Parallel-Parenting ist ausreichend, um ein Wechselmodell
erfolgreich zu praktizieren: Gute Kommunikation
und Kooperation zwischen Mutter und Vater ist für
das Co-Parenting zwar unbestritten von Vorteil und Kinder
profitieren von kooperativem Zusammenwirken der
Eltern. Das Co-Parenting kann jedoch auch so funktionieren,
dass die Eltern nebeneinander her agieren, sog.
Parallel-Parenting: „The majority of parents settle into a
parallel co-parenting style characterized by emotional
disengagement, low conflict, low communication, and
parenting separately in their two households. While less
optimal than cooperative co-parenting in which parents
jointly plan for and coordinate their children’s activities,
parallel co-parenting can be successful when the parenting
in each home is adequate and nurturing.‘‘
26 ParallelParenting
ist auch eine Form der Kooperation und für ein
erfolgreiches Praktizieren des Wechselmodells ausreichend.
In einer australischen Untersuchung in Familien
mit gut funktionierender 50 : 50-Wechselmodellbetreuung
wurde unterschieden zwischen „aktiver Kooperation‘‘, in
der sich die Eltern wechselseitig beraten und in ihrer Elternrolle
aktiv unterstützen, und „passiver Kooperation‘‘,
in der die Eltern nebeneinander her agieren, sich vor den
Kindern aber nicht schlecht machen und die Kinder nicht
als Boten oder Spion instrumentalisieren: „While passive
cooperation may not be the ideal, it may be the critical
factor to make shared care workable where residual bad
feelings between parents remain.‘‘
27
Es gibt eine positiv verstärkende Wechselwirkung zwischen
dem Betreuungsmodell und dem Co-Parenting:28
Langzeitstudien haben gezeigt, dass nicht nur gut kooperierenden
Eltern ein erfolgreiches Wechselmodell gelingt,
sondern auch umgekehrt Eltern, die ihre Kinder im
Wechselmodell betreuen, bessere Kooperationsformen
entwickeln.
29 Eltern im Wechselmodell treten nur halb so
häufig erneut in einen Rechtsstreit um elterliche Sorge
oder Umgangsrecht ein wie Eltern im Residenzmodell.
Das Wechselmodell hat eine deeskalierende Wirkung. So
reduziert sich der Konflikt zwischen den Eltern nachweislich
mit zunehmendem Vater-Kind-Kontakt. Von einer
positiven Wechselwirkung kann ausgegangen werden,
denn Kommunikation und Kooperation werden
durch die verschiedenen Betreuungsmodelle in unterschiedlicher
Weise gefördert oder behindert.
Im Wechselmodell verbessert sich die Kommunikation
mit der Zeit: Bereits in den 80er Jahren wurde empirisch
nachgewiesen, dass Eltern, die ihre Kinder im
Wechselmodell betreuen, mehr miteinander kommunizieren
als Eltern im Residenzmodell. Die Kommunikation
zwischen den Eltern über Fragen der Kindererziehung
verläuft im Wechselmodell entweder gleichbleibend oder
sie verbessert sich, und Wechselmodell-Eltern entwickeln
mit der Zeit eine bessere Kooperation und äu-
ßern sich positiver über den anderen Elternteil. Wenn
sich Kommunikation und Kooperation zwischen den Eltern
im Laufe der Zeit mit dem praktizierten Wechselmodell
verbessern, müssen hohe Anforderungen an Kommunikation
und Kooperation keine notwendigen Voraussetzungen
für die Aufnahme einer Betreuung im
Wechselmodell sein.
Kooperation kann auch mit minimaler oder schlechter
Kommunikation gelingen: In der großen Forschungsstudie
des „Stanford Child Custody Project‘‘ mit
über 1.100 Eltern hat sich gezeigt, dass die Eltern in der
Lage waren, das Wechselmodell zu praktizieren, ohne
miteinander zu kommunizieren und ohne ihre Erziehungsumgebungen
aneinander anzupassen oder aufeinander
abzustimmen.30 Dies sei ggf. besser, als Kinder
dem Konflikt der Eltern auszusetzen. Die Autoren empfehlen
sogar Eltern mit Kooperationsschwierigkeiten die
Kommunikation erst einmal zu reduzieren, um sie später
Schritt für Schritt zu verbessern.31 Auch in anderen Studien
über die Charakteristika „erfolgreicher‘‘ Wechselmodell-Eltern
zeigten sich diese weder konfliktfrei noch
konnten sie besonders gut kommunizieren: Ihr Verhältnis
zum anderen Elternteil variierte zwischen „freundschaftlich‘‘
über „nüchtern-geschäftlich‘‘ bis hin zu „immer
noch von starkem Ärger gegenüber dem/der Ex geprägt‘‘;
trotzdem kommunizierten und koordinierten sie zum
Vorteil ihrer Kinder so effektiv es ihnen möglich war,
z.B. per Email und SMS.32 Einer US-amerikanischen
Studie zur Kommunikationshäufigkeit im Wechselmodell
zufolge sprachen 60 % der Eltern einmal wöchentlich
oder häufiger miteinander über Belange des Kindes.
