Griechenland und die Eurokrise: Wie wird es weitergehen?

Gerade gibt es wieder eine sehr turbolente Entwicklung, die der Spiegel wie folgt zusammenfasst:

  • Die Euro-Gruppe will das Hilfsprogramm für Griechenland auslaufen lassen.
  • Der Stopp der Zahlungen ist eine Reaktion auf die Ankündigung von Griechenlands Premierminister Tsipras, die Griechen in einem Referendum am 5. Juli über das Sparpaket abstimmen zu lassen. Seine Partei will die Wähler auffordern, mit „Nein“ zu stimmen.
  • Das Parlament in Athen hat die Durchführung der Volksabstimmung beschlossen. Ob es überhaupt dazu kommt, ist ungewiss – die Zahlungen an Griechenland laufen bereits in der Nacht des 30. Juni aus.

Zwischenzeitig hat die EZB mitgeteilt, dass sie gewisse Hilfen weiterlaufen lässt. Aber wenn die Abstimmung in Griechenland negativ ausgeht, dann wird das auch nicht viel bringen.

Gerade weil Varoufakis Spieltheoretiker ist vermutet man hinter jeder neuen Entwicklung ja auch eine gewisse Taktik. Das er hier die Abstimmung in den Raum geworfen hat und zwar indem er sie in einer Rede direkt dem Volk mitgeteilt hat, ist insofern eine Form, Kritik daran zu umgehen. Es ist einerseits eine Verschiebung des schwarzen Peters zu den Gläubigern („ihr müsst uns doch Zeit lassen, unser Volk zu befragen“) aber auch eine Absicherung nach innen: Man gibt den starken Mann indem man die Maßnahmen ablehnt und hofft vielleicht, dass sie dann doch angenommen werden, ohne das man die Verantwortung tragen muss. Oder Tsirpas ist wirklich der Auffassung, dass es letztendlich knallen muss, damit es vorangeht und will auch hierfür nicht die alleinige Verantwortung haben. Innenpolitisch scheint es mir so gesehen nicht dumm zu sein, einziger Haken ist, dass er nach seiner Ablehnung eigentlich für den Fall eines Jas kaum erwarten kann, dass man ihm eine Umsetzung wirklich zutraut, jedenfalls nicht von Seiten der Gläubiger.

Was tatsächlich richtig für die Griechen ist, ist schwer zu sagen: Auch der griechische Wähler stimmt hier nicht wirklich rational nach Durchdringung des Problems ab und wohl eher aus dem Bauch. Allenfalls wird man es hinterher wissen.

80 Gedanken zu “Griechenland und die Eurokrise: Wie wird es weitergehen?

  1. Ich hoffe, dass es den Griechen irgendwann so schlecht gehen wird, dass ihnen die heutigen Zustände wie das Paradies vorkommen.
    Verdient hätten sie es sich für ihre ganzen Betrügerein.

        • Wer Sozialisten wählt muss damit rechnen, dass der Sand in der Wüste knapp wird….

          Schönes Sprüchlein. Man bringe weitere lustige Beispiele.

          Wer Kapitalisten vertraut, der muss für den Sand in der Wüste bezahlen.

        • übrigens Adrian

          Wer Neoliberale wählt, der muss damit rechnen, dass ihm der Sand als Gold verkauft wird.

          Woran nur einige wenige verdienen.

        • Nein zip, es waren nicht die neoliberalen Vorgänger … es waren bewust und rechtlose Gierhälse. Mafiöse Politdarsteller, die ich übrigens auch bei uns erkenne, zB in Gestalt von Staatsgendersens und sonstiger Rechtsbeuger.

          Nicht nur die Griechen haben Probleme!

        • Ja, ddbz, in der Personalisierung geb ich dir recht. Aber die Gierhälse haben sich des Schutzes neoliberaler Politiker – zu guten Konditionen wie ich annehme – sicher sein können.

