„Maskulisten: Pöbeln für die Männlichkeit“

Die Süddeutsche hatte ja angekündigt, dass sie mit Maskulisten geredet hat. Anscheinend handelte es sich dabei um jemanden aus dem Gelben Forum und (immerhin) um Arne.

Das alles wurde unter der sehr neutralen Überschrift „Pöbeln für die Männlichkeit“ in einen Artikel gegossen.

Der erste Seite ist dabei eine Darstellung eines radikalen Vertreters des Gelben Forums, eines Werner Stahls, der als „Scheidungsopfer“ zum Maskulismus fand. Seine Position:

Stahl ist ein besonders radikaler Vertreter der selbsternannten Männerrechtler. Sie sind überzeugt, dass die „Diktatur des Genderismus“ Männer systematisch unterdrücke. Die Bewegung ist vor knapp 50 Jahren in den USA entstanden, initiiert von Vätern, die sich beim Sorge- und Scheidungsrecht benachteiligt fühlten. In den Siebzigerjahren formierten sich auch in Deutschland Maskulisten. Sie halten Männer für systematisch benachteiligt, bekommen im Gegensatz zu Feministinnen aber kaum öffentliche und mediale Aufmerksamkeit. Deshalb organisieren sie sich vor allem im Internet und tauschen sich in Blogs, Foren und sozialen Netzwerken aus. Insbesondere radikale Männerrechtler verbinden ihre Forderungen häufig mit antifeministischen oder frauenfeindlichen Thesen.

 Dann folgt eine Darstellung von Arne:

Zuerst ist Hoffmann überrascht, dass die SZ ihm zuhören will. Das sei ja „wie Glasnost“, nachdem die Leitmedien jahrzehntelang nur mit Feministinnen gesprochen hätten. Dann erklärt er, worum es ihm geht: „Es gibt zwei Themen, die mir persönlich besonders am Herzen liegen: die Benachteiligung von Jungen in der Schule und Männer als Opfer häuslicher Gewalt.“ Mit seinem Blog Genderama und zahlreichen Büchern mit Titeln wie „Rettet unsere Söhne. Wie den Jungs die Zukunft verbaut wird und was wir dagegen tun können“ will Hoffmann zur Stimme der Männer werden, die für ihre Rechte kämpfen.

Für ihn seien Feministinnen nicht der Feind, er komme sogar selbst aus der Szene: „Ich habe eine Geisteswissenschaft studiert, da ist man fast zwangsläufig Feminist“, sagt er. „Konfliktgeladen“ sei das Verhältnis aber schon. Als Frauen im Zuge der „Aufschrei“-Debatte ihre Erfahrungen mit Sexismus öffentlich machten, sei es ihm und anderen Männerrechtlern „extrem auf die Eier gegangen“, dass es „automatisch zur Seite gewischt wurde“, wenn sie über weiblichen Sexismus gesprochen hätten.

Dann kommt noch Kemper zu Wort, der die übliche Kritik an Arne als rechts darlegt und Arne darf entsprechend darstellen, dass er das nicht so sieht.

Es wird der Streit zwischen gemäßigteren und radikalen Maskulisten dargestellt. Das Ende ist:

Die Abneigung beruht auf Gegenseitigkeit. Das „gelbe Forum“ wirft Hoffmann und anderen Gemäßigten vor, mit ihrer politischen Überzeugung die Ziele der Männerrechtler zu sabotieren: „Ein Linker ist ein geistiger Krüppel und als solcher nicht nur vollständig kampfunfähig, sondern auch bestrebt, diese Kampfunfähigkeit auf andere auszudehnen„, ist dort zu lesen.

Werner Stahl sieht das ähnlich. Hoffmann ist für ihn „genauso schlimm wie die ganzen Feminazis und dieser Fotzenknecht Kemper“. Kurz nachdem er das sagt, steigt er in seinen schwarzen Audi und fährt davon. Neben dem Starnberger Nummernschild steht auf einem roten Aufkleber: „Ich bremse auch für Frauen.“

Immerhin trotz der Überschrift eine Darstellung der auch gemäßigten Szene, sogar eine Verlinkung von Arne.

Auf mehr konnte man wohl auch nicht hoffen. Würde mich interessieren, ob Arne einen Anstieg in den Suchbegriffen bemerkt.

