Selbermach Samstag 165 (12.12.2015)

Welche Themen interessieren euch, welche Studien fandet ihr besonders interessant in der Woche, welche Neuigkeiten gibt es, die interessant für eine Diskussion wären und was beschäftigt euch gerade?

Welche interessanten Artikel gibt es auf euren Blogs? (Schamlose Eigenwerbung ist gerne gesehen!)

Welche Artikel fandet ihr in anderen Blogs besonders lesenswert?

Welches Thema sollte noch im Blog diskutiert werden?

Für das Flüchtlingsthema gibt es andere Blogs

Ich erinnere auch noch mal an Alles Evolution auf Twitter und auf Facebook.

„Nein, wir werden uns nicht beruhigen“ Ton-Überwachung vs. Sachlichkeit und Höflichkeit

Everyday Feminism wird immer mehr eine meiner Feminismus-Lieblingsseiten, weil sie dort im Gegensatz zu den deutschen feministischen Seiten tatsächlich noch was zum Thema Feminismus und nicht nur Intersektionalismus schreiben und zudem immer sehr vereinfachende Grafiken erstellen, kürzlich zB diese:

Tone Policing

Tone Policing

Ich finde es bemerkenswert wie es in diesen Theorien als Recht dargestellt wird, Kritik abzuweisen und keine Argumente bringen zu müssen und gleichzeitig Gefühlsausbrüche als ganz berechtigt darzustellen.

Die Privilegientheorie erlaubt es in dieser Hinsicht wirklich jede Einwendung als ungerechtfertigt darzustellen. Sie ist insofern die Allzweckwaffe des Feminismus und in Verbindung mit internalisierten Sexismus/Rassismus oder welcher Diskriminierung auch immer kann man damit absolut jede rationalere nicht innerfeministische Kritik, die von jemanden ohne Privilegien in dem Bereich kommt, abwehren.

Es scheint nach dieser Vorstellung unmöglich zu sein, eine Diskussion rational zu führen und nicht ein Vergehen zu sein, eine solche Rationalität auch zu verlangen.

Das Argument:

Text: At its core, tone policing suggest that people distance themselves from their own emotions of anger, frustration, or fear in order to be heard.

Person 1: But my anger…

Person 2: And my sadness…

Person 3: And my frustration…

Person 4: And my fear…

All four speakers: … are central to the issue being discussed!

finde ich sehr schwach. Denn man kann natürlich auch rational und im ruhigen Ton darstellen, warum einen bestimmte Situationen belasten. Das ist gerade dann der Fall, wenn es nicht um aktuelle Fälle geht, sondern das allgemeine Leben.

Ich hatte das auch schon einmal hier aufgeführt:

There’s a time for diplomatic tone, but it’s really not your place to suggest when that time is. Doing so comes across as condescending, and you can bet that the feminist making the angry post/tweet/comment/whatever has thought about this more than you.

Ja, weil es irrationales Handeln bei Feministinnen nicht gibt und sie immer alles wohl durchdacht einsetzen. Natürlich ist es mein Recht eine höfliche Behandlung einzufordern, wenn man sich mit mir unterhält. Wer ist sie, das sie denkt, sie könne andere wie ein Untermensch behandeln und für sie würden die Regeln eines zivilisierten Umgangs nicht gelten? Als ob Frauen oder Feministinnen umgekehrt das gleiche Argument gelten lassen würden

Furthermore, even if you’re completely well-meaning and just think you’re offering helpful advice, your suggestion is used by a lot of trolls to try to shut down feminist arguments.

“Die sagen, dass ich nicht unhöflich sein darf, dabei sind die selbst blöd und deswegen darfst du mir auch nichts sagen” ist in der Tat ein gutes Argument (wenn man in einem Kindergarten ist). Ansonsten darf man wohl erwarten, dass es so aus dem Wald herausschallt, wie man in ihn hineinruft. Natürlich kann jemand mal gestresst sein. Aber das gibt ihm dennoch nicht eine Freikarte immer und überall das Schreiprivileg zu nutzen, ohne das man ihn dafür kritisieren darf.

Because of that, telling a feminist to consider a different tone frequently provokes an angry response, one you may be surprised by given your good intentions, but one that is reasonable nonetheless. If her anger at sexist behavior/attitudes makes you uncomfortable, ask yourself if you’re uncomfortable because you think the thing she’s talking about doesn’t exist, or if it’s because you feel like she’s mad at you and that makes you feel bad.

Wir halten fest: Wenn man wegen etwas sauer ist, dann darf man jeden diesbezüglich anmotzen. Auch den, der nichts dafür kann. Die Heizung ist kaputt? Schrei den Reparaturdienst an. Dein letzter Sex war schlecht? Schrei den Kassier an, der dir die Kondome verkauft hat. Ich sehe, der Feminismus ist hier einem Erfolgsrezept auf der Spur.

Tatsächlich ist das „Appellieren an die Emotionen“ sogar etwas, was unter die klassischen Argumentationstrugschlüsse fällt:

Appeal to emotion or argumentum ad passiones is a logical fallacy characterized by the manipulation of the recipient’s emotions in order to win an argument, especially in the absence of factual evidence.[1] This kind of appeal to emotion is a type of red herringand encompasses several logical fallacies, including appeal to consequences, appeal to fear, appeal to flattery, appeal to pity, appeal to ridicule, appeal to spite, and wishful thinking.

Instead of facts, persuasive language is used to develop the foundation of an appeal to emotion-based argument. Thus, the validity of the premises that establish such an argument does not prove to be verifiable.[2]

Appeals to emotion are intended to draw visceral feelings from the acquirer of the information. And in turn, the acquirer of the information is intended to be convinced that the statements that were presented in the fallacious argument are true; solely on the basis that the statements may induce emotional stimulation such as fear, pity and joy. Though these emotions may be provoked by an appeal to emotion fallacy, effectively winning the argument, substantial proof of the argument is not offered, and the argument’s premises remain invalid

Übertriebene Ängste oder nicht vorhandene Unterdrückungsstrukturen werden auch nicht wahr, wenn derjenige in der Annahme, dass sie echt sind oder er tatäsächlich unterdrückt wird, leidet. Die Gefühle ersetzten nicht das Argument.