In einem Artikel fasst eine Feministin die linke intersektionale feministische Denkweise zusammen, wie sie sich aus ihrer Sicht darstellt:
Empowered by Choice
All choices are good and right as long as you choose them. Agency is paramount. We must never question another person’s choices. We will defend to the death each person’s inalienable right to make her own choices and condemn anyone who attempts to analyze those choices in a larger context. As women, every choice we make is by default a feminist choice as long as we are women and we are choosing. Therefore it is feminist to wear stilettos or become a sex worker. Anyone who attempts to discuss a larger system must be shut down in defense of individual choices.
Since all choices are good and feminist, I am infallible in whatever I choose. It is my right and nobody may take it from me. This is personally empowering and vindicating.
Da würde man einwenden, dass man auch das natürlich drehen kann: Die Wahl muss eben nach feministischer Sicht frei sein, was sie in der heutigen Gesellschaft nicht ist. Was demnach freie Wahl ist, dass kann stets eingeschränkt werden. Demnach hat zB Jessica Valenti den „Choice Feminismus“ abgelehnt und statt dessen quasi „Das Private ist politisch“ dagegen gesetzt.
Aber in der Tat hat mit dieser Einschränkung Wahl eine wichtige Funktion im „modernen“ Feminismus. Man darf alles sein, wenn man es aus den richtigen Gründen (also nicht: Aus Unterwerfung unter das Patriarchat) macht. Deswegen ist der moderne Feminismus auch Pro-Prostituion bzw. „Sexwork“.
Self-Identification
Every person has the right to self-identify and nobody has the right to question another person’s identity. Identity is innate and internal; it cannot be changed. Identity is who you really are and always have been; it is immutable. Questioning someone’s identity is never acceptable. Identities must be embraced, believed, and affirmed by all. Anyone who does not affirm identities unquestioningly will be shouted down.
I am whoever I say I am. I am however I feel. Everyone else must accept me. I feel empowered.
Das ist in der Tat ein sehr wichtiges Element. Allerdings kommt es auch hier wieder auf die „genehmigten“ Identitäten an. Ein Mann hat sich beispielsweise durchaus zu ändern. Ein F-M-Transsexueller, der sich männlich verhalten würde wäre allerdings schon wieder eine interessante Frage.
Privilege and Checking It
There is a vast, complicated system of privilege. We are all privileged in some ways and not others. It is up to each person to recognize her own privilege and to enforce the checking of others’ privilege. The privileged may never question the less privileged. For example, a white woman may never question a black woman’s experience or choices. Types of privilege include but are not limited to: male privilege, white privilege, hetero privilege, thin privilege, abled privilege, economic privilege, and cis privilege.
I am aware of my own privileges and acknowledge them frequently. I call people out when they do not recognize their privilege. I feel superior and self-righteous for standing up for the most vulnerable. I defer to those who have less privilege than I do and never allow anyone to question them or their experiences. Since I am cis, I can never question anything related to being trans. I am better than people who do not recognize their privilege.
Das ist auch nicht schlecht ausgedrückt, weil es deutlich macht, dass es eine Form der prosozialen Dominanz ist: Ich helfe den anderen mehr, ich bin besser als du, du musst dich nach meinem Vorbild richten und andere auch so gut behandeln wie ich. In diesem System sind die Nichtprivilegierten in gewisser Weise Objekte des eigenen Signalling, wie gut man solche Regeln einhalten kann, weswegen es auch ein beständiger Wettbewerb ist anderen vorzuhalten, dass sie etwas übersehen haben.
Feminism is for Everyone
There is nothing exclusionary about feminism. We include and accommodate everyone. We believe that men need feminism too. Anyone who believes in equality is a feminist, even if they don’t know it or won’t embrace the word. Women are not the center of feminism nor should we be. We should all be equal.
I am more open-minded than most people, and again, I feel superior. I feel like I am helping everyone, even if they do not know they need my help.
Man könnte das auch den Allvertretungsanspruch oder „Du sollst keine Ideologie haben neben mir“ nennen. Männer brauchen auch den Feminismus und dürfen keine andere Rechtevertretung daneben stellen, auch wenn sie dort die Bösen sind. Oder gerade weil sie dort die Bösen sind, denn nur wenn sie das akzeptieren, dann können sie geheilt werden, indem sie ihre Privilegien hinterfragen.
Gender
A person’s gender is internal and sacrosanct. It is the core of our almighty identity. Gender is simply an innate knowledge of who you are. Gender identity is understood to be immutable. Gender and sex do not necessarily coincide.* A trans person’s currently declared gender is their only gender, even if they have lived their whole life up to that point as a different gender. Trans women are women. Trans women are the most vulnerable women and they are murdered and oppressed the most. Therefore we must protect them above all other women. Cis women must never exclude or question trans women under any circumstances. To do so would be the same as white women excluding black women: unthinkable.
I embrace everyone. I am good and open-minded. I am not a bigot like other people.
Das merkwürdige Zwidenken, bei dem jeder ist, was er sagt, unveränderbar und ohne das man es anzweifeln darf, es sei denn er ist ein Mann, ist schon interessant. Auch Weiblichkeit kann man durchaus abwerten, aber eben auch nur um die aufgezwungene Rolle, die das Patriarchat übergestülpt hat, loszuwerden. Auch die Einordnung von Transfrauen als die „besseren Frauen“ (weil auf einer höheren Opferstufe) ist durchaus interessant.
Da kommt dann auch der Bruch der Autorin: Sie wendet sich einem radikaleren, transfeindlicheren Feminismus zu, weil sie in dieser Definition keinen Gehalt für den Begriff Frau sieht. Sie sah sich selbst als untypische Frau, die nicht durch Geschlechterrollen eingeschränkt war und war sich durchaus bewußt, dass es auch verfehlt wäre, Frauen nach dem Verhalten zu definieren. Den das würde ja auch eine Rollenzuweisung an Frauen sein, eine Essenz des weiblichen Verhaltens aufstellen. Gleichzeitig konnte es auch nicht der Körper sein, da eben Transfrauen einen männlichen Körper hatten. Es blieb also nichts greifbares mehr, was nun eigentlich Frau sein konnte.
