Unterschiede bei der Bewertung vonTV-Shows bei Männern und Frauen

Ein interessanter Artikel behandelt unterschiedliche Bewertungen von TV-Shows durch Männer und Frauen. Der dortige Ansatz ist, dass Männer die Bewertungen der Shows, die auf Frauen ausgerichtet sind, sabotieren.

Ein Beispiel ist die Show „Sex and the City“:

At least, that’s what I thought until I saw the program’s remarkably poor score according to IMDb’s user ratings when I analyzed the data history of HBO. “Sex and the City” has an overall rating of 7.0 on a scale from 1 to 10 — the average score of an English-language television series with 1,000 or more ratings is 7.3. So why did a show roundly considered seminal in the now ubiquitous genre of driven-New York-women-make-a-go-of-it programming score so low?

Yeah, it’s men.

Nearly 60 percent of the people who rated “Sex and the City” on IMDb are women,1 and looking only at those scores, the show has an 8.1. That’s well above average. Male users, though, who made up just over 40 percent of “Sex and the City” raters, assigned it, on average, a 5.8 rating. Oof.

Das finde ich sehr erstaunliche Unterschiede. Sie werden hier als „Sabotage“ dargestellt, die Frauenshows in die Tiefe reißen, aber interessanter finde ich es, sie schlicht als Unterschiede zwischen Männern und Frauen wahrzunehmen, die insoweit an verschiedenen Sendungen interessiert sind. Ich muss dazu sagen, dass ich wohl alle Folgen der Sendung gesehen habe und sie insoweit ganz gut kenne und auch gar nicht schlecht fand. Aber sie handelt eben auch von Geschlechterthemen, was eben bei mir immer auf ein gewisses Interesse stößt.

Ich finde es aber vor diesem Hintergrund nicht verwunderlich, dass Frauen die Erlebnisse von 4 klischeehaften Frauen-Archetypen, der Schlampe, der Karrierefrau, der konservativen Frau, die Mutter werden will und etwas schüchtern ist und dem idealisierten Ich, das Mode liebt und versucht Beziehungen zu finden, während sie über Männer und Frauen sinniert mehr abgewinnen können als Männer.

Der Artikel enthält einige interessante Grafiken:

Tv Shows die Maenner und Frauen lieben

TV Shows die Maenner und Frauen lieben

Hier zeigen sich einige Übereinstimmungen. Aber auch durchaus Unterschiede, wo man sie erwartet. Die Sopranos waren sicherlich brutaler und es gab weniger Frauenfiguren, die interessant waren, Avatar hingegen war verspielter und in der Hinsicht netter. Das Friends nicht bei den Männern vertreten ist wundert mich etwas, aber es scheint mir zugunsten neuerer Serien rausgeflogen zu sein. Serien wie „Batman“ und Seinfeld scheinen auch eher Männer anzusprechen, Downtown Abbey hingegen eher Frauen (wobei man hier nicht erfährt, wie groß die Unterschiede in den Bewertungen sind, sie könnten schlicht ein paar Stufen tiefer sein.

Deswegen ist diese mehr auf Unterschiede bezogene Tabelle interessanter:

TV Shows Unterschiede Maenner Frauen

TV Shows Unterschiede Maenner Frauen

Das wird es schon fast klischeehaft. In vielen der Männerserien geht es um Action oder Fakten, in vielen der Frauenserien um Gefühl und Tratsch. Es macht deutlich, dass Männer und Frauen gerade in den Extremen ganz andere Sachen mögen.

Auch die Bewertung der Unterschiede ist interessant:

TV Shows Unterschiede in den Bewertungen Maenner Frauen

TV Shows Unterschiede in den Bewertungen Maenner Frauen

Man sieht hier, dass Männer TV-Shows, die auf Gefühlen und Beziehungen etc aufbauen oder wie Americas Next Top Modell auf intrasexueller Konkurrenz unter Frauen weit weniger interessant finden. Frauen mögen obzöne Cartoons und Comics über einen Science-Fiction-Krieg wenig überraschend nicht.

Auch hier sieht man demnach deutliche Unterschiede im Schnitt, die den Geschlechterklischees entsprechen.

Cathy Young hat in einem Artikel auch noch darauf hingewiesen, dass die schlechten Bewertungen durchaus nicht nur bei Frauensendungen gehäuft auftreten und das viele Männer auch Shows mit starken Frauen gut bewerten, wenn sie eben nicht die klassischen „Fraueninhalte“ haben, etwa „Legend of Cora“ oder „Jessica Jones“.