          Tsipras und Varoufakis trauen sich übrigens immer noch nicht an die Protagonisten von damals heran.

          Nicht an die mächtigen Reedereibesitzer, die immer noch – entgegen V.’s Ankündigungen – Steuervorteile genießen, nicht an die mächtigen Immobilienentwickler, und nicht an die mächtigen Banken, die immer noch keine Kresitlimitierung haben.

          Ich nehme einmal an, die beiden wollen nicht mit Herzinfarkt im Swimmingpool enden.

        • @ zip

          Ach, geh mir mit den neolib… Gespenst. Hirngespinste sind das doch. Der Tsipras geht nicht gegen seine Vorgänger vor, weil er erstens keine Chance sieht und zweitens nicht so enden wollte, denn auch seine Regierung hat mal ein Ende.

        • Ganz genau. die ganze neoliberale Propaganda ist ein Hirngespinst, damit einige nicht staatengebundene Eliten freie Bahn haben.

          Sie nutzen diese „Freie Märkte“-Propaganda nur, um dem Volk Sand in die Augen zu streuen,

        • Wer Sozialisten wählt muss damit rechnen, dass der Sand in der Wüste knapp wird.

          @Adrian

          Die konsequente echt kapitalistische Lösung, nämlich Insolvenz und somit Pech für die Gläubiger scheint den vorgeblichen Kapitalisten irgendwie nicht zu gefallen…

        • Treffer, keppla.

          Versenkt.

          Das, womit wir gefüttert werden, ist gefakter Propaganda-Kapitalismus.

          Im Kapitalismus trägt ja angeblich jeder Investor das Risiko selbst.

        • @ keppla @ zip

          Paperlapap! Das hat nix mit Kapitalismus oder Neolib zu schaffen, wir haben es hier mit bertügerischen Polit und Geldadel zu tun. Die halten sich nicht an Regeln oder verdrehen diese wie es ihnen gerade passt. Eigentlich sollten die Amis nicht die FIFA hopps nehmen, daß sind kleine Fische. Die EU sollte mal Besuch vom FBY bekommen …

          Die Tricksereien fingen doch schon mit Einführung der ersten Euronen überhaupt an, nichtmal Deutschland erfüllte die Kriterien, damals.

      • Die EU war mal als Anti-Diktatur-Vereinigung gedacht. Ihre Keimzelle liegt darin, dass man Deutschland nicht wie bereits nach dem 1. Weltkrieg isolieren wollte, weil man gelernt hatte, wie politisch instabil Deutschland dadurch wurde. Sicherlich waren die ersten Verträge auf Wirtschaft konzentriert, aber auf Freundschaft und Idealismus alleine konnte man wohl kaum setzen. Sicher hatte die Westintegration damit zu tun, „gegen den Ostblock“ zu sein, sicher war die deutsch-französische Freundschaft auf französischer Seite auch die Idee, ein Gegengewicht zur amerikanischen Dominanz im Westen aufzubauen. Warum auch nicht, wenn es mit den idealistischen Zielen einherging? Insgesamt fuhr man auf Aussöhnung und Verständigung.

        Deswegen konnte auch wirtschaftlich marode Länder nach dem Abschütteln ihrer jeweiligen Diktaturen in die EU; deswegen bekamen ex-sozialistische Länder die Aussicht, in die „große Gemeinschaft“ zu kommen. Deswegen lohnte es sich auch insgesamt, jede Menge Geld in Infrastrukturprojekte zu pumpen: Man zeigte den ärmeren Gegenden, dass man sie nicht vergessen hat. Lieber eine dicke Rechnung für eine Demokratie begleichen als „strenge Rechnung, gute Freundschaft“ mit einem autoritären System.

