„Transsexuelle zeigen, dass es keine angeborenen Geschlechterunterschiede gibt“

Ein interessanter Artikel über Transsexuelle leitet aus der Wirkung der Hormone her, dass es gerade keine intrinsischen, also von innen kommende Geschlechterunterschiede gibt.

Der Artikel leitet ein:

The experiences of transgender women on male-to-female hormone replacement therapy disrupt the conservative notion of intrinsic sex differences. Three trans women explain what it was like to change their hormonal sex, and how it unlocked parts of their physiological and mental sexuality they never knew existed.
If you think that the penis and vagina are settled facts from which to infer identity, you’re a few years behind contemporary transgender discourse. Thanks to the trans movement, mainstream America has become increasingly aware of the concept of the „gender binary“ in recent years. Of course, the division of men and women into discrete, opposite groups, à la Mars and Venus, was already obvious sexist bullshit, but transgender feminism has helped flesh out the way that gender works culturally, experientially, and physiologically.

Da werden erst einmal die bekannten Strohmänner aufgebaut:

  • Penis und Vagina geben zwar sehr gute Anhaltspunkte für die Geschlechteridentität, aber eben nicht absolut, weil Geschlechteridentät in der Tat nicht binär ist, sondern um Pole verläuft, es sind Normalverteilungen mit abweichenden Mittelwert, aber sich überschneidenden Trägern
  • Selbst innerhalb dieses Modells sind der Penis und die Vagina nicht das, was die Geschlechteridentität bewirkt, sondern eben Hormone. Durch pränatal, also vor der Geburt, ausgeschüttete Hormone werden entsprechende Weichen geschaltet, also das Gehirn auf eine gewisse Weise ausgestaltet und dies wir gerade durch spätere Hormonausschüttungen, gerade auch in der Pubertät weiter ausgebaut.
  • Dabei werden die verschiedenen Hormone eben gerade auch durch die Hoden oder die Eierstöcke bereitgestellt. Transsexualität entsteht, wenn diese in bestimmten Bereichen nicht wie üblich gebildet werden oder nicht erkannt werden.

Im Text weiter:

Centering the narrative of transgender people around what they do to their bodies is typically cliché; the bodies of trans people have long been sensationalized because they counter the boring, binary, heteronormative mainstream. But while many rightfully use this argument to shift discourse away from trans bodies, the reality of the transsexual body is nevertheless important: It disrupts conventional and harmful ideas about intrinsic and unalterable sex differences. The experiences of some transgender women who are taking cross-sex hormone therapy may provide much needed insight into the human body’s potential, while also challenging dumb ideas about fixed and unchangeable gender.

Eine merkwürdige Formulierung: Immerhin geht es ja bei Transgender darum, dass sie ihr Gender gerade als fest und nicht mehr wandelbar ansehen und deswegen der Körper entsprechend angepasst werden soll.

Dann werden einige interessante Auswirkungen der Hormonbehandlung geschildert:

Lana is a transgender artist in her 30s. „Prior to transition, my sex drive didn’t have an off switch,“ she said in an interview with Broadly. „I would call it a juggernaut of sorts, something that was in control of me rather than me of it.“ Like many trans people, she doesn’t use traditional language to refer to her genitalia. „My bits were stimulated in a very straightforward fashion,“ she explained. „I had to climax, or I was consumed with sexual desire.“

Lana says her sexuality prior to HRT was like a glass of water that someone had mixed a bunch of dirt into. But male-to-female hormone therapy changed that. „HRT was the settling of the sediments and filth,“ she said. „The water became clearer, and my sexuality became more honed and defined.“ This gave her control over a sexuality that was once overpowering; she effectively became more logical when she became a woman. Though women are typically labeled as impulsive, with less control over their emotions and bodies, the experiences of many trans women suggest that the opposite is true. They say that, in comparison to the effects estrogen has had on them, testosterone appears to have promoted irrational decision making. „I am no longer a slave to testosterone,“ Lana said.

