Arne Hoffmann: Plädoyer für eine linke Männerpolitik

Ein weiteres Buch von Arne Hoffmann ist “Plädoyer für eine linke Männerpolitik”:

Arne Hoffmann Plädoyer für eine linke Männerpolitik

Arne Hoffmann Plädoyer für eine linke Männerpolitik

Aus einer Rezension bei Amazon:

Der linksliberale Männerrechtler Arne Hoffmann hat mit „Plädoyer für eine linke Männerpolitik“ das Buch geschrieben, das in der Geschlechterdebatte bislang gefehlt hat.

„Plädoyer für eine linke Männerpolitik“ leistet zweierlei:

Erstens stellt es einen wichtigen Teil des aktuellen Forschungsstandes bezüglich Benachteiligungen, sozialer Problemlagen und Menschenrechtsverletzungen, von denen Jungen und Männer betroffen sind, verständlich und wissenschaftlich fundiert dar.
In dieser Hinsicht kann das Buch sowohl als Einführung in das Thema „männliche Benachteiligungen und soziale Problemlagen“ gelesen werden als auch als zeitgemäße Aktualisierung von Arne Hoffmanns vorangegangenen sehr lesenswerten Standardwerken zum Thema. Sowohl Neueinsteiger, aber auch Personen, die sich bereits mit dem Thema beschäftigt haben, werden auf ihre Kosten kommen, denn das Buch enthält auch eine ganze Reihe von Informationen, die in vorangegangenen männerrechtlichen Werken noch nicht oder nur ansatzweise erwähnt wurden.
Arne Hoffmann legt Wert darauf seine Behauptungen zu belegen. 876 Fußnoten mit Belegquellen ermöglichen es jedem interessierten Leser sich weiter über die angesprochenen Themen zu informieren und die Quellen zu überprüfen.

Zweitens legt „Plädoyer für eine linke Männerpolitik“ aber auch die wissenschaftlichen und theoretischen Grundlagen für eine Männerpolitik aus der Perspektive eines konsequenten linken Humanismus dar. Zwar sind auch die früheren Veröffentlichungen von Arne Hoffmann stets aus Perspektive eines linken Humanismus verfasst, in „Plädoyer für eine linke Männerpolitik“ wird aber darüber hinaus ausführlich begründet, das und warum die Wahrnehmung, das Ernstnehmen und die Bekämpfung auch von Benachteiligungen, sozialen Problemlagen und Menschenrechtsverletzungen, von denen Jungen und Männer betroffen sind, ein wichtiges Anliegen jeder ernsthaften linken Antidiskriminierungshaltung sein sollte, die diesen Namen verdient.

Der Autor Arne Hoffmann verfällt dabei keineswegs in einen Art umgekehrten Radikalfeminismus, für den die Problemlagen des anderen Geschlechts nicht zählen, vielmehr wird bereits im Vorwort des Buches das letztendliche Ziel einer geschlechtsübergreifenden Perspektive auf geschlechtsbezogene Probleme betont, welche Männer UND Frauen (in einer Fußnote werden auch Intersexuelle und Transgender erwähnt) berücksichtigt. Zu einem solchen geschlechtsübergreifenden Ansatz hinsichtlich geschlechtsbezogener Probleme steuert „Plädoyer für eine linke Männerpolitik“ die männliche Perspektive bei.
Auch für Frauen – und ich denke auch für gemäßigte Feministinnen, die ihren Blickwinkel erweitern wollen und die Bereitschaft besitzen, die einseitige Perspektive eines die Realität männlicher Diskriminierungen leugnenden radikalen Feminismus hinter sich zu lassen – könnte das Lesen dieses Buches ein Gewinn sein. Frauenfeindlichkeit und Macker-Gehabe sucht man in diesem Buch nämlich vergeblich.