18 Gedanken zu “Unterschiede bei der Bewertung vonTV-Shows bei Männern und Frauen

  1. So ein arroganter Chauvinist, dieser Walt Hickey, der meint Geschmack könnte man verobjektivieren, um damit in Männerfeindschaft baden zu gehen.

    Die erhöhte Ablehnung gewisser Sendungen durch Männer ist doch höchstwahrscheinlich auf den anti-männlichen Sexismus, der dort inszeniert wird, zurückzuführen. Und dann kommt da einer dieser kulturschaffenden Chauvinisten her und betreibt wieder mal astreines victimblaming und unterstellt den Männern einen Sexismus, der aber einem vor allem beim Autor anspringt. Die übliche „haltet-den-Dieb-Methode“.

  2. Warum ist es eigentlich ein Ausdruck von Sexismus, wenn Männer Sendungen für Frauen nicht so toll finden, aber kein Ausdruck von Sexismus, wenn Frauen Sendungen für Männer nicht so toll finden?

    Ach ja richtig, Brüste. Stimmt, hatte ich kurzzeitig vergessen.

    • Viel einfacher: weil Frauen gar nicht sexistisch sein könnten. Sexismus ist ja nur Machtausübung, Frauen haben keine Macht und q.e.d. Ist zwar totaler Zirkelschluss, aber dafür ja schliesslich „das Richtige“….
      Und „Brüste“ sind ohnehin nur sozial konstruiert, und Emanationen der Unterdrückung durch die Männer.

  3. *Aber auch durchaus Unterschiede, wo man sie erwartet. Die Sopranos waren sicherlich brutaler und es gab weniger Frauenfiguren, die interessant waren*

    Deswegen ist Sherlock auf Platz 2, Breaking Bad auf 3 und Last Week Tonight auf 4. Wegen der interessanten Frauenfiguren. ^^
    Und die Sopranos sind definitiv brutaler als Game of Thrones oder BB. Sicher.
    Ehrlich, wenn jemals eine Argumentation aus dem Hintern gezogen wurde, um bestehende Meinungen zu bestätigen, dann diese. 😀

    Was ich an den Bewertungen nicht verstehe:
    Ich schalte mal in eine Serie rein, die mich nicht interessiert, auch weil ich wahrscheinlich nicht die gedachte Zielgruppe bin. Und mein erster Impuls ist, mich bei IMDB anzumelden, die Serie zu suchen, um diese Serie vernichtend zu bewerten? Hä?

    Vielleicht ist das der entscheidende Unterschied zwischen den Bewertungsmustern, das Männer eher denken, dass es sie unbedingt was angeht und sie jetzt sowas von ihre Meinung zu den 3 Folgen, die sie vielleicht mal gesehen haben abgeben müssen. Dass sie aus irgendeinem Grund richtiggehend EMPÖRT sind, wenn ihnen eine Sendung nicht gefällt, und sie sofort wollen, dass die Welt es erfährt, dass sie NICHT GERNE ANTM GUCKEN! Aber echt nicht gerne!!!

    • „Dass sie aus irgendeinem Grund richtiggehend EMPÖRT sind, wenn ihnen eine Sendung nicht gefällt, und sie sofort wollen, dass die Welt es erfährt, dass sie NICHT GERNE ANTM GUCKEN! Aber echt nicht gerne!!!“

      Schon blöd, wenn mit einem die Vorurteile durchgehen…

        • Die letzten beiden kenn ich gar nicht. Das Next Topmodel ist natürlich nicht anti-männlich, sondern einfach nur ein Abfeiern der überragenden Weiblichkeit, also schon sexistisch. Hier wird die Überlegenheit der Frauen als „schönes Geschlecht“ gefeiert, ganz im Sinn der traditionellen Geschlechterrolle.

          Ungefähr so wie ein bodybuilding-Wettbewerb bei Männern, der allerdings sehr aus der Mode gekommen ist.

          Aber red doch mal von der ganzen Männerfeindlichkeit, die in sonstigen Serien durch gendermainstreaming Einzug gehalten hat. Davon sehe ich beim Zappen verstärkt viel. Kann dir aber nichtmal die Namen der Serien sagen, so schnell bin ich da weiter.

        • *Das Next Topmodel ist natürlich nicht anti-männlich, sondern einfach nur ein Abfeiern der überragenden Weiblichkeit, also schon sexistisch. Hier wird die Überlegenheit der Frauen als „schönes Geschlecht“ gefeiert, ganz im Sinn der traditionellen Geschlechterrolle.*

          Also was denn nun. Sexistisch im Sinne von „anti-männlich“ oder nicht?