Die Schilderung von Transsexuellen, wie der Sexualtrieb mit Testosteron gewaltig ist und ohne weitaus geringer finde ich immer wieder interessant. Gerade wenn man einrechnet, dass Männer üblicherweise einen deutlich höheren Testosteronspiegel haben:

Testosteron Maenner Frauen

Testosteron Maenner Frauen

Eine andere Shilderung:

Zoey, a trans woman in her early 20s, feels similarly. „I think the way testosterone impacted my sexuality was unsettling in ways I wasn’t fully aware of,“ she told me. „I wouldn’t say aggressive is the word, but when I was turned on, it came on more strongly.“

Different parts of the body seemed to activate after hormone therapy. „Prior to HRT, orgasms were very localized,“ Lana said, explaining that orgasms were isolated to her genitalia. „As my hormones levels changed, I could feel my whole body being involved in sex. As things ‚clicked‘ in my mind, orgasms became something spiritual and enchanted.“ Sex became more enjoyable because it was less urgent, impulsive, and immediate. „My estrogen orgasms feel like a drug high (weed, not cocaine). My mind loses itself in sensations and [the] clarity that this [is a] new kind of a climax,“ she said.

Auch hier eine Schilderung, dass es das triebhafte rausgenommen hat.

Auch interessant:

Kibz told me that while HRT has changed the way her body works, it’s also changed the kinds of people she’s attracted to. Zoey said the same thing. „I honestly feel really lucky that HRT has changed my sexuality, that I am losing interest in masculine people,“ Kibz said, adding that she’s particularly interested in being with other transgender people; life after men has been fulfilling. „I am still open the idea of having sex with a cis man, to explore that part of my sexuality—but it’s not something I actively pursue anymore, and that makes me feel liberated,“ she said.

Sex is a fundamental aspect of most people’s lives. As you might expect, the dramatic changes that these transgender women experienced after altering their hormonal sex have had an impact on the way they perceive themselves, and life. „I’ve become far more comfortable with a queer, fluid sense of sexuality,“ Zoey said. „Both my masculinity and femininity are able to flourish.“

The experience of changing her sex has also been existentially stimulating. „I used to think there was some buried authentic self waiting to manifest,“ she said. „Now I believe it is always manifesting, always flowing, changing, and expanding as I make deeper contact with the world and the people in it.“

Ich könnte mir gut vorstellen, dass Testosteron auch bestimmte Attraktivitätsmerkmale „betont“. Eben weil diese gerade den Sexualtrieb besonders ansprechen und mit gestiegenen Sexualtrieb daher mehr zur Geltung kommen. Es ist vergleichbar damit, dass schwule Männer trotz der Verwendung der im wesentlichen gleichen Attraktivitätsmerkmale wie Frauen in Bezug auf gewünschte Partner weitaus eher an Bildern nackter Männer interessiert sind und einen weitaus höheren Körperkult in dieser Hinsicht errichtet haben. Ein höher Sexualtrieb könnte beispielsweise alle die Merkmale ansprechender machen, die ohnehin in Verbindung mit einer Kurzzeitstrategie stehen. Sinkt der Sexualtrieb an sich, dann werden diese Merkmale uninteressanter.

Aus meiner Sicht zeigen Transsexuelle genau das Gegenteil von dem, was der Artikel am Anfang dargestellt hat: Das die Biologie eine ganz erhebliche Rolle spielt und damit Geschlechterklischees eben auch, weil die Hormone eben ganz unterschiedlich verteilt sind. Ja, ein binärer Blick, gerade wenn dieser nur an Penis und Vagina festgemacht wird, ist nicht richtig, weil er zwar die Häufungen erkennt, aber nicht die Abweichungen. Nein, deswegen sind Unterschiede im Schnitt dennoch relevant.

