„Der Feminismus ist/vertritt eigentlich etwas ganz anderes“

Ich habe schon eine Menge Diskussionen mit Feministen geführt. Immer wieder kommt da der Vorwurf, dass der Feminismus doch etwas ganz anderes vertrete als das von mir behauptete oder das es vielleicht leider in der Praxis Abweichungen geben würde, dass aber die Theorie ganz anders sei.

Üblicherweise verweise ich dann auf einen Text, zb aus Feminismus101 oder eine andere größere feministische Seite, auf der es entsprechend steht.

Es kommt dann meist, dass das eben nicht zu verallgemeinern sei, dass es jedenfalls ganz anders gemeint sei, dass das der Netzfeminismus sei oder das leider einige Feministen da etwas aus der Reihe tanzen wollen.

Wesentlich sei, dass der Feminismus den Leuten helfen wolle, die einschränkenden Geschlechterrollen abzulegen und die Diskriminierung von Frauen abzubauen. Und dagegen könne doch nun wirklich niemand etwas haben.

Mehr wissen viele nicht über die Theorien auch nicht.

Einige haben zu de Originaltexte gelesen, etwa Butler, und man muss Butler lassen, dass bei ihr vieles eben gerade nicht drinsteht, was heute den modernen Feminismus ausmacht.

Es ist teilweise erstaunlich schwer eine Theorie, wie sie im Netz auf allen feministischen Seiten vertreten wird, zu einem tatsächlichen Buch oder einem Aufsatz zu verfolgen. Vieles im Feminismus scheint irgendwie irgendwo entstanden und dann ausgeweitet und übernommen worden zu sein.

Ich frage in Diskussionen oder bei anderen Gelegenheiten schon recht häufig nach, woher dieses oder jenes kommt, aber auch da kommt meist wenig.

Der Feminismus hat da eine sehr unaufgearbeitete Theorie, die sich dazu noch häufig hinter vagen Begriffen und komplizierter Sprache versteckt.

Gleichzeitig scheint mir, dass viele die negativen Teile der Theorie gar nicht wahrnehmen wollen. Es scheint als würden hier die guten Zusammenfassungen eher von Gegnern des Feminismus kommen, da man hier eher bereit ist, tatsächliche Strukturen herauszuarbeiten, auch wenn sie die „Deckung“ vor den gut klingenden Zielen wegnehmen.

Aber das ist natürlich gleichzeitig ein sehr gefährliches Denken. Denn natürlich kann es auch sein, das man hier schlicht sein Feindbild bedient und den Theorien unrecht tun.

Interessanterweise werden allerdings ja auch in anderen Diskussionen Teile der Theorien bestätigt, was das Gefühl stärkt, dass man doch nicht falsch liegt.

41 Gedanken zu “„Der Feminismus ist/vertritt eigentlich etwas ganz anderes“

  1. Feminismus?
    Meine Frau bringt mir gerade den Café ans Bett und möchte mit dem Schwachsinn in Ruhe gelassen werden und lieber v…ln.

  2. „Wesentlich sei, dass der Feminismus den Leuten helfen wolle, die einschränkenden Geschlechterrollen abzulegen und die Diskriminierung von Frauen abzubauen.“

    Vielleicht noch mal von vorne: Inwiefern werden Frauen diskriminiert?

      • Klar, das muss man aus unterschieden, deren Ursache man nicht hinterfragt, erst einmal annehmen…

        Nein, das „muss man“ nicht nur nicht, das darf man auch nicht.

        Nicht jeder Nachteil ist zwingend eine Benachteiligung.

        Diese Art zu denken ist eine Regression in das „magische“ Kleinkindalter https://de.wikipedia.org/wiki/Magisches_Denken , im Sinne von: „Wenn es einen Nachteil gibt, muss es auch zwingend einen Verursacher dieses Nachteils geben“.

        So wie ein Kleinkind, dass über sein Spielzeug stolpert, dieses als „blödes Spielzeug“ beschimpft…

        Aber es passt letztendlich in eine Gesellschaft, in der schon in der Kindererziehung so etwas wie Frustrationstoleranz als ein Werk des Teufels gesehen wird. (Husch husch in den safe space und alles wird gut.)

      • Aus Unterschieden, die man nicht hinterfragt,muss man überhaupt nichts annehmen.
        Aus dem Unterschied, dass üblicherweise z.B. nach der geburt eines Kindes Mütter lieber zu Hause beim Kindbleiben und der Mann deshalb für zwei arbeiten muss, um der Frau das zu ermöglichen und den Familienunterhalt zu sichern, folgt etwas derartiges schon mal nicht. Ebensowenig aus den bekannten Satistiken zu Obdachlosenzahlen, Selbstmorden, Arbeitunfällen und Lebenserwartung.