Dann bietet die SZ noch ein Forum, in dem man Diskriminierung von Männern darstellen soll und gefragt wird, ob es eine Männerbewegung braucht. Beide Artikel waren, wenn ich das richtig gesehen habe, nur sehr kurz auf der Startseite der SZ, so dass die Aufmerksamkeit wahrscheinlich geringer ist als bei den Feminismusartikeln.

Könnte sich aber lohnen, da im Forum was anzuführen, es ist zu vermuten, dass es sonst heißt, dass ja keiner was gesagt hat. Wer also einen Account bei der SZ hat…

Ergänzung:

 Arne hatte auch schon was dazu geschrieben

Lucas Schoppe mit einer wunderbaren Erwiderung auf den Artikels

Der FrontberichterstatterFrontberichterstatterFrontberichterstatter schrieb auch einen Brief an die SZ

Der Nirvana Trugschluss (Nirvana Fallacy)

Resolute Nuss weigert auf einen interessanten Trugschluss hin, die „Nirvana Fallacy“.
Dazu heißt es in der Wikipedia:

The nirvana fallacy is a name given to the informal fallacy of comparing actual things with unrealistic, idealized alternatives. It can also refer to the tendency to assume that there is a perfect solution to a particular problem. A closely related concept is the perfect solution fallacy.

By creating a false dichotomy that presents one option which is obviously advantageous—while at the same time being completely implausible—a person using the nirvana fallacy can attack any opposing idea because it is imperfect. Under this fallacy, the choice is not between real world solutions; it is, rather, a choice between one realistic achievable possibility and another unrealistic solution that could in some way be „better“.

Es geht also darum, dass man einem realen Zustand eine irreale, idealisierte Alternative gegenüberstellt und damit dann einen Gegensatz aufbaut.

Die eigentlich nicht zu realisierende Version wird als möglich dargestellt und damit die Schlechtigkeit der anderen Lösung belegt, die zwangsläufig dahinter zurückbleibt.
Dies scheint mir etwas zu sein, was man dem Feminismus (und vielen Ideologien) sehr häufig vorhalten kann.

Im Feminismus ist es zB eine Utopie,

  • dass mit dem Überwinden der Rape Culture plötzlich keinerlei sexuelle Gewalt vorkommen wird und die Vergewaltigungen ein Ding der Vergangenheit sind.
  • dass man sozial eine perfekte Welt erschaffen kann, in der niemand mehr irgendetwas sein muss und alle sich einfach nur lieb haben
  • dass man alles biologische hinter sich lassen kann und jeder alles sein kann, was er will

Beispielsweise wurde mir tatsächlich bei Diskussionen zu „#imzugpassiert“ vorgehalten, dass jeder einzelne Fall ein Fall zuviel ist, dass also in der idealisierten Alternative keinerlei blöde Sprüche oder Belästigungen mehr vorkommen.

Dies klar zu benennen und auf den entsprechenden Fehlschluss hinzuweisen scheint mir durchaus ein guter Weg zu sein, mit dem man zeigen kann, dass „der Kaiser nackt ist“.

Resolute Nuss schrieb in dem Kommentar:

Das ist wieder diese typische Vorstellung von “nur wenn alles schön zu 50% aufgeteilt ist leben wir in einer gerechten Gesellschaft”. Davon abgesehen wird ignoriert, dass viele der Dingen die Männer jahrzehntelang vorgemacht haben nicht einfach so vom Patriarchat festgellegt wurden, sondern einen praktischen Hintergrund haben. Die meisten Entscheidungen haben Vor- und Nachteile und man kann eben nicht alles haben. Aber Feminismus wird hier so dargestellt als ob er jeden die Eierlegende Wollmilchsau Nachhause liefert würde. Karriere und Familie für alle und am Ende dann sind auch alle zufrieden. Sieht für mich sehr stark nach dem Nirvanatrugschluss (Nirvana fallacy) aus. Davon abgesehen, dass es der typischen idologische Einstellung folgt nach der nur alle so denken müssen wie man selbst um eine bessere Welt zu erschaffen. Männern und Frauen die sich lieber auf eine Sache konzentrieren verstehen eben nicht wie gut es für sie ist.

