Dicke Männer, dicke Frauen und Schönheit

Erzählmirnix schreibt einen guten Artikel zu Magerwahn und Schlankheitsterror. In dem geht es darum, dass wir hier schon deutlich abgestumpft sind und „dick“ eigentlich bereits früher beginnt.

In der Kommentardebatte geht es dann unter anderem auch darum, warum sie das gerade nur an Frauen erläutert. Der Grund ist aus meiner Sicht recht einfach: Gerade bei Frauen gibt es Gegenbewegungen, die „fülligere Formen“ als schön darstellen wollen und Schlankheit abwerten.

Kommentator Ole erläutert das dort noch einmal sehr passend:

So wie ich das sehe ist aber EZMs Artikel nicht in Mandarin verfasst, und da geht es um SYSTEMATISCHE Verharmlosung und einen medialen Diskurs, der Übergewicht speziell bei Frauen normalisiert. Genau darüber regt sie sich zurecht auf. Sie sagt sogar ausdrücklich, dass es sie nicht stört wenn jemand Übergewicht hat und sich damit wohl fühlt. Sie gibt auch nicht DEN FRAUEN die Schuld, sondern den Medien und der dahinter stehenden Ideologie (Fat-Acceptance)

Wie will man diesen Artikel geschlechtsneutral machen? Wo ist die maskulistische Fatacceptance-Bewegung? Wo sind Kampagnen a la Brigitte oder Victoria Secret mit “echten” (übergewichtigen) Männerkörpern? Wo werden in Kolumnen normalgewichtige Männer mit Magersucht in Verbindung gebracht? Wo wird über normalgewichtige Männer gelästert (höchstens mal, dass es an Muskeln fehlt), wo wird im Zusammenhang mit Männern hysterisch von allgemeinem “Schlankheitswahn” fabuliert?
Eine solche Ideologie gibt es bei Männern nicht, und genau daher ist es auch kein geschlechtsneutrales Thema.

Wenn beim Thema “Date Rape mit KO-Tropfen” ein Maskulist um die Ecke kommt und sagt, dass dies ja auch schon Männern passiert sei und das Thema daher völlig geschlechtsneutral zu betrachten, wird er für dieses “Derailing” ja auch zurecht von euch an die Wand genagelt. Denkt mal drüber nach.

Und:

Fat-Acceptance ist eine Ideologie, die von Frauen ausgeht und sich an das weibliche Subjekt richtet. Das Phänomen, dass bei Männern Übergewicht bejubelt wird und ständig Abgrenzungen zu krankhafter Schlankheit und Magersucht gezogen werden, um Übergewicht zu legitimieren, gibt es nicht. Es wird allenfalls nicht so ein Bohei um Gewicht und Figur gemacht, Übergewicht meinetwegen auch verharmlost, aber es findet nunmal keine systematische Normalisierung adipöser Körperformen statt durch eine Ideologie, wie sie im Artikel beschrieben wird.

Es gibt eben keinen ernst gemeinten Spruch, der etwas vergleichbares wie „Echte Frauen haben Kurven“ behauptet und dabei gewichtigere Männer vor Augen hat.

Allenfalls gibt es einige Veralberungen dieses Motivs:

Real men have Curves

Real men have Curves

Real men have curves

Real men have curves

real men have curves

real men have curves

Die meisten Frauen werden insofern bei einem Mann mit Bauch nicht von einem absolut heißen Typen sprechen und seinen Körper unabhängig von seiner Person als super sexy bewerten. Sie sind sich durchaus einig, dass auch in diesem Bereich der Waschbrettbauch sexier ist als die Kurve eines Bauchs.

Natürlich haben Frauen insofern Vorteile, weil große Busen durchaus ihre Fans haben und dickere Frauen das Glück haben können, dass sich das Fett an der richtigen Stelle ablegt. Und natürlich gibt es auch Männer, die dickere oder sogar fettere Frauen vorziehen.

Dennoch muss ein Mann um allein durch seinen Körper aufzufallen, wohl eher groß, sportlich und schlank sein. Eher dürfte der typische sexy Mann einen deutlich niedrigeren Körperfettanteil haben, damit man seine Bauchmuskeln besser sieht, als eine gut aussehende Frau.

Ein Lied wie „all About that Bass“ ist über Männer eher nicht zu erwarten:

Insofern ist das Schönheitsideal für Männer eher härter als für Frauen: Um zumindest ausgezogen gut auszusehen müssen sie nicht einfach nur schlank sein, sie müssen üblicherweise auch noch recht viel Sport machen. Für Frauen ist es insofern härter, weil sie mit mehr Schönheit wesentlich mehr Vorteile gewinnen als Männer.