Zu Steven Rose und seiner Kritik an Dawkins:
Steven Rose seems to have a rather different worry about neo-Darwinism. The main message discernible through his polemic is that thinkers like Dawkins fail to appreciate the complexity of biological processes. Rose, a biochemist who works on memory, describes some of the intricate chemical arrangements by which strings of DNA influence the development of adult organisms. In particular, he gives us an idea of the elaborate feedback mechanisms that allow our bodies to develop and maintain stable structures.
Much of this is of interest in its own right, but it is hard to see why Rose thinks it amounts to an objection to neo-Darwinism. It is scarcely as if his opponents deny that genes work through complicated mechanisms. The reason they skip the chemical details is simply that they don’t think they are crucial to our understanding of natural selection. You don’t need to know about gasoline molecules to be a good car mechanic. Rose seems to be missing his target. It is one thing to argue, as Gould does, that neo-Darwinism fails in its ambitions. But Rose is pointing to ambitions his opponents never had.
A rather different reason for caring about biochemical complexity emerges in his penultimate chapter, where Rose takes issue with public announcements that scientists have now identified the gene “for“ criminality, or homosexuality, or alcoholism, or what you will. He is rightly outraged by the moronic political thinking that normally accompanies these declarations. He knows that the influence of DNA chemistry is far too fragile and environmentally mediated for any simple gene-character determinism. However, this point again misses his ostensible opponents. While there are too many vulgar sociobiologists ready to hold forth about “criminal genes“ and so on, it is striking that no leading neo-Darwinian theorist is quoted by Rose as doing so. This is no accident. Dawkins and his associates are not genetic determinists, nor does their theory require that they be. But the fervor of Rose’s political commitments makes him impatient with such nice distinctions. “Genes bad, environment good“ seems to be the slogan, and anybody who thinks that genes matter to evolution is lumped together with Nazi eugenicists.
Perhaps there is another reason for Rose’s antipathy to the neo-Darwinians. Theoretical biologists sometimes seem to be divided by esthetic considerations as much as scientific ones. Where purists like Dawkins thrill to the cold logic of mathematical rigor, pluralists like Gould get their pleasures from the tangled bank of biological diversity. I suspect this is why the debate often seems so intangible. They aren’t arguing about the facts, but about which is more fun — the ingenious equations of population genetics or the curious contrivances of the flamingo’s beak and the panda’s thumb. Given this, it is not surprising that the two sides can’t agree. Who is to say if there is more value in the lucidity of mathematics or in the variety of nature?
Even though he earns his living as a hard scientist, Rose is clearly not someone who is inspired by mathematical lucidity. Halfway through the book he explains, in presumed sympathy with his readers, that he is among those who “hate equations and find these algebraic representations hard to follow.“ A number of other comments confirm his aversion to mathematical science. High school students may well be puzzled by his claim that it has only recently become possible to model mathematically “what might be happening when several variables alter at the same time,“ or by his assertion, three pages later, that “today both heat and light are seen as forms of electromagnetic radiation.“
In the end it may be this impatience with mathematical abstraction, rather than his political commitments, that explains Rose’s antagonism to the neo-Darwinians. He repeatedly starts off toward some technical issue, only to veer away as the crucial point looms near, as if it would be improper to allow mathematical niceties to cloud our judgment. Some readers may sympathize. But those who find pleasure in mathematical clarity as well as in biological oddity are likely to find this a frustrating book. If you want to find out about the logic of modern Darwinian theory, you will do better to look elsewhere.
Und zu seinem Buch „Darwins gefährliche Erben„
Als der Abt Gregor Mendel seine revolutionären Kreuzungsexperimente machte, hatte er wohl nur eines im Sinn: die Evolutionstheorie zu widerlegen. Die Grundeinheiten der Vererbung, auf die er dann stieß, hielt er fälschlich für unveränderliche Teilchen, von denen jedes für die Ausprägung eines einzigen Merkmals zuständig sein sollte.
Heute gibt es Biologen, die alles auf das Wirken bestimmter Gene zurückführen – von Gewalttätigkeit und Drogensucht bis hin zu Homosexualität und politische Gesinnung. Der englische Neurobiologe Steven Rose macht hierfür eine Ideologie des Reduktionismus und Ultra-Darwinismus verantwortlich. Für ihren rigorosesten Verfechter hält er Richard Dawkins: „Johannes der Täufer der Soziobiologie“.
In Dawkins‘ Soziobiologie dreht sich alles um das isolierte, „ egoistische“ Gen: der Organismus als Überlebensmaschine, die dazu dient, die Reproduktion der Gene zu gewährleisten. In allem, was er ist und tut, zeigt sich, daß er der Diktatur der Gene unterworfen ist.
