Wolfgang Wenger stellt, was auch Arne bereits aufgegriffen hat, in seinem Blog die These auf, dass Männer sich nicht für Männer einsetzen, weil sie befürchten, für homosexuell gehalten zu werden.
Homophobie heißt nicht, das Männer Angst vor Homosexualität haben, sondern dass sie Angst haben, als homosexuell zu gelten!!!!
Und wie gelten sie als homosexuell? Wenn sie sich um Männerangelegenheiten kümmern!
Es gibt inzwischen viele Organisationen, die sich für Männer und Jungen einsetzen: Vafk, MANNdat, AGENS, Inclusion (http://www.forum-inklusion.eu/) und nicht zuletzt mein eigener Verein junge(n)welten e.V. (http://www.jungenwelten.de/)
ALLE haben einen Mangel an Unterstützung durch Männer.
Männer labern lieber oder beklagen sich – Hilfe fordern sie von anderen, von Strukturen, von Institutionen, sogar von Organisationen, die Frauen unterstützen!
Männer bezeichnen sich als BABYS, die unterstützt und gefördert werden müssen, wenn man sie auffordert, sich selbst zu organisieren und durchzusetzen. Was SEHR wichtig wäre!!!
Aus meiner Sicht ist der Zusammenhang mit der Furcht für Homosexuell gehalten zu werden, eher dünn. Eher plausibel erscheint mir, dass sie „um Hilfe bitten“ als Zeichen der Schwäche sehen, die sie sich so als Männer nicht eingestehen wollen. Sie wollen nicht als schwach angesehen werden.
Da spielt intrasexuelle Konkurrenz unter Männern, aber eben auch Geschlechterrollen mit hinein. Und darein kann auch wiederum Homophobie im Sinne von Wolfgang hineinspielen, weil schwul sein eben in Verbindung mit „unmännlich sein“ gelesen wird oder jedenfalls als Verstoß gegen die Geschlechterrolle.
Aktiv in dem Bereich zu werden, dass bedeutet eben auch sich angreifbar zu machen. Einer der armen Männer zu sein, die Hilfe brauchen. Das ist ein Verstoß gegen die Geschlechterrollen. Und die meisten Männer haben denke ich gelernt, dass sie sich in der Richtung lieber nicht angreifbar machen.
Ich vermute, dass „Labern und sich beklagen“ einfach in einer anonymeren Form möglich ist als aktive Mitarbeit. Mitarbeit macht einen eher sichtbar und setzt einen daher auch eher Kritik aus. Man kann sich leicht sagen, dass man neben der Arbeit und neben weiteren Bereichen dafür die Zeit nicht hat.
Worin genau besteht die Verletzbarkeit in dem Bereich?:
- Das Fordern von Männerrechten passt nicht dazu, ein starker Mann zu sein (Wirst du armer Mann von Frauen unterdrückt?)
- Es besteht eine starke Tabuisierung dagegen, Frauen „Rechte wegzunehmen“ oder ihnen die Verantwortung zuzuweisen. Es kann als Angriff auf die eigene Beziehung verstanden werden, weil es als Angriff auf Frauen verstanden wird.
- Man ist sehr schnell in der Situation sich rechtfertigen und viel erklären zu müssen – und die Argumente werden schnell auch so verstanden, dass man etwas gegen Frauen hat.
- Der Status von Männerrechtsgruppen ist sehr fraglich: Zu schnell ist man in einer Gruppe, die nicht akzeptiert ist/zu unseriös/zu frauenfeindlich/was auch immer gilt
Vor diesen potentiellen Gefahren flüchten sich Männer anscheinend gerne in ein „es betrifft mich ja nicht„, solange dies möglich ist. Wenn es sie betrifft, etwa bei einer Scheidung, dann wird eher das konkrete Problem gesehen als der große Zusammenhang, also der Kampf um die eigenen Rechte.
Vielleicht wäre es für eine breitere Unterstützung sinnvoll, kleinere Bereiche mit konkreten Fragen abzutrennen und diese als Frage nicht der Benachteiligung darzustellen, sondern als Ausdruck der Gerechtigkeit zwischen den Geschlechtern.
Ich könnte es mir beispielsweise in den Bereichen „Unterhalt“ und „Sorgerecht“ gut vorstellen, dass man dort entsprechende Kampagnen starten könnte, die man als „wir leben in einer emanzipierten Welt, da ist es ganz klar, dass Männer auch das gemeinsame Sorgerecht für ihr Kind haben müssen/dass Frauen selbst arbeiten müssen und Unterhalt beschränkt ist“. Vielleicht wäre es geschickt diese Punkte anhand von bestimmten Fällen, die die Ungerechtigkeit der gegenwärtigen Regelung ansprechen, zB wie hier, aufzuarbeiten, damit es überschaubar und abgrenzbar wird.
Das Narrativ des weiblichen Opfers ist leicht vertretbar. Es ist bekannt, es passt zur ohnehin bestehenden Rolle, es ist leicht abstrakt forderbar. Männer fühlen sich denke ich eher unwohl, wenn sie sich in diese Rolle begeben und suchen dann nach einem Halt, der bei so allgemeinen Themen wie „Jungs werden in der Schule benachteiligt“ oder „Männer werden allgemein benachteiligt“.
Es ist aber jedenfalls eine interessante Beobachtung, dass in vielen der Vereine Männer nur sehr eingeschränkt mitarbeiten und viele Frauen eher aktiv sind. Dazu würden mich Erfahrungen anderer interessieren, die in dem Bereich aktiv sind.