„Das Patriarchat schadet auch Männer“ oder im englischen „Patriarchy huts men too“ hört man recht häufig in Diskussionen mit Feministen und das in verschiedenen Bedeutungen:
1. Feminismus ist gut für alle, auch für Männer, weil es gegen das jeden schädigende Patriarchat ist
In dieser Verwendung geht es darum, dass Feminismus eigentlich gut für Männer ist, weil es Rollen hinterfragt, die auch Männern das Leben erschweren. Nur im Feminismus gebe es dieses Hinterfragen von Rollen und die Beseitigung der festen Rollen erforder eben die Beseitigung des Patriarchats. Diese Rollen würden eh nur einem bestimmten Teil der Männer dienen, der hegemonialen Männlichkeit, die dann zwar Vorteile auch an andere Männer verteilt, aber irgendwie würde es dennoch allen Männern besser gehen, wenn das Patriarchat weg wäre. Jedenfalls wäre man dann eben kein Unterdrücker mehr und insofern ein besserer Mensch, was ja auch schon ein Vorteil wäre.
In dieser Funktion wird es auch gerne zur Entkräftung von Gegenargumenten gebraucht: In einer Diskussion um Geschlechtergerechtigkeit wird von der Gegenseite angeführt, dass auch Männern erhebliche Nachteile in der Gesellschaft haben und der Feminismus einseitig auf Nachteile von Frauen abstellt. Dann wird eben darauf verwiesen, dass dies kein Argument gegen den Feminismus wäre, sondern eins dafür, denn all diese Nachteile sind eben nur Nebenfolgen des Patriarchats, so dass diese alle wegfallen, wenn das Patriarchats wegfällt.
Das Problem an dieser Begründung ist:
Es geht von Prämissen aus, die so nicht zutreffen:
- Rollen hinterfragen kann man auch dann, wenn man nicht davon ausgeht, dass es ein Patriarchat gibt, in dem alleine Männer oder einige Männer die Regeln vorgeben und in dem Frauen unterdrückt werden.
- Man kann beispielsweise davon ausgehen, dass Rollen den biologischen Unterschieden zwischen Mann und Frau und den jeweiligen Ergebnissen sexueller Selektion und intrasexueller Konkurrenz folgen und Ausgestaltungen davon sind, die aber im Sinne eines Essentialismus absolut gesetzt worden sind, was so nicht der Fall ist.
- Auch muss man die Lösungen, die der Feminismus bietet nicht für die maßgeblichen halten. Man kann auch wesentlich humanistischere Ansätze verfolgen, die nicht auf dem Prinzip „Frau – Opfer, Mann=Täter“ bzw einer Umformung davon aufbauen und kann den Anteil, den Frauen daran ganz aus eigene Interesse und nicht aus internalisierten Sexismus haben, anerkennen.
- Dann aber ist der radikale Feminismus keineswegs die Lösung der Probleme und der Hinweis auf den Feminismus auch kein Gegenargument, weil dort eben keine geeigneten Lösungen bestehen.
2. „Das Patriarchat verletzt auch Männer“ ist eine Taktik um Frauen zum Schweigen zu bringen und Männerproblemen Raum zu´geben
Das der feministische Ansatz eben gerade Männern häufig nicht hilft wird auch gleich an der nächsten Verwendung deutlich. Dazu ein Text:
The patriarchy hurts men too“ is a set of silencing or derailing tactics whose basic motif is to draw attention from the original topic to men’s issues in feminist discussion.
This is usually done by bringing up certain points in a discussion about women’s experiences or oppression that women face:
- that not all men benefit equally from the patriarchy
- that performing masculinity can be difficult (being expected to take the romantic or sexual initiative) or dangerous (being expected to be able to physically fight, being physically bullied)
- that sexual violence happens to men too
- that due to ideas involving masculinity and femininity, men are categorically considered inferior to women in some specific areas of life (such as being a better parent when a choice must be made in a divorce custody case).
All of these things are true, and they should be discussed, but insisting that men’s problems be constantly acknowledged and included in feminist discussions is a derailing tactic. Men are, as a class, the group advantaged by the patriarchy, and thus spaces discussing the experiences of women and gender diverse peoples are comparatively rare.
Rather than derailing conversations about and between women, men who want to discuss male identity, masculinity and the patriarchy need to create new discussions in spaces that aren’t marked as women-centred.
Hier wird wieder das janusgesichtige oder eher schizophrene des Feminismus deutlich: Wenn es passt, dann heißt es, dass es für Männer natürlich vorteilhaft ist, sich für Feminismus einzusetzen, weil der Feminismus ja gut für sie ist. Innerhalb des Feminismus sollen sie aber bitte die Klappe halten und nicht dadurch ablenken, dass sie ihr Probleme in die Sache einbringen, sie sind schließlich die Unterdrücker