In 14 Kapiteln, jedes einzelne angefüllt mit zahlreichen für das jeweilige Thema bedeutsamen Informationen, Fakten, Argumentationen und Belegquellen, werden wesentliche Aspekte einer linken Männerpolitik entfaltet:

Das 1. Kapitel stellt dar, warum eine linke Männerpolitik notwendig ist und erläutert inwiefern eine humanistisch-männerrechtliche Perspektive an zentrale linke Werte und Diskurse anschlussfähig ist. Zu Recht bedauert der Autor, dass in einem großen Teil der zeitgenössischen politischen Linken über die Realität männlicher Diskriminierungen und sozialer Problemlagen wenig bekannt ist, diese unter dem Einfluß einer einseitigen radikalfeministischen Perspektive und einseitigen Geschlechterpolitik oftmals sogar geleugnet werden und dass ein großer Teil der politischen Linken in dieser Hinsicht eine konservativ anmutende Haltung angenommen hat, bei der Männer, quasi entsprechend einem archaischen traditionalistischen Rollenbild, mit ihren Problemen nicht wahrgenommen werden, in etwa nach dem Motto „Jungen weinen nicht“, „ein Indianer kennt keinen Schmerz“.

Das 2. Kapitel stellt ausführlich eine Vielzahl von Befunden zum Thema Männerfeindlichkeit dar und verdeutlicht, dass gegen Männer gerichteter Sexismus in unserer Gesellschaft ein sehr reales Phänomen darstellt, das alles andere als „progressiv“ und „emanzipatorisch“ ist.
Arne Hoffmann verweist hierbei auch auf die bahnbrechende Studie des Geschlechterforschers Christoph Kucklick „Das unmoralische Geschlecht: Zur Geburt der Negativen Andrologie“, in welchem die Entstehung des männerfeindlichen Diskurses in westlichen Gesellschaften bis in die Zeit um 18oo zurückverfolgt wird. Seit dieser Zeit, so Kucklicks Forschungsbefunde, hat sich ein bis heute bestehender, gegen Männer gerichteter sexistischer gesellschaftlicher Diskurs entfaltet, der den Mann als Sündenbock für alle Übel der modernen Gesellschaft betrachtet. Radikale Formen des Feminismus haben an dieses bereits bestehende sexistische Stereotyp angeknüpft und es weiterverbreitet, anstatt es kritisch zu hinterfragen. Die Auswirkungen dieser oftmals verleugneten Männerfeindlichkeit in der Gegenwart werden von Arne Hoffmann anhand zahlreicher Beispiele und Befunde skizziert und belegt.

Das 3. Kapitel befasst sich ausführlich mit den Nachteilen der traditionellen Geschlechterrolle für Männer und wie diese zu männlichen Diskriminierungen und sozialen Problemlagen beitragen. Die Kritik an den Nachteilen der traditionellen Geschlechterrolle für Männer ist ein zentrales Thema linker Männerpolitik. Arne Hoffmann macht klar, dass der radikale Feminismus, ganz entgegen seinem Anspruch die Nachteile der traditionellen Geschlechterrollen umfassend zu kritisieren, eher dazu beiträgt, die Nachteile der traditionellen Geschlechterrolle für Männer zu erhalten, anstatt sie abzubauen.
Indem Männer kontrafaktisch als „allgemein privilegiert“ und als „Tätergeschlecht“ konstruiert werden, wird die traditionelle männliche Rolle festgeschrieben und das tradierte Geschlechterverhältnis gerade nicht aufgehoben, eben nach dem Motto: „Nur Frauen verdienen Unterstützung, Männer können sehen, wo sie bleiben.“

Ebenso kritisiert Arne Hoffmann in diesem Kapitel aber auch jegliche Versuche, eines radikalen Gender-Feminismus Jungen und Männern als geschlechtstypisch geltende Verhaltensweisen aus ideologischen Gründen aberziehen zu wollen. Die Alternative sowohl zum Traditionalismus als auch zu gender-ideologischen Umerziehungsmaßnahmen sieht Arne Hoffmann stattdessen im Respekt vor der Einzigartigkeit des Individuums und plädiert dementsprechend für nicht-normative Geschlechterbilder jenseits sowohl von traditionellen Geschlechterrollen als auch von gender-ideologischen Geschlechterrollen. Anstatt eines abstraktes Leitbildes soll jedes Individuum, egal welchen Geschlechts, so leben und sein können, wie es ist und sein will, solange dadurch niemand anderes geschädigt wird. In dieser konsequenten Orientierung am Individuum, die es ablehnt, irgendeinem Menschen seine geschlechtsbezogene Identität vorschreiben zu wollen, besteht ein wesentlicher Beitrag einer linken Männerpolitik zur Geschlechterdebatte.