35 Gedanken zu “„Transsexuelle zeigen, dass es keine angeborenen Geschlechterunterschiede gibt“

  1. Hallo Christian,

    Das sehe ich auch so. Denn wenn es keinen Unterschied gaebe, dann gaebe es ja auch keine Aenderung im „Fuehlen“ unter Hormontherapie – gerade im sexuellen Bereich.

    Das heisst meiner Meinung nach nur:

    – Durch angeborenes biologisches Geschlecht wird im allgemeinen durch die unterschiedlichen Hormone ein relevanter Unterschied im Erleben erzeugt.

    – Dieser Unterschied laesst sich oftmals aendern indem kuenstliche Hormone genommen werden.

    Demnach ist die Biologie relevant, aber kuenstlich aenderbar.

    Damit haben beide Seiten (Biologie und Gender) eigentlich recht. 🙂

    Liebe Gruesse,

    Hans

    • Demnach ist die Biologie relevant, aber kuenstlich aenderbar.

      Künstlich änderbar ist eigentlich alles irgendwann. Das hat aber mit der natürlichen Biologie nichts zu tun. Dieses Geschwafel beweist doch das genaue Gegenteil davon… imho

    • @hans

      „Demnach ist die Biologie relevant, aber kuenstlich aenderbar.“

      Jein.

      Du kannst soviele Hormone in eine Transsexuelle reinschütten, wie du möchtest, sie bleibt Transsexuell.
      Und natürlich haben die Hormone auch im übrigen Folgen. Eine Frau, die Testosteron nimmt wird auch körperlich männlicher werden. Und unfruchtbar.
      Beim Mann ist es ähnlich.
      Man schaue sich einige olympische Athleten aus der Zeit vor effektiven Dopingkontrollen an

    • Demnach ist die Biologie relevant, aber kuenstlich aenderbar.

      Damit haben beide Seiten (Biologie und Gender) eigentlich recht. 🙂

      Niemand auf Biologen-Seite hat jemals die Wirksamkeit („künstlicher“) medizinischer Behandlungen geleugnet. Ganz im Gegenteil, man hat sie begründet!

      Das gibt „Gender“ keinesfalls recht.

  2. Eine merkwürdige Formulierung: Immerhin geht es ja bei Transgender darum, dass sie ihr Gender gerade als fest und nicht mehr wandelbar ansehen

    Das war auch mein erster Gedanke, aber “I am still open the idea of having sex with a cis man, to explore that part of my sexuality—but it’s not something I actively pursue anymore, and that makes me feel liberated,” lässt dann einige Zweifel aufkommen … Was denn nun?

    • Hä?
      Die Frage, ob sich jemand selbst als Mann oder Frau sieht, hat mit der sexuellen Attraktion zu anderen Personen(gruppen) eher wenig zu tun.

      LG
      Mike

  3. Hormone sind biologisch. Wozu braucht man eine Hormontherapie, wenn alles nur sozial konstruiert ist? Den geschelchtswechsle müsste man doch auch durch ein verändertes Narrativ/ veränderte Diskurse hinbekommen, oder?

    • Ja. Es ist aber abhängig davon als was du gelesen wirst, anhand der Häufungen die Geschlechtern zugeordnet werden. Lange Haare, unbehaarte schlanke Beine, weiblicher Busen, sanfte Haut, große Augen. Meiner Meinung nach, ist auch sehr viel von der Bewegung abhängig. Ein Mann, der sich betont feminin gibt und bewegt und kleidet, den spreche ich mit Frau an und sehe über seine Bartstoppeln hinweg. Denn er zieht nicht zum Spaß Frauensachen an. Daher ändert der Diskurs auch das Gender.
      Dass sich Transsexuelle (Nicht Transgender) äußerlich angleichen lassen hat mit der noch oft fehlenden Toleranz zu tun, dass Transfrauen poralisieren und eher auffallen und Menschen nunmal nicht unangenehm auffallen wollen, weil oder wenn sie aus der Norm fallen.

