Die Auflösung der Familie etc in der Moderne

Gerade in konservativen Kreisen wird gerne angeführt, dass die Gesellschaft zu individuell und zu auf sich bezogen ist und dabei die „klassische Familie“ beschädigt wird. Gerne wird dies auch „dem Feminismus“ oder gar dem „Staatsfeminismus“ zugerechnet, der diese zerstören will.

Meiner Meinung nach ist dies allerdings eine Entwicklung, die relativ zwangsläufig aus bestimmten Faktoren stammt, die entsprechende Strategien einfach ein ich würde eher sagen, dass wir einfach eine Gesellschaft haben, in der Kooperation weit weniger zwingend ist für die Geschlechter als früher.

Wenn man davon ausgeht, dass die Familie evolutionäre eine Gemeinschaft war, die dazu diente, die hohen Kosten der sehr unselbständigen Menschenkinder und den Umstand, dass Menschen eher auf Qualität ihrer Kinder setzen (durch Ausbildung etc) als auf reine Quantität, dann war es einfach lange so, dass die Geschlechter gar nicht anders konnten als zusammen zu sein und eine langfristige Bindung einzugehen.

Mittel dazu waren der Sexualtrieb, die Arbeitsteilung, der hohe Aufwand der Kinderbetreuung, die gegenseitige Absicherung, die Vatersicherheit etc.

Viele dieser Mittel greifen heute nicht mehr:

  • Wir sind inzwischen so wohlhabend geworden, dass das tägliche Überleben kein Risiko mehr ist. Die medizinische Betreuung ist gut und beide Geschlechter können ihren Lebensunterhalt mit Arbeit verdienen. Über das dabei erzielte Gehalt können dann auch zur Deckung von Betreuungskosten etc eingesetzt werden
  • Verhütung ermöglicht es uns, Sex zu haben, ohne Verpflichtungen einzugehen. Wo vorher das Risiko der Schwangerschaft bestand, kann man nunmehr vergleichsweise sicher sein, dass der Sex folgenlos bleibt. Das senkt die Kosten des Sex, so dass weit weniger Bindung dafür verlangt werden kann. Das wiederum macht andersrum den Preis einer festen Verbindung in gewisser Weise höher. Demnach kann man mit Verhütung die Verbindlichkeit einer Beziehung herauszögern, als Mann sogar noch länger als eine Frau. Die Entscheidung für eine sexuelle Partnerschaft ist heute Abgekoppelt von der Fortpflanzung, diese ist ein weiterer Schritt.
  • Die Anonymität der Gesellschaft macht die Kosten von Fehlverhalten geringer. Man kann insbesondere auch einem Umfeld besser entgehen, dass einem entsprechendes Vorhalten konnte. Trennte man sich früher und enthielt dabei seinem Vater die Kinder vor oder kümmerte sich nicht um diese, dann bestand eine höhere Wahrscheinlichkeit, dass Leute dies einem vorgehalten haben. Heute kann man sich eher beispielsweise vom Freundeskreis oder den Verwandten eines ehemaligen Partners fernhalten bzw. andere eigene Kreise müssen nicht mit diesen in Kontakt stehen. Ehekrisen und Fremdgehen fällt weniger auf, wenn man die Nachbarn kaum kennt und wirken sich bei einer Trennung auch weniger aus, wenn man danach umzieht. Durch gestiegende Mobilität sind seltener die eigenen Familien um einen herum, die auch eine soziale Kontrolle ausüben können.
  • Der Sozialstaat bildet ein soziales Netz, welches einen zusätzlich auffängt und somit eine Trennung erleichtert
  • Regeln wie Unterhalt, Zugewinn, Versorgungsausgleich etc. sichern Frauen einen Teil der in der Beziehung sonst erhaltenen Unterstützung auch ohne diese zu.

Das scheinen mir die wesentlichen Faktoren zu sein.

Ich bin mir recht sicher, dass einige davon kaum rückgängig zu machen sind: Hoher Wohlstand, Verhütung und eine gewisse Anonymität der Gesellschaft führen fast zwangsläufig dazu, dass Partnerbindungen einer anderen Kostenbetrachtung unterliegen.