Das 4. Kapitel bietet einen Überblick über einige wesentliche Aspekte männlicher Diskriminierungen und sozialer Problemlagen. Dabei geht es u.a um Themen wie die unterschiedliche Lebenserwartung von Männern und Frauen, Benachteiligungen von Jungen und Männern im Gesundheitssystem, die hohe Zahl männlicher Selbsttötungen, einseitige Forschung, Diskriminierung am Arbeitsplatz, Zwangsdienste, Diskriminierung von Männern mit Behinderungen, Väterrechte, Benachteiligungen von Männern im Kontext des Justizsystems sowie im Kontext von Internationaler Hilfe.

Kapitel 5 widmet sich einem kinderrechtlich relevanten Thema: Der Benachteiligung von Jungen im Bildungssystem. Neben einer Zusammenfassung der Forschungsergebnisse hierzu, geht es in dem Kapitel aber auch um die negativen sozialen Folgen für die Gesellschaft, mit denen zu rechnen ist, wenn es zu einer immer weiteren Zunahme schlecht ausgebildeter junger Männer kommt.

Das 6. Kapitel fasst eine ganze Reihe von Forschungsbefunden zu ökonomischen sozialen Problemlagen von Männern zusammen: Von einem sich anbahnenden Gehaltsgefälle und Jobabbau zu Lasten von Männern über die Diskriminierung von Männern durch Jobcenter, der Verarmung von Scheidungsvätern, dem hohen Anteil männlicher Wohnungsloser bis hin zu Männern als Opfer tödlicher Arbeitsunfälle reicht das Spektrum der dargestellten Themen.
Insbesondere auch für gewerkschaftlich und klassenkämpferisch interessierte und engagierte Linke bietet dieses Kapitel einige wertvolle Informationen zu Themen, die sonst innerhalb der Linken leider bislang zu wenig bekannt sind.

Kapitel 7 bietet einen Überblick zu den Forschungsergebnissen zu Männern als Opfer häuslicher Gewalt und beschreibt Schwierigkeiten und Lösungsansätze im Hinblick auf die Notwendigkeit einer Unterstützung auch männlicher Opfer häuslicher Gewalt. Arne Hoffmann erwähnt hierbei auch Forschungsergebnisse, denen zufolge in vielen Fällen häuslicher Gewalt sich die Gewalt gegenseitig hochschaukelt.
Für Präventions- und therapeutische Maßnahmen ist es besonders wichtig Tätertypologien zu erstellen und verschiedene Formen des Ablaufes häuslicher Gewalt zu klassifizieren, daher behindert das einseitige radikalfeministische Stereotyp vom Mann als Täter die Erforschung und Bekämpfung häuslicher Gewalt und schadet damit beiden Geschlechtern.

Das 8. Kapitel befasst sich mit einem in den öffentlichen Diskursen besonders tabuisierten Thema: Männer und Jungen als Opfer sexueller Gewalt durch Frauen. Hierzu werden einige Forschungsergebnisse dargestellt, die den wenigsten bekannt sein dürften, die aber zur Kenntnis genommen werden müssten, wenn alle, und d.h. auch männliche Opfer sexueller Gewalt, Anerkennung und Unterstützung erfahren sollen und wenn sexuelle Gewalt objektiv erforscht und wirksam bekämpft werden soll.
Arne Hoffmann weist dabei auch auf Studien hin, denen zufolge viele männliche Vergewaltiger in ihrer Kindheit selbst sexuell missbraucht wurden – auch von Frauen. Die Ausblendung weiblicher Täterschaft bei sexueller Gewalt ist somit für beide Geschlechter schädlich.

Kapitel 9 befasst sich mit Menschenrechtsverletzungen gegenüber Jungen und Männern in internationaler Perspektive.
Es wäre höchst wünschenswert, wenn mehr Menschenrechtsaktivisten und Menschenrechtsorganisationen, die dort dargestellten Befunde zur Kenntnis nähmen und sie genauso ernst nähmen wie äquivalente Menschenrechtsverletzungen, die Mädchen und Frauen betreffen.
Das Kapitel greift folgende Themen in Bezug auf Menschenrechtsverletzungen gegenüber Jungen und Männern auf: Genderzide (geschlechtsbezogene Massentötungen), Massenvergewaltigungen, Menschenhandel und Zwangsprostitution, Zwangsrekrutierungen, religiöse Beschneidung, Todesstrafe und Polizeigewalt und der Entzug des Kontaktes zu den eigenen Kindern.
Darüber hinaus widmet sich das Kapitel auch der Problematik, dass Männer als Opfer von Menschenrechtsverletzungen oft zu wenig wahrgenommen werden und der Frage, warum es bislang keinen besseren Schutz bezüglich Menschenrechtsverletzungen speziell zu Lasten von Männern gibt.

