

          Nein, Du hast gar nichts verstanden, was bei Leuten, die absichtlich nicht verstehen wollen, die Regel ist.
          WENN der Kommunismus (hier Sowjetunion) sich etablieren konnte, so sind die historischen Umstände wesentlich. Aber ich hätte das Wörtchen „Entstehung“ oder „Etablierung“ einschieben sollen.

        • @ Pjotr

          „Nein, Du hast gar nichts verstanden, was bei Leuten, die absichtlich nicht verstehen wollen, die Regel ist.“

          Ich kann nichts dafür, wenn du dich so unklar ausdrückst. Ich weiß auch immer noch nicht, was mit „Schwäche des Staatsapparates“ gemeint sein soll. Es widerspricht jedenfalls dem ersten Punkt (Zarenherrschaft).

          „WENN der Kommunismus (hier Sowjetunion) sich etablieren konnte, so sind die historischen Umstände wesentlich. Aber ich hätte das Wörtchen „Entstehung“ oder „Etablierung“ einschieben sollen.“

          Ja, natürlich sind für die Oktoberrevolution die historischen Umstände wesentlich. Wundert mich nur, dass du den Krieg und Lenins Rückkehr aus dem Exil nicht erwähnst. Und ich gehe mal stark davon aus, dass du die Sowjetunion jetzt nicht wirklich für kommunistisch hältst (ich auch nicht).

        • „Da die Arbeitslosigkeit und die materielle Not der ökonomischen Unterschicht “

          Es gibt in der westlichen Welt keine materielle Not der ökonomischen Unterschicht. Das kann sich die Linke m. E. durchaus als Erfolg auf die Fahnen schreiben – sozialdemokratische Umverteilung, wie sie in allen westlichen Staaten, mehr oder weniger, praktiziert wird. Udn die ich befürworte (natürlich im ausgewogenen Sinne).

          Aber diese Umverteilung ist eben nicht Sozialismus im eigentlichen Sinne, da es auf der Wohlstandsmaschinerie Marktwirtschaft aufbaut. Die Marktwirschaft ist die Basis.

          „widmet sich die kastrierte Pseudolinke eben den Genderttoiletten- und Debatten. Da sind sie in der Tat wirksam, die“linken“ Politikgestalter.“

          Wenn das alles Pseudolinke sind, wo sind dann die echten Linken? In Venezuelas Präsidentenpalast vmtl., wo sie ihre Bevölkerung mit Planwirtschaft beglücken.

        • „Ist es für die herrschende Klasse nicht wunderbar, wenn sich das unzufriedene Volk über Gendertoiletten streitet und diese Lächerlichkeit als alles entscheidenden Kulturkampf inszeniert?“

          Das Volk streitet nicht über Gendertoiletten. Es ist die elitäre Linke, die nach dem Zusammenbruch des real existierenden Sozialismus auf der Suche nach Sinn und neuen revolutionären Subjekten ist.

          Den Chef der Deutschen Bank habe ich noch nie für Gendertoiletten streiten sehen. Nein, es sind immer nur linke Studenten und sozialdemokratische Minister.

        • „Wenn das alles Pseudolinke sind, wo sind dann die echten Linken? In Venezuelas Präsidentenpalast vmtl., wo sie ihre Bevölkerung mit Planwirtschaft beglücken.“

          Da kann man sich doch einfach nur wünschen, dass unsere Linken sich mal den wahren Problemen Venezuelas annehmen und ihre Genossen im Präsidentenpalast überzeugen, das mit der Planwirtschaft sein zu lassen. Keine Schlangen mehr vor Supermärkten mehr, aber dafür Klos für alle 50 (?) Gender. Die Menschen in Venezuela werden ihnen unendlich dankbar sein.

        • „Wundert mich nur, dass du den Krieg und Lenins Rückkehr aus dem Exil nicht erwähnst. Und ich gehe mal stark davon aus, dass du die Sowjetunion jetzt nicht wirklich für kommunistisch hältst (ich auch nicht).“
          Und die inzwischene dokumentierte Finanzierung der Bolschewiki über Trotzki und Lenin durch das deutsche Kaiserreich um den „Feind“ im Osten zu destabilisieren.

        • „“..Da kann man sich doch einfach nur wünschen, dass unsere Linken sich mal den wahren Problemen Venezuelas annehmen und ihre Genossen im Präsidentenpalast überzeugen, das mit der Planwirtschaft sein zu lassen..““

          Das Ärgerliche an euch „Linkenfressern“ ist, dass ihr nur halbkritisch seid, also gar nicht kritisch. Wenn Venezuela als Tatbeweis für die Untauglichkeit jedweder linken Theorie gilt, dann nenn ich Somalia oder die Zentralafrikanische Republik oder irgend einen nicht sozialistischen failed state als Beweis, dass Kapitalismus nicht funktionieren kann. Selbstverständlich müsste in allen diesen failed states etwas genauer auf die spezifischen historischen Umstände eingegangen werden, um ein Urteil zu fällen.

          Und im Fall von Venezuela kann bis zum Beweis des Gegenteils angenommen werden, dass die USA wesentlich zur Destabilisierung Venezuelas beigetragen haben.

          Aber das Ärgerlichste ist, dass ihr jedes als gesellschaftliche Fehlentwicklung wahrgenommene Phänomen so eben mal unter „links“ subsummiert. Mir wäre nicht aufgefallen, dass wir hier im Sozialismus leben. Sind die Banken verstaatlicht worden? Sind die Produktionsmittel mittlerweile vergesellschaftet? Haben wir eine Planwirtschaft? Und für die Probleme der Massenimmigration aus Ländern wie Afghanistan oder Syrien sind selbstverständlich die linken Refugee welcome Fähnchenschwenker an den Bahnhöfen der Republik verantwortlich und nicht etwa die US-amerikanische Politik des regime change. Ohje!

          Ihr müsst keine Angst haben, dass die real existierende Linke den Kapitalismus in die grosse Krise führt. Das berwerkstelligt der von ganz alleine.

          • „Wenn Venezuela als Tatbeweis für die Untauglichkeit jedweder linken Theorie gilt, dann nenn ich Somalia oder die Zentralafrikanische Republik oder irgend einen nicht sozialistischen failed state als Beweis, dass Kapitalismus nicht funktionieren kann.“

            Sozialismus war bisher nirgendwo erfolgreich. Alle Staaten, die es versucht haben, sind im wesentlichen so geworden, wie es kritiker vorausgesagt haben.
            Wenn man hingegen eine Top ten der lebenswertesten Länder macht, dann sind diese alle kapitalistisch.

            „Mir wäre nicht aufgefallen, dass wir hier im Sozialismus leben. Sind die Banken verstaatlicht worden? Sind die Produktionsmittel mittlerweile vergesellschaftet? Haben wir eine Planwirtschaft?“

            Glücklicherweise nicht. Das wäre der Untergang.

            „Und für die Probleme der Massenimmigration aus Ländern wie Afghanistan oder Syrien sind selbstverständlich die linken Refugee welcome Fähnchenschwenker an den Bahnhöfen der Republik verantwortlich und nicht etwa die US-amerikanische Politik des regime change. Ohje!“

            Die Reaktion darauf ist aber dennoch typisch links oder nicht?

            „Ihr müsst keine Angst haben, dass die real existierende Linke den Kapitalismus in die grosse Krise führt. Das berwerkstelligt der von ganz alleine.“

            Der Kapitalismus steht in keinem Land zur ernsthaften Disposition. Warum auch, er bringt Wohlstand.

        • @pjotr
          Kapitalismus ist keine Staatsordnung, sondern eine Wirtschaftsordnung.

          „“Aber das Ärgerlichste ist, dass ihr jedes als gesellschaftliche Fehlentwicklung wahrgenommene Phänomen so eben mal unter „links“ subsummiert.“
          Jedes gesellschaftliche Problem hat bei den linken nur eine Lösung: mehr staatliche Eingriffe, mehr Steuern. Sogar wenn das Problem durch staatliche Eingriffe erst entstanden ist, heißt es völlig logisch : Noch mehr staatliche Eingriffe. Und wenn, dann möglichst inkompetent wie unser FLeischbergminister Gabriel so wunderbar demonstriert hat.

        • „Sind die Banken verstaatlicht worden? Sind die Produktionsmittel mittlerweile vergesellschaftet? Haben wir eine Planwirtschaft?“

          Glücklicherwesie nicht. Aber mit einer Staatsquote von 50 Prozent und regulierten Banken leben wir auch nicht im Neoliberalismus. Sondern in einer regulierten Marktwirtschaft. Einem m. E. guten System-

          „Und für die Probleme der Massenimmigration aus Ländern wie Afghanistan oder Syrien sind selbstverständlich die linken Refugee welcome Fähnchenschwenker an den Bahnhöfen der Republik verantwortlich und nicht etwa die US-amerikanische Politik des regime change. Ohje!“

          Zumindest haben die Linken die Grenzöffnung begrüßt. Multikulturalismus zwecks Zersetzung des weißen patriarchal-kapitalistischen Westens ist ja ein postmodern-linker Traum. Relativ jung zwar, aber immerhin.

        • Ach ja, noch was zum Phänomen des Terrorismus, der mittlerweile europäisches Kernland erreicht hat und selbstverständlich der Fehler liberal denkender Linker ist …

          Wer finanziert in grossem Stil fundamental islamistische Gruppen, wer verbreitet die aggressive Ideologie des Wahabismus? Saudi Arabien. Und mit welchen (materiellen) Mitteln? Petrodollars. Hmm, die haben sie auch von den linksradikalen Bushs und Cheneys. Jo, alles klar.

          Wie war es möglich, dass sich ein IS im Irak und Syrien etablieren konnte? Wer hat das Machvakuum zu verantworten, verursacht durch die Zerstörung der Infrastruktur und der staatlichen Strukturen? Es müssen Linke gewesen sein. Genaues weiss man nicht.

          Und die afghanischen Talibans? Das war eine wenig bedeutende fanatische Gruppe von Religioten in Pakistan, die aufgebaut wurden, um gegen den grossen Feind Sowjetunion ins Feld zu schicken.