        Leider scheint die aktuelle Politikerriege das vergessen zu haben. Plötzlich glaubt man tatsächlich, dass Schulden bezahlt werden müssen. Dabei könnte Deutschland Griechenlands Schulden aus der Portokasse bezahlen – irgendeine Bilanzwischerei wird sich schon finden, selbst wenn es nur eine Aufschiebung der Fristen wäre. Griechenland hat etwa die Größenordnung von Hessen – das würden wir auch locker retten, wenn es Probleme hätte.

        Der Grund ist ein ganz anderer: Man hätte plötzlich einen Präzedenzfall dafür, dass man sich einer rechten Wirtschaftspolitik widersetzen kann. Das geht natürlich nicht, und deswegen wird bis zum bitteren Ende (und darüber hinaus) gepokert. Lieber läßt man ein paar Millionen Griechen elendig verrecken, als dass man von diesem de-facot-Diktat abläßt.

        Dass in Griechenland solche Polit-Fatzkes am Ruder sind, liegt ja nicht zu vergessen daran, dass die traditionellen Parteien bereits gescheitert sind. Das sind die letzten Strohhalme, an die man sich klammert.

        Im Gegensatz zu Unternehmen sollte man nicht ruhig zusehen, wie ein Land und damit seine Bevölkerung bankrott geht. Nach betriebswirtschaftlichen Kriterien seine Wirtschaftspolitik auszurichten, klappt nicht. Und selbst wenn man völlig ungerecht die Schulden streicht: Ja, ist es denn besser, man läßt die Leute „ehrlich“ und „nach den Regeln“ zugrundegehen und Griechenland in eine Diktatur schlittern?

        Selbstverständlich ließe sich das „Problem“ der Schuldenkrise (die in Wirklichkeit eine verschleppte Bankenkrise ist) lösen. Dafür müsste man es nur wollen.

        • „Dabei könnte Deutschland Griechenlands Schulden aus der Portokasse bezahlen – irgendeine Bilanzwischerei wird sich schon finden, selbst wenn es nur eine Aufschiebung der Fristen wäre. Griechenland hat etwa die Größenordnung von Hessen – das würden wir auch locker retten, wenn es Probleme hätte.“

          Klar könnten Deutschland/die EU/die EZB Griechenland bis ans Ende aller Tage finanzieren, aber warum sollten sie das tun? Um die Reformunfähigkeit/-willigkeit, die Korruption und den „Greek Way of Life“ noch weiter zu belohnen?

          „Der Grund ist ein ganz anderer: Man hätte plötzlich einen Präzedenzfall dafür, dass man sich einer rechten Wirtschaftspolitik widersetzen kann.“

          Vor allem hätte man einen Präzedenzfall dafür, dass sich ein Land praktisch alles erlauben kann und trotzdem weiter Geld bekommt. Bei Griechenland könnte man dieses Verhalten ja noch tolerieren, nur setzt das eben Anreize bei Italien, Spanien und co., ebenfalls die Zügel locker zu lassen. Deutschland zahlt ja.

          „Lieber läßt man ein paar Millionen Griechen elendig verrecken, als dass man von diesem de-facot-Diktat abläßt.“

          Millionen Griechen werden elendig verrecken, wenn das Land Pleite geht. Alles klar. 🙂

          „Selbstverständlich ließe sich das “Problem” der Schuldenkrise (die in Wirklichkeit eine verschleppte Bankenkrise ist) lösen. Dafür müsste man es nur wollen.“

          Stimmt, nur kostet das eben viel Geld.

      • Je nach dem, wen man fragt, ist irgendeine ominöse Finanzmafia daran schuld (gerne in Leserkommentaren von Zeitungen kolportiert), einige glauben wahrscheinlich noch an eine Verschwörung eines noch ominöseren Weltjudentums.

        Nur der Wähler ist nie schuld… . Doch – genau der ist schuld. Und der soll auch die Folgen tragen.

        Die Griechen haben nur betrogen, sei es um in den Euro zu kommen oder Reformen versprochen, die nie kamen. jetzt sollen sie auf dn Stand des Sudans absinken, das haben sie sich verdient.