Kapitel 10 befasst sich mit Diskriminierungen und sozialen Problemlagen, von denen speziell Männer mit Migrationshintergrund in Deutschland betroffen sind, wobei es schwerpunktmäßig um männliche Zuwanderer aus islamischen kulturellen Kontexten geht. Da Arne Hoffmann sich auch antirassistisch engagiert, fließen in diesem Kapitel zwei zentrale Interessengebiete des Autors – Antirassismus und Männerpolitik – zusammen.

Das 11. Kapitel gibt einen zusammenfassenden Überblick über Diskriminierungen und Menschenrechtsverletzungen, von denen homosexuelle Männer international und in Deutschland betroffen sind. Arne Hoffmann stellt klar, dass auch Schwulenrechte Männerrechte sind und dass es Aufgabe einer linken Männerpolitik ist, der Diskriminierung homosexueller Männer entschieden entgegenzutreten.
Dass Menschenrechte und Bürgerrechte auch für lesbische Frauen selbstverständlich unteilbar sind, auch wenn sie aufgrund ihrer Geschlechtszugehörigkeit nicht primärer Bezugspunkt von Männerpolitik sein können, wird ebenfalls klargestellt.

Kapitel 12 gibt einen Überblick bezüglich einer humanistischen linken Kritik an radikalen Formen des Feminismus und einer einseitigen Geschlechterpolitik, welche männliche Benachteiligungen bislang ignoriert.
Dabei ist die Bejahung der Gleichwertigkeit der Geschlechter und der Gleichberechtigung für Arne Hoffmann nicht nur selbstverständlich, vielmehr werden radikale Strömungen des Feminismus gerade dann kritisiert, wenn sich begründet zeigen lässt, dass sie von ihren ideologischen Grundlagen her einer wirklichen Gleichberechtigung der Geschlechter, einer geschlechtsübergreifenden Perspektive auf geschlechtsbezogene Probleme und einer gerechten Geschlechterpolitik im Weg stehen.
Vielen innerhalb der zeitgenössischen Linken ist offenbar leider zu wenig bewusst, dass der klassische Radikalfeminismus Männer und Frauen als „verfeindete Klassen“ konzeptualisiert hat und dass der postmoderne Gender-Feminismus explizit behauptet, Sexismus gegen Männer könne es nicht geben. Dass die kulturelle Hegemonie solcher feministischer Ideologien in den akademischen und medialen Diskursen und innerhalb der Politik nur eine einseitige Geschlechterpolitik zur Folge haben konnte, ist daher kein Zufall.
Es bleibt einem engagierten Männerrechtler daher nichts anderes übrig als radikale Formen des Feminismus zu kritisieren, wenn und insofern diese zu männlichen Benachteiligungen beitragen.
Arne Hoffmann geht in diesem Kapitel aber auch auf konstruktive feministische Ansätze wie den US-amerikanischen Equity-Feminismus oder den französischen liberalen Feminismus Elisabeth Badinters ein, die sich über die Einseitigkeiten des Mainstream-Feminismus hinausentwickelt haben und Benachteiligungen und soziale Problemlagen beider Geschlechter anerkennen und z.T. auch thematisieren.
Des Weiteren zitiert Arne Hoffmann in diesem Kapitel auch einige bekannte linke Frauenrechtlerinnen, die feministische Einseitigkeiten und Fehlentwicklungen bereits früh erkannten und kritisierten, z.B. die Anarchistin Emma Goldman, die freiheitliche Sozialistin Lily Zografou und die poststrukturalistische Philosophin und Psychoanalytikerin Julia Kristeva.

