Bitte Weihnachten nicht normalisieren und schon gar nicht zeigen, dass man glücklich ist

Zwar auf die Adventszeit bezogen, aber auch an Weihnachten noch gut verwertbar: Der Weihnachtsartikel der Mädchenmannschaft.

Werbekataloge und -kampagnen erinnern daran, dass ALLE ihren Herzensmenschen zeigen sollten, welchen Stellenwert sie in ihrem Leben haben. Wenn schon nicht durch Schmuck, dann wenigstens durch ein Los für irgendwelche dubiosen Lotterien. Oder was Selbstgebasteltes. Yeah, DIY! Als ob alle, die kein Geld haben, automatisch Zeit und Zugang zu Material hätten, um sich easypeasy und SUPERgünstig edgy Geschenkideen auszudenken.

Oder Adventskalender. Schlimmer als Pärchenbilder sind auf Instagram nur die morgendlichen Dokumentationen der jeweiligen Türchen-Inhalte. Schön für dich, dass du viele Freund_innen hast, die sich die Zeit nehmen können, dir so etwas Aufmerksames zu basteln. Ich meine es nicht ironisch, wirklich. Das ist richtig cool und wenn ich ehrlich bin, hätte ich auch nichts gegen Geschenktüten in täglicher Ration, fast einen Monat lang. Es ist auch völlig okay, sich darüber zu freuen.

Was nicht okay ist, ist durch vermehrte mediale Inszenierung das Feiern von Weihnachten und das Besitzen schöner Adventskalender zu normalisieren. Das Prinzip kennen wir schon von Reproduktion von Heteronormativität durch Hetenperformance allerorts. Wenn ich überall sehe, dass dieses westliche, kapitalistische, klassistische Fest gefeiert wird, dann denke ich erst mal: Das muss so sein, dass machen alle™ und ich bin ganz schön komisch, wenn Christmas-Feels für mich Aversion und Apathie bedeuten.

Klassischer poststrukturalistischer Feminismus. Zeigt mal wieder sehr gut, dass nahezu alles, was man irgendwie in Verbindung damit bringen kann, dass es jemanden gut geht, von Feministinnen als etwas angesehen werden kann, was man besser für sich behält, weil es andere daran erinnert, dass sie nicht glücklich sind  oder zumindest in diesem Bereich keine Glücklichkeit erlangen können.

Vermutlich ist das der eigentliche Grund, warum der Feminismus trotz aller Friedfertigkeit und der gestiegenen Gleichberechtigung in allen Bereichen noch immer von bizarren Unterdrückungsszenarien ausgeht: Darzustellen, dass man nicht unterdrückt wird, ist eine Normalisierung der Nichtunterdrückung und damit ein Affront gegen alle, die sich unterdrückt fühlen.

Also bitte allesamt nicht fröhlich sein. Nichts für andere machen und das nach außen zeigen. Keine Babies oder Kinder in der Öffentlichkeit zeigen, keine Küsse mit dem Partner, dass wäre ja Hetenperformance.

Und auch nicht zeigen, dass man Freundinnen oder Freunde hat. Oder das man ein bestimmtes Fest, welches in der eigenen Kultur fest verwurzelt ist, feiert. Nichts zeigen. Die Mauern höher machen. Neutrale Gesichtsausdrücke. Es soll ja keiner merken, dass es einem besser geht.

Denn wenn keiner merkt, dass es anderen gut geht, dann kann sich auch keiner schlecht fühlen.

So kommt Glück in die Welt.