        • „Die Griechen haben nur betrogen, sei es um in den Euro zu kommen oder Reformen versprochen, die nie kamen. jetzt sollen sie auf dn Stand des Sudans absinken, das haben sie sich verdient.“

          Sudan ist etwas übertrieben, aber Osteuropa wäre angemessen.

        • „Die Griechen haben nur betrogen“

          Das ist die komplett abgefahrenste Verschwörungstheorie, die ich bisher gehört habe. Eine ganzes Volk hat sich verschworen, um zu betrügen.

        • Natürlich haben „die Griechen“ geschummelt.

          Und natürlich haben Schröder-Fischer&Co sich aus abgehobener Dummheit und Eitelkeit geweigert, das zur Kenntnis zu nehmen obwohl die Hinweise darauf vorlagen und haben mit Griechenland die Eurozone gestartet.

          Ich sehe hier nicht nur eine Verantwortung des Insolvenzlers, sondern eben auch eine Mitverantwortung der anderen Beteiligten, die den Insolvenzler sehenden Auges in die Überschuldungsfalle rennen lassen. Entsprechend sollten den Schaden daraus auch alle Seiten angemessen tragen.

          • Es geht mir nicht nur um die Betrügerein, sondern auch die Aggressionen gegenüber Deutschland und zwar über Jahre hinweg. Die Griechen sollen ordentlich leiden, von mir gibt es keinen Cent an Spende.

      • Der Stopp der Zahlungen ist eine Reaktion auf die Ankündigung von Griechenlands Premierminister Tsipras, die Griechen in einem Referendum am 5. Juli über das Sparpaket abstimmen zu lassen. Seine Partei will die Wähler auffordern, mit “Nein” zu stimmen.

        DAS muss augenblicklich unterbunden werden! Was erlaube Griechenland!!? Zum Glück gibt es die EZB, die auf die Spielregeln der „freien Marktwirtschaft“ verweist. Für dermassen viel Freiheit muss jetzt mal ein paar Jahre gehungert werden.

        Das internationale Finanzsystem ist am Arsch. Schuld sind selbstverständlich die Sozialisten. Wer denn sonst? Und der Kulturmarxismus!

        • @ Peter

          Tja, das neue Glamourpaar der Linken erweist sich als präpotente Rohrkrepierer.

          Was übrigens nicht anders zu erwarten war.

          Wenn es jemals ein Land auf der Erde gab, dessen Misere zu 100% selbst verschuldet ist, dann ist es Griechenland.

          Eine dysfunktionale Gesellschaft seit der Neugründung.

          Nepotismus in Reinform, chronische gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen der extremen Linken und Rechten, Organisationschaos, komplette Unfähigkeit zur Selbstkritik und unendliches Anspruchsdenken.

          C´est la vie.

        • Die EU hatte 2013 einen öffentlichen Schuldenstand von rund 11.4 Billionen. Davon entfallen rund 318.7 Milliarden auf Griechenland, was einem Anteil von etwa 2.8 % entspricht. Ohne Griechenland sind es immer noch 11 Billionen (wenn wir die Daten von 2013 zugrunde legen).

          Jetzt könnte man mal fragen, wem denn die rund 11 Billionen geschuldet sind. Oder ob für diese fiktiven Guthaben ein tatsächlicher Gegenwert vorhanden ist.
          Diese Krise ist systemimmanent. Die fiktiven Guthaben sind zu einem grossen Teil die Differenz zwischen der Kreditverzinsung und der tatsächlichen Produktivitätssteigerung. Im Kapitalistenjargon heisst das, das Geld hat nicht genug gearbeitet. Also ist das Geld schuld.
          Oder doch der Olivenbauer in Griechenland?

          Die Verblödung durch die andauernde Kapitalistenpropaganda schreitet voran. Es besteht kein Zweifel, Propaganda wirkt.

