AfD und männliche und weibliche Wähler

Gerade machte die Mitteilung die Runde (oder kam erst jetzt bei mir an) das die AfD fast nur von Männern gewählt wird:

In einem Artikel in der Welt heißt es:

Die Alternative für Deutschland (AfD) legt in der bundesweiten Wählergunst weiter zu. Auch im Sonntagstrend, den Emnid wöchentlich für die „Bild am Sonntag“ erhebt, kommt die Partei nun erstmals auf zehn Prozent (plus ein Prozentpunkt) und wird damit zur drittstärksten Kraft.

Die AfD findet dabei derzeit fast ausschließlich Zuspruch bei Männern. Während nur zwei Prozent der wahlberechtigten Frauen AfD wählen würden, sind es bei den männlichen Bundesbürgern 17 Prozent.

17% der Männer, da wird mir erst einmal schlecht. Einer Partei, die sich so deutlich am rechten Rand bewegt. Die aus meiner Sicht in keiner Weise fähig ist, tatsächliche Politik zu machen. Was zieht da die Wähler, und da insbesondere die Männer an?

In der Wikipedia heißt es zur Wählerschaft:

Bei der Bundestagswahl 2013 wurde die AfD nach den Ergebnissen einer repräsentativen Wahlstatistik deutlich öfter von Männern als von Frauen gewählt. Den größten Zuspruch hatte die Partei in der Berufsgruppe der Arbeiter erfahren. Zudem wählten viele ehemalige Anhänger von FDP und Linke die AfD. 60 % der AfD-Wähler gaben an, nicht aus Überzeugung, sondern aus Enttäuschung über die anderen Parteien die AfD gewählt zu haben.

Das 60% nur aus Enttäuschung wählen ist ja immerhin schon etwas. Aber ja auch nicht wirklich eine so schlaue Wahl.

Die im Juni 2014 veröffentlichte achte Mitte-Studie der Universität Leipzig zu rechtsextremen Einstellungen in Deutschland befragte 2432 Personen, von denen 52 Personen angaben, sie würden bei einer anstehenden Bundestagswahl AfD wählen. Davon vertraten 26 (50 %) gemäß Einstufungsmuster der Mitte-Studie ausländerfeindliche, 15 (29 %) chauvinistische (überheblich nationalistische) und 7 (13 %) antisemitische Ansichten. Sie lagen bei diesen Einzelpositionen jeweils an zweiter Stelle hinter den Anhängern rechtsextremer Parteien. In einer von der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftungin Auftrag gegebenen und im November 2014 veröffentlichten Umfrage gaben 68 von 1915 Personen an, bei einer anstehenden Bundestagswahl AfD wählen zu wollen. Davon stimmten gemäß Einstufungsmuster der Umfrage überdurchschnittlich viele chauvinistischen (41 %), ausländerfeindlichen (16 %) und den Nationalsozialismus verharmlosenden (14 %) Aussagen zu.[158]

Das sind nicht wirklich viele Personen, keine Ahnung ob das so repräsentativ ist. Es wären insbesondere auch deutlich weniger als die Voraussagen hergeben. ich vermute mal Protestwähler sind zurückhaltender in solchen Umfragen.

Laut einer im Juni 2014 veröffentlichten Erhebung des Meinungsforschungsinstituts Forsa unterscheidet sich die Anhängerschaft der AfD deutlich von der rechtsextremer Parteien. So stammen AfD-Anhänger eher aus der Ober- und Mittelschicht mit relativ hohem Einkommen und entsprechend hoher Schulbildung. Gemeinsam sei beiden Gruppen ein geringes Vertrauen in die Kompetenz der im Bundestag vertretenen Parteien, eine pessimistische Wirtschaftserwartung und ein überdurchschnittlicher Anteil an Konfessionslosen und Männern. Insbesondere Angestellte und Rentner fänden Gefallen am Kurs der AfD, Selbständige, Beamte und Arbeiter in der Wählerschaft eher weniger. In ihrer Selbsteinschätzung verorten sich 55 % der AfD-Sympathisanten in der politischen Mitte, 28 % rechts und 17 % links.[159]

Wie man als eher linker Mensch AfD wählen kann ist mir ein Rätsel.