          Aber solange bei uns die Regale mit den Hugo Boss Parfumfläschchen stets gut gefüllt sind, kann doch keiner behaupten, der Kapitalismus funktioniere nicht. Also diese Linken … tsts..

        • Ich bestreitet nicht die Fehler des Westens.
          Aber es sind dennoch Linke die den Islam hofieren, weil er so schön antiwestlich und antiimperialistisch ist und weil dessen Anhänger meist so schön nicht-weiß sind.

        • „“..Aber mit einer Staatsquote von 50 Prozent und regulierten Banken leben wir auch nicht im Neoliberalismus. Sondern in einer regulierten Marktwirtschaft. Einem m. E. guten System..““

          Das ist richtig. Wir leben in einem Staat, der zum Teil sozialistische Forderungen – insbesondere Arbeitnehmerschutz – angenommen hat und eine Synthese verwirklicht hat, eine Synthese, die von den Marktreligioten, den Neoliberalen, gerne abgeschafft und durch die reine kapitalistische Lehre ersetzt werden will. Das wird nicht gemacht, weil es noch einige vernünftige Leute gibt, die erkennen, dass solcher Wahnwitz durch die Verelendung grosser Teile der Bevölkerung unweigerlich zu bürgerkriegsähnlichen Verhältnissen führen würde.

        • „“..Aber es sind dennoch Linke die den Islam hofieren..““

          Das sind Idioten, die sich für links halten. Linke sind religionskritisch.

        • @ Adrian

          „Aber es sind dennoch Linke die den Islam hofieren“

          Und Liberale und Konservative.

          Aus einem „kulturmarxistischen“ Artikel:

          „Die letztendlich ausschlaggebende Ursache für diese proislamische Grundeinstellung ist der Interessenwandel der spätkapitalistischen Herrschaftsträger. Indem das Kapital sich zunehmend globalisiert hat, ist es „postmodern“ geworden. Das bedeutet zum einen, dass es sich gegenüber nichtwestlichen Herrschaftskulturen öffnet und mit diesen Handelspartnerschaften sowie strategische Allianzen auf ökonomischem, politischem, militärischem etc. Gebiet eingeht. Dazu gehört natürlich auch ein ausgeprägter Verharmlosungs- und Duldungsdiskurs bzgl. des antiemanzipatorischen Charakters dieser neuen Bündnispartner. Zum anderen verhält es sich damit praktisch zunehmend nihilistisch gegenüber den Grundinhalten der eigenen, europäisch „gewachsenen“, säkular-demokratischen Leitkultur und bürdet den einheimischen Bevölkerungen die sozialen Folgekosten dieser neuen globalen Herrschaftsstrategie in Gestalt von Zuwanderungsghettos, Parallelgesellschaften, Sozialdemontage, höheren Abgabelasten etc. auf. Dabei nutzt die postmoderne Elite das klassische Rechts-Links-Schema, um Verwirrung zu stiften und praktisch-kritische Widerstandsimpulse zu ersticken. Wer sich der neuen kapitalistischen Verbündungsstrategie mit nichtwestlich-despotischen Herrschaftsträgern und deren religiösen „Leitkulturen“ widersetzt und den wachsenden Migrationsimport zusätzlicher reaktionärer Denk- und Verhaltensweisen kritisiert, wird als „rassistisch“, „fremdenfeindlich“, „rechtslastig“, „islamophob“ etc. gebrandmarkt. Wer demgegenüber als willfähriger Unterstützer und Schönredner eingewanderter Repressionskulturen fungiert und deren totalitäre Ideologien verharmlost, gilt – in moralischer Ausbeutung einer noch nachwirkenden naiv-unkritischen Multikulturalismusideologie – als „fortschrittlich“, „aufgeschlossen“ bzw. als „toleranter Gutmensch“.
          Für die Herstellung und Beibehaltung eines günstigen Geschäftsklimas ist eine möglichst störungsfreie Kommunikation mit den islamischen Machthabern geboten. Eine Auseinandersetzung mit den dortigen Herrschaftsstrukturen, Menschenrechtsverletzungen, Repressionsverhältnissen etc. würde nur die anvisierten bzw. bereits hergestellten Geschäftsbeziehungen stören. Dementsprechend duldet man auch die integrationsfeindlichen Einmischungen von türkischer und arabischer Seite, die im Kern eine Außensteuerung des Islamisierungsprozesses darstellen. So rief zum Beispiel der ehemalige türkische Ministerpräsident und Führer des dortigen autoritär-repressiven Reislamisierungsprozesses, Recep Tayyip Erdogan, in einer Rede in Köln am 14. Februar 2008 offen zur Desintegration auf, indem er die Anpassung an die säkular-demokratischen Grundprinzipien („Assimilation“) als „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ verleumdete.
          (…)
          Die politische Klasse und ihre Parteien folgen zum Teil den großkapitalistischen Geschäftsinteressen und schielen zudem nach Wählerstimmen aus dem Lager der größer werdenden muslimischen Zuwanderergemeinschaft. Wer sich als Verteidiger und ideologischer Beschützer der islamischen Herrschaftskultur aufspielt, hofft deshalb, in diesem Umfeld zu punkten und angesichts der demographischen Verschiebungen einflusspolitische Vorsorge zu treffen. Unabdingbare Voraussetzungen hierfür sind die systematische Verunglimpfung von Islamkritik einerseits sowie eine krude Islamapologetik andererseits.
          Große Teile der christlichen Kirchen in Deutschland erhoffen sich von der Ausbreitung des Islam in Deutschland eine Umkehrung des gesamtgesellschaftlichen Einflussrückgangs des Religiösen und damit eine indirekte Stärkung ihrer eigenen angeschlagenen Machtpositionen. D. h. sie spekulieren auf eine positive Teilhabe an der schleichenden Islamisierung. Deshalb der vehemente Einsatz für islamischen Religionsunterricht an öffentlichen Schulen, für expansiven Moscheebau, für Beschneidungen, für islamische Speisevorschriften in Kindergärten, für die Einrichtung von islamischen Gebetsräumen in Krankenhäusern, für die Einrichtung separater islamischer Gräberfelder, für die Befolgung islamischer Bestattungsriten etc. Zudem ist zu berücksichtigen, dass die Kumpanei zwischen konservativem Christentum und orthodoxem Islam in der gleichgerichteten Feindseligkeit gegenüber einer säkular-humanistischen Lebenskultur und Werteordnung eine ‚natürliche‘ Basis besitzt. So wird immer wieder das „umfassende Verständnis von Religionsfreiheit“ hervorgekehrt, während gleichzeitig die Unvereinbarkeit von zahlreichen Religionsinhalten, Menschenrechten und liberalen Verfassungsgrundsätzen verdunkelt wird.
          Prinzipiell läuft die Entwicklung vor diesem interessenpolitischen Hintergrund auf die Installierung eines postsäkularen und postdemokratischen Wettbewerbsstaates hinaus, der zum einen ganz auf die ökonomischen und politischen Bedürfnisse der Globalisierungselite abgestimmt ist und zum anderen die migrationsbedingte Restauration vormodern-religiöser Mentalitäten und Praxen sanktioniert. Die Grundprinzipien der kulturellen Moderne, die Rekonstruktion und der Ausbau einer aufklärungshumanistischen Leitkultur sowie ein gegenüber multikulturell zusammengesetzten neototalitären und antiemanzipatorischen Bewegungen wehrhaftes Gemeinwesen sind für dieses postmoderne Herrschaftssubjekt nur hinderlich. Deshalb wird jetzt auf der Ebene der inneren Transformation des „demokratischen Rechtsstaates“ nur das nachvollzogen, was auf dem Feld der Außenpolitik und des Außenhandels schon längst gilt: Interkulturelle Herrschaftssynthese, strategische Allianz und „good deal“ zwischen westlicher Machtelite und nichtwestlichen, insbesondere eben auch islamischen Herrschaftsträgern.“

          http://www.hintergrund-verlag.de/texte-islam-hartmut-krauss-islamisierung-als-reales-phaenomen.html

        • „“..Zumindest haben die Linken die Grenzöffnung begrüßt..““

          Bei aller berechtigten Kritik an Merkel muss man ihr zugestehen, dass sie vor einem grossen Dilemma stand und dann handelte. Insbesondere Ungarn und Griechenland waren völlig mit der Situation überfordert. Hätte sie einfach die Grenzen dicht gemacht, dann wäre sie als die unmenschliche Nazitante dagestanden, die sich nicht um das Elend vor ihrer Haustür schert und die Menschen verrecken lässt. Ich seh sie schon, die Bilder, Merkel mit Hitlerschnäuzchen.

          Ihr ist vorzuwerfen, dass sie lange gar nichts getan hat, obwohl Griechenland schon jahrelang erkennbar völlig überfordert war. Da war nichts, was als durchdachte Immigrationspolitik gelten könnte.

        • „“..Wenn man hingegen eine Top ten der lebenswertesten Länder macht, dann sind diese alle kapitalistisch..““

          Hier schlägt der Bullshitdetektor wieder mal gewaltig aus. Die Top-ten der lebenswertesten Länder heben ein gemeinsames Merkmal: Eine hohe Staatsquote, was zur Einsicht führt, dass die Synthese, also der staatlich regulierte Markt, bisher die besten Ergebnisse erzielte.

        • @Leszek
          War ja klar. An Islamophilie ist ebenfalls das Kapital schuld.
          Es lässt sich zwar eine klare ideologische Linie ziehen vom linken Antiimperialismus, Antiwestlertum und Antikapitalismus zur linken Islamophilie, aber selbstredend hat das Kapital überall seine Finger im Spiel um die gute, reine Linke zu diskreditieren.

        • „“..Es lässt sich zwar eine klare ideologische Linie ziehen vom linken Antiimperialismus, Antiwestlertum und Antikapitalismus zur linken Islamophilie ..““

          Ich sehe nicht, warum eine kapitalismuskritische Einstellung notwendigerweise mit Islamophilie einher gehen muss. Wo ist da der logische Zusammenhang? Du wirst doch zumindest zugeben, das die Linke von ihren Ursprüngen her gesehen religionskritisch bis scharf religionsablehnend war.