        So etwa folgt erst dann aus irgendwelchen Unterschieden, wenn einem jemand mit entsprechenden Verdrehungen und einseitiger Berichterstatung klargemacht hat, dass es da eine Diskriminierung von Frauen geben müsse.

    • “Der Feminismus ist eigentlich etwas ganz anderes”

      Der Feminismus ist ein mega Shittest den
      wir WHM `s katastrophal versifft haben.

      Paradebeispiel: Schweden

  3. Auf theoretischer Ebene ist mir vollkommen unverständlich, wie man Pro Quote sein kann, ohne argumentativ auf der nicht-Existenz biologischer Unterschiede zu gründen.
    Denn gäbe es Unterschiede, wäre es nicht per se eine ungerechte Verteilung. Man müsste auf die Unterschiede in seiner Argumentation eingehen, was aber bei ProQuote nicht passiert.

    Feministinnen wie Lightyear beteuern aber ja, dass das gar nicht stimme, man lehne Biologie ja gar nicht vollständig ab (zumindest, wenn man sie mit Kreationisten vergleicht).

    Wie ist das zusammen zu bringen?

    Ich denke, die Basis der Feministischen Ethik ist: „Jeder soll ein Stück Kuchen kriegen“
    Gerecht ist, wenn nicht einer ein größeres Eis kriegt als die andere.

    Es hat aber nichts mit Gerechtigkeit zu tun, ob einer mehr Haue kriegt als die andere.

    Womit alle Forderungen von z.B. Manndat wirkungslos sind. Denn der Hinweis auf Lebenserwartung, Selbstmordrate, Kriegsopfer, das sind alles nur Variationen des Gedankens, dass Männer Haue bekommen, wenn sie was angestellt haben.
    Selber Schuld und nicht zu vergleichen mit dem Umstand, dass es Kuchen gibt, und Frauen kriegen kein gleich großes Stück.

    Man kann von Kindern nicht verlangen, dass sie überlegen, wo der Kuchen herkommt.

    Und du musst doch zugeben, dass es nur gerecht ist, wenn jeder ein Stück Kuchen kriegt.

    • „dass es Kuchen gibt, und Frauen kriegen kein gleich großes Stück.“

      Was ja aber nicht stimmt. Frauen würden ein gleich großes Stück bekommen, wenn sie selber backen oder sich das Stück holen würden. Die Quote soll ja dazu dienen, dass ihnen das Stück gebracht wird.

      • Nein nein nein. Das Kind sieht nur, es gibt Kuchen und manche kriegen kein Stück ab.

        „Back dir selber einen“ ist ein erwachsener Gedanke.

      • „Was ja aber nicht stimmt. Frauen würden ein gleich großes Stück bekommen, wenn sie selber backen oder sich das Stück holen würden. Die Quote soll ja dazu dienen, dass ihnen das Stück gebracht wird.“

        Frauen bekommen längst in den allermeisten belangen ein mindestens gleich großes Stück Kuchen, in vielen auch ein deutlich größeres, auch lange vor der Quote, und durchaus schon lange, ohne ihn selbst zu backen:
        Im Gesundheitsbereich, tausenden von Frauenförderungen.
        Und vom Geld.
        Obwohl Frauen bekanntlich weniger erwirtschaften, geben sie eben doch 75% des Geldes aus. Das ist ein ziemlich fettes Stück Kuchen.
        Nicht der der erwirtschaftet „hat“ ja den Kuchen, sondern der, der ihn aufisst.
        Und das sind relativ eindeutig die Frauen.

    • „Ich denke, die Basis der Feministischen Ethik ist: “Jeder soll ein Stück Kuchen kriegen”
      Gerecht ist, wenn nicht einer ein größeres Eis kriegt als die andere.“

      Krabbenkorbeffekt

    • “Ich denke, die Basis der Feministischen Ethik ist: “Jeder soll ein Stück Kuchen kriegen”
      Gerecht ist, wenn nicht einer ein größeres Eis kriegt als die andere.”

      Postmoderner Marxismus.