          *Aber red doch mal von der ganzen Männerfeindlichkeit, die in sonstigen Serien durch gendermainstreaming Einzug gehalten hat.*

          Dazu müsstest du mir ein Beispiel nennen, da fiele mir grad nichts ein.

        • „Also was denn nun. Sexistisch im Sinne von „anti-männlich“ oder nicht?“

          Als Sexist muss man doch nicht gleich das andere Geschlecht hassen, oder?

          „Dazu müsstest du mir ein Beispiel nennen, da fiele mir grad nichts ein.“

          Hätte mich auch gewundert, wenn du das wahrnehmen würdest.

        • Hab ich doch:

          „Männerfeindlichkeit, die in sonstigen Serien durch gendermainstreaming Einzug gehalten hat“

          Brauch man nur den Fernseher anzumachen und mal rumzappen.

  4. In Bezug auf deine 1. Abbildung gibt es aber auch ein paar Dinge, die im Grunde Anti-Klischees darstellen:
    Doctor Who nur bei den Frauen;
    Firefly (SciFi-Action) höher bewertet bei Frauen als Männern;
    Monty Python’s Flying Circus gleich gut bei Männern wie Frauen;
    House of Cards trotz an sich starker gleichberechtigter weiblicher Hauptrolle nur bei den Männern;
    QI (Britische Comedy-Quizshow über seltsame/interessante Fakten, aber teilweise auch Fillibuster) nur bei Frauen.

    • Den Dr Who habe ich nicht verstanden.
      Vielleicht sind hier aber die Anzahl der Bewerter ganz unterschiedlich, was dies erklären könnte.

    • Dr Who ist seit Moffat ein nicht enden wollendes Frauen-sind-ja-so-toll-noch-viel-toller-genaugenommen-als-der-Doctor Geplärre.

      Und Nr 10 war wenigstens sexy.

      QI und MPFC wundert mich allerdings auch.

  5. Ich denke der wahre Unterschied kommt bei den Bewertungen hier gar nicht zum Tragen. Zum Einen weil die Bewertung einer Serie ja nur meist von denen stammen, die sie überhaupt anschauen, also ein Mindestmaß an Interesse aufbringen. Zumal jeder der nen Account bei Imdb hat und bewertet ja schon gewissermaßen ein „Nerd“ ist.

    In der Masse der Bevölkerung sind die Unterschiede gerade bei Filmen und Serien doch gigantisch. Viele Serien wie Sopranos, Walking Dead, the Wire, Batman, Vikings oder auf der anderen Seite Sex and the City, Devious Maids, desperate housewives werden doch gefühlt fast ausschließlich von einem Geschlecht angeschaut. Auch bei South Park, Simpsons, Family Guy etc. Bei richtigem Trash ist es noch mal krasser.
    Ich kenne praktisch keine Männer die sich GNTM, the Voice, Bachelor, GZSZ, Unter Uns, Verbotene Liebe oder so nen Kram anschauen würden, umgekehrt haben wir Jungs damals in der Schule auch zig Shows (z.B. Takeshi’s Castle, American Gladiators, Robot Wars) für die sich kein Mädchen interessiert hat.

    Die aktuellen Blockbuster-Serien wie Breaking Bad, GoT oder auch Dexter bilden wohl eine Ausnahme, weil sie so viel an Identifikationspotential bieten, einen solchen Hype entfachten und auch auf einem Niveau sind, dass sie das Interesse beider Geschlechter wecken.
    Ich z.B. gehöre selbst nicht zur Zielgruppe einer Fantasy-Serie, aber habe trotzdem schon früh alle Bücher veschlungen, als der Hype gerade begann.
    Diese Bücher wurden aber immer schon zu schätzungsweise 90% von Jungs gelesen.
    Wobei ich auch bei GoT und BB ungleich mehr Frauen kenne, die das entweder nicht interessiert, „zu brutal“ finden oder halt eher so „mitschauen“ mit dem Freund.

  6. Oh Mann. Von Allen aufgeführten habe ich drei Stück gesehen vor Ewigkeiten (Friends, Beverly Hills 90210 und Sex and the City natürlich).
    House of Cards sollte ich mir mal reinziehen, das müsste mich eigentlich interessieren, meinte ein Freund.
    Ich verstehe die Menschen da einfach nicht. Eine Serie zu schauen dauert doch immer fürchterlich, fürchterlich lange.

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