Tatsächlich scheint mir das ein interessantes feministisches Dilemma zu sein. Ist Frau unter diesen Gesichtspunkt eigentlich noch zu definieren? „jeder der sich als Frau entweder wegen seines Verhaltens oder seines Körpers fühlt“ erscheint in der Tat etwas vage.
Sie bringt es dann zum radikalen Feminismus, nach dem Transfrauen eben Männer sind, weil lediglich der Körper wichtig ist und Gender ein soziales Konstrukt.
Der Erkenntnisprozess, dass beide Richtungen unrecht haben ist ihr leider verschlossen geblieben. Dazu hätte sie wohl noch mehr hinterfragen müssen und bei diesem Fragen eher mal auf ein Biologiebuch stoßen müssen.
„Identity is innate and internal; it cannot be changed.“
Das ist doch für eine Feministin eine recht bemerkenswerte Äußerung. Ich dachte immer, jeder könnte seine Identität frei wählen und z.B. Mann oder Frau sein wie es ihm grad gefällt?
Etwas später sagt sie dann ja auch: „I am whoever I say I am. I am however I feel. Everyone else must accept me.“
Ich sehe da einen Wiederspruch.
„Ich sehe da einen Wiederspruch.“
„einen“ 😀
Da ist nur scheinbar ein Widerspruch, die kollektivistische Ideologie wird über die Hintertür eingeführt. Aus jeder hätte ein Recht auf Identität wird direkt „geschlossen“, niemand hätte das Recht, diese überhaupt in Frage zu stellen:
„Questioning someone’s identity is never acceptable. Identities must be embraced, believed, and affirmed by all.“
Schon zu Anfang des Textes hat sie ja definiert, dass alle Frauen per se Feministinnen sein müssen:
„As women, every choice we make is by default a feminist choice“
Überhaupt scheint es keine Rechte zu geben, sondern nur „Privilegien“:
„There is a vast, complicated system of privilege.“
In diesem System Jedem das Seine: Jeder hätte seine Identitäts-Privilegien und niemand soll sich herausnehmen, da über die Stränge zu schlagen:
„I call people out when they do not recognize their privilege.“
Der gleiche illiberale und totalitäre Geist wie immer…..
Konsistenz war noch nie eine Stärke dogmatischer Ideologien. Es kommt immer wie es gerade passt.
Oder um Ihren Beitrag kurz zusammenzufassen:
Meine Entscheidungen. Ich. Wir als frauen. Ich. Ich. Niemand darf meine Entscheidungen kritisieren. Ich. Ich. Ich fühle. Ich bin. Ich. Ich. Wir als frauen. Meine Identität. Ich. Ich bin gut. Ich. Ich. Ich bin besser. Ich bin offen. Niemand darf das. Ich.
Gut zusammengefasst.
Fängt gut an: auch ich bin der Meinung, dass jede frei gewählte Entscheidung zu akzeptiert ist – egal, ob diese anderen Personen passt. Wobei sich natürlich hier die Grenze im Bezug bzw. Verletzung von anderen findet.
Und auch in unserem System sollte jede Entscheidung zunächst als frei akzeptiert werden, auch wenn man bestimmte Dinge im System kritisiert. Denn sonst landet man letztendlich wieder bei der grundlegenden philosophischen Frage, ob es einen freien Willen gibt.
Wenn ich mich entscheide mich in meiner Beziehung meinen Partner unterzuordnen, dann ist das meine Entscheidung und zu akzeptieren! Wenn jemand meint, ich entscheide nur so, weil ich eine schlechte Kindheit hatte oder warum auch immer, dann ist das möglich. Aber es ist nicht wichtig, denn meine Entscheidung jetzt ist di gefallen, weil die für mich jetzt sich gut anfühlt und da ist es doch egal, warum es für mich so richtig ist!
Aber dann weiter im Text wird mir die Autorin mit Aussagen,dass sie besser als andere sei, weil sie sich über solche Dinge Gedanken macht zu überheblich und leider nicht mehr ernst zu nehmen, sehr schade!
„Wenn ich mich entscheide mich in meiner Beziehung meinen Partner unterzuordnen“
Diese Entscheidung ist ganz klar keine feministische Entscheidung, denn sie fällt ganz klar unter eine Wahlmöglichkeit, die für dich aufgrund der Sozialisation im Patriarchat getroffen wurde. Ansonsten müsste sie „Agency“ gar nicht erwähnen, denn dann würde ja der Satz: „All choices are good“ ohne die gleich folgende Relativierung reichen.
Es ist immer das gleiche : Alle Entscheidungen, die radikalfeministisch gestützt werden können sind gut, alle, die nicht diesem Weltbild genügen, sind unfrei und schlecht. Das ist das gleiche System wie bei 1984; nach einer erfolgreichen Indoktrinierung wie bei Winston sind alle seine Wahlmöglichkeiten in den Augen der Partei sowieso nur noch gut, da er gar nicht mehr anders kann, als aus den bereits gefilterten Optionen zu wählen. Zu allem anderen ist er mental gar nicht mehr in der Lage. Im Radikalfeminismus sind die beiden Mengen an „freiwilligen“ und „feministischen“ Entscheidungen immer deckungsgleich, i.e. auch jede nicht-feministische Entscheidung ist immer unfreiwillig.
@toxicvangard:
„Diese Entscheidung ist ganz klar keine feministische Entscheidung, denn sie fällt ganz klar unter eine Wahlmöglichkeit, die für dich aufgrund der Sozialisation im Patriarchat getroffen wurde.“
Und webn ich diese Entscheidung im Wissen darum trotzdem treffe, obwohl ich mich auch für eine gleichberechtigte 50/50 Beziehung entscheiden könnte?