      • @ Adrian

        “Ich denke, die Basis der Feministischen Ethik ist: “Jeder soll ein Stück Kuchen kriegen”
        Gerecht ist, wenn nicht einer ein größeres Eis kriegt als die andere.”
        „Postmoderner Marxismus.“

        Die Auffassung „Gerecht ist, wenn nicht einer ein größeres Eis kriegt als die andere“ wurde von Marx nicht vertreten. Die kommunistische Maxime „Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen“ bedeutet nicht, dass jeder genau das Gleiche bekommen soll wie jeder andere, sondern dass die Gesellschaft – soweit wie möglich – nach dem Leitbild eingerichtet werden sollte, dass die VERSCHIEDENEN Bedürfnisse der Menschen gleichermaßen berücksichtigt werden.

        Der Begriff „postmoderner Marxismus“ kann sich zudem in wissenschaftlich sinnhafter Anwendung nur auf Strömungen des Marxismus beziehen, die eine enge Verbindung mit poststrukturalistischen/postmodernen Theorien eingehen. Das ist bei der großen Mehrheit marxistischer Strömungen nicht der Fall, einige stehen dem Poststrukturalismus sogar ausgesprochen kritisch gegenüber.

        Als postmodernen Marxismus könnte man vielleicht bestimmte Interpretationen des Werkes von Louis Althusser betrachten, nämlich dann, wenn sein Werk primär poststrukturalistisch interpretiert wird. Diese Interpretation ist aber nicht zwingend und außerhalb der USA, wo es solche postmodernen Althusser-Interpretationen gibt, selten, denn ursprünglich verband der französische Marxist Louis Althusser Marxismus und Strukturalismus (nicht Poststrukturalismus).

        Des Weiteren könnte man eventuell den sogenannten Post-Marxismus von Ernesto Laclau und Chantal Mouffe als „postmodernen Marxismus“ bezeichnen, allerdings kann man sich hierbei fragen, ob das nicht eher schon reiner Poststrukturalismus mit ein paar marxistischen Anleihen hier und dort ist.

        Bei Slavoj Zizek z.B. kann man trotz seiner Bezugnahmen auf die Psychoanalyse von Jaques Lacan nicht von einem „postmodernen Marxismus“ sprechen, da er fast alle zentralen Aspekte poststrukturalistischer Theorien ablehnt.

        • „nach dem Leitbild eingerichtet werden sollte, dass die VERSCHIEDENEN Bedürfnisse der Menschen gleichermaßen berücksichtigt werden“

          Gibt es da eigentlich konkrete Ideen, wie genau die Verteilung passieren kann und was passiert, wenn mehr Bedürfnis als Ressourcen da sind?
          Braucht das nicht zwangsläufig einen Philosophenkönig, der die Verteilung übernimmt?

        • „sondern dass die Gesellschaft – soweit wie möglich – nach dem Leitbild eingerichtet werden sollte, dass die VERSCHIEDENEN Bedürfnisse der Menschen gleichermaßen berücksichtigt werden“

          Ja und das Bedürfnis von Quotenfeministen besteht darin, möglichst wenig eigene Leistung zu erbringen und möglichst viel dafür zu bekommen.

    • Stimmt. Feminismus scheint wohl nur eine Methode zur Umverteilung des Kuchens zu sein, obwohl man wie man sagt, Biologie nicht komplett ablehnt. Ich frage mich dann nur, wie man „Leistungsprinzip“ und „Feminismus“ unter einen Nenner bringen will.

  4. Diese ganzen Rechtfertigungsspiele sprechen zwar dafür, dass die jeweiligen Rechtfertigenden, ob „Nicht alle Männer sind so…“ oder „Feminismus ist doch nicht…“ etc., an Austausch und Diskussion interessiert sind.
    Aber inhaltlich sollte frau sich der Fragmentierung der Welterfahrung und -Verarbeitung bewusst sein, und nicht die Homogenisierung vor die Formulierung der eigenen Sichtweise stellen. Es gibt nicht immer, aber oft, Gemeinsamkeiten in den Zielen – immer wieder bricht die Vernunft hervor. Aber im Vorhinein Konflikte zu verharmlosen, scheint, zumindest in der Suche nach theoretischer Adäquanz, keine gute Idee. Im Falle von Diplomatinnen, die Kriegsparteien zu Friedensgesprächen an einen Tisch bringen, und dort überhaupt mal zum miteinander ernsthaft/inhaltlich sprechen bekommen will, könnte eine vorherige rhetorische Annäherung vielleicht instrumentell sinnvoll sein. Aber wir sind doch hier im Internet, da können wir doch ohne UNO-Vermittlerin respektvoll miteinander diskutieren. 😉

      • Gottseidank!
        Es geht noch weiteren so.

        Und ich dachte schon, ich hätte beginnende Altersdemenz und verstünde einen einfachen Text nicht mehr.