Für Steven Rose hingegen ist nicht das Gen, sondern der Organismus die elementare Einheit des Lebens. Und für den Organismus ist charakteristisch, daß er permanent auf seine Umgebung einwirkt, sich dadurch selbst formt und verändert. Dabei lassen ihm seine Gene durchaus einen Freiheitsspielraum. Den gesteht Dawkins nur dem Menschen zu. Er beruft sich dabei auf eine Metaphysik des freien Willens, die jedoch nach Auffassung von Rose in der Biologie nichts zu suchen hat.
Hier wird eigentlich schön deutlich, dass er gar nicht versteht, warum das egoistische Gen so elementar ist: Einwirkung auf die Umwelt durch den Organismus ist bei evolutionärer Betrachtung unwesentlich, weil diese Informationen nicht langfristig an die nächsten Generationen weitergegeben werden, weitergegeben werden eben nur die Gene. Allenfalls wird die Veranlagung auf die Umwelt weiterzugeben, soweit sie auf Genen beruht, in die nächsten Generationen übertragen. Die Idee des egoistischen Gens ist eigentlich recht einfach zu verstehen, scheint aber für einige Leute schlicht nicht ins Weltbild zu passen. Sie verschließen sich damit selbst dem Verständnis dieses Konzepts. Notgedrungen muss ihre Kritik daran entsprechend schwach ausfallen.
Sorry, aber da hast Du Rose (bzw. Lewontin, mit dem Rose ja „Not in Our Genes“ verfasst hat) schlicht nicht verstanden: Selbstverständlich werden Veränderungen an der Umwelt an die nächste Generation weitergegeben, nämlich als veränderte Lebensbedingungen. Ein einfacher Fall ist ein simples Räuber-Beute-Modell, das wohl komplexeste unsere Zivilisation. Mal zitiert aus https://en.wikipedia.org/wiki/Richard_Lewontin
Die Bedingungen, unter der die Evolution abläuft, werden durch die Organismen selbst ständig verändert – ein rückgekoppelter Prozess.
Lewontin mal zu lesen ist auch sonst lohnenswert. Er hat übrigens im letzten Jahr den Crafoord Prize bekommen.
Die Debatte mit Lewontin ist aus den 80igern … 1984 … wenn ich mich nicht irre. Lewontin & Rose & Kamin formulieren in meinen Augen eher eine Kritik des politischen Biologismus.
EvoChris vertritt einen Computerbiologismus, eine Analogie, die er aus der evolutionären Psychologie hat.
Ich würde nicht mit einer 30 Jahre alten Kritik gegen eine 40 Jahre alte These vorgehen. Ich nehm da eher die Publikationen der letzten 10 Jahre.
Auf meinem blog wird das alles nach und nach präsentiert werden.
Wie alle Ideologen verschleiern die Computerbiologisten systematisch, was sie wirklich sagen und von welchen Annahmen ihre Thesen wirklich abhängen. Daher muß man ganz systematisch vorgehen und ihnen ein tool nach dem anderen wegnehmen:
den Genbegriff
den Evolutionsbegriff
den Determinismusbegriff
den Handlungsbegriff
den Kausalbegriff
das Konzept mentaler Repräsentation
das Konzept der Wünsche
das Verständnis der Alltagspsychologie
den Begriff des Empirismus
den Erklärungsbegriff
den ontologische Deutung des Geistes
die Modularitätsthese des Geistes
und wenn ich noch weiter nachdenke, finde ich sicher noch mehr. 🙂
Manchmal denke ich, Computerbiologismus besteht nur aus Fehlern, die sich gegenseitig zu stabilisieren versuchen.
Nach der Zerschlagung des Computerbiologismus wird die Männerbewegung etwas seelische Unterstützung benötigen. Und dann müssen der analytische Humanismus und der analytische Maskulismus bereits voll entwickelt sein.
Klingt interessant. Auf wieviele Artikel wirst du das denn etwa aufteilen? Ich hoffe ja du machst zu jedem der Unterpunkte einen ausführlichen Artikel.
Geht die Phase zwei den bald los?
Eine kurze Googlesuche bringt mich zum Schluss, dass Elmar D. der einzige auf der Welt ist, der den Begriff überhaupt gebraucht. Ich denke, man sollte ihm den Begriff wegnehmen, weil er wie alle Ideologen systematisch verschleiert, was er wirklich sagt und von welchen Annahmen seine Thesen wirklich abhängen.
Man sieht ja auch an seinem Artikel dazu, dass er die Abgrenzungen nicht versteht.
Dazu diese Allmacht und ausrottungsfantasien. Und ein gewisser Verfolgungswahn.
Eigentlich traurig
Den Begriff des „Computerbiologismus“ natürlich.