Macht nicht die bewusste Wahl trotz anderer Möglichkeiten diese Entscheidung feministischen?!
Warum wäre eine Entscheidung in meiner Beziehung alles 50/50 aufzuteilen weniger beeinflusst, wenn sie doch im gleichen System getroffen wird?
Ist sie das überhaupt?
@miria
Da versuchst du mit Logik in einem unlogischen System zu argumentieren (wie ich ja auch häufig).
Aus Sicht entsprechender Feministinnen kann die Entscheidung schlicht nicht frei sein, wenn das Ergebnis falsch ist. Sonst hättest du ja nicht die falsche Entscheidung getroffen.
Ein anderes Modell ist dann, dass man die freie Entscheidung akzeptiert, aber dann das Problem ausblendet, dass sie vielleicht viele Frauen auf diese Weise treffen und das es dann eben keine Unterdrückung mehr ist. Dann wird davon ausgegangen, dass es dann doch wieder unterdrückung sein muss
@miria
„Macht nicht die bewusste Wahl trotz anderer Möglichkeiten diese Entscheidung feministisch(en)?! “
„Femininistisch“ ist eine Entscheidung immer nur insoweit, als dass sie den Vorgaben einer feministischen „Identität“ folgt.
@Alex:
„“Femininistisch” ist eine Entscheidung immer nur insoweit, als dass sie den Vorgaben einer feministischen “Identität” folgt.“
Welche Vorgaben sind das deiner Meinung nach?
„Welche Vorgaben sind das deiner Meinung nach?“
Das schreibt die Dame oben doch: Ich, ich, ich: meine Gefühle, meine Perspektive, mein Feminismus.
@miria
„Welche Vorgaben sind das deiner Meinung nach?“
Diese Vorgaben können recht verschieden sein.
Die Autorin oben zB will dir ausdrücklich erlauben: „it is feminist to wear stilettos or become a sex worker.“
Dann dehnt sich das noch aus: „Since all choices are good and feminist, I am infallible in whatever I choose.“
Und sagt damit scheinbar, du könntest machen, was du willst. Und als sie auch noch die Männer reinzieht, hat man den Eindruck, dass der Begriff Feminismus sich ganz aufgelöst hat und eigentlich bedeutungslos werden müsste.
Schön und gut, doch dann kommt das Kleingedruckte mit der „Self-Identification“ und den „Privilegien“. Und dann wird klar, dass es eben nicht so sein soll, dass jeder machen kann was er will und jeder sich an „seine“ Identität zu halten hat.
Das Problem bei dem Ganzen ist, dass die selbe Autorin oder andere morgen behaupten können, die „feministische Identität“ würde jetzt dies und das verlangen und Stilettos und Sexwork zB wären nun ein no-go.
Denn im Grunde spielt sich die Autorin nur als eine Art Päpstin auf (sie benutzt ja sogar das Wort „unfehlbar“) und macht allein deshalb schon klar, dass sie weiterhin gedenkt, dir deine Privilegien zuzuteilen oder auch abzusprechen.
@Christian:
„Da versuchst du mit Logik in einem unlogischen System zu argumentieren (wie ich ja auch häufig).“
Es gibt keine unlogischen Systeme, solche würden schlicht sehr schnell zerbrechen.
Es gibt schlicht viele dumme Menschen, die vielleicht die dahinterliegende Logik eines Systems nicht verstehen.
„Aus Sicht entsprechender Feministinnen kann die Entscheidung schlicht nicht frei sein, wenn das Ergebnis falsch ist. Sonst hättest du ja nicht die falsche Entscheidung getroffen.“
Wenn es wenige gibt, die für andere entscheiden, was falsch und was richtig ist, dann ist das Diktatur und hat mit freien Entscheidungen noch viel weniger zu tun als alles andere!
@miria
„Es gibt keine unlogischen Systeme, solche würden schlicht sehr schnell zerbrechen.“
Das ist bei Glaubenssystemen nicht unbedingt der Fall, es gibt viele Systeme die starke interne Widersprüche haben, die einfach ausgeblendet werden.
„Es gibt schlicht viele dumme Menschen, die vielleicht die dahinterliegende Logik eines Systems nicht verstehen.“
Da unterschätzt du die Fähigkeit des Menschen zum Ausblenden von Widersprüchen
„Wenn es wenige gibt, die für andere entscheiden, was falsch und was richtig ist, dann ist das Diktatur und hat mit freien Entscheidungen noch viel weniger zu tun als alles andere!“
Aber doch nicht, wenn die anderen gar nicht frei denken können, weil das Patriarchat ihnen eine Gehirnwäsche verpasst hat. Immerhin wollen sie ja nur dein bestes und sobald du ebenfalls frei bist wirst du ihnen dankbar sein
@Christian:
„Das ist bei Glaubenssystemen nicht unbedingt der Fall, es gibt viele Systeme die starke interne Widersprüche haben, die einfach ausgeblendet werden.“
Gerade Glauvenssysteme sind meist in sich sehr logisch! Widersprüche treteb häufig erst im Abgleich mit den Naturwissenschaften auf.
„Immerhin wollen sie ja nur dein bestes und sobald du ebenfalls frei bist wirst du ihnen dankbar sein.“
Genau. Und was mein Bestes ist, entscheiden auch sie, nicht ich. Ganz nach dem Motto: Lieber gleichgestellt als glücklich!?
@miria
„Gerade Glauvenssysteme sind meist in sich sehr logisch! Widersprüche treteb häufig erst im Abgleich mit den Naturwissenschaften auf“
Dann erkläre mal, warum Jesus als Teil der heiligen Dreifaltigkeit am Kreuz „sterben“ musste, damit der allmächtige Gott nach diesem Selbstopfer, das aufgrund des ewigen Lebens Gottes keines ist, den Leuten die Sünden erlassen konnte
„Gerade Glauvenssysteme sind meist in sich sehr logisch!“
Was ist die innere Logik des Christentums?
