Ein weiteres Buch von Arne Hoffmann ist “Plädoyer für eine linke Männerpolitik”:
Aus einer Rezension bei Amazon:
Der linksliberale Männerrechtler Arne Hoffmann hat mit „Plädoyer für eine linke Männerpolitik“ das Buch geschrieben, das in der Geschlechterdebatte bislang gefehlt hat.
„Plädoyer für eine linke Männerpolitik“ leistet zweierlei:
Erstens stellt es einen wichtigen Teil des aktuellen Forschungsstandes bezüglich Benachteiligungen, sozialer Problemlagen und Menschenrechtsverletzungen, von denen Jungen und Männer betroffen sind, verständlich und wissenschaftlich fundiert dar.
In dieser Hinsicht kann das Buch sowohl als Einführung in das Thema „männliche Benachteiligungen und soziale Problemlagen“ gelesen werden als auch als zeitgemäße Aktualisierung von Arne Hoffmanns vorangegangenen sehr lesenswerten Standardwerken zum Thema. Sowohl Neueinsteiger, aber auch Personen, die sich bereits mit dem Thema beschäftigt haben, werden auf ihre Kosten kommen, denn das Buch enthält auch eine ganze Reihe von Informationen, die in vorangegangenen männerrechtlichen Werken noch nicht oder nur ansatzweise erwähnt wurden.
Arne Hoffmann legt Wert darauf seine Behauptungen zu belegen. 876 Fußnoten mit Belegquellen ermöglichen es jedem interessierten Leser sich weiter über die angesprochenen Themen zu informieren und die Quellen zu überprüfen.Zweitens legt „Plädoyer für eine linke Männerpolitik“ aber auch die wissenschaftlichen und theoretischen Grundlagen für eine Männerpolitik aus der Perspektive eines konsequenten linken Humanismus dar. Zwar sind auch die früheren Veröffentlichungen von Arne Hoffmann stets aus Perspektive eines linken Humanismus verfasst, in „Plädoyer für eine linke Männerpolitik“ wird aber darüber hinaus ausführlich begründet, das und warum die Wahrnehmung, das Ernstnehmen und die Bekämpfung auch von Benachteiligungen, sozialen Problemlagen und Menschenrechtsverletzungen, von denen Jungen und Männer betroffen sind, ein wichtiges Anliegen jeder ernsthaften linken Antidiskriminierungshaltung sein sollte, die diesen Namen verdient.
Der Autor Arne Hoffmann verfällt dabei keineswegs in einen Art umgekehrten Radikalfeminismus, für den die Problemlagen des anderen Geschlechts nicht zählen, vielmehr wird bereits im Vorwort des Buches das letztendliche Ziel einer geschlechtsübergreifenden Perspektive auf geschlechtsbezogene Probleme betont, welche Männer UND Frauen (in einer Fußnote werden auch Intersexuelle und Transgender erwähnt) berücksichtigt. Zu einem solchen geschlechtsübergreifenden Ansatz hinsichtlich geschlechtsbezogener Probleme steuert „Plädoyer für eine linke Männerpolitik“ die männliche Perspektive bei.
Auch für Frauen – und ich denke auch für gemäßigte Feministinnen, die ihren Blickwinkel erweitern wollen und die Bereitschaft besitzen, die einseitige Perspektive eines die Realität männlicher Diskriminierungen leugnenden radikalen Feminismus hinter sich zu lassen – könnte das Lesen dieses Buches ein Gewinn sein. Frauenfeindlichkeit und Macker-Gehabe sucht man in diesem Buch nämlich vergeblich.In 14 Kapiteln, jedes einzelne angefüllt mit zahlreichen für das jeweilige Thema bedeutsamen Informationen, Fakten, Argumentationen und Belegquellen, werden wesentliche Aspekte einer linken Männerpolitik entfaltet:
Das 1. Kapitel stellt dar, warum eine linke Männerpolitik notwendig ist und erläutert inwiefern eine humanistisch-männerrechtliche Perspektive an zentrale linke Werte und Diskurse anschlussfähig ist. Zu Recht bedauert der Autor, dass in einem großen Teil der zeitgenössischen politischen Linken über die Realität männlicher Diskriminierungen und sozialer Problemlagen wenig bekannt ist, diese unter dem Einfluß einer einseitigen radikalfeministischen Perspektive und einseitigen Geschlechterpolitik oftmals sogar geleugnet werden und dass ein großer Teil der politischen Linken in dieser Hinsicht eine konservativ anmutende Haltung angenommen hat, bei der Männer, quasi entsprechend einem archaischen traditionalistischen Rollenbild, mit ihren Problemen nicht wahrgenommen werden, in etwa nach dem Motto „Jungen weinen nicht“, „ein Indianer kennt keinen Schmerz“.