Das 13. Kapitel befasst sich u.a. mit den Versuchen von Anhängern des Mainstream-Feminismus männerrechtliche Anliegen aus der Öffentlichkeit und der Politik auszugrenzen. Hierbei wird ausführlich auf die Diffamierungsstrategien von Gegnern der Männerrechtsbewegung eingegangen und diese kritisch analysiert und ihre „Argumente“ widerlegt.
Des Weiteren enthält dieses Kapitel aber auch eine kritische Analyse von problematischen und radikalen Tendenzen innerhalb der Männerrechtsbewegung, von denen sich eine linke Männerpolitik deutlich absetzen muss.

Das 14. und letzte Kapitel beschreibt Perspektiven für eine Demokratisierung der Geschlechterpolitik und analysiert die gegenwärtige gesellschaftliche Situation in Bezug auf die Möglichkeiten, Schwierigkeiten und Chancen für eine linke Männerpolitik.

In dem folgenden Anhang werden MANNdat und AGENS, die beiden wichtigsten Organisationen im Kontext der Männerrechtsbewegung in Deutschland, kurz vorgestellt, es wird auf einige Websites der Männerrechtsbewegung im deutschsprachigen Raum hingewiesen sowie wichtige Literatur zu verschiedenen, für die Männerrechtsbewegung relevanten Themen aufgeführt.

Mit „Plädoyer für eine linke Männerpolitik“ hat der Autor Arne Hoffmann ein Buch geschrieben, dass in überzeugender und kohärenter Weise eine Darstellung des aktuellen Forschungsstandes zu männlichen Benachteiligungen, sozialen Problemlagen und Menschenrechtsverletzungen mit der Perspektive eines konsequenten linken Humanismus verbindet.
Meine obigen kurzen Angaben zu den einzelnen Kapiteln können die große Reichhaltigkeit und Informationsfülle des Buches, die anregenden Argumentationen und Gedankengänge des Autors natürlich nicht ansatzweise wiedergeben.
Obwohl das Buch aus einer linken Perspektive geschrieben wurde, ist es für jeden geeignet, der an einer fundierten Darstellung einer humanistisch orientierten männerrechtlichen Perspektive interessiert ist.

Was sagt ihr zu dem Buch? Hat es einer hier gelesen? Man bekommt es zB über Amazon hier

„Netter Kerl oder Pyscho“ – warum geben Frauen einem Mann einen Korb?

Auf dem Blog „Wort als Waffe“ legt die Bloggerin dar, warum Frauen falsche Nummern geben oder zu einem Treffen nicht erscheinen etc:

Fast jeden Mann ist soetwas schon einmal passiert. Man nimmt allen Mut zusammen und spricht die attraktive Frau an der Bar an. Man unterhält sich nett, flirtet und will schließlich wenigstens ihre Nummer haben. Und dann bekommt man Dinge zu hören wie “Ich habe einen Freund”, “Ich habe mein Handy nicht dabei” oder “Ich bin lesbisch”. Oder, noch schlimmer, man bekommt eine Nummer und will am nächsten Tag schreiben, nur um festzustellen dass man eine falsche Nummer bekommen hat.

Warum können Frauen nicht einfach ehrlich sein, wenn sie kein Interesse haben? Am besten von Anfang an. So wüsste man gleich woran man ist, und käme sich am Ende nicht blöd vor, wenn man mit billigen Lügen abgespeist wird.

Um dieses Verhalten zu verstehen spielen wir ein Spiel. Gespielt wird ungefähr der Hälfte aller Menschen denen man begegnet und es heißt “Netter Kerl oder Psycho”.

Aber was passiert, wenn man sich falsch entscheidet? Hält man den netten Kerl fälschlicherweise für einen Psycho hat man die Chance auf eine tolle Beziehung verspielt und ihn vermutlich etwas gekränkt. Hält man aber den Psycho für den netten Kerl endet man vergewaltigt oder tot oder beides in einem Straßengraben. Wenn man sich also nicht sicher ist, wofür entscheidet man sich? Genau, vorsichtigen Rückzug.

Ich würde es etwas anders formulieren. Jeder Mensch führt eine Kosten-Nutzen-Rechnung durch, wenn er so ein Treffen plant. Bei Männern fällt dies nur wesentlich anders aus, weil für sie Sex ein rares Gut ist und weil (genau aus diesem Grund und auch wegen dem Körperkraftunterschied)  sie die Gefahren anders kalkulieren müssen. Es ist eben wesentlich schwieriger für eine Frau in einer Datesituation körperlich aufdringlich zu sein als für einen Mann, weil der Mann sich üblicherweise nicht belästigt fühlt.