        • Das internationale Finanzsystem hat den griechischen Staat nicht gezwungen, sich bis über beide Ohren zu verschulden. Die Mitgliedschaft im Euro und niedrige Zinsen waren aber wohl zu verlockend für die griechischen Politiker. Man konnte Geld ausgeben, ohne dem Volk die Rechung in Form von Steuererhöhungen präsentieren zu müssen. Der Olivenbauer hat da genauso viel Schuld wie der Reedereibesitzer und der Politiker. Das Problem ist hausgemacht.

          Das internationale Finanzsystem ist in der Tat im Arsch, und die Politker, die Staatsverschuldung und billiges Geld propagieren, dürfen sich die Schuld mit den Banken teilen.

  2. 1. Die Griechen treten aus dem Euroraum aus.

    2. Griechenland erklärt den Bankrott und einigt sich mit den Gläubigern.

    3. Die Bedürftigsten bekommen von Europa humanitäre Nothilfe.

    4. Griechenland stellt mit Hilfe der EU ein vernünftiges Steuersystem auf.

    5. Griechenland rappelt sich wieder auf.

    6. Die Verhältnisse normalisieren sich langsam.

    • @David

      Das wäre vielleicht der beste Weg. Ein Staatsbankrott hat ja auch schon anderen Ländern geholfen. Allerdings stellt sich da die Frage, ob das in einem europäischen Geflecht so ohne weiteres umsetzbar ist. Griechenland erhält ja auch einiges an Geldern aus Fördertöpfen.
      Wäre die Frage, ob man das dann voll beibehält in einem Bankrott.

      Und auch ein vernünftiges Steuersystem wird nicht einfach: Korruption und Steuerhinterziehung ist stark verwurzelt in der griechischen Kultur. Wäre interessant, wie man so etwas aufbricht.

      • Indem man die Superreichen hart anpackt und mit Notrecht teilweise enteignet (im Moment fühlen sich die vielleicht zu Recht völlig sicher). Dann merkt die Bevölkerung, dass nicht nur sie bluten müssen.

      • Die EU ist nicht zuletzt eine Solidargemeinschaft. Wenn die ein Mitglied kaputtgehen läßt, war’s das mit der Gemeinschaft.

        Ein gutes Steuersystem aufzubauen geht nicht über Nacht; daran wird aber kein Weg vorübergehen. Nur wird man diesen Weg nicht einschlagen können, wenn die Demokratie aufgrund von Geldmangel wankt.

        • Ja, natürlich! Betrügereien und Schuldentricksereien sind ja gerade in der EU an der Tagesordnung. Aber deswegen eine ganze Bevölkerung bluten lassen? Die EU hat mal die Politik gefahren, im Zweifelsfall lieber fünfe gerade sein zu lassen und Staaten in Richtung Demokratie zu helfen. Warum nicht auch hier mit einem Aufbau eines ordentlichen Steuersystems?

        • @ Graublau

          „Warum nicht auch hier mit einem Aufbau eines ordentlichen Steuersystems?“

          Meinst du nicht, dass wurde der griechischen Regierung schon angeboten?

        • @ GrBl

          Und nun? Erstmal müsstest Du belegen, daß man „eine ganze Bevölkerung bluten lassen“ will und weiter würde man bei Deinem Weg, so denke ich, ganze Europa verbluten lassen. Denn warum sollten sich andere Staaten denn dann noch anstrengen, wenn es doch eh Geld aus Brüssel gibt? Kann einem ja nix passieren?

          Die griechische Regierung WILL nicht und setzt eben auf solche Europäer wie Dich.

        • Die Faulheits-These wird immer gerne angebracht, ich gebe aber zwei Sachen zu bedenken:

          1. Nicht alle Griechen sind gleich. Selbst wenn Steuerhinterziehung oder „Umschlag reichen für Behördengänge“ gang und gäbe sind, gibt es mindestens immer noch eine junge Generation mit wenig Kohle, der gerade wegen der Korruption viele Wege verschlossen bleiben. Will man die verprellen? Will man mit denen nicht ein besseres Land bauen?

