Selbermach Samstag 184 (30.04.2016)

Welche Themen interessieren euch, welche Studien fandet ihr besonders interessant in der Woche, welche Neuigkeiten gibt es, die interessant für eine Diskussion wären und was beschäftigt euch gerade?

Welche interessanten Artikel gibt es auf euren Blogs? (Schamlose Eigenwerbung ist gerne gesehen!)

Welche Artikel fandet ihr in anderen Blogs besonders lesenswert?

Welches Thema sollte noch im Blog diskutiert werden?

Für das Flüchtlingsthema gibt es andere Blogs

Ich erinnere auch noch mal an Alles Evolution aufTwitter und auf Facebook.

Frauen, Risikobereitschaft und der Gender Pay Gap

Die Süddeutsche berichtet über eine interessantes Experiment. Männer und Frauen sollten bestimmte Labyrinthaufgaben lösen und erhielten dafür Geld. Wie viel sie erhielten hing auch davon ab, was sie dort leisteten und welches Modell sie wählten.

Aus dem Text:

Fast 900 Teilnehmer haben sie über ein Marktforschungsinstitut rekrutiert, alle saßen bei sich daheim am Rechner, alle bekamen denselben Job: das Lösen von Labyrinth-Aufgaben. Für jedes richtige Ergebnis wird ein kleiner Betrag ausgezahlt. Wie viel Geld die Probanden am Ende verdienten, konnten diese nicht nur über ihre Leistung, sondern auch über Vertragsverhandlungen mitbestimmen. „Wir haben sozusagen Arbeitgeber gespielt – allerdings hatten alle die gleichen Wahlmöglichkeiten.“

Zum Beispiel sollten sich die Teilnehmer für eine Schwierigkeits-Stufe entscheiden und zwischen einem simplen Stücklohn, einem Bonus oder einem Risikoaufschlag entscheiden. Wer auf Nummer sicher setzte, bekam 50 Cent pro Labyrinth, wer sich für das Bonus-Modell entschied, einen Euro. Allerdings nur, wenn eine bestimmte Anzahl erreicht wurde oder der Teilnehmer es unter die besten 30 Prozent schaffte. Andernfalls sank die Bezahlung auf 20 Cent pro Aufgabe. „Das lässt sich mit den Leistungsboni oder Prämien für die besten Mitarbeiter vergleichen, die in einer Reihe Unternehmen gängig sind“, sagt die VWL-Professorin.

Das Ergebnis beschreibt die Süddeutsche wie folgt:

Das deutliche Ergebnis hat auch die Forscherinnen überrascht: Mit 23 Prozent liegt der Bezahlungsunterschied sogar noch über der Lohnlücke, die sich im realen Leben zwischen den Geschlechtern auftut.

„Schuld ist der Risikoaufschlag“, sagt Beblo. Die Frauen hätten viel seltener auf den Leistungsbonus gesetzt, was sich finanziell negativ auswirkte. „Zudem haben die Männer auch tatsächlich mehr geleistet – nämlich immer, wenn es wirklich um etwas ging.“

Das der Bezahlungsunterschied hier bei 23% lag sagt nicht so viel aus, da die Modelle und die angesetzten Unterschiede ja nicht per se dem Markt entsprechen. Aber das sie in einer deutlichen Höhe ausfallen sagt dennoch einiges aus. Die Männer setzten häufiger auf den Leistungsbonus und haben auch noch tatsächlich mehr geleistet. Das ist verständlich, weil die Risikostrategie ja auch genau dies erfordert. Wenn man sie wählt, dann muss man auch bereit sein, etwas zu leisten.

Ich habe leider die konkrete Studie nicht gefunden, finde aber zumindest diesen Auszug durchaus interessant. Dass Männer in vielen Bereichen risikoaffiner sind als Frauen war hier schon häufiger Thema, zB:

Es kommen eine Vielzahl weiterer Faktoren dazu, beispielsweise Statusaufbau, die Bedeutung für andere Bereich des Lebens, etwa Partnerwahl etc. Auch hatten die Teilnehmer keine Auswahl, was sonstige Faktoren angeht, etwa Spiele mit einem sozialeren Bezug oder besseren Arbeitszeiten.

Wie nun die von der Süddeutschen wiedergegebene Wertung:

Verdienen Frauen also zu Recht weniger? Sind Männer einfach härter am Verhandlungstisch, bessere Arbeiter? „Das kann man so nicht sagen“, sagt die Ökonomin. Zwar gebe es in der Studie keine Diskriminierung von außen: „Männer und Frauen bringen aber ihr Leben mit ins Experiment, Verhaltensweisen, ihre Erfahrungen – und die sind natürlich nicht diskriminierungsfrei.“

Das ist erst einmal eine interessante Wertung. Man könnte zumindest festhalten: In dieser Studie ja. Natürlich stellt sich die Frage, inwieweit sie übertragbar ist. Aber wenn es an bestimmten Faktoren aus dem Leben der Männer und Frauen liegt, dann können Männer natürlich dennoch die besseren Arbeiter sein und Frauen zu Recht weniger verdienen. Denn dem Arbeitgeber kann es recht egal sein, warum sie weniger arbeiten, er betrachtet erst einmal nur, was der jeweilige Arbeiter leistet und externe Faktoren kann er dabei nicht beeinflussen. Wenn Frauen wegen ihrer Erziehung oder der Geschlechterrollen weniger leisten, dann verdienen sie bei wirtschaftlicher Kalkulation erst einmal auch nur ein geringeres Gehalt.

Tatsächlich würde ich vermuten, dass die geringe Bereitschaft Risiken einzugehen, eher mit biologischen Faktoren zusammenhängt, wie auch der oben verlinkte Artikel nahelegt.

Fefe, der den Artikel auch besprochen hat, sagt dazu:

Selbst wenn man Diskriminierung objektiv ausschließt, ist das Patriarchat trotzdem Schuld und die Frauen weiterhin unterdrückt.

Wie wohl das Ergebnis gewesen wäre, wenn das Experiment von männlichen Forschern durchgeführt worden wäre?

Dann hätte man es vermutlich schlicht deswegen abgetan.