          Die von Dir erwähnten Ideologen sind bloss Kommentatoren mit geringem Einfluss. Einiges ist durch blosses Lagerdenken erklärbar. Nehmen wir mal an, die auf der äusseren Rechten positionierten, so wie NPD oder Ähnliches, würden die radikalen Islamisten als ihre Brüder im Geiste verstehen (was durchaus denkbar wäre, wenn da nicht die Religion dazwischen stünde), dann würde der Islam wahrscheinlich von der real existierenden Linken als faschistisch markiert werden, was so nebenbei bemerkt näher an der Wahrheit wäre als das „Friede, Freude, Islam- und Eierkuchengeschwätz“. Dieses Für oder Gegen bezüglich Islam dient vor allem als Distinktionsmerkmal. Eine nüchterne Analyse findet ja selten statt.

        • „Wo ist da der logische Zusammenhang? “

          Der logische Zusammenhangs besteht darin, dass Kapitalismus Teil des Westens ist, dass der kapitalistische Westen über das linke Kernprojekt Sozialismus gesiegt hat und dass der Islam antiwestlich ist.
          Antipathie gegenüber dem westlich-kapitalistischen System – für Linke das Übel schlechthin – ist ein Grundtopos jeden westlichen Denkens. Es war ja das Hauptziel der Linken, den westlichen Kapitalismus und die bürgerliche Demokratie abzuschaffen.
          Islam ist da ein willkommener Bundesgenosse.

        • @ Pjotr

          „Das Ärgerliche an euch „Linkenfressern“ ist, dass ihr nur halbkritisch seid, also gar nicht kritisch. Wenn Venezuela als Tatbeweis für die Untauglichkeit jedweder linken Theorie gilt“

          1. Ich bin kein „Linkenfresser“. Die schmecken mir einfach nicht.
          2. Das „halbkritisch“ gebe ich gerne zurück.
          3. Venezuela sehe ich nicht als Tatbeweis für die Untauglichkeit jedweder linken Theorie.

          „Selbstverständlich müsste in allen diesen failed states etwas genauer auf die spezifischen historischen Umstände eingegangen werden, um ein Urteil zu fällen. “

          Selbstverständlich. Und einer dieser historischen Umstände ist das politische und wirtschaftliche System. Ist ja nicht so, als ob noch niemand auf die Fehler des Sozialismus hingewiesen hätte..

          „Und im Fall von Venezuela kann bis zum Beweis des Gegenteils angenommen werden, dass die USA wesentlich zur Destabilisierung Venezuelas beigetragen haben.“

          Das erklärt natürlich alles. So einfach kann die Analyse der spezifischen historischen Umstände sein.

          „Aber das Ärgerlichste ist, dass ihr jedes als gesellschaftliche Fehlentwicklung wahrgenommene Phänomen so eben mal unter „links“ subsummiert. Mir wäre nicht aufgefallen, dass wir hier im Sozialismus leben.“

          1. Ich subsummiere nicht jede gesellschaftliche Fehlentwicklung unter „links“.
          2. „Links“ ist nicht gleich Sozialismus.

          „Wer finanziert in grossem Stil fundamental islamistische Gruppen, wer verbreitet die aggressive Ideologie des Wahabismus? Saudi Arabien. Und mit welchen (materiellen) Mitteln? Petrodollars. Hmm, die haben sie auch von den linksradikalen Bushs und Cheneys. Jo, alles klar.“

          Nee, von den linksradikalen Chinesen. 🙂

          „Aber solange bei uns die Regale mit den Hugo Boss Parfumfläschchen stets gut gefüllt sind, kann doch keiner behaupten, der Kapitalismus funktioniere nicht. Also diese Linken … tsts..“

          Der Kapitalismus besteht für dich also aus US-amerikanischer Machtpolitik und Hugo Boss-Parfümfläschchen. Gibt´s die eigentlich auch in Saudi-Arabien? Irgendwas müssen sich die Saudis mit ihren Petrodollars ja kaufen, wenn sie nicht gerade den Islamismus finanzieren.

          „Das wird nicht gemacht, weil es noch einige vernünftige Leute gibt, die erkennen, dass solcher Wahnwitz durch die Verelendung grosser Teile der Bevölkerung unweigerlich zu bürgerkriegsähnlichen Verhältnissen führen würde.“

          Und ich dachte immer, die Verelendung der Massen führt zur sozialistischen Revolution. So kann man sich täuschen.

          „Bei aller berechtigten Kritik an Merkel muss man ihr zugestehen, dass sie vor einem grossen Dilemma stand und dann handelte. Insbesondere Ungarn und Griechenland waren völlig mit der Situation überfordert. Hätte sie einfach die Grenzen dicht gemacht, dann wäre sie als die unmenschliche Nazitante dagestanden, die sich nicht um das Elend vor ihrer Haustür schert und die Menschen verrecken lässt. Ich seh sie schon, die Bilder, Merkel mit Hitlerschnäuzchen.“

          Und aus welchen politischen Richtung wäre diese Kritik an Merkel gekommen?

          „Hier schlägt der Bullshitdetektor wieder mal gewaltig aus. Die Top-ten der lebenswertesten Länder heben ein gemeinsames Merkmal: Eine hohe Staatsquote, was zur Einsicht führt, dass die Synthese, also der staatlich regulierte Markt, bisher die besten Ergebnisse erzielte.“

          Also ist der Sozialismus wohl doch nicht das bessere System?

    • Und vielleicht noch mal zur Erinnerung: Es waren immer Linke, die sich gegen Sexismus, Rassismus, Homophobie etc. pp. eingesetzt haben. Die momentane Situation ist nichts weiter als ideologisch überhöhte Fortführung genau dieses Kampfes. Man braucht dafür keine Verschwörungstheorien von bösen Neoliberalen.
      Nein, dieses gesamten Aktionen sind urlinks, knüpfen nahtlos an linkrn Weltbildern an und vermischen sich mit dem der Linken immanenten antiwestlichen, antiliberalen Ressentiments zu einem üblen Gebräu, das darauf abzielt, Individualismus durch Kollektive und freien Austausch von Individuen durch Gruppenhierarchien zu ersetzen.

      • »Man braucht dafür keine Verschwörungstheorien von bösen Neoliberalen.«

        Ich werde Dir im Laufe des Nachmittags mal noch ein Link-Sortiment zu entsprechender Literatur um die Ohren hauen. Diese Kritik als »Verschwörungstheorie« abzutun ist nämlich grobschlächtiger Bullshit. Nur leider gibt’s Ökonomiekritik nicht zum ermäßigten Eintrittspreis, da muss man sich auch schon mal durchbeißen.

        Ist mir schon klar, dass Du das nicht tun wirst, aber Du könntest wenigstens mal Deine Beißreflexe etwas unter Kontrolle bringen.

        • Das Thema „HateSpeech, PC udn Feminismus mit Ökonomiekritik zu verbinden ist dermaßen absurd, dass nur Linke darauf kommen können um von ihrer eigenen Verantwortung für diesen Wahnsinn abzulenken.
          Es ist linker Mist, der da stinkt!

        • Aber warum sollte ich davon ausgehen, dass Linke zur Selbstkritik und kritischer Analyse fähig sind? 100 Millionen Tote durch den Kommunismus haben ja auch nicht dazu geführt, die linke Kernideologie in Frage zu stellen.

        • ät Adriano:

          Das ist ja bei allen so. Ich kenne einen Hitler-Verehrer, der irgendwie nicht weiß, daß sein Papi Deutschland in Schutt und Asche gelegt hat.

          Unabhängig von der radikalen Ideologie scheint es da eine Prädisposition zu geben.
          Ist das ein Mem, oder mag es eine Veranlagung für sozialistische Positionen zu geben?

        • @Adrian:

          »Oh mei, natürlich tun sie das. Der Markt kooperiert mit allem was trendet und Gewinn verspricht. (…) Denn das was gesellschaftlich nicht trendet kann man nicht zu Geld machen.«

          Welchen Gewinn verspricht denn die PC? Sie verspricht keinen, und sie bringt keinen. Sie ist in ökonomischer Hinsicht reine Geldverschwendung, an nutzlose Bürokratien verschleudertes Budget. Nach Marktkriterien würde es keine zweihundert Genderforschungs-Stellen geben, weil sie wie andere Orchideenfächer auch gnadenlos kaputtgekürzt würden. Mit der PC wird genau gar nichts zu Geld gemacht, es wird vielmehr jede Menge Geld versenkt. Also führt diese These in die Irre.

          Warum also ist die PC so erfolgreich, dass sie zweihundert Genderforschungs-Posten durchsetzt und Orwellsche Kampagnen eines Bundesministeriums hervorbringt? Warum schlägt dieser Lobby nicht mal mehr von der CDU, oder zur Abwechslung mal vom BDA (der sich ja beispielsweise auch nicht scheut, unliebsame Publikationen der Bundeszentrale für politische Bildung zu attackieren), ein sattes »Fickt euch!« entgegen?

          Weil der Gewinn, den die PC abwirft, kein ökonomischer, sondern ein indirekter, ein politischer Gewinn ist: sie gewöhnt den Bürger durch ihr Trommelfeuer moralisierender Verhaltenskritik an eine permanente moralische Selbstinfragestellung, die exakt demselben Prinzip folgt wie das moralische Trommelfeuer gegen die Verlierer auf dem Arbeitsmarkt: nicht die Schule hat ein Problem, sondern der (männliche) Schüler (»Nachwuchs-Macho!«), nicht das Sorgerecht hat ein Problem, sondern der entsorgte Vater (»Deadbeat Dad!«), nicht der Arbeitsmarkt hat ein Problem, sondern der einzelne Arbeitslose (»Faule Schmarotzer-Sau!«). Das ist überall dasselbe ideologische Strickmuster. Und darum werden die Kader der PC in die herrschenden Machteliten kooptiert, denn in ideologischer Hinsicht ist das ganze rausgeschmissene Geld tatsächlich effektiv investiert.