@ C
Sag mal, ist Dir das Problem mit „Das Patriarchat“ eigentlich wurst?
So wie ich es sehe kann ich wenig machen bevor ich morgen wieder an einem Computer sitze. Mal sehen, ob ich dann was finde. Aber wenn du einen Vorschlag hast bin ich interessiert
Derweil können wir ja schon mal die Große Halle des Volkes bauen, wo Elmar dann seine Ergebnisse verkünden wird.
Wir brauchen eine Nord-Süd-Achse gegen den Computerbiologismus.
By the way finde ich Dawkins auch scheiße. Der Typ hat ’ne Macke, null Ahnung von Philosophie, eine absolute Katastrophe.
Und wenn er Kriminalität und andere Formen der Destruktivität auf das Wirken von Genen zurückführt, hat er auch keine Ahnung von Psychologie.
@Kirky
„Wir brauchen eine Nord-Süd-Achse gegen den Computerbiologismus.“
Gegen die dunkle Seite der Macht sollten alle zusammenhalten.
Wahrscheinlich komme ich zu spät für eine Diskussion?
Das egoistische Gen hat mich schon immer fasziniert. Vor allem wenn man von der Selbstorganisation von Mikroorganismen liest und dass wir aus Teilen bestehen, die früher anscheinend eigenständige Organismen waren, wie die Mitochondrien.
Nimmt man das Konzept des egoistischen Gens ernst, dann müsste man erst einmal feststellen, welche Teile der Chromosome eigenständige Gene sind und wie sie sich innerhalb des Gesamtorganismus egoistisch verhalten könnten.
Außerdem, zu obiger Diskussion, gibt es durchaus Organismen die sich ihre Umwelt verändern und sich dann daran anpassen.
Letztendlich ist das Gen immer Teil, des Gesamtorganismus, z.B. Mensch und wenn der Mensch tschüss sagt bevor er z.B. seinen Samen weitervererbt hat, kann kein Gen was dagegen tun.
Und da gibt es diese Organismen, die z.B. Fische befallen, die deswegen entgegen ihrer üblichen Vorsicht dauernd an der Oberfläche schwimmen, wo die gefressen werden und der Organismus weiterverbreitet wird. In dem Fall ist das egoistische Verhalten des Gens evident. Der Fisch verändert sein Verhalten ohne dass ein Teil seines Originalorganismus das gewollt hätte. Wahrscheinlich gibt es ähnliche schädliche Organismen, die den Menschen befallen und unseren freien Willen definitiv und ganz ernsthaft in Frage stellen.
Wahrscheinlich kann wirklich nur ein Computerbiologismus sprich ein sehr intelligentes Computerprogramm überhaupt feststellen, wo der Organismus an sich (z.B. der Mensch mit seinem Willen), wann seine Gene allein, ohne jeglichen Computerprogramm-ähnlichen Einfluss (das menschliche Bewusstsein), und wann welcher Teil des Organismus welchen Einfluss auf den Gesamtorganismus geltend macht um seine „Interessen“durchzusetzen. Z.B. kann anscheinend die Darmflora einen entscheidenden Einfluss auf die Psyche des Menschen nehmen, und der Darm einen eigenen Willen haben und der Mensch wiederum durch Umwelt oder Gene seine Darmflora bestimmen.
Das Ganze ist wirklich faszinierend und soweit ich weiß noch nicht zu Ende erforscht. Irgendwo haben einige Klimawissenschaftler vor wenigen Jahren ernsthaft behauptet dass die Gaiatheorie von Lovelock nicht bloß ein Gedankenspiel ist sondern die Erde wirklich ein eigenständiger Organismus ist, der sich sein Klima selbst gemacht hat.
Hier kann man sich auch die Frage stellen inwieweit das egoistische Gen auch nur ein Gedankenspiel ist, allein wegen obigem Problem, dass die Definition des Gens, das schlussendlich determiniert was weiterhin mit dem Organismus passiert, sehr schwer zu bestimmen ist. Ich hatte ja schon einmal die Hypothese geäußert, dass die sexuellen „Perversionen“ eventuell reine Streuungen des „normalen“ Sexualtriebes sind um im Notfall das Überleben zu garantieren.
Demnach gäbe es kein Gen das bestimmt ob jemand schwul ist oder nicht, es gäbe nur diese Streuung, die sich so oder so entwickeln kann, je nach Umwelt und Erfahrung. Selbstverständlich könnte es ein Gen geben, dessen Ausprägung die Veränderung hervorruft. Bei der extremen Vielfalt sexueller Perversionen ist das imho eher unwahrscheinlich, sonst müsste es für jede dieser Perversionen ein spezielles Gen geben.
