Was dem Feminismus das Patriarchat ist, ist dem Maskulismus der Staatsfeminismus

Das Patriarchat (oder seine Abwandlungen wie hegemoniale Männlichkeit oder Phallokratie) hat im Feminismus die Funktion, ein hinter allem stehendes Gebilde zu sein, welches erhebliche Lücken in der eigenen Argumentation schließt. Wenn man nicht begründen kann, wer wie was macht, damit Frauen unterdrückt werden, dann kann man einfach auf das Patriarchat verweisen.

Dazu schrieb ich schon einmal in dem Artikel „Patriarchat: Definition und Funktion„:

Meines Erachtens erfüllt das Patriarchat insbesondere die Rolle eines Feindbildes im Feminismus. Es ist eine alte Regel, dass ein Feind, der nicht greifbar und nicht bekämpfbar ist, am besten geeignet ist um die Reihen zu schließen und eine Gruppenidentität zu schaffen. Den ein imaginärer Feind kann beliebig negativ aufgeladen und schlecht gemacht werden. Er kann auch beliebig bedrohlich sein, weil es ihn ja gar nicht gibt. Das Konzept des Satans oder der bösen Geister hat in der Religion oder Spiritualität eine ähnliche Funktion.

Die gleiche Funktion scheint mir der „Staatsfeminismus“ (auch in seinen Abwandlungen als allmächtiger Feminismus, femizentrische Gesellschaft oder die Schlechtligkeit der Frauen etc) für viele ebenfalls zu übernehmen. Die tatsächliche Ursache einer gesellschaftlichen Regelung muss nicht mehr nachvollzogen werden, es ist schlicht der Staatsfeminismus etc. Damit schafft man sich ein bequemes Feindbild, dessen Macht man an die Wand malt.

Dabei kann dieser Feminismus, der als allmächtiger Geist über allem schwebt, anscheinend beliebige Gruppen (außer dem aufrechten Männerrechtler) steuern, ebenso wie das Patriarchat dies umgekehrt kann. Wer dies nicht einsieht ist eben einfach geblendet oder weigert sich die Realität einzusehen. Das sind klassische Immunisierungsstrategien, die recht einfache Argumentationen zulassen, aber oft tatsächliche Gründe verbergen.

In diese Mittel sollte man nicht verfallen, sondern stets schauen, welche Mechanismen hinter den Vorgängen stehen und wie die Interessen der Einzelpersonen sind. Das Unterstellen einer „feministischen Verseuchung“ die alles steuert, ist nicht sehr seriös. Das bedeutet nicht, dass man in diesem Zusammenhang nie von einem Einfluss des Feminismus ausgehen darf.

Aber sie zu einem allumfassenden Gespenst aufzublasen, welches einer Begründung als ursächlich für einen Vorgang enthoben ist, das ist zu einfach.