Zu Inhalten wird auch etwas gesagt:

Basierend auf einer Studie des Instituts für Demoskopie Allensbach beschrieb Renate Köcher die AfD im Oktober 2014 als eine Partei, in der sich Wähler sammelten, denen die europäische Integration zu weit gehe und die Zuwanderung teilweise Unbehagen bereite. Die Gemeinschaftswährung und die europäische Ebene würden von AfD-Anhängern kritischer als vom Bevölkerungsdurchschnitt gesehen. Die Anhänger sähen in der EU ein Risiko für den Wohlstand Deutschlands, empfänden sie als schwerfällig und befürchteten, nationale Charakteristika gingen in ihr verloren. Dagegen spielten das Friedensthema und der große gemeinsame Wirtschaftsraum eine geringere Rolle als im Bevölkerungsdurchschnitt. Für AfD-Anhänger sei zudem wichtig, dass die AfD den Konsens der übrigen Parteien durchbreche. Viele sähen eine Partei, die sich deutlich von anderen Parteien unterscheide, Positionen vertrete, die in der Bevölkerung weit verbreitet seien, eine Lücke im Parteienspektrum einnehme und frischen Wind in die Politik bringe. Als Parteiziele sähen die Anhänger, die Zuwanderung zu begrenzen, härtere Asylgesetze anzustreben, den Euro abzuschaffen, die Bedeutung der europäischen Ebene zurückzudrängen und die nationalen Interessen entschiedener zu vertreten. Gleichzeitig sähen sie die AfD aber auch als Anwalt für mehr Bürgerbeteiligung, innere Sicherheit, Reformen, soziale Gerechtigkeit und die Interessen der Wirtschaft und des Mittelstandes. Fast drei Viertel der Anhänger glaubten, die AfD habe die besten Zukunftskonzepte aller Parteien. Nur bei den Unionsparteien sei das Vertrauen der Anhänger in ihre Partei ähnlich groß.

Das die EU eine Verwaltungsreform braucht, dass würde ich ja durchaus unterstreichen. Auch, dass da eine Menge Müll gemacht wird und sie anfällig für Korruption und Postengeschacher ist. Aber ich hätte meine erheblichen Zweifel, dass die AfD da eine vernünftige Reform durchführen kann, dazu sind sie entschieden zu unprofessionell und der Anteil nationaler Ideen dort zu groß

In einer im Oktober 2015 veröffentlichten repräsentativen Umfrage des Institutes Infratest dimap im Auftrag der ARD gaben 6 % der Befragten an, die AfD wählen zu wollen (vgl. Sonntagsumfrage). 95 % der AfD-Anhänger waren unzufrieden mit der Regierung (zufrieden: 5 %); der schlechteste Wert aller abgefragten Parteien. Die Folgen der Zuwanderung wurde von 93 % der AfD-Anhänger als eher nachteilig bewertet (eher Vorteile: 1 %) und 79 % sprachen sich für eine Lockerung der Russland-Sanktionen aus (Sanktionen beibehalten: 21 %).[161] In einer weiteren Umfrage desselben Institutes vom November 2015 sprach sich eine Mehrheit von 93 % für die „Einrichtung von Transitzonen an den Grenzen aus“ (dagegen: 5 %) und 83 % zeigten sehr großes bzw. großes Verständnis für Pegida (wenig/gar kein Verständnis: 12 %). In der Sonntagsfrage gaben 8 % an, die AfD wählen zu wollen (davon: Westdeutschland 7%, Ostdeutschland 12 %).[162] Die Zuwächse der AfD gegenüber der Bundestagswahl 2013 speisen sich insbesondere aus ehemaligen Wählern der Union (950.000 Wähler), der SPD (250.000 Wähler) und der Linkspartei (250.000 Wähler).

Das Flüchtlingsthema scheint die AfD also weiter nach oben zu bringen. Und macht damit gleichzeitig eine große Koalition wahrscheinlicher, denn von den übrigen Parteien wird keine mit der AdF eine Koalition gründen wollen. Die nächste Bundestagswahl kommt aber erst 2017, auch wenn dazwischen noch einige Landtage gewählt werden. Ich vermute mal, dass viele in den Parteien in der Hinsicht mit den Geschehnissen der Silvesternacht eine gute Gelegenheit sehen, wählerwirksame Aktionen zu starten. Dies wiederum dürfte dann eher zu Ungunsten der AdF ausfallen, da es ihnen Protestwähler abgräbt.