          Dass die PC, wie Du einwendest, eine immanente linke Geschichte hat und hinsichtlich der ideengeschichtlichen Herkunft ohne den Neoliberalismus auskommt, ist ja zutreffend. Aber sie wäre gesellschaftlich ohne Einfluss und keinen Pfifferling wert, wenn sie nicht von den Eliten dankbar umarmt würde. So wird ein Schuh draus. Aber zwei einfachere zu einem komplexeren Gedanken zusammenzustöpseln ist Dir offenbar zu anstrengend. Lieber erklärst Du andere für doof und zu verkappten Stalin-Fanboys.

          Just for the Record:

          (1) Boltanski/Chiapello, Der neue Geist des Kapitalismus
          (2) Wendy Brown, Die schleichende Revolution
          (3) Butterwegge, Kritik des Neoliberalismus
          (4) Crouch, Das befremdliche Überleben des Neoliberalismus
          (5) Mirowski, Machine Dreams
          (6) Philip Mirowski, Never Let a Serious Crisis Go to Waste
          (7) Philip Mirowski, Untote leben länger (Leicht gekürzte deutsche Übersetzung von (6))
          (8) Mirowski/Plehwe, The Road From Mont Pèlerin
          (9) Wolfgang Streeck, Gekaufte Zeit
          (10) Philipp Ther, Die neue Ordnung auf dem alten Kontinent.
          (11) Gerhard Willke, Neoliberalismus

          Und eine FAZ-Rezension von (2) und (6):
          Das Gespenst der totalen Durchökonomisierung

        • „Aber sie wäre gesellschaftlich ohne Einfluss und keinen Pfifferling wert, wenn sie nicht von den Eliten dankbar umarmt würde“

          Und Eliten hängen natürlich niemals postmodernen linken Ideen an. Nein, Linke sind immer die Unterdrückten, Angehängten, Marginalisierten. Habend niemals Macht und Einfluss.

        • „Welchen Gewinn verspricht denn die PC? “

          Imageförderung. Konzerne und Unternehmen schmücken sich heute ebenso mit den Labels der Weltoffenheit und der Antidiskriminierung.
          Kaum ein westliches Unternehmen möchte es sich leisten, als rassistisch, sexistisch oder homophob betrachtet zu werden. Weil der Großteil des Marktes, also die Konsumenten, also die Gesellschaft, das verurteilt.

          Was Linke gerne vergessen ist, dass Unternehmen keine Maschinen sind, sondern von Menschen geleitet werden. Von Menschen mit Gefühlen, Ideologien und Weltbildern.

        • @Adrian:

          »Und Eliten hängen natürlich niemals postmodernen linken Ideen an.«

          Doch, aber diesem Teil der Eliten reicht es damit nicht für einen Machtwechsel. Seit den frühen 80er Jahren (Reagan, Thatcher) ist die dominierende Ideologie der Eliten der Neoliberalismus. Kanzler Schröder ist ein schönes Beispiel, wie sich ein Sozi dann auch politisch auf diese Seite ziehen lässt.

          »Nein, Linke sind immer die Unterdrückten, Angehängten, Marginalisierten. Habend niemals Macht und Einfluss.«

          Behauptet weder Leszek noch crumar noch ich. Andersherum: diese Sorte von Linken hat uns definitiv zu viel Einfluss. Also bitte keinen Strohmann bauen.

        • @Adrian:

          »Kaum ein westliches Unternehmen möchte es sich leisten, als rassistisch, sexistisch oder homophob betrachtet zu werden.«

          Das liegt aber hauptsächlich daran, dass die Globalisierung der Arbeitsmärkte diese Rücksichtnahmen verlangt. Unternehmen können sich nicht transnational aufstellen, wenn sie zwischen Arbeitnehmern aus unterschiedlichen Kulturen Friktionen zulassen. Und wenn der produktive Software-Ingenieur schwul und der begabte Industriedesigner eine Frau ist, dann schaden auch Homophobie und Sexismus der Wettbewerbsfähigkeit.

          »Weil der Großteil des Marktes, also die Konsumenten, also die Gesellschaft, das verurteilt.«

          Nein. Es sind die zunächst die Produzenten, die das verurteilen und andernfalls ihr Talent der Konkurrenz anbieten. Auf Konsumentenseite befinden sich (auf internationalen Märkten) regelmäßig auch schwulenfeindliche, patriarchalische und rassistische Käufer, deren Geld aber gern genommen wird.

          Wenn diese »linke« Ideologie nicht den ökonomischen Globalisierungsprozessen zuarbeiten würde, hätte sie auch keinen Einfluss.

        • „Weil der Gewinn, den die PC abwirft, kein ökonomischer, sondern ein indirekter, ein politischer Gewinn ist“

          – Eben. Kapitalisten nehmen ja häufiger Verluste hin, wenn sie dadurch langfritig Kundenbindung etc. erreichen.

          „Nein. Es sind die zunächst die Produzenten, die das verurteilen“
          – Im Medienzeitalter sind zumindest große Unternehmen auf wohlwollende Berichterstattung angewiesen.

          Darüberhinaus darf der Konformismus nicht vernachlässigt werden: Viele Menschen passen sich gedabklich dem herrschenden Zeitgeist an. Warum nicht ein ganzes Unternehmen?

        • „Kanzler Schröder ist ein schönes Beispiel, wie sich ein Sozi dann auch politisch auf diese Seite ziehen lässt.“

          Es ist wohl eher so, dass nun auch die 68er ihr Geld wollen und dafür zu den genau gleichen Taktiken greifen, wie ihre Vorgänger auch. Schröder wurde nicht auf die Seite der Neoliberalen gezogen, sondern stellt exemplarisch genau das dar, was die Linke geworden ist; eine staatlich finanzierte Lobbyorganisation, die mit dem Import von ausländischen Wählerstimmen versucht Mehrheiten zu gewinnen (Was in Amerika gerade sehr, sehr gut klappt) und politische Denkverbote und Propaganda wie Political Correctness verwendet, um Gegner in die Rechte Ecke zu stellen, was eine zeitlang auch in Deutschland sehr gut funktioniert hat. Erst seit dem Aufkommen der AFD zieht der Nazivorwurf nicht mehr so gut, weil er von der Linken inflationär benutzt wurde.

          Dieses Narrativ, dass der Feind von aussen kam und die eigentlich so wunderbare linke Ideologie nur infiziert und korrumpiert hat ist eine typische Komponente von modernen Verschwörungstheorien. Es erlaubt über die eigenen Fehler (Sozialkonstruktivismus, Diskurstheorie etc. ad Nauseam) beliebig zu wiederholen und die Folgen (Postmodernismus, Gendertheorien und alle Unterschiede zwischen Menschen sind die Folge von Unterdrückung) anderen politischen Strömungen unterzuschieben, damit man die Folgen der Anwedung solcher Theorien nicht selber zu tragen hat. Denn dann müsste man sich ja eingestehen, dass man nicht recht hat.

          „Echte“ Neoliberale wie Thatcher oder auch Trump (auch wenn dessen vermeintlicher und tatsächlicher Protektionismus diese Einteilung nicht gerade klarer macht) kämpf(t)en gegen die Political Correctness an; Leute wie Clinton und auch die SPD kämpfen dafür.Political Correctness ist eine Ideale Form der Diskussteuerung, weil es z.B. Neoliberalen nicht mehr erlaubt ihre üblichen Rhetoriker zu nutzen; so wird die Aussage, dass derjenige, der mehr leistet im Schnitt auch mehr verdient dank der Political Correctness sofort in eine diskriminierende, rasssistische/sexistische Aussage umgemünzt (i.e. Rassismus gegen Schwarze/Sexismus gegen Frauen).

          Wenn überhaupt, dann ist Political Correctness ein linkes Propagandaelement um (neo)liberale Aussagen zu unterbinden und gesellschaftlich zu ächten. Dass die demokratischen Medien 9 Monate lang versucht haben, Trump mit genau dieser Taktik ausser Gefecht zu setzen und als Nazi gebrandmarkt haben, wird dank dem linken Konformismus schon mal gefliessentlich übersehen. Aber natürlich, Political Correctness spielt den Neoliberalen in die Hände, sie sind nur zu dumm, das zu merken, wenn dann Clinton die Wahlen gewinnt. Denn dann ist Clinton natürlich auch eine Neoliberale.

          Die Frontenlegung zwischen Linken und Neoliberalen ist bereits ohne mentale Gymnastik für jedes Kleinkind klar, trotzdem bestehen gerade linke Theoretiker immer wieder reflexartig darauf, dass diejenigen, die jetzt gerade Scheisse bauen, keine Linken sein können, weil Linke Ideologie per se immer richtig sein muss. Man kann sich schon fast wünschen, es wäre komplexer, aber das ist es nicht.

        • @toxicvanguard:

          »Schröder wurde nicht auf die Seite der Neoliberalen gezogen, sondern stellt exemplarisch genau das dar, was die Linke geworden ist; eine staatlich finanzierte Lobbyorganisation …«

          Wo ist da der Widerspruch? Die Agenda 2010 ist rot lackierter Neoliberalismus.

          »Dieses Narrativ, dass der Feind von aussen kam und die eigentlich so wunderbare linke Ideologie nur infiziert und korrumpiert hat …«

          Und wer behauptet das? Wenn ich Schröder als Verantwortlichen heranziehe, dann behaupte ich, dass der Feind von innen kommt, nicht von außen. Es war ja seine Entscheidung, wo er sich politisch plaziert.

          »„Echte“ Neoliberale … kämpf(t)en gegen die Political Correctness an«

          Zu Thatchers und Reagans Zeiten war die doch noch gar nicht entfaltet. Thatcher hat nicht gegen PC gekämpft, sondern gegen sozialdemokratische »Umverteilung«.

          »Wenn überhaupt, dann ist Political Correctness ein linkes Propagandaelement um (neo)liberale Aussagen zu unterbinden und gesellschaftlich zu ächten.«

          Bei Trump sehe ich tatsächlich Angriffe auf ein überreiztes PC-Denken, und das dürfte auch einen guten Teil seiner Beliebtheit erklären, und man kann das wohl auch ein Stück weit mit der AfD analogisieren. Aber was an Trump geächtet werden soll, ist nicht sein Neoliberalismus, denn auf diesem Boden stehen in den USA nahezu alle Politiker. Mauern bauen, Migration begrenzen, Isolationismus in Betracht ziehen ist nicht neoliberal, sondern rechtspopulistisch. Wobei Trumps Rhetorik nicht viel darüber aussagt, was er am Ende tatsächlich tun wird, sollte er Präsident werden. Da er vor allem seinem Ego verpflichtet ist, wird ihn sein Geschwätz von gestern gegebenenfalls nicht mehr interessieren.