Weitaus häufiger als die Frage, ob er wirklich ein Psycho ist, werden sich die Frauen eher fragen, ob sie ihn interessant genug finden, um zB 3 Stunden zu verbringen und auch wie er auf Ablehnung reagiert.

Für den Mann ist eine solche Kostenrechnung besser nachzuvollziehen, wenn man den Sex rausnimmt und sich einfach vorstellt, dass man einen Typen in der Kneipe kennenlernt, der eventuell ein neuer Freund sein könnte. Er ist für den Abend ganz lustig, aber er scheint sehr bemüht zu sein, neue Freunde zu finden. Jetzt will er sich mit einem zum Kochen bei sich verabreden oder zum Fußballgucken oder was auch immer. Hat man Lust auf dieses Investment? Man hat ja genug Freunde und braucht keine weitere Person zum Fußballgucken oder gleich zum kochen. Wird man sich die 2-4 Stunden mit ihm gut verstehen? Vielleicht trifft man sich lieber mal zu einem Kaffee und kann dann einen dringenden Termin vortäuschen, wenn er am nächsten Tag doch nicht so lustig ist, wie heute, leicht besoffen in der Kneipe.

Um Frauen wirklich zu verstehen müsste man da vielleicht noch reinbringen, dass in einem solchen Fall bei einem in der Kostenberechnung sofort eine Warnlampe aufleuchtet, dass der andere einen ja beklauen könnte. Oder einem auf das Sofa kotzt. Oder nicht versteht, dass man am nächsten Tag nicht auch mit ihm kochen will oder das man nächsten Samstag nicht mit ihm Fußball schauen möchte, und Sturm an der Tür klingelt.

Denn bei Frauen ist eben aufgrund der hohen Kosten des Sex die entsprechende Angst nachhaltiger verdrahtet. Gleichzeitig muss sie aber natürlich auch kalkulieren, ob sie wirklich Lust hat, den Abend entsprechend zu verbringen.

Deswegen kann auch beides gefährlich sein: Man möchte weder mit einem Langweiligen („Netten Kerl“) noch einem Gefährlichen („Psycho“) Zeit verbringen.

Was würde einem beruhigen, wenn man eine entsprechende Person kennenlernt? Wahrscheinlich doch, dass es ihm nicht so wichtig ist, dass man sich trifft („Outcome Indifference“: Wir können auch zusammen schauen, aber wenn es nicht passt, dann treffen wir uns eben hier mal wieder“), Time Restraint („ich komme kurz auf ein Bier vorbei, aber ich habe noch ein Treffen mit Freunden“), andere, die davon berichten, dass sie einen lustigen Abend mit ihm hatten und er sich gut benommen hat oder die erzählen, dass es besonders witzig war, das Gefühl, dass er viele Freund hat, die ihn schätzen und mit denen er etwas macht etc.

Wie würde man nun reagieren, wenn er einen selbst anbettelt, dass man das Spiel bei ihm schauen muss, er habe sonst keinen und sei auch nicht so lustig, aber es gäbe Chips, Bier und Pausensnacks. Auch hier würden die meisten wohl eher einen „Psycho-Alarm“ sehen. Während er sich vielleicht als netter Kerl sieht, er besorgt ja immerhin die ganzen Sachen.

In dem Artikel heißt es dann noch:

Wenn mal also einer der wirklich netten Typen ist, sollte man sich dessen bewusst sein. Wenn man wirklich eine Frau kennen lernen will, aber sie kein Interesse hat, dann zieht man sich zurück. Selbst wenn sie es nicht eindeutig gesagt hat. Denn wenn man wirklich ein guter Mann ist, dann weiß man was für Frauen auf dem Spiel steht.

Und für die wirklich netten Männer, die nicht verstehen wieso Frauen immer auf Arschlöcher reinfallen und sie ignorieren, warum manche Schlampen flirten und einen dann abblitzen lassen, warum keine Frau mit ihnen ins Bett will obwohl er sie den die Drinks bezahlen und sie ihnen deswegen etwas schuldet… ihr seid die Psychos im Spiel.