Ist es nicht eher so, dass die wahrscheinlichste Fortpflanzungsart bestimmt welche sexuellen Vorlieben dominieren und die Perversionen reine Notfallwerkzeuge darstellen, die in jedem Menschen schlummern. Immer ist die „Perversion“ eigentlich eine Übertreibung des „normalen“ Sexualverhaltens was in den Spezialfällen nicht einmal Nachkommen erzeugt und also längst verschwunden sein müsste, wenn es nicht in unserer Vergangenheit irgendwann überlebenswichtig war.
Die andere Theorie ist ja die, dass die Perversion soziale Aspekte betrifft, die den Zusammenhalt der Sippe fördern. Das finde ich auch durchaus schlüssig, nur nicht besonders egoistisch. Da sind wir gedanklich eigentlich schon bei der egoistischen Sippe angekommen und nicht mehr sehr weit von der Esotheorie „GottMutterGaia“ entfernt, die egoistische Mutter Natur. Uffuffuff, schwierige Frage …. und vielleicht keine überzeugende, bzw. für uns begreifliche Antwort?
„Letztendlich ist das Gen immer Teil, des Gesamtorganismus, z.B. Mensch und wenn der Mensch tschüss sagt bevor er z.B. seinen Samen weitervererbt hat, kann kein Gen was dagegen tun.“
Das ist aber recht egal, es geht eben nicht darum, er „das sagen“ hat, sondern wonach ein Körper selektiert worden ist. Wenn der Körper das Gefühl hat, das er seinen Samen nicht in die nächste Generation verüben bringen will, dann verringert sich der Anteil der gene, die einen solchen Körper bauen. Irgendwann bleiben die Körper über, die ihre gene in die nächste Generation bringen. Und deswegen ist in der evolution eine genzentrierte Sicht ganz wesentlich
Ja, da bin ich ganz bei Dir. Mich interessiert aber am meisten welcher Teil dieses Gesamtorganismus der wichtigste ist. Wir denken z.B. es ist unser Bewusstsein, obschon 99% von unserem Tun reiner Überlebenswille ist. Selbstverständlich ist das Bewusstsein ein Teil davon. Es ist aber interessant, dass dieser Teil allein einen solch grossen Einfluss hat. Immerhin ist das Nachdenken über Selbstmord ja ein recht üblicher Begriff gerade bei sehr nachdenklichen oder vielleicht sogar intelligenten Menschen.
Allein dass die Menschheit immer noch so doof ist, ist wohl ein Symptom dieses Komplexes.
Nehmen wir aber einmal an wir sähen die Sippe als den Oberorganismus an, dann hat der Selbstmord eigentlich überhaupt keine Bedeutung, ausser, dass er die Menschheit nicht intelligenter macht. So siegt der Sex über den Intellekt oder so … verstehst Du? Das ist doch absolut faszinierend. Wir entwickeln uns als Gesamtorganismus und benehmen uns ab und an wie die En Ah Zieh sss ohne Vorwarnung, wie ein Trump kommt es über uns, und wir foltern und metzeln wie die Berserker. Absolut irr. Nur eine übergeordnete Direktion kann ein solches Verhalten eigentlich erklären, oder? Immerhin metzeln wir den Homo Sapiens unser eigen Fleisch und Blut. Und übrig bleibt die H…..rasse (sorry der musste jetzt noch sein ;-)))
Uff wollte nur einen Satz schreiben und noch mal sehr herzlich Danke sagen für das wunderbare Blog und seine Besucher!!! 🙂
Der Begriff „egoistisches Gen“ ist etwas anthropomorphistisch; gemeint ist, dass erfolgreiche Gene ihre Organismen zu etwas veranlassen, was der Verbreitung des Genes hilft, nicht notwendigerweise dem Erhalt des Organismus. So gibt es z.B. Ameisenarten, die Selbstmordattentäterarbeiter haben. Droht Gefahr für die Kolonie, platzen diese und verkleben die Angreifer. Ansonsten arbeiten sie ganz normal weiter. Das ist u.U. günstiger für die Kolonie, als eine Soldatenkaste zu unterhalten, die zwar effektiver gegen Angreifer sind, weil sie mehrfach kämpfen können, aber in der restlichen Zeit durchgefüttert werden müssen.
Das Selbstmordgen hat die ganze Kolonie, insbesondere die Drohnen und Königinnen der nä. Generation, so dass das Gen sein eigenes Fortkommen auf Kosten einzelner Ameisen bewirkt.
Jetzt beruht fast jeder Vorteil, den der Mensch gegenüber Tieren hat, auf dem Umstand, sein „vorprogrammiertes“ Verhalten ggfs. unterdrücken zu können. Insofern transzendiert der Mensch seine Gene.