  4. Sehe ich ähnlich. Das ist keine Verneinung davon, dass Geschlecht eine biologische Basis hat, sondern vielmehr eine Bejahung.
    Nimm die Hormone und Botenstoffe, die darin involviert sind, setze sie jemandem zu, und du wirst sehen, es wird Veränderungen im Handeln, im Denken und im Fühlen geben.

    Interessant wäre an dieser Stelle noch, einen Erlebnisbericht von der anderen Seite zu haben. Solche Erhebungen konzentrieren sich immer sehr stark auf die weibliche Position, wenig aber auf die männliche – wenn man hormonell durch Testosteron verändert wird. (Stille Agenda dadurch erkennbar?)

  5. Toller Artikel: weil es massive hormonelle Eingriffe in den Organismus braucht, um wie das andere Geschlecht zu wirken, gibt es keine angeborenen Geschlechtsunterschiede. Das ist Logik!

  6. Eigentlich ist die Existenz von Transsexuellen ein Argument, dass Geschlechterrollen etwas angeborenes sind. Wie die dargestellt werden, also z.B., welches Kleidung zu welcher Rolle (vulgo „Gender“) gehört, oder welche Frisur, welche Namen, Pronomina, etc., ist kulturabhängig, da Hosen und Röcke und Sprache ja nicht angeboren sind, aber das Bedürfnis, das eigene Geschlecht vom jeweils anderen abzugrenzen, ist offenbar allen Kulturen gemein.
    Wenn jemand einfach einer bestimmten Geschlechterrolle entkommen will, weil er oder sie Gruppenzwang und gesellschaftliche Erwartungshaltung ablehnt, dann würde sie oder er ja nicht genau die andere Rolle versuchen auszufüllen.*
    Nationalität, Religion, Sternzeichen, Lieblingsfußballverein und noch ein paar Sachen sind wirklich gesellschaftliche Konventionen, manche Menschen hätten gerne eine andere als die, mit der sie groß geworden sind, und ändern sie, wenn möglich, werden aber nicht selbstmordgefährdet, wenn das nicht geht. Bei vielen Transsexuellen ist das leider ganz anders.

    * Es gibt in der Tat auch Menschen, die sich mit beiden Geschlechterrollen nicht identifizieren. Aber da trifft die Bezeichnung „Intersexuelle“ besser zu. Transsexuelle legen meist viel Wert auf die Feststellung, dass sie Männer bzw. Frauen sind.

  7. Irgendwie finde ich es schade, dass sich der Begriff Transident anstatt Transsexuell nicht so richtig im Sprachgebrauch durchsetzt.

    „Transsexuell“ weist in die falsche Definitionsebene, da xxxsexuell ansonsten im Sprachgebrauch die sexuelle Präferenz nach aussen beschreibt (hetero-, homo-, a-sexuell).

    Die im englischen Sprachraum übliche Bezeichnung Transgender ist allerdings auch unglücklich, da Transidenten zumeist mit medizinischen Mitteln eine dauerhafte körperliche Veränderung um ihrer selbst Willen anstreben und nicht nur eine Darstellung einer gegensätzlichen sozialen Geschlechterrolle.

    „leitet aus der Wirkung der Hormone her, dass es gerade keine intrinsischen, also von innen kommende Geschlechterunterschiede gibt.“

    Eine solche Ableitung wäre schon deshalb falsch, weil die Hormone ja gerade intrinsisch sind (wenn sie nicht im Rahmen einer HRT oder einer anderen hormonellen Behandlung von aussen zugeführt werden)

    „Nein, deswegen sind Unterschiede im Schnitt dennoch relevant.“

    Zustimmung. Hier kommt man ja automatisch auf die Schlussfolgerung, dass es am Ende auf die Frage hinausläuft, ob die Gesellschaft als ganzes diese Unterschiede angemessen wahrnimmt und akzeptiert.

    Oder ob es nicht einen gesellschaftlichen Zwang zu einer klaren Polarisierung gibt, der vom Individuum Anpassungsleistungen fordert, welche an den Betroffenen an den Verteilungsrändern dann Leidensdruck verursachen.