Das 2. Kapitel stellt ausführlich eine Vielzahl von Befunden zum Thema Männerfeindlichkeit dar und verdeutlicht, dass gegen Männer gerichteter Sexismus in unserer Gesellschaft ein sehr reales Phänomen darstellt, das alles andere als „progressiv“ und „emanzipatorisch“ ist.
Arne Hoffmann verweist hierbei auch auf die bahnbrechende Studie des Geschlechterforschers Christoph Kucklick „Das unmoralische Geschlecht: Zur Geburt der Negativen Andrologie“, in welchem die Entstehung des männerfeindlichen Diskurses in westlichen Gesellschaften bis in die Zeit um 18oo zurückverfolgt wird. Seit dieser Zeit, so Kucklicks Forschungsbefunde, hat sich ein bis heute bestehender, gegen Männer gerichteter sexistischer gesellschaftlicher Diskurs entfaltet, der den Mann als Sündenbock für alle Übel der modernen Gesellschaft betrachtet. Radikale Formen des Feminismus haben an dieses bereits bestehende sexistische Stereotyp angeknüpft und es weiterverbreitet, anstatt es kritisch zu hinterfragen. Die Auswirkungen dieser oftmals verleugneten Männerfeindlichkeit in der Gegenwart werden von Arne Hoffmann anhand zahlreicher Beispiele und Befunde skizziert und belegt.Das 3. Kapitel befasst sich ausführlich mit den Nachteilen der traditionellen Geschlechterrolle für Männer und wie diese zu männlichen Diskriminierungen und sozialen Problemlagen beitragen. Die Kritik an den Nachteilen der traditionellen Geschlechterrolle für Männer ist ein zentrales Thema linker Männerpolitik. Arne Hoffmann macht klar, dass der radikale Feminismus, ganz entgegen seinem Anspruch die Nachteile der traditionellen Geschlechterrollen umfassend zu kritisieren, eher dazu beiträgt, die Nachteile der traditionellen Geschlechterrolle für Männer zu erhalten, anstatt sie abzubauen.
Indem Männer kontrafaktisch als „allgemein privilegiert“ und als „Tätergeschlecht“ konstruiert werden, wird die traditionelle männliche Rolle festgeschrieben und das tradierte Geschlechterverhältnis gerade nicht aufgehoben, eben nach dem Motto: „Nur Frauen verdienen Unterstützung, Männer können sehen, wo sie bleiben.“Ebenso kritisiert Arne Hoffmann in diesem Kapitel aber auch jegliche Versuche, eines radikalen Gender-Feminismus Jungen und Männern als geschlechtstypisch geltende Verhaltensweisen aus ideologischen Gründen aberziehen zu wollen. Die Alternative sowohl zum Traditionalismus als auch zu gender-ideologischen Umerziehungsmaßnahmen sieht Arne Hoffmann stattdessen im Respekt vor der Einzigartigkeit des Individuums und plädiert dementsprechend für nicht-normative Geschlechterbilder jenseits sowohl von traditionellen Geschlechterrollen als auch von gender-ideologischen Geschlechterrollen. Anstatt eines abstraktes Leitbildes soll jedes Individuum, egal welchen Geschlechts, so leben und sein können, wie es ist und sein will, solange dadurch niemand anderes geschädigt wird. In dieser konsequenten Orientierung am Individuum, die es ablehnt, irgendeinem Menschen seine geschlechtsbezogene Identität vorschreiben zu wollen, besteht ein wesentlicher Beitrag einer linken Männerpolitik zur Geschlechterdebatte.
