Diesmal pünktlich!
Tag: 20. Januar 2016
Zur Wirksamkeit des Prinzips „Frauen müssen sicher sein“
Es mag für viele etwas hart klingen, aber das ca 100 Frauen in Köln sexuell belästigt worden sind, ist bezogen auf Deutschland nichts, was die Lage wesentlich verändert. Frauen sind nach wie vor sehr sicher in Deutschland und da Unsicherheitsgefühl eher subjektiv.
Dennoch ist „Gefahr für Frauen“ etwas, was alle Gruppierungen eint und es erlaubt, weitgehende Änderungen vorzunehmen. Von der Änderung des Ausländerrechts bis zur Verschärfung des Sexualstrafrechts, die gesamte Flüchtlingspolitik steht plötzlich zur Disposition, und das wegen Übergriffen auf lediglich 100 Frauen.
Es ist eigentlich erstaunlich, dass man bei den Auswirkungen dieser Taten gleichzeitig noch behauptet, dass Deutschland eine Rape Culture ist. Wer sexuelle Übergriffe verharmlost, der wird danach nicht die Notwendigkeit sehen, solche Änderungen durchzuführen.
Das Gegenargument aus dem Feminismus:
Überall werden nun aus besorgten Bürgern edle Ritter, die „unsere“ – also „ihre“ – Frauen beschützen wollen. Die eigenen Frauen will der gute Deutsche immer noch selbst belästigen dürfen.
Eine solche Aussage, in einer der größten deutschen Magazine, nämlich dem Spiegel, spricht eigentlich auch schon gegen die Allmacht des Patriarchats und die Unterdrückung des Feminismus.
Frauen als die Zu Beschützenden ist wirklich nichts neues. Es gab auch schon einige Artikel dazu:
- “Männer als Täter oder Beschützer, Frauen als Opfer”
- Der Eindruck, für schutzlose Frauen zu kämpfen, ist für viele Männer in ganz besonderer Weise gewaltenthemmend
- Konservative Geschlechterrollen: Der Mann als Beschützer
- Frauen, die Männer als Vertreter von Fraueninteressen wählen
- Pickup: Eine kurze Einführung: Protector of loved ones
- Anzeichen für Angewiesenheit auf Unterstützung als Partnerwahlkriterium
Vieles spricht aus meiner Sicht dafür, dass „Beschützer“ sein können und „auf eine Gefahr mit Schutz reagieren“ bei beiden Geschlechtern einer sexuellen Selektion unterlegen hat: Frauen finden Beschützer sexy, mögen es, wenn ihnen ein Mann Sicherheit gibt und verachten Männer, die Angst haben und auf Furcht nichts gegen eine Gefahr machen (selbst, wenn sie selbst ebenfalls nichts machen). Siegreiche Helden, die die Gefahr bezwingen sind hingegen begehrt. Es verwundert gerade auch angesichts der unterschiedlichen Kosten des Sex nicht, dass Männer diese Rolle nur zu gerne einnehmen und auch, dass man mit ihr sehr viel rechtfertigen kann:
Wer Frauen in Gefahr bringt, wer dagegen ist, dass man den Frauen hilft, der gibt anderen die Gelegenheit sich aufzuwerten, in dem sie deutlich machen, dass sie das keineswegs so sehen und läuft auch anderweitig Gefahr abgewertet zu werden.
Das macht es auch ansonsten Ideal: Hilfeorganisationen arbeiten bei dem Einsammeln von Spenden bevorzugt mit kleinen Mädchen, auch sonst werden Frauen eher eingesetzt, wenn man an die Hilfsbereitschaft appellieren will.
Wenn man in einem Film die Schreckenstaten anderer darstellen will, dann werden sie ein Mädchen oder eine Frau töten. Und die Befreiung einer Frau oder ihre sonstige Rettung als Damsel in Distress ist ein Klischee, weil es funktioniert.
Die Theorie der Rape Culture spielt ebenfalls mit diesem Klischee – wir sind bedroht, schützt uns! Eine Gesellschaft mit auch nur einer Vergewaltigung ist unzumutbar! Wie so häufig arbeitet der Feminismus mit klassischen konservativen Geschlechterollen. Darauf baut letztendlich die gesamte Opferhaltung im Feminismus auf und man sieht, dass das gut funktioniert.
Der Appell an den Beschützer ist eine sehr wirksame Waffe, die von allen Seiten, Frauen oder Personen, die andere entsprechend beeinflussen wollen oder einen Grund für bestimmte Änderungen brauchen, gerne genutzt werden.