    • „Irgendwie finde ich es schade, dass sich der Begriff Transident anstatt Transsexuell nicht so richtig im Sprachgebrauch durchsetzt“

      Begriffsschlamperei im Kontext von Gender ist schon fast Prinzip, alleine der Begriff Gender ist mMn ein Kampfbegriff, der im Kern begrifflicher Unsinn ist (die übliche Definition als „soziale Geschlechterrolle“ unterstellt, daß es überhaupt eine aufzählbare Menge verschiedener Geschlechterrollen gibt, daran scheitert man). Transgender ist insofern auch Unsinn, transsexuell ist zumindest mißverständlich, weil man mit „sexuell“ meistens die sexuelle Attraktion (androphil oder gynophil) versteht und nicht so sehr die sexuelle Identität: die existiert nämlich zunächst nur im Innenleben einer Person und ist biologisch nicht meßbar.

      Laut Asendorpf (2012), Kap. 7.2.3 Entwicklung des Geschlechtsverständnisses, wissen jüngere Kinder übrigens nicht, daß das (wahrnehmbare) Geschlecht eine konstante Eigenschaft einer Person ist, sie lernen das erst bis zum Ende der Vorschulzeit. Deshalb macht der Begriff transident bei kleinen Kindern mMn keinen Sinn, denn transident unterstellt, daß das Geschlecht eine konstante Eigenschaft einer Person ist.

      Man kann vor diesem Hintergrund schlecht erklären, wie ggf. Transidentität biologisch verursacht wird und ob das nicht primär ein psychologisches Problem ist.

      • Als ernsthafter Begriff ist „Gender“ inzwischen sicher verbrannt, da ist schon zuviel Schindluder mit getrieben worden.

        Trotzdem ist eine Kategorie hier schon sinnvoll, da die biologische Geschlechtlichkeit sozio-kulturell mit mehreren Schichten umhüllt wird (Das Zwiebelschichtmodell) und mit jeder Schicht der Bezug zur eigentlichen biologischen Grundlage immer abstrakter wird.

        Mit steigendem Abstraktionsgrad wächst auch der von der Gesellschaft zur Durchsetzung auf individueller Ebene notwendige Druck/Zwang.

        „die übliche Definition als “soziale Geschlechterrolle” unterstellt, daß es überhaupt eine aufzählbare Menge verschiedener Geschlechterrollen gibt, daran scheitert man“

        Wieso scheitert man beim Aufzählen von verschiedenen Geschlechterrollen? Dazu muss man nur die Klischeekiste öffnen und schon purzeln sie alle raus.

        „…man mit “sexuell” meistens die sexuelle Attraktion (androphil oder gynophil) versteht und nicht so sehr die sexuelle Identität: die existiert nämlich zunächst nur im Innenleben einer Person und ist biologisch nicht meßbar.“

        Genau. Und die sexuelle Attraktion hat mit der sexuellen Identität nichts zu tun. Es gibt keine zwingende Kopplung beider Charakteristika.

        „Deshalb macht der Begriff transident bei kleinen Kindern mMn keinen Sinn, denn transident unterstellt, daß das Geschlecht eine konstante Eigenschaft einer Person ist.“

        Bei kleinen Kindern hat der Begriff ja auch nichts verloren. Alles unter ~7 Jahren ist nicht diagnostizierbar.

        „Man kann vor diesem Hintergrund schlecht erklären, wie ggf. Transidentität biologisch verursacht wird und ob das nicht primär ein psychologisches Problem ist.“

        Als schlüssiges Indiz für die Annahme eines biologischen Hintergrunds dürfte m.E. das durchgängige Auftreten des Phänomens über alle Kulturen und die Geschichte hinweg dienen.