Das 4. Kapitel bietet einen Überblick über einige wesentliche Aspekte männlicher Diskriminierungen und sozialer Problemlagen. Dabei geht es u.a um Themen wie die unterschiedliche Lebenserwartung von Männern und Frauen, Benachteiligungen von Jungen und Männern im Gesundheitssystem, die hohe Zahl männlicher Selbsttötungen, einseitige Forschung, Diskriminierung am Arbeitsplatz, Zwangsdienste, Diskriminierung von Männern mit Behinderungen, Väterrechte, Benachteiligungen von Männern im Kontext des Justizsystems sowie im Kontext von Internationaler Hilfe.
Kapitel 5 widmet sich einem kinderrechtlich relevanten Thema: Der Benachteiligung von Jungen im Bildungssystem. Neben einer Zusammenfassung der Forschungsergebnisse hierzu, geht es in dem Kapitel aber auch um die negativen sozialen Folgen für die Gesellschaft, mit denen zu rechnen ist, wenn es zu einer immer weiteren Zunahme schlecht ausgebildeter junger Männer kommt.
Das 6. Kapitel fasst eine ganze Reihe von Forschungsbefunden zu ökonomischen sozialen Problemlagen von Männern zusammen: Von einem sich anbahnenden Gehaltsgefälle und Jobabbau zu Lasten von Männern über die Diskriminierung von Männern durch Jobcenter, der Verarmung von Scheidungsvätern, dem hohen Anteil männlicher Wohnungsloser bis hin zu Männern als Opfer tödlicher Arbeitsunfälle reicht das Spektrum der dargestellten Themen.
Insbesondere auch für gewerkschaftlich und klassenkämpferisch interessierte und engagierte Linke bietet dieses Kapitel einige wertvolle Informationen zu Themen, die sonst innerhalb der Linken leider bislang zu wenig bekannt sind.Kapitel 7 bietet einen Überblick zu den Forschungsergebnissen zu Männern als Opfer häuslicher Gewalt und beschreibt Schwierigkeiten und Lösungsansätze im Hinblick auf die Notwendigkeit einer Unterstützung auch männlicher Opfer häuslicher Gewalt. Arne Hoffmann erwähnt hierbei auch Forschungsergebnisse, denen zufolge in vielen Fällen häuslicher Gewalt sich die Gewalt gegenseitig hochschaukelt.
Für Präventions- und therapeutische Maßnahmen ist es besonders wichtig Tätertypologien zu erstellen und verschiedene Formen des Ablaufes häuslicher Gewalt zu klassifizieren, daher behindert das einseitige radikalfeministische Stereotyp vom Mann als Täter die Erforschung und Bekämpfung häuslicher Gewalt und schadet damit beiden Geschlechtern.Das 8. Kapitel befasst sich mit einem in den öffentlichen Diskursen besonders tabuisierten Thema: Männer und Jungen als Opfer sexueller Gewalt durch Frauen. Hierzu werden einige Forschungsergebnisse dargestellt, die den wenigsten bekannt sein dürften, die aber zur Kenntnis genommen werden müssten, wenn alle, und d.h. auch männliche Opfer sexueller Gewalt, Anerkennung und Unterstützung erfahren sollen und wenn sexuelle Gewalt objektiv erforscht und wirksam bekämpft werden soll.
Arne Hoffmann weist dabei auch auf Studien hin, denen zufolge viele männliche Vergewaltiger in ihrer Kindheit selbst sexuell missbraucht wurden – auch von Frauen. Die Ausblendung weiblicher Täterschaft bei sexueller Gewalt ist somit für beide Geschlechter schädlich.Kapitel 9 befasst sich mit Menschenrechtsverletzungen gegenüber Jungen und Männern in internationaler Perspektive.
Es wäre höchst wünschenswert, wenn mehr Menschenrechtsaktivisten und Menschenrechtsorganisationen, die dort dargestellten Befunde zur Kenntnis nähmen und sie genauso ernst nähmen wie äquivalente Menschenrechtsverletzungen, die Mädchen und Frauen betreffen.
