Tom bespricht unter anderem ein paar Tweets von Robin, die ich auch interessant finde:
Das finde ich sehr verständlich. Die Männer um die 35, die Frauen ein paar Jahre jünger, das ist ja eine durchaus häufige Zeit, gerade für Studierte, zum Kinderbekommen. Und wenn die Beziehungen gut laufen, dann blickt man eben positiv in die Zukunft. Man redet über das Kinderkriegen etc. Das sind schöne Themen, bei denen es auch nicht stört, wenn die Bedienung dazu kommt. Es sind Gespräche, die man auch führen kann, wenn nicht so gute Freunde dabei sind, und man wäre in einer solchen Runde, die positiv in die Zukunft blickt, auch ein ziemlicher Grinch, wenn man dann anführt, dass das alles in Unterhaltsforderungen endet.
Gespräche darüber, ob die Freundin einem ein Kind unterschieben will oder bereits untergeschoben hat, über Unterhalt und wie das auch das eigene Leben zurückschlägt, die führt man mit einem guten Freund, so dass er sie hört, man unterbricht das Gespräch, wenn die Kellnerin kommt, weil es etwas privates ist.
Selbst dann werden es die viele Männer vorziehen, dass man da vage bleibt, eine Unterhaltsberechnung am Tisch werden die wenigsten machen. Sie werden eben feststellen, dass dort vieles ungerecht ist, was ja auch zutrifft, sie werden vielleicht darüber klagen, dass sie ihr Kind kaum sehen. Vielleicht werden sie auch anführen, dass es fair gelaufen ist, und die Frau sich anständig verhält. Auch das kommt ja vor.
Ich kenne einige dieser Geschichten aus dem Freundeskreis, wo die Mutter mit dem Kind weit weg gezogen ist, wo die Frau das Trennungsjahr ausgereizt hat, auch den Fall, dass die Frau „plötzlich“ und „aus Versehen“ schwanger geworden ist, hatte ich im Freundeskreis und es wurde entsprechend diskutiert. Ich vermute mal, dass viele Männer auch schon mal ein Erlebnis hatten, wo ihre Periode überfällig war und man überlegte, was man jetzt macht, wenn sie tatsächlich schwanger ist (in meinen Fällen war sie es nicht) und man eine gewisse Hilflosigkeit fühlt.
Das sind aus meiner Sicht natürlich nicht die Themen, die das Männer-Frauen-Verhältnis beherrschen, dass ist eher die Frage „Will er/sie mich?“ und „warum macht er/sie das so oder so“, also allgemeine Alltagsfragen. Und im allgemeinen Leben sind Kinder bekommen, Haus abzahlen und die Sorgen des täglichen Lebens sicherlich auch für viele im Vordergrund stehend.
Das dürfte mit feminstischen Themen nicht anders sein. Auch dort wird die Diskussion „wenn du mit ihm zusammenziehst, dann erhöhst du dein Vergewaltigungsrisiko, denn die meisten Vergewaltigungen passieren in Beziehungen“ weit weniger eine Rolle spielen als „wie richtet ihr die Wohnung ein“ und „wann macht er dir einen Heiratsantrag?“. Auch der Gender Pay Gap wird selten zwischen Frauen in der Bar diskutiert werden und die Privilegierung gerade des weißen, heterosexuellen Mannes und andere Gesichtspunkte der Intersektionalität werden dort ebenso nicht erörtert werden.
Das MGTOW eher eine Randbewegung ist glaube ich auch. Einige Männer haben sicherlich aufgegeben. Andere haben jetzt gerade die Schnauze voll von Beziehungen. Mir ist aber auch noch keiner begegnet, der sich ausdrücklich auf MGTOW berufen hat.
Tatsächlich glaube ich auch, dass die meisten Leute kein Problem mit dem anderen Geschlecht haben. Man frotzelt gern etwas („Typisch Männer – Typisch Frauen“) und verzweifelt sicherlich auch teilweise an dem anderen Geschlecht, aber da für Heteros an sich ja kaum etwas an dem anderen Geschlecht vorbeiführt, hat man es häufig auch gerne um sich. Auch weil eben spätestens Freunde Partner haben, wird sich das kaum vermeiden lassen.
Das ist auch der Grund, warum ich Gruppentheorien, die als Konflikttheorie bzw Nullsummenspiel aufgebaut sind, also wohl alle wesentlichen feministischen Theorien, für nicht geeignet halte. Sie verkennen, dass die meisten Paare kooperative Spiele spielen wollen, auf einen Kooperationsgewinn aus sind.
Viele Frauen haben Probleme mit bestimmten Männern und viele Männer haben Probleme mit bestimmten Frauen, aber das hindert sie häufig nicht, auf der Suche nach dem nächsten Partner zu sein.
Das alles bedeutet aber nicht, dass es nichts zu verbessern gibt. Tom schreibt dazu:
Ich bin es sehr leid, dass Debatten nur noch von den Extrempositionen geführt werden. Meist sind es irgendwelche verbitterten, die einen Sündenbock für ihr Leid brauchen. Und da taugen Männer wie Frauen, Flüchtlinge wie Nazis.
Ich will Ideen. Unsere Gesellschaft hier ist schon eine verdammt gute, aber man kann die durchaus verbessern. Aber da müssen wir endliche einen Mittelweg finden zwischen einem Einheitsbrei und dem Extremflügelkampf.
Also die Suche danach, was man konstruktiv verbesseren kann. Denn selbst wenn die meisten Menschen mit Menschen des anderen Geschlechts kein Problem haben, kann eben das System Ungerechtigkeiten aufweisen, die auf bestimmte Weise ausgenutzt werden können oder zu bestimmten Verhalten verleiten. ZB im Familienrecht. Und es kann sich auch gleichzeitig lohnen Tendenzen, die eine Verschlechterung bedeuten würden, entgegen zu treten, etwas wenn die „Unschuldsvermutung“ Unwort des Jahres sein soll.
In vielen Fällen muss man über Probleme reden, die den Worst Case betreffen, weil sich dort Ungerechtigkeiten eben am deutlichsten zeigen bzw zu einem Machtungleichgewicht führen, was eine konstruktivere Lösung verhindert. Das sind eben Fälle wie Unterhalt, Sorgerecht, Umgang etc.
Es ist schön für alle, wenn sich möglichst wenig Leute darüber in Kneipen unterhalten müssen. Aber das macht Diskussionen darüber nicht unnötig.
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