        Konflikte verharmlosen tun die Femis ja nun wahrlich nicht. Ihr Markenzeichen ist doch das genaue Gegenteil, die Devise „Suche Streit, wo immer Menschen aufeinander treffen!“

    • Es wird als Zumutung empfunden, wenn nach einer Verallgemeinung über Männer der Einwand gebracht wird „Nicht alle Männer sind so“. Die Regeln eines vernünftigen Umgangs gelten für viele Gruppen, aber nicht für Männer. Vgl.
      http://www.listen-tome.com/save-me/

      „Feminismus ist doch nicht…“ ist ein beliebter Einwand, um Kritik am Feminismus bereits als „nicht der Rede wert“ aus der Diskussion rauszunehmen, in dem man dem Kritiker unterstellt, er wisse gar nicht, was Feminismus ist. Aus der feministischen Literatur zu zitieren oder Taten von Feministinnen aufzuführen ist zu wenig, um zu „berechtigt“ zu diskutieren.

  5. „Feminismus“ ist wie ein Schuhgeschäft: Es gibt völlig unterschiedliche Schuhe, vom fellgefütterten Stiefel mit Profilsohle bis zu Riemchensandaletten. Es gibt nur einen gemeinsamen Nenner: Es geht um Füße. Und frau geht da rein, um sich durch das shopping dort wohlzufühlen.

    Und so ist es beim Feminismus: Völlig konträre Positionen als einzelne Module, die frau nach Lust und Laune, Zyklusstand, nach eigenem Belieben und nach Passform auf die eigene Lebenssituation aussuchen kann um sich wohlzufühlen. Einziger gemeinsamer Nenner: Es geht um Frauen.

    Das ist der gesamte theoretische Unterbau des Femnismus: Es geht um Frau und ihr Wohlbefinden.Alles andere drumherum ist Deko. Bunte Pappe um das jeweilige Schuhmodell im Regal.

    • Eine hervorragende Erklärung.
      Die werde ich jetzt – mit Deiner Erlaubnis – bei Diskussionen in meinem privaten Kreis immer anwenden 🙂

      • Kannst du gerne machen. Bisher war das immer ein netter Lacher und sogar verbiesterte Feministas hatten da schon ein verkniffenes Lächeln auf den Lippen…

  6. Das Argument hört man tatsächlich häufig und ich widerspreche dem nicht einmal.

    Denn wie gesagt: Feminismus ist kein eingetragener Verein mit klar bestimmter Mitgliederliste, sondern ein vager Begriff. Wer also die „echten“ Feministinnen sind, lässt sich nicht klar sagen, sondern muss noch erkämpft werden.
    Entsprechend erwarte ich von denen, die das Label tragen wollen, aber nicht mit dem Quatsch von Extremistinnen in Verbindung gebracht werden, dass sie klar Stellung beziehen, statt in der inneren Emigration ein leises „Stimmt nicht“ zu murmeln und diese Leute dennoch für sich kämpfen zu lassen.

  7. Ganz ähnliche Argumentationen hörte ich, als ich mich mit Islam beschäftigte. Beide Ideologien versprechen Gerechtigkeit und Frieden, wenn sie erst mal weltweit implementiert sind. Eigentlich sind es immer die falschen Religionen/Ideologien, die die Weltherrschaft anstreben, denn es geht ihnen ja um die Kontrolle und schlussendlich die Kohle.

    • Den Vergleich ziehe ich auch immer wieder gern.
      Und da verweise ich auf die Muslime als gutes Vorbild: Ja, viele reden drumherum, aber jede Menge beziehen klar Stellung und distanzieren sich vom Terrorismus. Erklären nach einem Anschlag, dass das definitiv nicht ihr Islam ist und sie es als eine Beleidigung desselben empfinden.
      Das wünsche ich mir eben auch von mehr Feministinnen, wenn eine Kollegin wieder an irgendeinem Grundrecht sägt. Klare Absage und die Erklärung, dass sich das mit ihrem Feminismus nicht verträgt.

  8. in früheren Zeiten gabs mal das Sprichwort: „mitgegangen, mitgefangen, mitgehangen“.
    Also ist Feminismus genau so, wie er sich durch seine “ Führung“ (d.h. die politischen Einfluss haben) gelebt wird.
    Ist jemand anderer Meinung, muss er sich halt lautstark(!) davon distanzieren. Und evtl halt auf das (geliebte) Label verzichten.

    PS: gleiches gilt für alle Weltanschauungen. Und ich schreibe „generisches Maskulinum“, d.h. das Geschlecht ist bei obigen Sätzen irrelevant und wird nicht angesprochen.

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