Das Kapitel greift folgende Themen in Bezug auf Menschenrechtsverletzungen gegenüber Jungen und Männern auf: Genderzide (geschlechtsbezogene Massentötungen), Massenvergewaltigungen, Menschenhandel und Zwangsprostitution, Zwangsrekrutierungen, religiöse Beschneidung, Todesstrafe und Polizeigewalt und der Entzug des Kontaktes zu den eigenen Kindern.
Darüber hinaus widmet sich das Kapitel auch der Problematik, dass Männer als Opfer von Menschenrechtsverletzungen oft zu wenig wahrgenommen werden und der Frage, warum es bislang keinen besseren Schutz bezüglich Menschenrechtsverletzungen speziell zu Lasten von Männern gibt.Kapitel 10 befasst sich mit Diskriminierungen und sozialen Problemlagen, von denen speziell Männer mit Migrationshintergrund in Deutschland betroffen sind, wobei es schwerpunktmäßig um männliche Zuwanderer aus islamischen kulturellen Kontexten geht. Da Arne Hoffmann sich auch antirassistisch engagiert, fließen in diesem Kapitel zwei zentrale Interessengebiete des Autors – Antirassismus und Männerpolitik – zusammen.
Das 11. Kapitel gibt einen zusammenfassenden Überblick über Diskriminierungen und Menschenrechtsverletzungen, von denen homosexuelle Männer international und in Deutschland betroffen sind. Arne Hoffmann stellt klar, dass auch Schwulenrechte Männerrechte sind und dass es Aufgabe einer linken Männerpolitik ist, der Diskriminierung homosexueller Männer entschieden entgegenzutreten.
Dass Menschenrechte und Bürgerrechte auch für lesbische Frauen selbstverständlich unteilbar sind, auch wenn sie aufgrund ihrer Geschlechtszugehörigkeit nicht primärer Bezugspunkt von Männerpolitik sein können, wird ebenfalls klargestellt.Kapitel 12 gibt einen Überblick bezüglich einer humanistischen linken Kritik an radikalen Formen des Feminismus und einer einseitigen Geschlechterpolitik, welche männliche Benachteiligungen bislang ignoriert.
Dabei ist die Bejahung der Gleichwertigkeit der Geschlechter und der Gleichberechtigung für Arne Hoffmann nicht nur selbstverständlich, vielmehr werden radikale Strömungen des Feminismus gerade dann kritisiert, wenn sich begründet zeigen lässt, dass sie von ihren ideologischen Grundlagen her einer wirklichen Gleichberechtigung der Geschlechter, einer geschlechtsübergreifenden Perspektive auf geschlechtsbezogene Probleme und einer gerechten Geschlechterpolitik im Weg stehen.
Vielen innerhalb der zeitgenössischen Linken ist offenbar leider zu wenig bewusst, dass der klassische Radikalfeminismus Männer und Frauen als „verfeindete Klassen“ konzeptualisiert hat und dass der postmoderne Gender-Feminismus explizit behauptet, Sexismus gegen Männer könne es nicht geben. Dass die kulturelle Hegemonie solcher feministischer Ideologien in den akademischen und medialen Diskursen und innerhalb der Politik nur eine einseitige Geschlechterpolitik zur Folge haben konnte, ist daher kein Zufall.
Es bleibt einem engagierten Männerrechtler daher nichts anderes übrig als radikale Formen des Feminismus zu kritisieren, wenn und insofern diese zu männlichen Benachteiligungen beitragen.
Arne Hoffmann geht in diesem Kapitel aber auch auf konstruktive feministische Ansätze wie den US-amerikanischen Equity-Feminismus oder den französischen liberalen Feminismus Elisabeth Badinters ein, die sich über die Einseitigkeiten des Mainstream-Feminismus hinausentwickelt haben und Benachteiligungen und soziale Problemlagen beider Geschlechter anerkennen und z.T. auch thematisieren.