          »Denn dann ist Clinton natürlich auch eine Neoliberale.«

          Natürlich ist auch Clinton eine Neoliberale. Wie gesagt: in den USA trifft das auf beinahe alle zu. Nur Bernie Sanders wäre eine Ausnahme geworden.

          »trotzdem bestehen gerade linke Theoretiker immer wieder reflexartig darauf, dass diejenigen, die jetzt gerade Scheisse bauen, keine Linken sein können, weil Linke Ideologie per se immer richtig sein muss.«

          Da verwechselst Du Dein Feindbild mit der Wirklichkeit. Erzähl‘ mit doch bitte noch, dass auch die Krise des Finanzsektors von »Linken« verschuldet wurde. Was Du da machst, erfüllt schon die Kriterien für Projektion: weil neoliberale Ideologie immer richtig sein muss, können die, die jetzt gerade Scheiße bauen, keine Neoliberalen, sondern müssen Linke sein. Also wirfst Du denen Deinen eigene Logik vor.

          Auf dieser Ebene lässt sich nicht sinnvoll diskutieren.

        • „Doch, aber diesem Teil der Eliten reicht es damit nicht für einen Machtwechsel. Seit den frühen 80er Jahren (Reagan, Thatcher) ist die dominierende Ideologie der Eliten der Neoliberalismus. Kanzler Schröder ist ein schönes Beispiel, wie sich ein Sozi dann auch politisch auf diese Seite ziehen lässt.“

          Die dominierende Ideologie der politischen Eliten ist sozialdemokratischer Konservativismus. Schröder ist da kein Gegenargument; er hat mit seiner Agenda 2010 und Hartz IV nur etwas Sozialstaatsoptimierung versucht, ohne wesentliche Veränderungen vorzunehmen. Man kann natürlich auch jeden, der irgendwie Marktlösungen bevorzugt, als neoliberal bezeichnen; in diesem Fall sind dann alle außer den Hardcore-Sozialisten neoliberal. „Neoliberal“ ist aber heutzutage eh schon nicht viel mehr als ein linker Kampfbegriff.
          Die wirtschaftlichen Eliten dagegen wollen einfach nur Geld verdienen und sind je nach Bedarf liberal, sozialdemokratisch oder konservativ.

        • @ djadmoros

          Du hast gerade alle politisch real existierenden Kräfte dem Neoliberalismus zugeschrieben; du erwartest nicht wirklich, dass du damit durchkommst, oder? Das erzeugt SItuationen, in denen Leute, wie Hillary, die für PC kämpfen, systematisch die Erhöhung von Sozialabgaben befürwortet, Mindestlöhne einrichten will und feministischen Forderungen regelmässig nachgibt, Emma Sulkowicz unterstützen will (indem sie einen erneuten Prozess gegen Nungesser anstrebt) und gerade die letzten 4 Tage am demokratischen Parteitag über den Wage Gap geredet hat, eigentlich im Geiste stramme Neoliberale sind, deren Themengebiet alle nur Pseudolinks sind und auch wenn sie diese Politik dann wirklich in Kraft tritt und tatsächlich radikalfeministische Positionen durchsetzen, dann ist das auch nur eine Begleiterscheinung irgendwelcher nebulöser Eliten.

          Und wenn wir dann in einer linken Dystopie sitzen in dem all diese Forderungen aus der linken Theorie blind umgesetzt wurden, und nichts mehr funktioniert, dann ist das der Fehler aller anderen, nur nicht der Linken.

          Auch die Stärkung des Staates durch umfangreiche Zensurrechte nach der Maxime, dass Aussage, die nicht politisch korrekt sind, automatisch unter Hatespeech gewertet werden, ist natürlich eine typisches Herrschaftsinstrument von Neoliberalen. Die Förderung von Afroamerkaner auf Kosten der weissen Mehrheitsbevölkerung um den Exotismus der linken Intersektionalität zu bedienen, die stematische Vernachlässigung von Männern gegenüber Frauen in den amerikanischen Gefängissen und das durchsetzen von höheren Steuern für Besserverdiener sind natürlich typisch neoliberale Themen. „No means No“ ist wiederum nur ein neoliberales Codespiel um den Linken zu schaden und so weiter ad Nauseam.

          Neoliberalismus übernimmt in den linken Schauergeschichten die Rolle des Patriarchats aus dem Feminimus und wirkt als Unsichtbare, allmächtige Kraft, die alles durchtränkt und die Menschen wie Marionetten führt, sodass jede Handlung, egal ob für oder dagegen zum Erstarken des Neoliberalismus führt.

        • Nutzt die postmoderne Political Correctness den neoliberalen ökonomischen Herrschaftseliten?

          Die postmoderne Political Correctness nutzt Großkapitalisten und Superreichen in vielerlei Hinsicht und dies wurde auf diesem Blog von anderen Kommentatoren und mir ja auch bereits mehrfach dargestellt und begründet.

          Im Folgenden seien Djadmoros interessante Ausführungen zum Thema in diesem Strang durch weitere aus meiner Perspektive wichtige Aspekte ergänzt.

          – Die politisch korrekte postmoderne linke Strömung hat für die ökonomischen Herrschaftseliten den gewaltigen Vorteil, dass sie sich für Kritik der politischen Ökonomie, Kapitalismuskritik/Antikapitalismus und Klassenkampf in der Regel wenig interessiert. Solche für klassisch linke Strömungen zentrale Themen spielen für politisch korrekte postmoderne Linke in der Regel entweder keine oder nur eine untergeordnete Rolle. Die politisch korrekte postmoderne Linke befasst sich stattdessen mit spezifischen (Anti-)Diskriminierungsthemen auf Grundlage einer m.E. einseitigen und falsch angelegten (Anti-) Diskriminierungstheorie.
          Je einflussreicher die politisch korrekte postmoderne linke Strömung innerhalb der gesamten Linken wird, desto mehr verlagert sich der Schwerpunkt der gesamten Linken weg von ökonomischen, kapitalismuskritischen, klassenkämpferischen Themen, hin zu spezifischen (Anti-)Diskriminierungsthemen, die gemäß einer einseitigen und beschränkten Perspektive angegangen werden.
          Auf diese Weise wird eine Linke produziert, die für ökonomische Probleme und Entwicklungen, Strukturen und Auswirkungen des kapitalistischen Systems und die Ziele und das Wirken ökonomischer Herrschaftseliten weitgehend blind sind. Der Vorteil für die ökonomischen Eliten liegt auf der Hand: Durch die Transformation der klassischen Linken zu einer politisch korrekten Linken fällt die Linke als ursprünglich größter Gegner der ökonomischen Herrschaftseliten zunehmend aus.

          – Nicht nur stellt die politisch korrekte postmoderne Linke aufgrund ihres weitgehenden Desinteresses an ökonomischen, kapitalismuskritischen und klassenkämpferischen Themen keinen ernsthaften Gegner für die ökonomischen Herrschaftseliten mehr dar, sie agiert außerdem im Gegensatz zu klassischen Strömungen der radikalen Linken, die neben konkreten sozialen und ökonomischen Verbesserungen im Hier und Jetzt in letzter Instanz auch eine grundlegende Gesellschaftsveränderung anstrebten, hinsichtlich der von ihr angestrebten Ziele systemkonform. Die von der politisch korrekten postmodernen Linken angestrebte Beseitigung vermeintlicher oder tatsächlicher Diskriminierungen als wesentliches Ziel ist potentiell innerhalb des bestehenden kapitalistischen Systems möglich und setzt keine grundlegende gesellschaftliche Transformation von gesellschaftlichen Strukturen voraus. Die politisch korrekte postmoderne Linke benötigt für die Erreichung ihrer wesentlichen Ziele keine grundlegende gesellschaftliche Veränderung oder gar soziale Revolution, die von ihr geförderten Gruppen sind keine revolutionären Subjekte.
          Je mehr Einfluss die politisch korrekte postmoderne Linke innerhalb der gesamten Linken gewinnt, desto mehr verlagert sich die Perspektive der gesamten Linken weg von grundlegenden Alternativen zur bestehenden staatlich-kapitalistischen Herrschaftsordnung oder gar sozial-revolutionären Perspektiven hin zum Anstreben einer – aus postmodern-linker Sicht – besseren Integration bestimmter vermeintlich oder tatsächlich diskriminierter Gruppen innnerhalb der bestehenden Ordnung.
          Auch hier liegt der Vorteil für die ökonomischen Herrschaftseliten auf der Hand: Das bestehende staatlich-kapitalistische System selbst wird zunehmend weniger kritisch analysiert und in Frage gestellt, der zunehmende Einfluss der politisch korrekten postmodernen Linken innerhalb der gesamten Linken impliziert den Abschied der Linken von grundlegender Gesellschaftskritik, Alternativen zum Bestehenden und sozialer Revolution.