Dabei bricht diese ganze Theorie auch schon damit zusammen. Man kann niemanden dazu zwingen diesen Weg zu gehen und für die Arbeitgeber lohnt es sich damit immer auch Leute einzustellen die sich auf ihre Karriere konzentrieren wollen. Selbst Arbeitgeber gezwungen würde jeden gegen den Willen frei zugeben sobald ein Kind da ist wäre das nicht umzusetzen. Dann stellt man eben eher Leute ein die Single sind und in nächster Zeit keine Famile planen. Also selbst in dem Fall wird man Karriere Menschen immer noch bevorugen. Am Ende sind eben immer die Menschen ganz oben die bereit dafür sind andere Aspekte daür zu opfern oder zumindest deutlich unterzuordnen.

Im Prinzip wird an der Stelle vom Feministen versucht hohe Ambitionen mit wenig Aufwand und Risiko in Einklang zu bringen. Das dies nicht geht spielt keine Rolle und hält schon gar nicht davon ab den Staat dahin zu drängen. Im Bestenfall wird jemand anders den Preis dafür zahlen entweder der Staat selbst oder sogar wieder Frauen. Vor ein paar Monaten wurde tatsächlich gefordert, dass man während der Periode frei bekommen soll. Sicher sehr praktisch für viele Damen, nur dass dies dann ein Grund sein kann warum ein Arbeitgeber lieber Männer einstellt wird dabei wieder natürlich nicht berücksichtigt.

Da hat er meiner Meinung nach recht. Es werden im Feminismus beständig die Konsequenzen bestimmten Verhaltens ausgeblendet und statt dessen ein Idealzustand entworfen, in dem man aus ideologischen Gründen keine Konsequenzen haben darf.

Alex ergänzte darunter:

Sieht für mich sehr stark nach dem Nirvanatrugschluss (Nirvana fallacy) aus.”

Oder einfach: Utopie. Der Oberphilosoph denkt sich die perfekte Ordung aus, nach der alles läuft. Eine Ideologie beschreibt den paradisischen Zustand, der eintreten wird, wenn alle den Vorschriften Folge leisten. Nur so kann man dem Jammertal der Existenz (dem Sansara oder dem Patriarchat) entkommen bzw. dem göttlichen Zorn für das Verharren in der gottlosen Ordnung.

“Aber Feminismus wird hier so dargestellt als ob er jeden die Eierlegende Wollmilchsau Nachhause liefert würde.”

Im Rahmen des Feminismus wird doch tatsächlich alles versprochen, gar nicht selten sogar Straffreiheit (kein Gefängnis für Frauen).

“Man kann niemanden dazu zwingen diesen Weg zu gehen ….”

Doch kann man. Das wurde regelmässig von den verschiedensten Staaten versucht. Die Erfahrung zeigt, dass die utopischen Ideale auch tatsächlich durchgesetzt werden, von den Gläubigen, sobald sie die Macht und die Mittel dazu haben.
Dabei spielt die Absurdität der Vorstellungen, die Utopie zu erreichen, offenbar keine Rolle für den Erfolg der Umsetzung solcher Ideen.

“Sicher sehr praktisch für viele Damen, nur dass dies dann ein Grund sein kann warum ein Arbeitgeber lieber Männer einstellt wird dabei wieder natürlich nicht berücksichtigt.”

So läuft das immer. Die vermeintlichen Vorteile sind so teuer erkauft, dass am Ende wieder ideologisches Futter draus gemacht wird. Der Feminismus arbeitet de facto auf jegliche Benachteiligung von Frauen hin. Und das macht auch Sinn für ihn, denn dann kann er wieder auftrumpfen und den universellen Sündenbock verantwortlich machen, das “Patriarchat”.
Wenn es irgendwas gibt, was wirklich diesem “Patriarchat” nahe kommt, dann ist es der Feminismus selbst. Er redet also beständig und ausschliesslich über sich selbst…

 

Das ist in der Tat ein weiterer Vorteil: Bei einem idealen Zustand, der nie erreicht werden kann, kann man auch nie wirklich wiederlegt werden. Genau wie beim Kommunismus ist es nie ein Fehler des Systems, sondern ein Fehler des konkreten Ereignisses und weil sich die Leute nicht genug eingesetzt haben.

Weil der Idealzustand feststeht und dessen Unerreichbarkeit nie eingestanden wird, kann ein Rückschlag nur daran liegen, dass die Kräfte dagegen zu stark waren und man sich mehr anstrengen muss.