Des Weiteren zitiert Arne Hoffmann in diesem Kapitel auch einige bekannte linke Frauenrechtlerinnen, die feministische Einseitigkeiten und Fehlentwicklungen bereits früh erkannten und kritisierten, z.B. die Anarchistin Emma Goldman, die freiheitliche Sozialistin Lily Zografou und die poststrukturalistische Philosophin und Psychoanalytikerin Julia Kristeva.Das 13. Kapitel befasst sich u.a. mit den Versuchen von Anhängern des Mainstream-Feminismus männerrechtliche Anliegen aus der Öffentlichkeit und der Politik auszugrenzen. Hierbei wird ausführlich auf die Diffamierungsstrategien von Gegnern der Männerrechtsbewegung eingegangen und diese kritisch analysiert und ihre „Argumente“ widerlegt.
Des Weiteren enthält dieses Kapitel aber auch eine kritische Analyse von problematischen und radikalen Tendenzen innerhalb der Männerrechtsbewegung, von denen sich eine linke Männerpolitik deutlich absetzen muss.Das 14. und letzte Kapitel beschreibt Perspektiven für eine Demokratisierung der Geschlechterpolitik und analysiert die gegenwärtige gesellschaftliche Situation in Bezug auf die Möglichkeiten, Schwierigkeiten und Chancen für eine linke Männerpolitik.
In dem folgenden Anhang werden MANNdat und AGENS, die beiden wichtigsten Organisationen im Kontext der Männerrechtsbewegung in Deutschland, kurz vorgestellt, es wird auf einige Websites der Männerrechtsbewegung im deutschsprachigen Raum hingewiesen sowie wichtige Literatur zu verschiedenen, für die Männerrechtsbewegung relevanten Themen aufgeführt.
Mit „Plädoyer für eine linke Männerpolitik“ hat der Autor Arne Hoffmann ein Buch geschrieben, dass in überzeugender und kohärenter Weise eine Darstellung des aktuellen Forschungsstandes zu männlichen Benachteiligungen, sozialen Problemlagen und Menschenrechtsverletzungen mit der Perspektive eines konsequenten linken Humanismus verbindet.
Meine obigen kurzen Angaben zu den einzelnen Kapiteln können die große Reichhaltigkeit und Informationsfülle des Buches, die anregenden Argumentationen und Gedankengänge des Autors natürlich nicht ansatzweise wiedergeben.
Obwohl das Buch aus einer linken Perspektive geschrieben wurde, ist es für jeden geeignet, der an einer fundierten Darstellung einer humanistisch orientierten männerrechtlichen Perspektive interessiert ist.
Was sagt ihr zu dem Buch? Hat es einer hier gelesen? Man bekommt es zB über Amazon hier
Meine Kurzrezension:
„Vor etwa 10 Jahren veränderte ein Buch meine Sicht der Dinge auf die Welt. Nun bestärkt mich ein neues Buch in dieser Sicht. Arne Hoffmanns frisch veröffentlichtes Werk “Plädoyer für eine linke Männerpolitik” kommt nicht als Paukenschlag daher, was dem Autor allerdings nicht anzulasten ist. Zu sehr bin ich bereits mit der Thematik Männerrechtsbewegung vertraut; die Überraschung und den Schock darüber, in welchem Maße Männer weltweit diskriminiert und benachteiligt werden, habe ich bereits vor einer Dekade erfahren.
Zweifellos aber wird das Buch, auf für mit der Thematik unbeleckte Leser, zunächst verstörend und schockierend wirken. Denn das Buch handelt von Jungen und Männern, und ihrem Leben in einer Welt, welche sich zwar offiziell der Gleichberechtigung der Geschlechter verschrieben hat, Jungen und Männer aber zunehmend und fortwährend als Menschen zweiter Klasse behandelt.
Vätern haben den nicht den gleichen Anspruch auf Ihr Kind wie Mütter? Männer sterben früher als Frauen? Männer bringen sich häufiger um als Frauen? Männer stellen den Großteil der “Bildungsverlierer? Männer sind häufiger arbeitlos? Die überwältigende Mehrheit der Obdachlosen ist männlich? Männer sind ebenso häufig von häuslicher Gewalt betroffen wie Frauen? Männern sind in hohem Maße Opfer sexueller Gewalt, Zwangsprostitution und Menschenhandel? Mehr Männer als Frauen werden Opfer einer Vergewaltigung? Die meisten Gewaltopfer und Getöteten sind männlich? – Wie kann das sein? Warum wissen wir so etwas nicht? Warum wird das alles nicht zur Kenntnis genommen?