@adrian
„Was ist die innere Logik des Christentums?“
Das Leben nach dem Tod ist „das Ding“. Logik: Listen & Believe.
Schade, dass es so durchzogen von diesem „Ich bin so viel besser als andere und alle anderen müssen dem nacheifern oder sie sind halt scheiße“ ist, davon abgesehen sind da sonst viele richtige Ansätze drin.
Diese werden aber alle bedeutungslos, wenn jemand diese mit Gewalt (denn darauf läuft ein Überlegenheitsgefühl schlussendlich hinaus) umsetzen will und jedem anderen Menschen aufzwingen will. Gewalt ist immer und unter allen Umständen inakzeptabel.
Was ich unfreiwillig komisch finde, ist ja, dass im (radikalen) Feminismus – wenn ich das richtig verstanden habe – Gewalt und Überlegenheitsgefühl eine männliche Eigenschaft ist und somit zu verurteilen. In diesem Text aber wird diese Einstellung so verdreht, dass es plötzlich okay sein soll, derart zu handeln und zu kommunizieren, wenn es es nur der „richtigen Sache“ dient? Das klingt wie „for the greater good“ oder der „Zweck heiligt die Mittel“.
Nun, das tut der Zweck niemals. Gewalt ist immer und unter allen Umständen absolut inakzeptabel. Du kannst Menschen nicht zum gut sein zwingen. Überzeugen, erklären, ausdiskutieren, das ist der langsame, aber der einzige langfristig richtige, weil gewaltfreie Weg. Das erfordert Geduld und auch, andere Meinungen (so lange dem keine (!) Taten folgen) aushalten zu können, egal, als wie scheiße und falsch man sie empfindet. Frustrationstoleranz und Achtsamkeit. Ist alles nicht einfach, aber mit Gewalt keine Lösung.
Da kommt ein Satz doppelt vor, sorry, war keine Absicht ^^
@Judith
„In diesem Text aber wird diese Einstellung so verdreht, dass es plötzlich okay sein soll“
Weil das sich aus den identitätsstifenden Privilegien so ergibt. Wenn zwei Dasselbe machen, ist es nicht das Gleiche.
Im Feminismus wird einfach alles nach diesem Muster verdreht.
Lustig war neulich mal ein ganzer Zeitungsartikel, in dem die Schreiberin sich ausdrücklich herausnehmen wollte, weiterhin mit gespreizten Beinen im Bus/U-Bahn zu sitzen, weil dies einst ihr Zeichen für Emanzipation sei und „manspreading“ ja nur Männer betreffen kann.
Ja, selbst über sowas werden episch lange Texte in Zeitungen heutzutage veröffentlicht.
Im Grunde gehen alle Artikel aber um um sowas: Privilegien.
Dir ist hoffentlich schon klar, dass nach Deiner Definition („jedem anderen Menschen aufzwingen“) ein generelles Gewaltverbot selbst Gewalt ist? Ja was denn nu?
Und weiter fällt natürlich auf, dass Du Gewalt rundheraus verbieten willst, obwohl (oder weil!) Gewalt dasjenige Konfliktmittel ist, indem Frauen Männern schlechterdings unterlegen sind. Du bietest aber dabei nicht den Verzicht auf die „schärfsten weiblichen Waffen“ als Gegenleistung an? Ich schließe daraus, dass Du versuchst die Bedingungen des Konflikts so zu gestalten, dass sie Dir entgegenkommen und mich benachteiligen. Damit kommunizierst Du bei Lichte betrachtet „Kriegsvorbereitungen“ gegen mich zu treffen, mich und mein Gewaltpotential als Feind zu betrachten. Schade, wegen mir hätten wir auch Freunde sein können.
Der Gedanke, Intersektionalismus als Strategie prosozialer Dominanz zu verstehen, ist ziemlich interessant. Du gehst das aber nicht weit genug. Es geht keineswegs darum anderen „Privilegierten“ zu demonstrieren, dass man besser ist, weil man mehr hilft. Es geht vielmehr um die Dominanz gegenüber den „Unterprivilegierten“ und deren Perpetuierung. Indem man denen hilft, am besten überall und mit allem, nimmt man denen nämlich die Möglichkeit aus eigener Kraft etwas zu schaffen. Was immer sie schaffen, ist das Ergebnis von Hilfe und nicht Selbstermächtigung. Dadurch bleibt die Dominanzhierarchie immer intakt. Die „Unterprivilegierten“ sollten sich gut überlegen, ob sie so eine Hilfe wollen und brauchen können..
Intersektionalismus ist daher im Grunde nur Rassismus mit anderem Anstrich.
„Feminismn is for everyone“ ist auch interessant, weil es einem häufig anzutreffenden Muster von „das eine sagen, das andere meinen“ entspricht. Nationalsozialismus war ebenfalls auch für die Juden. Es bedeutet dann nur eben unausgesprochen etwas anderes.
Besonders deutlich war diese Manipulationstechnik bei „He for She“: Es ginge im Equality sagen sie, aber die Überschrift „He for She“ sagt das Gegenteil. Wie löst man den Widerspruch für ein logisch-lineares männliches Denken auf? Verlangt man Equality, verkennt man „He for She“. Kritisiert man „He for She“ heißt es „aber Equality“. Es geht letztlich nur darum, Dominanz zu erzeugen, indem man die Schwäche männlichen Denkens ausnutzt, solche Widersprüche logisch auflösen zu wollen. Der männliche Instinkt diese Auflösung vorzunehmen, ein vermeintlich logisches Problem lösen zu wollen, zieht das männliche Denken dann in den feministisch vorgegebenen Denk-„Frame“, wo es sich nur zu seinem Nachteil verheddern kann.