Aber man wird sehen, wie es weiter geht. Für die Landtagswahlen dürften ihnen die Wähler noch einige Sitze bescheren. Aber gerade bei Oppositionsparteien ist das nicht unbedingt gut: Werden sie zu normal und können in der praktischen Arbeit nichts erreichen, dann sind die Protestwähler auch enttäuscht.

Deren Leitlinien klingen in Teilen ja durchaus vernünftig. Sie sind entsprechend formuliert, wie man es von politischen Parteien erwartet. Alles klingt sauber.

Ich greife mal die für die Themen des Blogs vielleicht interessanteren Themen heraus:

Die AfD strebt die Gleichberechtigung der Geschlechter an und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin. Die AfD lehnt aber geschlechtsbezogene Quoten im Berufsleben und eine Politik, die auf die Aufhebung der Geschlechteridentitäten zielt, ab. Allein Eignung, Befähigung und Leistung dürfen Entscheidungskriterien sein. Die AfD steht für Chancengleichheit, nicht für Ergebnisgleichheit.

Das dürfte hier auf offene Ohren stoßen und klingt soweit auch nicht schlecht. Allerdings bin ich bei der Umsetzung sehr skeptisch. Ich vermute da eher sehr konservative Vorstellungen von Geschlechterrollen.

5. Wir halten die Meinungsfreiheit – innerhalb der Grenzen einer freiheitlich demokratischen Grundordnung – und somit eine offene Diskussionskultur für eines der wichtigsten Güter der Gesellschaft. Wir wenden uns mit Nachdruck gegen zunehmend verbreitete Tendenzen selbsternannter Gesinnungswächter, Andersdenkende einzuschüchtern oder gesellschaftlich auszugrenzen. Die AfD setzt sich dafür ein, dass auch Religionskritik der Meinungsfreiheit unterliegt. Wir treten dafür ein, dass auch Auffassungen, die abseits vom Meinungskorridor der etablierten Parteien liegen, angemessen in der Berichterstattung der Medien Platz finden. Die Freiheit der Medien darf nie eingeschränkt werden.

Auch dagegen kann man wenig sagen. Leider gibt mir die Überschneidung mit den undifferenzierten „Lügenpresse“ schreiern dann wieder weniger Hoffnung.

14. Nicht nur aus Gründen der Nachhaltigkeit sorgen wir uns um die negative Bevölkerungsentwicklung unseres Landes. Für die Alternative für Deutschland sind eine kinder- und elternfreundliche Familienpolitik, die Förderung der Vereinbarkeit von Kindererziehung, sozialem Leben und Beruf, und die stärkere Förderung von Familien mit Kindern deshalb von entscheidender Bedeutung. Die Alternative für Deutschland möchte junge Menschen ermutigen, eine Familie zu gründen und sie setzt sich für eine familien- und kinderfreundliche Gesetzgebung ein. Die AfD steht für eine eltern- und kinderfreundliche Politik, die Menschen mit Familien – unabhängig von ihrem Lebensentwurf – so gut wie möglich unterstützt. Die Ehe zwischen Mann und Frau ist familienpolitisch wünschenswert. Da wir demographische Nachhaltigkeit ernst nehmen, bejahen wir die Zuwanderung integrationswilliger und integrationsfähiger Einwanderer nach Deutschland

Das scheint mir eine ähnlich vorsichtige Formulierung wie bei #Ausnahmslos. Soll das eine Abkehr von der „Homo-Ehe“ sein oder nur Förderung von Familien?

Ein Parteiprogramm so zu formulieren, dass man zustimmen kann, ist nicht weiter schwierig. Was ich ansonsten von der AfD gehört habe läßt sie für mich nicht wählbar sein.

Zurück aber zum Ausgangsthema: Warum zieht dieses Programm gerade Männer an? Ist es schlicht der Umstand, dass sich Frauen weniger für die EU als komplexes politisches Thema interessieren? Empfinden die Männer die einwandernden Männer eher als intrasexuelle Konkurrenz, weil eben eine Vielzahl Männer ins Land kommen? Wie würden Frauen wählen, wenn 80% der Flüchtlinge Frauen wären? Sind Männer einfach fremdenfeindlicher? Oder sehen sie eher eine finanzielle Bedrohung, während Frauen das anders bewerten? Sind sie eher Protestwähler und Frauen eher nicht? Was macht die Partei gerade für Männer attraktiv?

Ergänzung: Hier eine Besprechung des AfD-Programms