Seite um Seite reiht Hoffman dabei Fakten um Fakten aneinander, wird der Mythos von Patriarchat, Männerherrschaft und Unterdrückung der Frau widerlegt und die Einseitigkeit einer Geschlechterpolitik angeprangert, die sich ausschließlich auf das Wohl und Wehe von Frauen konzentriert, welche die Belange, die Rechte und die Würde von Männern ignoriert und lächerlich macht, und dabei auch vor Verzerrungen, Falschbehauptungen und absurden Interpretationen zugunsten von Frauen nicht zurückschreckt.
Als Befürworter eines dezidiert menschenrechtlichen und individualistischen Ansatzes, geht es Hoffmann dabei nicht um die Ablösung des Feminismus durch eine allein auf Männer gerichtete Politik, sondern um einen integrativen, progressiven und emanzipatorischen Ansatz, der Menschen jedweder Coleur dazu befähigen soll, in Freiheit ein Leben als Mann, Frau, Transgender oder Intersexueller zu führen, befreit von sexistischen Klischees und gesellschaftlichen Rollenzuschreibungen.
Besonders freut mich natürlich, dass Hoffmann in seinem Buch für die Integration von Schwulen in die Männerrechtsbewerbung wirbt, und sie dazu ermutigt, zu erkennen, dass die meisten Benachteiligungen von Männern sie ebenso betreffen. Bestehende Diskriminierungen im Bereich des Ehe- und Adoptionsrechts zu benden, sei dabei selbstverständlicher Bestandteil einer emanzipatorischen Männerbewegung.
Gerade die Linke, mit ihren Werten der Gleichheit und der Gerechtigkeit, so Hoffmanns Plädoyer, sollte sich endlich für eine Politik einsetzen, die sich von der einseitigen Fokussierung auf Frauen löst, und bei der Freiheit und Würde eines Menschen nicht mehr vom Geschlecht abhängig gemacht wird.
Lesen wir also! Und packen wir es an!“
https://gaywest.wordpress.com/2014/03/02/manner-jetzt-gehts-los/
Welches der 3 Hoffmann-Bücher würdest du als Geschenk für einen Einsteiger empfehlen?
„Sind Frauen bessere Menschen“
Ich hab das Buch auch gelesen und verbleibe mit wenigen Worten bei einer absoluten Empfehlung: faktensatt, extrem gut und weitläufig recherchiert, unaufgeregt und gerechtfertigterweise als Standardwerk zu bezeichnen. Wer meint, schon hinreichend über die Felder männlicher Benachteiligung zu wissen, wird mit diesem Buch noch zahlreiche Fakten dazu gewinnen.
Auch ich hab das Buch gelesen, und auch ich finde, dass es ein Standardwerk von Geschlechterdiskussionen ist. Wer es nicht kennt, und wer sich damit nicht ernsthaft auseinandergesetzt hat, kann nicht für sich beanspruchen, auf dem Stand der Diskussion zu sein. (Das gilt also vermutlich für den größten Teil feministischer Gender-Anbieter.)
Das liegt einerseits an dem hier schon mehrfach erwähnten unendlichen Faktenreichtum. Anstatt (im Stile des Twitter-Feminismus à la Wizorek) einfach zu behaupten und um das eigene Selbstgefühl zu kreisen oder (im Stile des hermetisch-akademischen Feminismus à la Butler) abstrakt und losgelöst zu formulieren, belegt Arne alles, was er schreibt, vielfach – und dies mit einer weltweiten Perspektive. Gerade auch dieser ungeheure Faktenreichtum hat es mir übrigens sehr schwer gemacht, eine einzelne Rezension darüber zu schreiben.
Übrigens wäre das m.E. ein sehr sinnvolles Projekt, um das Buch zu unterstützen. Ein so extrem belegreicher Text braucht eigentlich dringend ein Register, um die Orientierung darin zu erleichtern und die Fakten auch leicht zugänglich und auffindbar zu machen. Vielleicht könnte man das auch in einer gemeinsamen Arbeit erstellen – wenn sich verschiedene Akteure jeweils ein Kapitel vornehmen. Ich würde jedenfalls gern auch in Vorleistung treten und für ein Kapitel schon einmal anfangen.