Wehren kann man sich dagegen nur, indem man schon die widersprüchliche Aussage rundheraus zurückweist. „Einigt euch mal, ob ihr „He for She“ oder „Equality“ wollt, vorher brauchen wir nicht weiter zu reden“. Selbiges mit „Feminism is for everyone“: solange die nicht klar sagen, was sie wollen, braucht man mit Feministinnen nicht zu reden.
Oder natürlich man dreht das um: „Ich bin Feminist, weil ich nackt im Wohnzimmer angekettete Frauen gut finde“. „Aber das ist kein Feminismus“. „Dein Feminismus vielleicht nicht, meiner aber schon!“
Der Doppelbindungscharakter von Ideologien.
Kontrolle durch Zerstörung der Aufrechterhaltung eigener Grenzen ist das Wesen dieser perfiden relationalen Agression und vielleicht das Zentrum des weiblichen soziopsychischen Kontrollarsenals. Gern auch von kollektivistischen totalitären Regimen aufgegriffen.
Ja, diese Double-Binds sind eine enorm potente Waffe im Arsenal sozialer Manipulation. Meinem Verständnis nach basiert z.B. der Neg der PUA’s auch darauf.
@lh
“ Es geht vielmehr um die Dominanz gegenüber den Unterprivilegierten und deren Perpetuierung.“
Das stellt zu sehr auf die psychologischen Folgen ab – auch wenn diese Lesart verführerisch ist.
Vordergründig geht es um ein normatives Konzept von Vergeltung: Daß die Unterdrückten mal dran sind, zu herrschen, ist gerecht.
Ob das stimmt ist die Frage und würde eine Auseinandersetzung mit dem Thema Gerechtigkeit bedeuten.
Doch bislang traut sich kein Maskulist da ran.
Aber die Unterdrückten herrschen doch gar nicht, sie werden nur anders beherrscht.
@Leszek @all
Mich würde interessieren, inwiefern Intersektionalismus links ist – was aber wohl eher eine Frage für Leszek ist, weil sie auf den linken Maskulismus deshalb zurückwirkt, insofern er die Verwendung einer soziologischen Konflikttheorie für den linken Maskulismus bereits ausgeschlossen hat. Und es gilt: Kein Intersektionalismus ohne Konflikttheorie – was für den einen Geschlechterklassenkampf forcierenden Feminismus kein Problem ist.
Also: Entweder ist Intersektionalismus nicht links oder „links“ bedeutet für linke Maskulisten etwas anderes als für alle anderen. Letzteres geht durchaus und kann z.B. durch eine moralische Position, wie sie bei den üblichen Verdächtigen in Sachen Islamkritik oder in der Flüchtlingsfrage zu beobachten ist, realisiert werden.
Doch in dem Fall wäre es Zeit von den Linken endlich mal offen dargelegt zu bekommen, wie sie das politische Spektrum, in dem sie sich selbst als „links“ einordnen überhaupt verstehen. Denn „nicht rechts“ zu sein, ist den linken Maskulisten bekanntlich enorm wichtig.
Denn „integraler Antisexismus“ reicht für die Definition von „links“ nicht aus, weil es keine Unterscheidung zu „konservativ“ oder „liberal“ zuläßt,
@elmar
„Intersektionalismus“ ist doch nichts anderes als die Hierarchisierung von Identitätsprivilegien — eine Abstufung, welche Interessen eine Gruppe gegenüber der anderen haben darf.
Das ist ganz klar politisch rechts.
Aber schön in einen absolut irreführenden Begriff mit pseudo-emanzipatorischem Anspruch verpackt.
@Alex
„Intersektionalismus ist doch nichts anderes als die Hierarchisierung von Identitätsprivilegien.“
Nein, eigentlich nicht. Denn es ist die Anhäufung von Klassenvor- und Klassennachteilen, wobei die klassenbildenden Merkmale soziologisch relevant sein müssen. Das sind z.B. Geschlecht, Hautfarbe, sexuelle Neigung oder Wohlstand, nicht aber Augenfarbe oder Linkshändigkeit.
Eine Hierarchisierung solcher Klassenzugehörigkeiten gehört nicht dazu. Vielmehr verrechnen fast alle Vertreter diese Vor- und Nachteile. Wenn sie diese allerdings unterschiedlich gewichten, dann liegt eine Hierarchisierung vor. Sollten Intersektionalismus links sein, dann würde darin ein – von der üblichen Propaganda unabhängiger – Hinweise auf die wahren Werte der Linken liegen.
Aber eigentlich habe ich nicht den Eindruck, daß Intersektionalismus links ist. Denn obwohl Marx eine Konkliktheorie vertrat, tat dies auch Rolf Dahrendorf und der gar ganz sicher nicht links.
Nein, „links“ muß auf etwas anderes zurückgehen.
Oder es ist eine Mogelpackung – was ich für das Wahrscheinlichste halte. Aber warten wir ab, was da noch kommt.
@elmar
Das schöne ist ja, dass man nahezu alles als Privileg aufladen kann, was irgendwie Nachteile hat und nicht als „vorherrschend“ oder „mit mehr Macht ausgestattet“ angesehen werden kann.
Das kann man kombinieren damit, dass auch kleinste Privilegien nicht marginalisiert werden dürfen.
Insofern ist natürlich auch Rechtshändigkeit ein Privileg
http://everydayfeminism.com/2012/12/how-to-talk-to-someone-about-privilege/
@EvoChris
„Insofern ist natürlich auch Rechtshändigkeit ein Privileg.“
Ups … mein Fehler. 😉
@elmar
„Denn es ist die Anhäufung von Klassenvor- und Klassennachteilen“
Da wird doch nur „angehäuft“ um aufzurechnen?!
„Eine Hierarchisierung solcher Klassenzugehörigkeiten gehört nicht dazu.“
Die ist aber automatisch immer dabei, wobei man sich freilich drum drückt, das klar auszusprechen. Vor allem scheint für die ein Problem zu sein, dass homosexuelle Männer eigentlich mehr zu sagen hätten als Frauen, nach ihrer eigenen Logik jedenfalls.
