Das Schweigen des Feminismus zum Familienrecht

Es ist interessant, wie wenig sich der Feminismus mit dem Familienrecht beschäftigt. Man sollte meinen, dass es einer der Kernpunkte feministischer Betrachtung ist und sich auch hier gerade die Unterdrückung der Frau durch den Mann/das Patriarchat/die hegemoniale Männlichkeit nachweisen lässt. Eine gute Grundlage für viele feministische Artikel also.

Hier müsste eigentlich einiges zu Unterhalt, Zugewinn und Versorgungsausgleich geschrieben werden und diese Konstrukte ebenso wie das Sorgerecht und das Umgangsrecht in die Machtstrukturen eingeordnet werden.

Natürlich ist das etwas komplizierter und soweit ich weiß sind diese Bereiche, obwohl das ja eigentlich für eine Bewertung der Lage von Mann und Frau durchaus einen Bezug hätte, nicht Teil etwa des Bereichs Gender Studies. Das erforderliche Spezialwissen ist auch ein Grund dafür, warum darauf auch seltener auf männerrechtlichen Blogs vertieft eingegangen wird.

Ich würde mal vermuten, dass man in einem Feminismus im wesentlichen zwei verschiedene Sichtweisen hätte

  • Das Familienrecht ist ein wohlwollender Sexismus zu Lasten der Frau, der dadurch, wenn sie sich auf eine Ehe mit einem Mann einlässt, eine Beteiligung an dem Einkommen des Mannes zugesagt wird. Dadurch wird sie aber gleichzeitig indirekt in die klassische Rolle der Hausfrau gedrängt, die sie von einem eigenen Einkommen und auch von Machtpositionen abschneidet und damit zu einer (gewollten) Abhängigkeit der Frau von dem Mann führt. Diese Regelungen sind damit Sexismus gegen die Frau
  • Solange die Frau diskriminiert wird muss ein gerechter Ausgleich dafür erfolgen und insbesondere auch ihre Arbeit in der Familie als Wert erfasst werden. Würde man den Frauen insoweit Unterhalt, Zugewinn etc abschneiden, dann würde die Abhängigkeit vollkommen sein und ihre Arbeit wertlos. Demnach kann den Frauen in einer patriarchischen Gesellschaft dieses Recht an Teilhabe des Erfolgs der gemeinsamen Arbeit oder auch ein Ausgleich für die Kindererziehung nicht genommen werden.

Das kann man auch beides kombinieren: „In der heutigen patriarchalen Gesellschaft hat der Feminismus lediglich Unterhalt etc erkämpfen können, wenn die Gleichberechtigung erst abgeschlossen ist, dann werden Frauen gleichberechtigt arbeiten und gleich viel verdienen und die Reproduktionsarbeit gleichmäßig zwischen den Geschlechtern verteilt sein. Dann wird es auch keine Notwendigkeit für Zugewinn, Unterhalt etc geben.“

Würde mich interessieren, ob man die Positionen irgendwo tatsächlich finden kann oder gebenenfalls andere.