Das Buch hat noch einen zweiten Aspekt, der wichtig ist: nämlich einen tief traurigen. Arne tritt für einen integralen Antisexismus ein – eine geschlechterübergreifende Politik, die sich gegen Diskriminierungen von Frauen UND Männern richtet. Die Linke aber, die Bündnispartner für eine solche humane – und eben nicht nur: feministische – Geschlechterpolitik sein könnte, gibt es nicht mehr. Oder: Sie wird zumindest institutionell nicht mehr vertreten. Eigentlich hätten sich Politiker der Grünen, der Linken oder der Sozialdemokraten begeistert oder zumindest interessiert auf dieses Buch stürzen müssen, um damit die Diskussionen in ihren Parteien auf eine andere Grundlage zu stellen.
Stattdessen gibt es dort nur – wie ja gerade die Verleumdungen des Bundesforum Männer-Vorsitzenden Rosowski gegen den Gender-Kongress wieder zeigen – desinformierende Abwehrhaltungen.
Überhaupt hatte Leszek damals, als das Buch erschien, meiner eben formulierten Einschätzung dazu mit sehr guten Gründen widersprochen. Auch wenn die Bündnispartner in den Parteien fehlten, hätte die Formulierung einer linken Männerpolitik für die männerpolitischen Diskussionen selbst eine sehr wichtige Bedeutung gehabt. http://man-tau.com/2014/04/04/uber-den-sinn-linker-mannerpolitik/
So oder so: Wer geschlechterpolitisch auf dem Stand der Diskussion sein will, kommt um das Buch wirklich nicht herum.
Ohne mich jetzt besonders tief in die Parteiprogramme eingearbeitet zu haben, scheint es mir nach dem bisher hierzu gelesenen aber so zu sein, dass die AfD wohl die einzige Partei mit signifikanten Wähleranteilen ist, die sich für eine geschlechtsunabhängige Gleichberechtigung bzw. gegen Diskriminierungen von Frauen UND Männern richtet.
Wenn man daher einen geschlechtsunabhängigen Kampf gegen Diskriminierungen für eine eher linke politische Position betrachtet, dann sollten sich vielleicht so einige mal hinterfragen bzw. prüfen, ob die abwertenden populistischen Adjektive in Bezug auf die AfD nicht viel besser auf andere Parteien zutreffen würden. Denn die Schaffung von Privilegien für bestimmte Personenkreise alleine aufgrund von biologischen Merkmalen, den SPD-Grüne-Linke-CDU betreiben wollen, hat in der Geschichte auch schon eine sehr braune Partei für die richtige Politik gehalten.
Ich weiß nicht, wie man einen Register erstellt, aber wenn man es mir erklärt, könnte ich mich an dem Projekt beteiligen – in zwei Wochen hätte ich die Zeit dafür, vielleicht auch mehr als ein Kapitel.
Hach… der Hoffmann klingt mir mit allem, was ich von ihm höre, sympathischer.
Aber nach wie vor traure ich mich nicht daran, mir ein ganzes Buch über die Männerrechtssache zuzulegen, da ich einfach fürchte, es würde mich zu sehr verbittern. Denn da mag man Hunderte von Seiten mit sachlich ruhigen Ausführungen, Fakten und Gesprächsangeboten haben… wenn man öffentlich davon spricht, wird man doch mit einem „Masku-Nazi, geh doch amok laufen, wie dein Idol Breivik!“ abgefertigt.
Hoffmann hat voll und ganz recht, dass es eigentlich Sache der Linken wäre, sich des Themas anzunehmen, aber die scheint mir g.T. mittlerweile viel zu verknöchert, als dass man da auf soviel Flexibilität gegenüber neuen Gedanken hoffen kann.
@DMJ
Ein guter Kompromiss sind diese Bücher:
https://allesevolution.wordpress.com/2012/05/23/bucherempfehlungen-zur-biologie-der-geschlechter/
Interessante Einsichten, viel neues zu den Geschlechtern, Verbitterungsgefahr äußerst gering
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