Er hat eine (Fern-)Beziehung, daneben eine Vielzahl von sexuellen Kontakten mit anderen Frauen. Dass er nebenher Sex mit anderen Frauen haben wird und sie auch Sex mit anderen Männern haben kann macht er allen Beteiligten immer sehr deutlich.
Am Morgen nach einer Party sitzen wir mit einer Gruppe beim Frühstücken. Nachdem seine Freundin gefahren ist nutzen die anwesenden Frauen die Gelegenheit, im ins Gewissen zu reden/ihrem Ärger Luft zu machen.
Mädchen1: „Du hast eine so nette Freundin, wie kannst du die nur immer wieder betrügen?“
Er: „Ich betrüge sie nicht, ich habe ihr ja gesagt, dass es nichts exklusives ist“
Mädchen2: „Ach was, die hofft natürlich, dass du es aus Liebe zu ihr sein lässt und macht sich Hoffnungen, dass ihr heiratet!“
Mädchen1: „Genau, Frauen machen sich da immer Hoffnungen, die hältst du damit nur hin, obwohl du gar nicht die Absicht hast, dass einzustellen! Du bist ein Schwein!!“
Er: „Meine Freundin hat letztes Wochenende auch mit einem anderen Mann geschlafen“
Mädchen1: „Äh…. also… dann, also dann ist es schon was anderes, ich mein, wenn sie es selbst macht…“
Mädchen2: „Ja, also sie schläft mit dem? Und du findest das okay?“
Er: „Klar, ich habe doch gesagt, dass wir sexuell nicht exklusiv sind“
Mädchen2: „Liebe ist das dann aber auch nicht…“
Das Grundmodell „Frauen entwickeln häufig eher Beziehungswünsche, wenn man länger miteinander schläft“ halte ich im Schnitt für durchaus zutreffend. Es ist aber natürlich sehr Situationsabhänig. Bei der klassischen Fuckzone wird sie häufig einen geringeren Partnerwert haben, den er für Sex okay findet, für mehr nicht. Bei einem „Casanova“ wie in dem Beispiel oben ist es wahrscheinlich auch häufiger der Mann, der es nicht aufgeben will, mit vielen anderen Frauen zu schlafen, wenn es natürlich auch Frauen gibt, die das wollen. Andererseits kann eben auch der Mann froh sein, überhaupt eine passende Frau gefunden zu haben, während der Frau durchaus bewusst ist, dass für sie Leute, die mit ihr schlafen wollen, leicht zu finden sind.
Insofern ist die Wertung der Frauen im Grundsatz nicht falsch, sie verallgemeinern allerdings etwas zu stark. Wobei: Seine Beziehung hat danach auch nicht mehr so lange gehalten, was allerdings auch kein Problem war, da er bald eine neue Freundin hatte – für ihn sprachen seine vollkommene Ergebnisunbekümmertheit („outcome indifference“) und das er durchaus charmant und frech sein konnte – Game eben.
Viele Frauen haben ihm aber auch einen Korb gegeben, weil er eben offen kommuniziert hat, dass er in einer Beziehung nicht exklusiv ist und sich die meisten Frauen das nicht vorstellen konnten.
Ich fand es trotzdem lustig, wie ihm die Mädchen die Leviten lesen wollten und dann plötzlich stoppen mussten, weil er nicht ihrem Schema entsprach. Das hätten sie einer so netten Frau wie seiner Freundin nicht zugetraut.
Gerade Frauen finden denke ich so etwas häufig falsch und gehen davon aus, dass der Mann in einer solchen Situation ausnutzen muss. Es findet sich auch in solchen Überlegungen wie aus der amerikanischen Rape Culture Theorie, nach der ein Mann, der mit einer betrunkenen Frau Sex hat, auch dann dafür verantwortlich ist, wenn er selbst betrunken ist und sie also auch mit einem betrunkenen Sex hatte.
Der höhere und eher auf Casual Sex ausgerichtete Sexualtrieb des Mannes führt dazu, dass diesem mehr Verantwortung zugewiesen wird und er einplanen muss, dass Frauen eigentlich keinen Sex wollen. Im Zweifel lieber lassen, weil Frauen eben anders sind.
Im Gleichheitsfeminismus benennt man diese Andersartigkeit natürlich nicht wirklich, man würde es wohl eher verschleiern, als soziale Konstruktion, die ausnahmsweise nicht zu dekonstruieren, sondern zu respektieren ist.