Das heißt umgekehrt, dass 40 % seltener als einmal pro
Woche über ihre Kinder kommunizierten. Darüber hinaus
sagten 2,4 % der Mütter und 0,7 % der Väter, sie
hätten mit dem anderen Elternteil überhaupt keinen Kontakt
– und dennoch funktionierte die Betreuung im
Wechselmodell.33
Trennung von Eltern- und Kinderebene: Die pauschale
Grundannahme, getrennt lebende Eltern könnten in
Kindesbelangen in der Regel nicht kooperieren, ist ein
Irrtum. Erwachsene lassen sich aus Gründen scheiden,
die mit ihren Erwachsenenbedürfnissen und -enttäuschungen
zu tun haben, nicht aus Gründen des elterlichen
Verhaltens des Ehepartners gegenüber den Kindern.34
Der größte Ärger zwischen den Partnern, der die Zeit der
Scheidung bestimmt hat, ist im Durchschnitt nach einem
Jahr vorüber. Spätestens nach zwei Jahren sind nur noch
die wenigsten der Eltern in intensive oder verhärtete
Streitigkeiten verstrickt. Von dieser Gruppe kann nicht
auf die weit überwiegende Mehrheit der Eltern geschlossen
werden.
Je ju¨nger die Kinder sind, desto mehr sind sie auf die
Kommunikation zwischen den Eltern angewiesen, da
sie ihre Empfindungen und Bedürfnisse noch nicht selbst
artikulieren können. Sobald Kinder sprechen können,
sind sie weniger auf die Kommunikation der Eltern angewiesen.
Dies gilt natürlich ebenso bei Besuchen im Residenzmodell.
Dennoch können auch Eltern mit Kleinkindern
bei sehr geringer Kommunikation und Kooperation
ein gelungenes Wechselmodell praktizieren.35
Als Feministin betrachtet sie die möglichen Vorteile für Mütter (Entlastung, Schutz vor Armut) und für Kinder (positive Auswirkung für die Entwicklung des Kindes bei einer intakten Vaterbindung). Ein einziges Mal erwähnt sie das Interesse der Väter: im Wechselmodell könnten diese zum ersten Mal eine „richtige Vaterrolle“ ausleben. Als Beispiele gibt sie die weinende Mutter und den fluchenden Vater im Residenzmodel. Sie persönlich würde das Residenzmodell vorziehen, würde es objektiv nicht so viele Nachteile mit sich bringen. Wenn schon, so sagt sie, im Residenzmodell genauso viel gestritten würde, wie im Wechselmodell, dann sei das Wechselmodell sinnvoller, weil das Kind dann wenigstens „zusätzliche Ressourcen mitnehmen“ könnte, verglichen mit denen, die es im Residenzmodell hätte.
Ein Hauptgrund für das Wechselmodell ist für sie, neben dem Kindeswohl, der positive Effekt für denjenigen, der ursprünglich auf das Residenzmodell beharrt ( d.h. der Frau): die Frau würde mit dem Wechselmodell insgesamt glücklicher, als mit dem Residenzmodell. Dies läßt die Frage aufkeimen, ob Prof. Dr. jur. Hildegund Sünderhauf das Wechselmodell auch unterstützen würde, wenn Frauen damit insgesamt unglücklicher würden. Als Feministin, die per definitionem keine ethischen Konzepte begreift, sondern nur den aus einer Kosten- und Nutzenanalyse berechneten Mehrwert für die Frau und das Kind, würde sie in diesem Fall, das ist meine Vermutung, das Wechselmodell nicht unterstützen.
Abgesehen von dieser feministischen Kurzsicht und der emotionslosen, auf Kosten und Nutzen reduzierten soziologischen Sprache, fand ich den Vortrag im Sinne seiner Stoßrichtung zur Stärkung der Väterrechte gut. Irritierend fand ich, wie sie mit ihrem pragmatischen Standpunkt kokettierte, als wäre das, was sie vorschlägt, das natürlichste der Welt, common sense. Sie springt nur auf dem Zug auf, der in Amerika, Schweden und Australien schon längst losgefahren ist. Das Wechselmodell ist im Kern deswegen erfolgreich, nicht weil ein ethischer Grundsatz dies erfordern würde, sondern weil die Ökonomie nicht bereit ist, die ausfallenden Zahlväter in Form von Unterhaltsleistungen an alleinerziehende Mütter zu ersetzen. Gäbe es ausreichend Zahlväter, gäbe es diesen Vortrag dieser Professorin nicht.