          2. Ich halte das Modell vom homo oeconomicus, dem es egal ist, ob er das Geld für Arbeit oder für lau bekommt, für falsch. Die meisten Menschen sind lieber aktiv und wollen etwas aus eigener Kraft schaffen. Es wird immer einige geben, die sich durchschummeln – die bekommt man aber auch nicht mit den härtesten Gesetzen zu packen und die zu jagen erzeugt einen höheren Aufwand als Nutzen. Ich würde mich stattdessen auf die guten Leute konzentrieren und mit denen etwas machen.

          Ein ganzes Land zu Faulpelzen und Betrügern zu erklären wird wohl kaum die Stimmung erzeugen, dass die Leute plötzlich sagen: Oh stimmt, Ihr habt ja recht. Generalverdacht schweißt nur mehr zusammen, was nicht zusammengehört.

        • „Nicht alle Griechen sind gleich. Selbst wenn Steuerhinterziehung oder “Umschlag reichen für Behördengänge” gang und gäbe sind, gibt es mindestens immer noch eine junge Generation mit wenig Kohle, der gerade wegen der Korruption viele Wege verschlossen bleiben. Will man die verprellen? Will man mit denen nicht ein besseres Land bauen?“

          Diese Fragen müsste man eigentlich den älteren Griechen stellen.

          „Ich halte das Modell vom homo oeconomicus, dem es egal ist, ob er das Geld für Arbeit oder für lau bekommt, für falsch. Die meisten Menschen sind lieber aktiv und wollen etwas aus eigener Kraft schaffen.“

          Das hindert sie aber nicht daran, zusätzlich auch Geld für lau zu bekommen. Und „aktiv“ und „aus eigener Kraft schaffen“ bedeutet nicht, dass dies auch zur Wirtschaftskraft des Landes beiträgt.

          „Es wird immer einige geben, die sich durchschummeln – die bekommt man aber auch nicht mit den härtesten Gesetzen zu packen und die zu jagen erzeugt einen höheren Aufwand als Nutzen. Ich würde mich stattdessen auf die guten Leute konzentrieren und mit denen etwas machen.“

          Das Problem ist, dass du damit falsche Anreize setzst. In einer Kultur des Durchschummelns wie der griechischen werden selbst die guten Leute korrupt, weil sie sonst schlechter dastehen als der Rest.

          „Ein ganzes Land zu Faulpelzen und Betrügern zu erklären wird wohl kaum die Stimmung erzeugen, dass die Leute plötzlich sagen: Oh stimmt, Ihr habt ja recht. Generalverdacht schweißt nur mehr zusammen, was nicht zusammengehört.“

          Ich denke, die Griechen wissen ganz genau, was bei ihnen falsch läuft, nur hat eben keiner einen Anreiz, etwas zu ändern. Ein Gefangenen-Dilemma.

          • Ja, es ist in der trat ein gefangenendilemma: solange alle defect gegenüber den Staat spielen lohnt es sich nicht ehrlich zu sein. Wurden alle ehrlich sein, würde es sich nicht mehr lohnen zu betrugen, das Risiko wäre zu hoch

        • Eben, der Hinweis auf das Gefangenendilemma ist wichtig, gilt auch für die Länder der III. Welt. Jeder sucht eine optimale Lösung für sich allein, und deshalb kommt eine Lösung für alle nicht zu stande. Während die Gelder rüberkamen und alles gut lief in Griechenland hat sich niemand über die Korruption beschwert. Eigentlich genau wie in Afrika, nur können die Griechen keine Boote besteigen um ihrer Situation zu entkommen.

