Warum Gewalt von Männern gegen Männer deren Problem ist

Stapelchips kommentierte:

Ich find das interessant:
Feminist: “Jede dritte Frau wird einmal im Leben Opfer von Gewalt. Frauen müssen Angst haben.”
Nicht-Feminist: “Männer erleiden deutlich häufiger Gewalt als Frauen.”
F: “Ja, von Männern…”
NF: “Wir haben gerade über Opfer gesprochen. Der einzige Weg wie Deine Aussage dazu passt, wäre die Annahme, dass Gewalt, die durch Männer ausgeführt wird, wirklich nicht so schlimm ist. Was die Frage aufwürft: Warum beschweren sich die Frauen?”

Also die alte Frage: Warum ist es überhaupt ein Argument, dass Gewalt gegen Männer auch von Männern verübt wird und warum ist sie deswegen weniger beachtlich?

DMJ kommentierte dazu:

Auch hier ist die Antwort wieder die, bei so vielen Feministinnen übliche Verachtung des Individuums: Natürlich ist Gewalt durch Männer schlimm, aber wenn sie sich gegen Männer richtet, ist es Autoaggression und deren eigenes Problem. Erst, wenn sie sich gegen Frauen (die ja komplett friedlich sind, da ja auch nur als Masse und nicht Individuen betrachtet) richtet, ist es Gewalt gegen andere.

Tragikomischerweise verwenden hier die linken Unsympathen so ziemlich die gleiche Argumentation, mit der rechte Unsympathen kein Problem damit haben, wenn sich Muslime/Afrikaner/Ausländer gegenseitig umbringen, weil sie ja auch nicht zwischen dem einfachen Syrer und dem IS-Terroristen unterscheiden. Da grüßt mal wieder das Hufeisenmodell.

Ich hatte dazu angemerkt:

Im Gruppendenken des Feminismus trifft das nicht zu: Da ist Gewalt innerhalb einer Gruppe ein kleineres, weil nicht strukturelles Problem, welches zudem nicht in das klassische intersektionale Konzept einzuordnen ist, nach der eine Gruppe mehr Macht hat.
Wenn sie das Konzept betrachten wollen, dann können sie es nur als Folge der Machthierachie sehen, die sich zu Lasten von Männern selbst auswirkt, die aber auch von Männern verursacht wird, die sie also selbst bekämpfen müssen (man kann es vielleicht damit vergleichen, dass man sich auch mehr darüber aufregt, wenn ISIS gegen andere kämpft als wenn sie Abtrünnige in den eigenen Reihen hinrichten wegen Verstöße gegen die eigenen Spielregeln) oder sie müssen es auf einer anderen Ebene behandeln, etwa als Problem sozialer Klassen (an denen natürlich auch das Patriarchat schuld ist)

Das wäre aus meiner Sicht die passende Einordnung: Gewalt innerhalb einer Gruppe wird üblicherweise anders bewertet als Gewalt gegen eine andere Gruppe. Das gilt insbesondere, wenn die Gruppe einen gewissen Zusammenhalt aufweist und man ihr daher den internen Konflikt auch als solchen zurechnen muss. Die Gruppe Männer verfolgt aber nicht per se homogene Gruppe, sie ist eben keine klassische Gruppe, die sich als Einheit sieht und ihre Mitglieder unterstützt. Gerade in Geschlechtersachen wird man weitaus eher seine Familie, seinen Freundeskreis etc als relevant ansehen. Weswegen die Anrechnung der Taten auch nicht so ohne weiteres in dieser Weise vorzunehmen ist.