Im Grunde ist Intersektionalität dazu da, den Begriff der „Rasse“ zu verwerten. Insbesondere scheint im Praktischen wichtig zu sein, „farbige Frauen“ und Moslems (m/w) aufzuwerten.
„Oder es ist eine Mogelpackung“
Ganz sicher ist es das. Es ist die Synthese von Feminismus in der Genderausprägung mit der „critical race theory“ und den „post colonial studies“, welche sich ohnehin parallel entwickelt haben.
@Alex
„Die ist aber automatisch immer dabei, wobei man sich freilich drum drückt, das klar auszusprechen.“
Nein. Wähle in
sum=a_1 Vorteil_1+b_1 Nachteil_1+ ….
alle a_i=b_j=1. Dann gibt es keine Hierarchisierung. Und schon gar nicht automatisch.
„Die ist aber automatisch immer dabei, wobei man sich freilich drum drückt, das klar auszusprechen.“
„Es ist die Synthese von Feminismus in der Genderausprägung mit der “critical race theory” und den “post colonial studies”“
Ja, das kommt hin. Soweit ich mich erinnere gehört Intersektionalismus zum Inventar des linken Maskulismus.
Aber wir brauchen Leszek dafür.
„nicht aber Augenfarbe oder Linkshändigkeit.“
Das ist vielleicht deine Meinung.
„Das ist ganz klar politisch rechts.“
Ja, und Stalinismus hat mit Kommunismus nichts zu tun.
„rechts“ ist die Auffassung, die Menschen hätten verschiedene Rechte oder „Privilegien“ wegen ihres angeblichen verschiedenen So-Seins.
Das ist auch im Kommunismus so, mit den Klassen. Insofern ist das streng genommen auch als rechts aufzufassen! Mag dir jetzt etwas shocking vorkommen. Genau diese absolute Enteilung in Klassen hat es erlaubt, dass Diktatoren wie Stalin mit bestem Gewissen Kommunisten sein konnten.
Und schon ist die Linke von allem Übel freigesprochen.
@alex
In der linken Ausrichtung ist es doch gang und gebe, dass eine Unterdrückung einer bestimmten Gruppe verortet wird, die dann unterstützt werden soll um ungerechtfertige Machtpositionen abzubauen und auf diesen Weg Gleichheit zu erreichen.
Das Problem ist eigentlich simpel:
Wir sind gruppentiere. Wann immer man an die Solidarität der Gruppe appellieren will bietet es sich an, ein „wir (die guten) gegen die (die bösen, die die gleichheit verhindern)“ zu starten.
Letztendlich scheitern alle Gleichheitsbemühungen immer daran, dass wir nicht gleich sind und das wir eine Vorliebe dafür haben, Hierachien zu bilden und Status aufzubauen.
Diese “rechts-links“ Ähnlichkeit ist schon verblüffend.
Diese Kategorien scheinen wegen der innewohnenden totalitären Regression, die immer ideologische Gruppen- oder kollektivistische Selektierer enthalten, nicht wirklich tauglich zu sein.
Das ist keinesfalls meine Absicht oder die Folge aus dieser Analyse. Die selbsterklärte Linke hat den Kommunismus voll umarmt und trägt damit selbstverständlich volle Verantwortung.
Es hilft aber auch beim Verständnis, warum diese Linke auch weitere rechte Positionen so bereitwillig schlucken konnte, so dass sie heute praktisch eine Neo-Rechte ist.
@PP
„Diese Kategorien scheinen wegen der innewohnenden totalitären Regression, die immer ideologische Gruppen- oder kollektivistische Selektierer enthalten, nicht wirklich tauglich zu sein.“
Das denkt man, ja. Es kommt aber alles auf den Begriff der „Gleichheit“ an. Wie dieser definiert wird, ist entscheidend für die links-rechts Dichotomie.
Aus der ursprünglichen Auffassung (Gegner der Monarchie und ancien regime etc) ergibt sich aber die Gleichheit vor dem Gesetz als konstituierendes Merkmal dieser damaligen Gegner.
Unter diesen Gegnern mischten sich aber auch viele, die das alte System des Feudalismus über die Hintertür einführen wollten oder dies nutzen wollten, um die neue Herrschaft des Bürgertums nach diesem alten Vorbild zu konsolidieren: insbesondere Romantiker, Nationalisten, Rassisten wären hier zu nennen.
@chris
„Letztendlich scheitern alle Gleichheitsbemühungen immer daran, dass wir nicht gleich sind und das wir eine Vorliebe dafür haben, Hierachien zu bilden und Status aufzubauen.“
Es ist immer die Frage, welche Art von Gleichheit gemeint ist und welche praktischen Folgen diese Ideen haben.
Ganz offensichtlich sind die Menschen ungleich. Zeig mir mal zwei, die gleich sein sollen, das ist extrem mühsam. Und dann neigen sie natürlich auch zur Selbstorganisation in Hierarchien. Also fragt man sich, wie diese Unschiede in ihren Auswirkungen möglichst milde gehalten werden können. Zum Beispiel macht man das mit Regeln, die für alle gleich sind, für den Chef wie den Untergebenen. Nur solche Regeln sind dann überhaupt sinnvoll, die für alle gleichmassen gelten können.
Geht man her und versucht jedem seine speziellen Regeln zu geben, kommt man notgedrungen auf eine slippery slope und rutscht in die kodifizierte Ungleichbehandlung.
„“rechts” ist die Auffassung, die Menschen hätten verschiedene Rechte oder “Privilegien” wegen ihres angeblichen verschiedenen So-Seins.“
Bei politisch linken Positionen ist das ebenfalls immer der Fall.
De Facto gibt und gab es ausserhalb der westlichen Gedankenwelt keine Linke Politik, die jemals tatsächlich universalistische Positionen gelebt hat. Gerade in der aktuellen linken Realität sind Identitäten sehr stark an (biologische, soziale) Gruppenmerkmale und ähnliches gebunden.