        Aber, ja, nichts genaues weiß man nicht und es wird schwer sein, es wirklich je zu erfahren…

        • Die Verabsolutierung
          „Genau. Und die sexuelle Attraktion hat mit der sexuellen Identität nichts zu tun. Es gibt keine zwingende Kopplung beider Charakteristika.“
          ist unzulässig.

  8. Wie es ist, wenn die Knute der Hormone zunehmend entfällt, erleben wir alle im höheren Alter – ganz ohne irgendwelche Eingriffe. Das macht das Altern zu einem spannenden Abenteuer mit einigen Befreiungserlebnissen (mehr siehe Namenslink).

    • Spannender Bericht. Ich denke, aus solchen Beschreibungen kann man viel über den Zustand von Frauen diesseits der Menopause ableiten.

      Das dies „alle“ erleben, bezweifle ich. Die weibliche Menopause ist ein zeitlich recht scharf eingegrenzter Lebensabschnitt, den es in dieser Trennschärfe bei Männern nicht gibt.

      Plakativ gesprochen: Während sich der „Schleier der Hormone“ bei Frauen quasi von jetzt auf nachher abfällt, lichtet er sich bei Männern fast unmerklich langsam. Die sind sozusagen auf sanftem Entzug, statt dem kaltem Entzug bei Frauen 😉

    • Ich finde das super, dass eine Frau mal Sachen schreibt wie

      > Was ANDERE über mich meinen – sei es das Äußere oder meine Gedanken und Taten – interessiert mich nurmehr ganz sachlich als Feedback zum jeweiligen Thema. Es TRIFFT mich nicht, verunsichert mich nicht, denn ich bin mir ja meiner Selbst (inkl. „Fehler“) und meiner Handlungen ganz anders bewusst als früher.

      Die Frage ist nun, warum man das als Frau so als total revolutionär ansehen kann und mit 60 Jahren darüber bloggt, als wäre das eine totale Revolution und ganz großartig. Bei Männern nennt man das „Pubertät“.

      • … der erkenntnisprozess hat bei männern und frauen eine andere zeitskala. die männer wissen, so wie du sagst, lolly, seit der pupertät, das frauen große ohren haben, die ihnen gefallen, und frauen realisieren mit dem klimaterium, dass es nicht NUR um ihre persönlichkeit ging, weil sie nun ohne hormonelle wallungen, geradaus denken können. die welt ist brutal, gemein, patriarchalich und ungerecht!

      • „Die Frage ist nun, warum man das als Frau so als total revolutionär ansehen kann und mit 60 Jahren darüber bloggt, als wäre das eine totale Revolution und ganz großartig.“

        Ich denke, es IST revolutionär für eine Frau. Von der Pubertät an ist ihr bewusst, dass ihr Status extrem von ihrem Aussehen, ihrer sexuellen Attraktivität abhängt. Das macht sie weit verwundbarer, als einen Mann, der bei fehlender Attraktivität ggf. auch sportliche, künstlerische, wirtschaftliche oder sonstige Argumente, die seinen Status erhöhen, einwerfen kann.

        Wenn Du aber nur ein As ausspielen kannst, dann beobachtest Du viel nervöser Deine Mitspieler(innen). Irgendwann ist das Alter erreicht, wo der Wettbewerb, sei es der intrasexuelle oder der intersexuelle, zunehmend irrelevant wird. Und das kann dann wirklich als Befreiung empfunden werden.

      • Sauber hinterfragt!
        Scheint für Claudi aber sehr erleichternd zu sein, erst die Knute, dann die Befreiung und dann trifft einen gar nichts mehr ( fetteste Schutzschilde, unangreifbar ).
        Könnte eine Art „nachhaltiges“ ( oder nachträgliches? ) Orgasmussurrogat sein …..

  9. „Nein, deswegen sind Unterschiede im Schnitt dennoch relevant.“

    Ich würde sogar sagen, die Geschlechterunterschiede im Schritt sind relevant.

  10. Pingback: Ein feministisches Wörterbuch | Alles Evolution

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