          – Je mehr Personen mit politisch korrekt-postmodernen Einstellungen, Werten und Normen in andere linke Strömungen und deren Arbeitsschwerpunkte eindringen, desto mehr entfremden sich diese klassisch-linken Strömungen und Gruppen der Mehrheitsbevölkerung. Nehmen wir mal folgendes Beispiel: Ein paar Leute mit postmodern-politisch-korrekten Einstellungen werden Mitglieder innerhalb einer gewerkschaftlichen Gruppierung oder innerhalb einer linken Gruppierung im Spektrum der Neuen Sozialen Bewegungen. Ab diesem Zeitpunkt werden nun alle alten und neuhinzustoßenden Personen im Kontext dieser Gruppierung mit den „Segnungen“ des politisch korrekten postmodernen Denkens vertraut gemacht und ihnen wird klar gemacht, was sie nun zu erwarten haben: „Geschlechtssensible Sprache“ und andere Sprachumerziehungsmaßnahmen, Privilegienreflektionen, Definitionsmacht, Mikro-Aggressionen, politisch korrektes Sexualverhalten, d.h. Sex nach dem Konsensprinzip usw.
          Der Effekt dürfte klar sein: Die Mehrheitsbevölkerung wird massiv abgestoßen, kein Arbeiter bzw. Bürger (Bürger hier gemeint im Sinne von Citoyen, nicht von Bourgeois), der halbwegs alle Tassen im Schrank hat, wird ein Interesse daran haben, längerfristig in einer solchen Gruppe mitzuarbeiten.
          Auch hier liegt der Vorteil für die ökonomischen Herrschaftseliten auf der Hand: Je größer der Einfluss der politisch korrekten postmodernen Linken innerhalb der gesamten Linken wird, desto mehr entfremdet sich die Linke der Mehrheitsbevölkerung, wird die Linke zu einer für den „Normalbürger“ und Arbeiter unnachvollziehbaren und abstoßenden Psycho- und Politsekte, die mit den realen sozialen Problemlagen, Ängsten und Interessen der Menschen nichts mehr zu tun hat und als Vertretung für sie nicht mehr in Frage kommt.

          – Die theoretische Grundlage der einseitigen und falsch angelegten (Anti-)Diskriminierungstheorie der politisch korrekten postmodernen Linken beruht darauf, stets einer Gruppe den Status der Norm zuzuweisen und einer anderen Gruppe den Status der Abweichung oder Ableitung von dieser Norm, so dass die erste Gruppe dann als privilegiert und die zweite als diskriminiert konstruiert wird. Dabei wird kein Wert darauf gelegt gründlich zu prüfen, ob diese einseitigen Zuweisungen eines entweder privilegierten oder diskriminierten Status überhaupt zutreffend sind – in mehreren Fällen erweisen sich diese Zuweisungen bei genauerer Prüfung als falsch – es geht in keiner Weise darum objektiv festzustellen, inwieweit auf jeder der beiden Seiten Diskriminierungen und Privilegierungen bestehen und dann alle vorhandenen Diskriminierungen auf allen Seiten zu beseitigen.
          Aus dieser einseitigen Perspektive haben sich nun bestimmte politisch korrekte Norm-Feindbilder herausgebildet, z.B.: männlich, weiß, heterosexuell, cissexuell, westlich. Das politisch korrekte Feindbild des weißen, heterosexuellen Mannes, in dem verschiedene dieser Norm-Feindbilder zusammenfallen, ist ein direktes Resultat dieser falsch angelegten Form von Analyse.
          Dieser fehlkonzipierte (Anti-)Diskriminierungsansatz trägt z.B. dazu bei, dass Diskriminierungen, soziale Problemlagen und Menschenrechtsverletzungen von denen Jungen und Männer betroffen sind, obwohl vielfach vorhanden, nicht wahrgenommen, sondern ignoriert werden

          http://www.vaetersorgen.de/Maennerbewegung.html

          http://manndat.de/ueber-manndat/was-wir-wollen

          oder, dass – wie der US-amerikanische linke Kritiker der postmodernen Political Correctness Walter Benn Micheals erwähnt – ein großer Teil der zeitgenössischen US-amerikanischen Linken die Armut und die sozialen Problemlagen der weißen Unterschicht ignorieren:

          https://www.jacobinmag.com/2011/01/let-them-eat-diversity/

          Des Weiteren begünstigt der falsch angelegte (Anti)Diskriminierungsansatz der politisch korrekten postmodernen Linken mit seiner Identitätspolitik und seinen albernen Norm-Feindbildern gesellschaftliche Spaltungen. Anstatt zu versuchen die Menschen im gemeinsamen Widerstand gegen die gesellschaftlichen Herrschafts- und Ausbeutungsstrukturen und gegen die Herrschaftsinteressen der ökonomischen und politischen Eliten zu vereinen, wie es die klassische Linke versuchte, werden verschiedene Teile der Bevölkerung gegeneinander ausgespielt: Frauen gegen Männer, Homosexuelle gegen Heterosexuelle, Nicht-Weiße gegen Weiße usw.
          Auch hier liegt der Vorteil für die ökonomischen Herrschaftseliten auf der Hand: Die postmoderne Political Correctness führt mit ihren Norm-Feindbildern und ihrer Identitätspolitik, die dann wiederum Gegenreaktionen hervorrufen, zu Konflikten und Spaltungen innerhalb der Bevölkerung, fungiert also als eine Teile-und Herrsche-Strategie für die ökonomischen Herrschaftseliten und sichert deren Herrschaft und die Verfolgung ihrer Macht- und Profitinteressen, da die neoliberalen ökonomischen Eliten von einer gespaltenen Bevölkerung keinen großen Widerstand zu erwarten haben.

          Dabei geht es mir persönlich nun nicht darum, dass die Linke sich ausschließlich auf Kapitalismuskritik, Ökonomie und Klassenkampf konzentrieren sollte und das Thema (Anti-)Diskriminierung keine Rolle innerhalb der Linken spielen sollte. Beides – Kritik der politischen Ökonomie und Anti-Diskriminierung – sind an sich legitime Themen der Linken, es geht mir darum, dass der politisch korrekte postmoderne (Anti-)Diskriminierungsansatz unwissenschaftlich, ungerecht und schädlich ist und deshalb verworfen werden sollte.

          Stattdessen braucht es einen neuen, aktualisierten, tatsächlich wissenschaftlichen und um Objektivität bemühten (Anti-)Diskriminierungs-Ansatz, der das postmoderne Paradigma von Norm und Abweichung/Ableitung völlig hinter sich lässt und stattdessen ausgehend von einer humanistisch-universalistischen und integral-antisexistischen Perspektive, die nicht mit zweierlei Maß misst stets auf allen Seiten sorgfältig prüft, ob und inwieweit Diskriminierungen, soziale Problemlagen und Menschenrechtsverletzungen jeweils vorhanden sind und was getan werden kann, um diese zu beseitigen ohne dabei in Diskriminierungen einer anderen Gruppe zu verfallen und frei von den Einseitigkeiten, Übertreibungen und Verrücktheiten der postmodernen Political Correctness wie Sprachumerziehungsmaßnahmen, Privilegienreflektionen, Definitionsmacht, Mikro-Aggressionen, politisch korrektes Sexualverhalten, Kulturrelativismus, Norm-Feindbilder, Identitätspolitik usw.
          Es sollte stets Wert darauf gelegt werden, dass mit (Anti-)Diskriminierungsthemen auf eine Weise umgegangen wird, die weder zu einer Entfremdung der Linken von der Mehrheitsbevölkerung führt, noch die Klassensolidarität spaltet. Dann wäre linke Anti-Diskriminierung kein neoliberales Spaltungsinstrument mehr, würde den Klassenkampf nicht mehr behindern und die Linke könnte wieder zu einer konstruktiven politischen Kraft werden.

          Die zeitgenössische politisch korrekte postmoderne Linke steht mit ihren gesellschaftlichen Auswirkungen im Einklang mit wesentlichen Interessen der neoliberalen ökonomischen Eliten und wird daher von diesen gehätschelt und großgezogen.
          Wenn es die postmoderne Political Correctness nicht gäbe, müssten Großkapitalisten und Superreiche sie erfinden! Vielleicht haben sie das ja auch – falls nicht, so sind sie jedenfalls an der Förderung dieser linken Strömung in ihrem eigenen Interesse stark interessiert.

        • „Wenn es die postmoderne Political Correctness nicht gäbe, müssten Großkapitalisten und Superreiche sie erfinden!“

          Habeb sie aber nicht. Die Linke wars.

          „so sind sie jedenfalls an der Förderung dieser linken Strömung in ihrem eigenen Interesse stark interessiert.“

          Weil?

        • „Weil?“

          Weil die Beschäftigung mit irgendwelchem Schwachsinn die Linken von Kapitalismuskritik und Klassenkampf ablenkt. In diesem Sinne kann die zeitgenössische politisch korrekte postmoderne Linke gar nicht genug gefördert werden. Anderererseits ist die geistige Zersetztung wohl auf lange Sicht genauso fatal wie originär sozialistische Politik. Eine Gratwanderung.

    • „Ich werde Dir im Laufe des Nachmittags mal noch ein Link-Sortiment zu entsprechender Literatur um die Ohren hauen.“

      Gute Idee.

      Hier sind schonmal zwei interessante Interviews zum Zusammenspiel von ökonomischen und politischen Herrschaftseliten aus elitesoziologischer Perspektive, da kann Adrian sich dann schonmal einlesen (wird er natürlich nicht tun):

      http://www.heise.de/tp/artikel/31/31762/1.html

      http://www.heise.de/tp/artikel/31/31763/1.html

      @ Adrian

      „Und Stalin war eigentlich auch ein Neoliberaler.“

      Aus libertär-sozialistischer Perspektive war Stalin ein Konterrevolutionär und Staatskapitalist.

      • „Hier sind schonmal zwei interessante Interviews“

        Fein, Leszek, kenn ich alles schon: Die Regierung ist mit der Kapitalistenklasse verwoben. Quelle surprise.
        Was hat das mit Feminismus, PC und HateSpeech zu tun?

      • „Aus libertär-sozialistischer Perspektive war Stalin ein Konterrevolutionär und Staatskapitalist.“

        Aus liberal-adrianischer Perspektive war er ein radikaler Marxist. Aber ich weiß, das hat alles nichts mit nichts zu tun. Ist wie beim Islamismus. Der wurde auch von Neoliberalen erfunden 🙂

      • Für diejenigen, die sich für Leszeks These interessieren, ein kleiner Literaturhinweis:

        „Feminism Seduced: How Global Elites Use Women’s Labor and Ideas to Exploit the World“
        Hester Eisenstein
        Paradigm Publishers, 2009

        In an ambitious reinterpretation of the role of mainstream feminism, Eisenstein shows how the world’s ruling elites utilize the ideas of women’s liberation and empowerment to maintain their economic and political power, both at home and abroad.

        Eisenstein explorations range from the abolition of welfare as we know it in the United States to the creation of export-processing zones in the global South that depend on women’s nimble fingers; from the championing of microcredit as a path to women’s empowerment in the global South to the claim of women’s presumed liberation in the West as an ideological weapon in the war on terrorism.