Dass die feministische Forderung des Wechselmodells einen Vorteil für Väter mit sich bringt, ist ein Nebenprodukt, der sich gut vermarkten lässt, wenn man als Feministin nicht nur das Lob von Frauen, sondern auch das von Vätern kassieren will.
Ich hab nicht die Zeit, einfach mal auf gut Glück ne Stunde Youtube zu schauen.
Kann man es ein bisschen zusammenfassen?
Um das alles zu lesen und mit diesen Zeilenumbrüchen zu verstehen, braucht es auch eine Stunde. 🙂
danke!
Als Feministin betrachtet sie die möglichen Vorteile für Mütter (Entlastung, Schutz vor Armut) und für Kinder (positive Auswirkung für die Entwicklung des Kindes bei einer intakten Vaterbindung). Ein einziges Mal erwähnt sie das Interesse der Väter: im Wechselmodell könnten diese zum ersten Mal eine „richtige Vaterrolle“ ausleben. Als Beispiele gibt sie die weinende Mutter und den fluchenden Vater im Residenzmodel. Sie persönlich würde das Residenzmodell vorziehen, würde es objektiv nicht so viele Nachteile mit sich bringen. Wenn schon, so sagt sie, im Residenzmodell genauso viel gestritten würde, wie im Wechselmodell, dann sei das Wechselmodell sinnvoller, weil das Kind dann wenigstens „zusätzliche Ressourcen mitnehmen“ könnte, verglichen mit denen, die es im Residenzmodell hätte.
Ein Hauptgrund für das Wechselmodell ist für sie, neben dem Kindeswohl, der positive Effekt für denjenigen, der ursprünglich auf das Residenzmodell beharrt ( d.h. der Frau): die Frau würde mit dem Wechselmodell insgesamt glücklicher, als mit dem Residenzmodell. Dies läßt die Frage aufkeimen, ob Prof. Dr. jur. Hildegund Sünderhauf das Wechselmodell auch unterstützen würde, wenn Frauen damit insgesamt unglücklicher würden. Als Feministin, die per definitionem keine ethischen Konzepte begreift, sondern nur den aus einer Kosten- und Nutzenanalyse berechneten Mehrwert für die Frau und das Kind, würde sie in diesem Fall, das ist meine Vermutung, das Wechselmodell nicht unterstützen.
Abgesehen von dieser feministischen Kurzsicht und der emotionslosen, auf Kosten und Nutzen reduzierten soziologischen Sprache, fand ich den Vortrag im Sinne seiner Stoßrichtung zur Stärkung der Väterrechte gut. Irritierend fand ich, wie sie mit ihrem pragmatischen Standpunkt kokettierte, als wäre das, was sie vorschlägt, das natürlichste der Welt, common sense. Sie springt nur auf dem Zug auf, der in Amerika, Schweden und Australien schon längst losgefahren ist. Das Wechselmodell ist im Kern deswegen erfolgreich, nicht weil ein ethischer Grundsatz dies erfordern würde, sondern weil die Ökonomie nicht bereit ist, die ausfallenden Zahlväter in Form von Unterhaltsleistungen an alleinerziehende Mütter zu ersetzen. Gäbe es ausreichend Zahlväter, gäbe es diesen Vortrag dieser Professorin nicht.
Dass die feministische Forderung des Wechselmodells einen Vorteil für Väter mit sich bringt, ist ein Nebenprodukt, der sich gut vermarkten lässt, wenn man als Feministin nicht nur das Lob von Frauen, sondern auch das von Vätern kassieren will.
Der Name ist Fake, oder?
Ich hab auxh sfort gedacht: das kann doch nicht wahr sein.
Hildegund Sünderhauf
Und wenn doch?
Kommt bestimmt aus dem Süden Deutschlands. Die heißen da alle so komisch.
Ne, nur verkürzt:
Hildegund Sünderhauf-Kravets
http://www.evhn.de/fh_tv_detail.html?adr_id=37&card_id=347
Den zweiten Namen hat man wohl weggelassen, weil das feministisch wirken könnte?
Und dann kommt sie noch von einer evangelischen Hochschule. Der Vornahme soll „kämpferische Kämpferin“ bedeuten, aha:
https://www.heiligenlexikon.de/BiographienH/Hildegund_von_Schoenau.html
Pruuuuust!
Geht nur um’s Melken von Männern und Vätern.
Mittlerweile ist ua dadurch das Land in Gefahr.