Aber grundsätzlich ist die Idee, Menschen nicht alle gleich zu behandeln natürlich zutiefst menschlich, weil das genau unserer evolutionären Vergangenheit entspricht. Wir haben Angst vor dem Fremden, dem Unbekannten, weil eine gewisse Grundablehnung anscheinend ein Vorteil war; was natürlich nicht in einem naturalistischen Fehlschluss ausarten darf.
@toxic
„De Facto gibt und gab es ausserhalb der westlichen Gedankenwelt keine Linke Politik, die jemals tatsächlich universalistische Positionen gelebt hat.“
Das stimmt nicht. So sind zB die Verfassungen alle links oder ganz überwiegend links zu nennen. Ein Mehr an „tatsächlich gelebten universalistische Positionen“ geht nicht….
OT:
beknachte Formatierung heute: die neuen posts scheinen sich oben anzuschliessen….
Dieser Text ist so dumm und totalitär, es ist erschreckend.
„All choices are good and right as long as you choose them.“
Wenn ich mich dazu entscheide, jemanden zu schlagen, zu vergewaltigen, oder zu mobben, dann ist das gut und richtig, solange es nur meine Entscheidung, mein Wille ist. Ich darf das größte Arschloch auf Erden sein, solange ich das wirklich will.
„We must never question another person’s choices.“
Und niemand darf mich kritisieren, egal was ich tue, solange das, was ich tue, meine Entscheidung ist.
„We will defend to the death each person’s inalienable right to make her own choices and condemn anyone who attempts to analyze those choices in a larger context.“
Es ist moralisch verboten, z. B. das Gebahren von Femisten in einem größeren, gesellschaftlichen, soziologischen Umfang zu analysieren und zu kritisieren. Jeder der das tut, ist zu verdammen.
„As women, every choice we make is by default a feminist choice as long as we are women and we are choosing.“
Wenn eine Frau am Donnerstag lieber Erdbeerkompott statt Salat möchte ist das Feminismus. Wenn sie in einem Fahrstuhl voller Menschen furzen will, ist auch das Feminismus.
„Anyone who attempts to discuss a larger system must be shut down in defense of individual choices.“
Ebenda
„Since all choices are good and feminist, I am infallible in whatever I choose. It is my right and nobody may take it from me.“
Ich kann keine Fehler machen, egal was ich tue. Alles was ich tue, ist gut und richtig.
„This is personally empowering and vindicating.“
Ich bin, also bin ich Gott.
„Every person has the right to self-identify and nobody has the right to question another person’s identity.“
Niemand hat das Recht, mir mein Recht, ein großes Arschloch zu sein, abzusprechen. Wenn ich der Meinung bin, ich bin Napoleon und dazu geboren, die Welt zu beherrschen, dann ist das mein Recht und niemand darf diese meine Identität in Frage stellen. Nur ich zähle.
„Identities must be embraced, believed, and affirmed by all. Anyone who does not affirm identities unquestioningly will be shouted down.“
Jeder muss meine Identität als Napoleon glauben, akzeptieren und gutheißen. Der, der dies nicht tut, wird niedergeschrieen.
„I am whoever I say I am. I am however I feel. Everyone else must accept me. I feel empowered.“
Kritik an meiner Person ist nicht erlaubt. Ich bin, also bin ich Gott.
„We are all privileged in some ways and not others. It is up to each person to recognize her own privilege and to enforce the checking of others’ privilege. The privileged may never question the less privileged.“
Ich bin privilegiert und nicht privilegiert. Wie oben ausgeführt habe ich das Recht, meine Privilegien und Nichtprivilegien selbst festzulegen. Niemand darf mich für etwas kritisieren, wenn ich entscheide, dass das, was kritisiert wird, Teil meiner Eigenschaft als Nichtprivilegierter ist.
„For example, a white woman may never question a black woman’s experience or choices.“
Eine weiße Frau darf das, was eine schwarze Frau sagt, niemals in Frage stellen.
„I am aware of my own privileges and acknowledge them frequently. I call people out when they do not recognize their privilege.“
Meine eigenen Privilegien zu erkennen, benutze ich als Instrument um mich besser zu fühlen, und um andere zu kritisieren, wenn sie das, was ich als Privilegien bei ihnen erkenne, nicht selbst erkennen und zum Wesen ihrer Identität machen.
„I feel superior and self-righteous for standing up for the most vulnerable.“
Ich bin, also bin ich Gott.
„I am better than people who do not recognize their privilege.“
Ich bin besser, weil ich definiere, was gut und richtig ist.
„I am more open-minded than most people, and again, I feel superior. I feel like I am helping everyone, even if they do not know they need my help.“
Ich bin besser als Du.
„A person’s gender is internal and sacrosanct. It is the core of our almighty identity. Gender is simply an innate knowledge of who you are.“
Ich bin eine Frau, auch wenn ich eigentlich ein Mann bin. Und morgen kann ich etwas ganz anderes sein.
„Cis women must never exclude or question trans women under any circumstances. To do so would be the same as white women excluding black women: unthinkable.“
Transfrauen dürfen, ebenso wie schwarze Frauen, Arschlöcher sein. Sie auszuschließen oder zu kritisieren, ist falsch. Immer.
„I embrace everyone. I am good and open-minded. I am not a bigot like other people.“
Ich bin eine selbstsüchtige, egozentrische Kackbratze, und verstecke diese Einsicht, indem ich alles, was ich tue zur Hilfe für andere deklariere.
Vielen Dank Adrian.
They don’t need feminism, they need therapy.
@adrian
„Kritik an meiner Person ist nicht erlaubt. Ich bin, also bin ich Gott. “
Genau das ist die Quintessenz des Ganzen.
“I feel superior and self-righteous for standing up for the most vulnerable.” und „“A person’s gender is .. sacrosanct.“
Feminismus „in a nutshell“.
@tear
„They don’t need feminism, they need therapy.“
Besser nicht, gerade dort wird das doch vermittelt….