        Eisenstein challenges activists and intellectuals to recognize that international feminism is at a fateful crossroads. She argues that it is crucial for feminists to throw in their lot with the progressive forces that are seeking alternatives to globalized corporate capitalism.

      • @ Leszek

        „Hier sind schonmal zwei interessante Interviews zum Zusammenspiel von ökonomischen und politischen Herrschaftseliten aus elitesoziologischer Perspektive, da kann Adrian sich dann schonmal einlesen (wird er natürlich nicht tun):“

        Hast du dich mittlerweile schon in die Sozialismuskritik eingelesen?

    • „The neoclassical model is a weak intellectual and logical reed to lean on in explaining the behavior of and in formulating policy for our economy. “
      Das ist wirklich wirklich zum Totlachen. WOvon reden denn die Leute? Daß es Angebot und Nachfrage nicht gibt? Dass der Staat Nicht eingreifen soll, wo der Wettbewerb nicht funktioniert?
      Dass ausgerechnet das einzige intelektuelle Modell, welches sich als funktionsfähig erweist, als schwaches Rohr im Wind tituliert wird, ist an Albernheit kaum zu überbieten.

        • Warum zum, Teufel muss ich immer das intellektuell unterbelichtete Zeug von Sozioideologen lesen? In derselben Zeit lese ich ein schönes ökonomische Grundlagenbuch („https://www.amazon.de/Macroeconomics-European-Perspective-Olivier-Blanchard/dp/027377168X/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1470040062&sr=8-1&keywords=macroeconomics+a+european+perspective“)
          oder was, was mich reicher macht (https://www.amazon.de/Solutions-Manual-Options-Futures-Derivatives/dp/0273759116/ref=sr_1_7?ie=UTF8&qid=1470040097&sr=8-7&keywords=futures+and+options). Oder William Blakes
          „To see a World in a Grain of Sand
          And a Heaven in a Wild Flower,
          Hold Infinity in the palm of your hand
          And Eternity in an hour.“
          Dieses unterträgliche Wörterschieben welches als geistige Tätigkeit ausgegeben wird und jeder Logik und Kohärenz ermangelt, ist doch schiere Verdummung: Es raubt die Zeit sich mit echtem bemühen um Erkenntnis zu befassen.

        • Zum einen ist Minsky Ökonom. Und zum anderen macht das Arbeiten mit neoklassischen Modellen beim Spekulieren recht zuverlässig arm.

          Einer der Grundfehler von neoklassischen Modellen ist nämlich, die Kreditdynamik größtenteils zu ignorieren, die aber in der Wirklichkeit der wahrscheinlich relevanteste Faktor ist. So etwas wie die Finanzkrise hätte es nach den neoklassischen Theorien schlicht nicht geben dürfen. Die kennen nur exogene Schocks.

        • „Einer der Grundfehler von neoklassischen Modellen ist nämlich, die Kreditdynamik größtenteils zu ignorieren, die aber in der Wirklichkeit der wahrscheinlich relevanteste Faktor ist. So etwas wie die Finanzkrise hätte es nach den neoklassischen Theorien schlicht nicht geben dürfen. Die kennen nur exogene Schocks.“

          Fail, würde ich sagen. Die Ausweitung der Geldmenge ist das zentrale Element die Kreditdynamik praktisch zu berücksichtigen! In den meisten dynamischen Makromodellen findet sich die Kreditdynamik als die sogennante No-Ponzi-Game-Bedingung d.h. als Transversalitätsbedingung einer dynamischen Optimierungsaufgabe.

          Exogene Schocks und Kreditdynamik als einheitliche Modellierungsstrategie zu nennen zeugt von einer gewissen Ahnungslosigkeit, weil Kreditdynamik (wie überhaupt irgendeine Dynamik) in Modellen mit komparativer Statik, wie man sie für exogene Schocks verwendet, einfach nicht vorkommen kann: Dort werden zwei Zustände verglichen aber nicht, wie diese im zeitlichen Ablauf genau funktionieren. Man kann dies kritisieren, nur besteht durchaus die Möglichkeit dies auch dynamisch zu modellieren. Dann hätte man aber ein recht aufwendiges Modellierungsproblem zu lösen und die Darstellung der Lösungen wäre sicher kompliziert. Der Sinn ökonomischer Modelle ist es aber eine gewisse Erklärbarkeit der wesentliche Zusammenhänge zu liefern.

          Insofern ist die Kritik entweder unglaublich verkürzt dargestellt oder unglaublich unverdaut reproduziert.

        • Aber genau das ist das Problem der neoklassischen Modelle: Sie vereinfachen bis zur Untauglichkeit. Zum Beispiel in dem die im Ausgangszitat genannten Punkte konstant gesetzt werden, ohne dass sich das aus dem Modell selber ergeben würde. Und dann gilt das Modell eben nur, solange diese Punkte tatsächlich konstant sind, wofür aber nur der Staat sorgen könnte.

          Natürlich ist die Kritik hier verkürzt dargestellt. Deshalb empfehle ich Dir ja das ganze Buch, wo sie ausführlicher erläutert wird.

        • „Sie vereinfachen bis zur Untauglichkeit.“
          Das ist eine leere Aussage.
          Modelle vereinfachen auf die zu erklärende Fragestellung. Wenn andere Fragestellung, dann anderes Modell oder zumindestens ander Parameterkonstellation.

          Im Grunde ist es doch ganz einfach: Wo ist Nachfrage, wo ist das Angebot und wie verhalten sich diese zueinander.
          Wenn der größte Nachfrager nach Kredit in der EU ausfällt (Deutschland) und gleichzeitig die Zentralbank beliebige Sicherheiten garantiert, dann fällt der Zins bei gleicher Kreditnachfrage auf Null.

          Offensichtlich funktioniert diese Idee – empirisch ist der Kredit bei null wie es die Überlegung zu Angebot und Nachfrage vorhersagt.

          Und die Flüchtlingskrise IST ein exogener Schock. Und die Staatsausgaben für die Flüchtlinge wirken EXAKT wie ein keynesianisches Beschäftigungsprogramm.
          Wie es das Modell vorhersagt.

  7. Ein Deutscher sagt „scheiß faule Türken“ – das ist Rassismus und Hate-Speech.

    Ein Türke sagt „scheiß dumme Deutschen“ – das ist …

    zum Lachen.

  8. Warum gilt der Koran nicht als Hate Speech? Da gibt es 109 Suren, wo über die Ungläubigen hergezogen wird, bis zur Aufforderung zum Totschlagen.

      • @adrian: Die Bibel ist auch nicht das geoffenbarte Wort Gottes sondern eine Erzählung von der Offenbarung. Der KOran ist das geoffenbarte Wort Gottes, Mohammed (Ehrbezeigung inklusive) wurde es direkt von Gott in der niedergelegten Form offenbart.

        Das ist der Unterschied zwischen Gesetz und einer Erzählung über das Gesetz.

        • „Erstens ist der Koran nicht das offenbarte Wörter Gottes.“
          Die Muslime sehen das so.
          „Drittens zählt in Deutschland nicht-deutscher Gottes Wort, sondern das Grundgesetz. “
          Welches bedauerlicherweise immer noch einen Gottesbezug zuläßt und den Religionsunterricht verfassungsrechtlich schützt, nicht jedoch religionskritischen weltanschaulichen Unterricht. Letzterer wird einfach ignoriert.

        • Ich versuche ja nur die selsamen Gedankenwelten religiöser Natur irgendwie nachzuvollziehen.
          Warum man einem Gedankengebäude anhängt, welches den Verlust kritischen Denkens voraussetzt und dafür noch staatliche Förderung und Sonderrechte beansprucht ist mir völlig unverständlich.
          Mein Gott, ich glaube an fliegende gebratene Hähnchen kriege aber keine staatliche Förderung das durchzusetzen, wenn ich aber an das Fliegen meines Proheten auf einem geflügelten Pferd glaube kriege ich Gotteshäuser finanziert.
          Kann mir jemand diese Logik erklären?

        • „Kann mir jemand diese Logik erklären?“

          Tradition, Gewalt, Geld und Masse.

          Du sitzt weder auf Öl, noch drohst Du (implizit) mit Gewalt, falls Du Deine Förderung nicht bekommst. Auch kann sich Deine Religion nicht auf Tradition und Kultur berufen. Und Du bist nur einer.

    • „“..Warum gilt der Koran nicht als Hate Speech?..““

      Diese Frage ist verboten! Sie ist geeignet, Hass gegen Muslime zu schüren und ist islamophob. Abgesehen davon hat der Koran nichts mit dem Islam zu tun.

    • Weil Hate-Speech keine verbindliche Definition hat. Die meisten Fußball-Schmäh-Lieder würden auch darunter fallen.

      Und der Koran hat den Vorteil, dass „Dschihad“ nicht nur mir „Krieg“, sondern auch mit „Einsatz“ übersetzbar ist; „Kill all men“ ist umgekehrt mit „Töte(t) alle Männer/Menschen“ übersetzbar, aber da hört die Interpretierbarkeit auch schon auf.

      Offenbar wurde beim Koran berücksichtigt, dass man Vorschriften für tausende oder Millionen von Menschen etwas allgemeiner halten sollte.

      • „Und der Koran hat den Vorteil, dass „Dschihad“ nicht nur mir „Krieg“, sondern auch mit „Einsatz“ übersetzbar ist“

        Dschihad ist kein wesentlich problematischer Begriff im Koran. „Tötet die Ungläubigen“ ist da schon weitaus deutlicher.

  9. Zum Tweed von Konstantina v.-Enz:

    Konstantina v.-Enz: „Nein, da geht es um Macht. Aber bitte lassen Sie uns diese Diskussion nicht von vorn führen.“

    Falsch – es geht um klassische Vorurteile. Konstantina v.-Enz hat ein bestimmtes vorgezeichnetes Bild von „Men’s Rights“ ohne sich offensichtlich näher mit den Facetten dieses Begriffs beschäftigt zu haben. Aus diesem Vorurteil leitet sie eine entsprechende Einteilung in Gut/Böse ab – nach eigener Definition Quelle und Semantik von „Hass“.