  3. Did feminism cause the Greek debt crisis?

    “…The number one issue affecting the Greek budget is pensions. Greece has a mind-boggling pension obligation to over 2M citizens in a country of only 11M. Almost one in five Greek citizens are dependent on the state for an income (18%). …

    …the average age of retirement for Greek men is 63, and for women it is 59. Greek men, on average live 77 years, and Greek women 83 years (2014). This means, on average, Greek men are entirely dependent on the state for 14 years, and Greek women for a full decade longer – 24 years. …

    …And, just like in every other Western nation, those women didn’t head down into the sewers, or to the shipping yard or the steel mills or the mines. They headed for government funded, air-conditioned offices where their shoes wouldn’t get icky, their hair wouldn’t get mussed and they had an abundance of perks and benefits. …

    … And again, just like in other similarly developed countries, women work fewer hours and easier jobs with fewer responsibilities, and Greek feminists whine ferociously that women’s choices should be ignored and strict equality of outcome enforced. …

    … Rather than support women’s desires to work less, enjoy life more, and remain dependent on men rather than the state, Greece has created an economic disaster, cheered on by their local feminists, who see nothing wrong with women being dependent on the state for 24 years of their life because they don’t seem to grasp that the state needs taxpayers to fund women who won’t work and retire early. In effect, Greek women are expecting German men to support them. Using innocuous terms like “creditor” disguises the fact that creditors are other taxpayers in other Eurozone countries.

    Greece is the canary in the coal mine. Many Eurozone countries are on the same pathway – agreeing to fund women who work fewer hours and live much longer than men, in the misguided name of “equality” and feminism. …

    …In every developed nation on earth, men work longer hours in paid employment than women. This is the so-called “wage gap”. Gee, men get paid more because they work more? Who knew? Men are also the builders, creators, innovators, and generators of wealth. Women tend to work at jobs that consume the income men have produced rather than producing any income of their own. And women live longer than men. Gosh, that couldn’t be because having men pay your bills results in a less stressful, happier life overall? … ”

    http://judgybitch.com/2015/06/18/did-feminism-cause-the-greek-debt-crisis/

    • Tsipras droht nicht, er stellt fest.

      Geht das Ergebnis anders aus, als er den Willen des Volkes einschätzt, so kann er das Volk nicht mehr vertreten.

      Das ist nur logisch.

      Ein Demokrat also.

      So etwas wäre bei Merkel undenkbar.

  4. Mir kommt jedenfalls die Berichterstattung in den Medien über Griechenland weiterhin sehr einseitig vor. Darum meine Empfehlung, von der ich mich inhaltlich genau wie auch von allem dazu aus den Mainstreammedien zwar distanziere, die ich aber für lesenswert halte:

    http://www.nachdenkseiten.de

    besonders:

    http://www.nachdenkseiten.de/?p=26591

    http://www.nachdenkseiten.de/?p=26585

    http://www.nachdenkseiten.de/?p=26577

    http://www.nachdenkseiten.de/?p=26572#h01

  5. Ich habe nun die Kommentare nur überflogen, und die aktuelle Situation in Griechenland bei bereits an anderer Stelle beschrieben (https://erzaehlmirnix.wordpress.com/2015/06/29/bundesjugendspiele/comment-page-1/#comment-36664)

    aber nachdem es hier tatsächlich um das Thema gehen soll:

    Ich habe den Eindruck, dass den ganzen Scheiß keiner Ernst nimmt. Ich finde Christians Spieltheorie-Theorie super, und ich denke, dass es das recht gut zusammenfasst: Die machen da gerade Schwanzvergleich, und Frau Merkel gewinnt den sicher nicht.

    Ich habe jedenfalls gerade ohne Probleme 500 Euro aus einem ATM bekommen, und sollte es hart auf hart kommen, sollte das ausreichend viel Geld sein, um es mit etwas Sand und Wasser zu einem Totschläger zu rollen, ein Boot zu stehlen und in die Türkei zu kommen. Ist ja recht nah.

    Grüße aus Rhodos.

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