“ I am not a bigot like other people“
An der Stelle war ich mir zu 90% sicher, dass der Text eine Satire ist.
Aber als ich an Poe’s Law dachte, nur noch zu 10%.
Im Zeitalter von Feminismus und Genderwird Satire immer seltener. Was soll man noch aufs Korn nehmen, wenn die Realität jede Satire sticht?
Woher soll Satire noch kommen, wenn es mittlerweile Realität ist, dass in antirassistischen Veranstaltungen Weiße, und in antisexistischen Veranstaltungen Männer ausgeschlossen werden?
Oder Safe Spaces an Unis: Räume mit Seifenblasen, Mal- und Bilderbüchern und Hundewelpen, in die man fliehen kann, damit man vor anderen Meinungen geschützt ist. Wie soll man das in Satire umwandeln? Als Satire würde man das einem nicht mal abnehmen.
Ich denke schon, dass es geht, „noch einen draufzusetzen“. Wahrscheinlich aber haben die meisten Leutchen noch nicht so recht kapiert oder kapieren wollen, was abgeht.
Ist sowas vielleicht die Satire unserer Zeit?
http://www.youtube.com/watch?v=DuHXcJdoRdo
Intro „Dawn of the Dead“ (2004)
So oder ähnlich hätte ich es auch sagen wollen. Das erspart mir einiges an Tipparbeit. Danke. 🙂
Adrian,
„Dieser Text ist so dumm und totalitär, es ist erschreckend.“
Nein, es ist eher Pfeifen im dunklen Walde und die Dokumentation ihres Kampfes gegen sich selber. Er wirkt an so vielen Stellen kindlich trotzig und ihre eigenen Zweifel an dem, was sie da schreibt schimmern durch den ganzen Text.
“All choices are good and right as long as you choose them.”
Frauen stellen sich untereinander ständig in Frage, stellen sich selber in Frage und kritisieren oft die Entscheidungen anderer Frauen, meist argumentfrei und nur aus der Lust am kritisieren heraus. Dem Phänomen hält sie das Mantra entgegen.
Die meisten der anderen von Dir zitierten Stellen bedienen das gleiche Mantra.
Der Rest ist eine versuchte Selbstüberhöhung, um das tief in ihr drin nagende Gefühl von Minderwertigkeit zu überkreischen.
Fehlende existentielle Herausforderungen kann mensch mit Lustgefühl-Optimierungen kompensieren (Hedonismus). Was aber, wenn mensch den hedonistischen Weg nicht gehen kann (lassen wir mal dahingestellt, ob es ein typisches Problem oder ein individuelles ist)?
Die innere Leere will gefüllt sein und wenn es ein Wahnsystem ist, welches Popanz zu existentiellen Herausforderungen hochstilisiert.
Kopfkino halt, mit 24/7 Horrorfilmen…vielleicht erbarmt sich ja mal jemand und verschafft ihr Perphenazin…
Der Rest ist eine versuchte Selbstüberhöhung, um das tief in ihr drin nagende Gefühl von Minderwertigkeit zu überkreischen.
Schöne Metapher 🙂
„All choices are good and right as long as you choose them.“
Gilt das auch für Tattoos von Penissen auf der Stirn?
Wenn du das willst, sicher!
Fänd ein Foto dann sehr interessant! 😉
praktisch genauso „gut“:
story:
http://www.welt.de/vermischtes/kurioses/article113449589/Lesya-traegt-Rouslans-Namen-nun-fuer-immer-bei-sich.html
und ja: ich nehme an, sie wird das irgendwann mal sehr bereuen.
Ich finde es sieht doch ganz cool aus!
Ob sie es irgendwann bereuen wird, hängt wohl davon ab, ob die Beziehung hält.
Generell finde ich aber Beziehungstattoos toll – natürlich nicht so auffällig wie hier.
Mein mittlerweile Exfreund wollte damals ein Tattoo für mich zeichnen, welches ich dann auch mit ihm und der Beziehung verbunden hätte.
Leider sind wir dazu nicht mehr gekommen.
😀
lol
Der Text beginnt eigentlich so, dass klar ist, dass sie sich vom zuerst formulierten Feminismus distanziert hat. Dadurch erhalten beim ersten lesen diese Stellen von „Everyone else must accept me“, “ I am better than people who do not recognize their privilege“, “ I feel superior. I feel like I am helping everyone, even if they do not know they need my help.“ einen selbstironischen Klang. Dass dahinter eher keine Selbstironie steht, ergibt sich dann daraus, dass sie sich eben nicht von diesem Feminismus distanziert und dadurch dieses Denken ablegt, sondern im Gegenteil nochmals übersteigert.
Sie hat früher schon mal gedacht, besser zu sein, überlegen zu sein etc. Jetzt ist sie „noch besser“ geworden.
Die Analyse, dass Feminismus einen kollektivismus über einen individualismus stellt, habe ich schon oft gelesen, meist von Feminismuskritikern. So ungeschminkt wie hier begegnet man dem selten, dass dies offen eingestanden wird:
Sie kritisiert am liberalen Feminismus, „It ceases to be a movement about improving the situation of women and becomes a movement that is only about individuals.
There is never any acknowledgment of systems of oppression or women as a class. Instead, each person is in her own special individual bubble“
und
„The failure to see our choices in a larger context makes liberal feminism great for the individual in the short term, but does nothing to change the system overall. It fails the most vulnerable women in need in favor of individual agency.“
Nein, „agency“ von Frauen zu erwarten – das ist an sich schon ein sakrileg.
Es geht um die „oppression of women as a class“. Individualismus von Frauen sind in der Betrachtung nur hinderlich. Es geht ums Opferabo „an sich“.
„change the system overall“ muss demnach für Frauen auch ohne jegliche eigene „agency“ alle Möglichkeiten eröffnen, die sich eine Frau so wünschen kann, weil ja so unterdrückt.
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