    Konstantina v.-Enz: „Das alles sehen Sie in diesem Meme? Bin ehrlich total erstaunt. Verspreche, dass wir nochmal prüfen…“

    Nein, man sieht es nicht in dem Meme, sondern im Verhalten von V.-Enz. in dieser Diskussion. Sie verhält sich arrogant, subtil beleidigend und verweigert sich jeder Diskussion.

    Aus ihrem vermeintlichem Einsatz gegen Hass legitimieren solche Leute solches Verhalten oft. Man glaubt für die gute Sache zu stehen, und sich taff gegen die „Hater“ wehren zu müssen/dürfen. Der „Hater“ wird als keiner Diskussion würdig gesehen, unwissend dass man selbst der „Hater“ ist. Ich finde das Ganze nur zum Fremdschämen. Es ist so schrecklich klar und dusrchschaubar – nure eben für V.-Enz selbst nicht.

  10. Dass ein Sammelsurium von (teils ja durchaus okayen, oder sogar tatsächlich witzigen) Memes bereit gestellt wird, mit dem man bei verdächtigen Äußerungen sofort kontern soll (also nicht denken, nicht drauf eingehen, sondern blind und im Reflex reagieren), erinnert mich auch an Orwell.
    Allerdings weniger an „1984“, das wegen der fragwürdigen Liebesfloskel nahe liegt, sondern „Animal Farm“. Da haben die herrschenden Schweine noch die Schafe so erzogen, dass sie, sobald jemand ihre Politik hinterfragt, laut und dauerhaft die Parole der Tierrevolution blöken, bis jeder aufgibt, der etwas sagen will.

    • „“..dass sie, sobald jemand ihre Politik hinterfragt, laut und dauerhaft die Parole der Tierrevolution blöken, bis jeder aufgibt, der etwas sagen will..““

      Die Metaphern in animal farm sind einfach unübertroffen!

  11. Täusche ich mich oder sagen die Bilder eigentlich nichts anderes aus als „Frauen haben es voll drauf und Männer sind blöd.“?

  12. Ich finde es vor allem echt ziemlich lahm. Die Lösung des Bundes und der EU gegen „Hatespeech“ ist also, den Leuten fade Memes anzubieten, mit denen sie shitposten können.

    Es erfüllt auch mal wieder die Negativklischees, die man vom (Netz-)Feminismus kennt. Gegenargumente werden als „Hatespeech“, „Misogyny“ oder „Bullshit“ abgekanzelt und dann werden ein paar hirnlose augendreh-Memes drunter gesetzt und fertig. Man hat echt das Gefühl, als würde man da mit 14 jährigen diskutieren.
    Und so ein Unding greift jetzt der Bund auf und empfiehlt es als Argumentationsstrategie!

    Abgesehen davon ist es auch mal wieder klischeedeutsch, wie hier ins Neuland eingetaucht wird und der Staat denkt, seinen Bürgern erklären zu können, was Memes sind. Einfach ein Witz.

    • Natürlich greift das auch der Bund auf. Du schreibst ja selbst:

      „Gegenargumente werden als „Hatespeech“, „Misogyny“ oder „Bullshit“ abgekanzelt und dann werden ein paar hirnlose augendreh-Memes drunter gesetzt und fertig.“

      Das wird wohl der Punkt sein, dass der Bund sich nicht mit Gegenargumenten beschäftigen möchte, sondern das gilt was die Besserwisser vom Bund behaupten.

  13. es gibt ein tolles video eines youtuber’s namens Kraut and Tea (eigentlich zwei aber das hier bezieht sich kongret auf den orwellschen „nohatespeech“ bullshit)

    das gute daran ist, Kraut hat eine recht hohe abonnentenzahl welche sich praktisch aus weltweiten subscribern zusammensetzt (der großteil dürfte aus england und den USA kommen)
    es war und ist lustig zu sehen wie ein großteil der leute sehr verduzt darauf reagieren was hier mittlerweile abläuft.

    dieses video ist übr. auch der grund dafür das „nohatespeech“ auf youtube sämtliche kommentare und likes abgeschaltet haben (aaahhhhrrrgg überall nazziiiieeeess!!!!)

  14. @ Christian „noch okay“, „hat einen gewissen Humor“, „nicht in irgendeiner Form besonders“ Ich finde es gut, dass Du nicht versuchst, unbedingt aus jedem der Bildchen einen Skandal herauszupressen und dass Du sie gelassen kommentierst. Ich würde diesen Kommentaren so auch völlig zustimmen, nur eben mit einer Einschränkung: Die Bildchen sind eben nicht von irgendwelchen gelangweilten langzeitpubertierenden Twitternutzern gebastelt worden, sondern werden im Auftrag eines Bundesministeriums vertrieben, von mehreren Bundesministerien beworden und sollen ganz offiziell dem Kampf gegen „Hass“ dienen. In diesem Jahr bekommen die Neuen deutschen Medienmacher immerhin mindestens 169.000 Euro allein für diese Kampagne. ( Hier, S. 19 http://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/18/079/1807941.pdf )

    Damit ändert sich für mich der Charakter auch der harmloseren Bildchen, beispielsweise der gelangweilt applaudierenden Mary Poppins. Kämst Du auf die Idee, ein Bundesministerium müsste uns Bilder von gelangweilt applaudierenden Männern zur Verfügung stellen, damit wir uns gegen Frauen im Netz wehren können? Die Kampagne ist nicht nur selbst infantil, sie infantilisiert auch ihre Nutzer.

    Das „yup, still fabulous“ ist ebenso bescheuert. Wem gilt denn dieses Kinderbild? Kindern? Oder geht es hier darum, dass Steuergelder ausgegeben werden, um Frauen zu vermitteln, sie seien auch mit Übergewicht fabelhafte Mädchen? Wär ich eine Frau, würd ich mich von der Kampagne nicht weniger verarscht fühlen als ein Mann.

    Und insbesondere die degradierenden Männerbilder bekommen eben noch einmal einen anderen Charakter dadurch, dass sie aus Steuergeldern und ministeriell vertrieben werden. Frauen wird vermittelt, sie bräuchten ministeriell hergestellte Krücken, um durchs Netz zu kommen – und Männer werden als hässlich, dumm, hasserfüllt und lächerlich präsentiert.

    Zum Vergleich: Wenn Schüler so miteinander umgehen, ist das schon bescheuert. Würde aber ein Lehrer so mit seinen Schülern reden, oder vergleichbare Botschaften verteilen, auf T-Shirts tragen etc., dann wäre das noch mal etwas ganz anderes. Daher finde ich diese ganze Sammlung indiskutabel und irgendwie pathologisch, auch die weniger gravierenden Beispiele.

  15. @Christian: ich glaube, da ist ein längerer Kommentar von mir verschluckt worden: er erscheint nicht, wird aber bei Folgeversuchen als Doppelpost gemeldet. Könntest Du mal schauen? Danke! (Notfalls habe ich den Text noch im Notepad)

    Und btw: es passiert mir ständig, dass ich manche Videolinks erst um die vierundzwanzig Stunden später sehe und bis dahin nur »Blanko«-Kommentare. Gibt’s da eine Einstellung, an der ich schrauben muss?

  16. „Die Aussage „Es geht um Macht“ macht auch deutlich, dass sie da die klassischen Theorien vertreten: Männer haben die Macht, weil Vorstandsposten.“

    Geht die Theorie nicht tatsächlich eher so: Frauen fühlen sich gegenüber Männern ohnmächtig und wollen diesen Zustand ändern?

    Der Unterschied ist: Es ist egal, ob Mann in der Realität Macht hat. Alleine durch die Perspektive der Frau von unten hoch zum Mann weist sie ihm dieses Attribut zu.

    „Wär ich eine Frau, würd ich mich von der Kampagne nicht weniger verarscht fühlen als ein Mann.“

    So tief wird das nicht reflektiert, es spricht bei Frauen eher das Gefühl „Beschützt werden wollen“ an. Ausserdem wird die Musterfrau ganz elegant ihren eigenen Anteil an „Hate-speech“ ausblenden können.

    Bei dem Bild mit dem Pummelchen z.B. könnte der Gedanke sein „Wenn die nicht abnimmt, wird sie es ab der Pubertät echt schwer haben“ Klingt erstmal fürsorglich und lieb, inkludiert die Abwertung aber sehr subtil…

    • „Geht die Theorie nicht tatsächlich eher so: Frauen fühlen sich gegenüber Männern ohnmächtig und wollen diesen Zustand ändern?“

      Es ist sehr plausibel, dass das die eigentliche psychologische Basis ist, aber das Argument/die Theorie ist schon ein „So ist das“ und nicht ein „ich fühl mich“.
      Letzteres legt die Schlussfolgerung „Ich bin selbst für die Lösung zuständig“ all zu nahe.

      • Ja, die Ebenen verschwimmen ja regelmäßig im Feminismus. Gar nicht so einfach, hier Grundgefühl, unbewusste Theorie daraus (erste Rationalisierung) und tatsächlich kommunizierte Theorie (zweite Rationalisierung) zu trennen.

        Gegen ein „Ich bin selber zuständig“ setzen Frauen ja gerne ein „Ich würde ja, aber man lässt mich ja nicht“ dagegen, schieben also externe Hindernisse vor, deren Existenz und Wirkmächtigkeit dann wieder subjektiv ist.

  17. Der Batman-Robin-Spruch ist doppelt dämlich. Soweit ich mich an diverse Comics, Filme und Serien erinnere, bekommen Batman und Robin ihren Kaffee seit EVAR von einem Mann gekocht.

  18. Pingback: Laut und dämlich – No Hate Speech.de | Der Doktorant

  19. Pingback: Wie die Linke herrschaftsdienlich wurde « man tau

  20. Pingback: Die linke Kritik an den Neo-Linken erweitert das humanistische picture « jungs & mädchen

  21. Pingback: Kleiner Jahresrückblick: Themen 2016 und was war sonst noch los | Alles Evolution

  22. Pingback: „Wir wollen nur Liebe, die wollen Hass“ | Alles Evolution

Hinterlasse eine Antwort zu Axel Antwort abbrechen

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..